ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

und aus der Ordnung derselben herausgerissen werde! Diese Weltordnung ohne Murren anerkennen, sich vor derselben in Demuth beugen, das Unglück wie das Glück dankbar aus ihrer Hand nehmen, das heißt from m sein, das ist christliche Weisheit, christliche Ergebung, christlicher Glaube; denn der Glaube ist nichts anderes als unsere zitternde Hand vertrauensvoll in Gottes starke Rechte legen.

Doch fragen wir nun: was soll uns die heutige Heimsuchung lehren? Es liegen darin zwei Mahnungen an uns Alle, und ich denke, ihr werdet es mir zu gut halten, wenn ich euch dieselben noch kurz ans Herz lege.

Die erste Mahnung lautet: Seien wir ernst bei dem Ernst der Zeit! Es müßte Einer entsetzlich leichtsinnig sein, wenn er einem solchen Leichenzuge hätte folgen können, ohne zu beherzigen: Wache, denn du weißt weder Zeit noch Stunde, da der Herr kommt! An einem Sonntagmorgen ist der unglückselige Vergnügungszug abgefahren. Ich will gern dem Volk, dem Arbeiter, wenn er sich sechs Tage lang müde gearbeitet hat, seine Erholung, seine Freuden gönnen. Aber den ganzen Sommer hindurch jeden Sonntag, den der liebe Gott gibt, nur der Kilbe, nur dem Tanze leben, - das ist denn doch zu viel. Soll das Volk nicht verkommen, so muß es seinen christlichen Sonntag wieder haben. Werden wir ernst in ernster Zeit!

Die zweite Mahnung ist ein Aufruf an unsere Nächstenliebe. Ich habe in diesen Tagen Manchen sagen hören: Gottlob, daß ich nicht dabei war! Gottlob, daß ich verschont wurde! Wohlan, dieser selbstsüchtige Dank muß in die That übergehen. Viele, viele Familien sind schwer betroffen; ich denke z. B. an jene verwaisten Kinder droben in der Stadt, hüben ein protestantisches Häuflein, drüben ein katholisches, sie alle sind nun unsere Kinder. Jeder unter uns hat ihnen den Vater, die Mutter zu ersetzen. Eines Jeden Pflicht ist es, in die Lücke einzutreten, die der Tod bei ihnen geschlagen hat, und ich bin überzeugt, daß der Samaritersinn unserer Mitbürger sich in schönster Weise und in edlem Wetteifer bethätigen wird. Ja, ihr schwer Heimgesuchten alle, blicket empor über diese Gräber weg zu dem ewigen Gott, dessen Augen über euch offen stehen, der ein Vaterherz hat für euch alle, und so ihr an ihn euch haltet, wird er das Seine und gute Menschen das Ihrige thun.“

Nach Oben schau!

Auf Gott vertrau !

Nach Wolken wird der Himmel blau!

Eine gute Botschaft aus Afrika.

(Kirchenbote.)

Die Blicke der Menschheit sind in diesen Tagen nach Egypten in Afrika gerichtet. Die Engländer suchen dort mit den Waffen ihren irdischen Vortheil und Gott wird es leiten, daß was immer dort geschieht, zur Ausbreitung seines Reiches dienen muß. Sollte es irgend einen Christen kalt `lassen, wenn ein Mann wie der edle und hochgebildete Afrikareisende Stanley die Ueberzeugung ausspricht, daß ein mächtiges Reich im Herzen Afrikas

sich der christlichen Kultur öffnet? Stanley thut dies in Bezug auf das Reich Uganda, das am Viktoriasee unter dem Aequator liegt, 360 geogr. Meilen lang und 50 breit. Dessen Kaiser, Namens Mtesa, hat Stanley besucht und schreibt über ihn in sein Tagebuch: „Wenn Mteja zu rechter Zeit von tugendhaften Menschenfreunden unterstügt wird, so wird er mehr für ZentralAfrika thun, als ein 50 Jahre andauerndes Predigen des Evangeliums ohne Beihilfe einer solchen Autorität bewirken kann. Ich glaube in ihm das Licht zu sehen, das die Dunkelheit dieser umnachteten Region erleuchten wird. Mit seiner Hilfe wird die Civilisirung des äquatorialen Afrikas ausführbar." Wie es Stanley ansing, diesen Despoten, der sich früher im Blut seiner Sklaven und Weiber gewälzt, für das Christenthum zu er wärmen, zeichnet er in folgenden Worten: „Es wurde allerdings kein Versuch gemacht, ihn mit den Einzelheiten irgend einer besonderen Lehre zu verwirren. Ich malte nur in einfachen Zügen für ihn das Bild des Gottesjohnes aus, der sich für das Heil aller Menschen ohne Ausnahme, der Weißen und der Farbigen, erniedrigt habe, und erzählte ihm, wie er, während er in Menschengestalt einherging, ergriffen und von gottlosen Menschen, welche seine Göttlichkeit verspotteten, gekreuzigt worden sei, und wie er dennoch aus großer Liebe zu ihnen, während er noch den bittern Kreuzestod erlitt, seinen großen Vater gebeten habe, ihnen zu vergeben. Ich zeigte die Charakterverschiedenheit zwischen ihm, den die Weißen liebten und anbeteten, und Mohammed, den die Araber verehrten; wie Jesus die Menschen zu lehren suchte, alle Menschen zu lieben ohne Ausnahme, während Mohammed seinen Anhängern lehrte, daß die Ermordung der Heiden und Ungläubigen eine Handlung sei, für welche sie mit dem Paradiese belohnt würden. Ich überließ es Mtesa und seinen Häuptlingen, zu entscheiden, wer der würdigere, edlere Charakter sei. Ich skizzirte auch in der Kürze die Geschichte des religiösen Glaubens von Adam bis auf Mohammed. Ich hatte auch angefangen, für ihn die zehn Gebote zu überseßen, und Idi, der Schreiber des Kaisers, übertrug die Worte des Gesetzes ins Kiganda (Sprache der Waganda).. Die Begeisterung, mit welcher ich. mich in diese Lehrthätigkeit stürzte, wurde bald Mtesa und einigen seiner vornehmsten Häuptlinge mitgetheilt, welche von dem Interesse für die Religionsgeschichte so in Anspruch genommen worden, daß von andern Geschäften nur wenig gethan wurde. Die politische Burzah und der kaiserliche Gerichtshof war jetzt zu einem traulich stillen Gemach geworden, in welchem nur Moral- und Religionsgeseze besprochen wurden.'

Und die Fortsetzung des guten Werkes denkt und wünscht sich Stanley in folgender Weise: „Ich habe den Islam hier wirklich so weit unterminirt, daß Mtesa von jest an, bis er eines Besseren belehrt wird, beschlossen hat, den christlichen Sabbath ebenso gut zu beobachten wie den mohammedanischen, und die großen Hauptleute haben einstimmig darein gewilligt. Er hat ferner die zehn Gebote des Moses auf eine Holztafel schreiben lassen, um sie täglich durchzulesen, ebenso auch das Vaterunser und das goldene Gebot unseres Erlösers: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Das ist ein großer Fortschritt in Anbetracht der wenigen Tage, welche ich bei ihm geblieben bin, und obgleich ich kein Missionar bin, so möchte ich

doch zu glauben anfangen, daß ich einer werden könnte, wenn solcher Erfolg erreichbar ist. O daß doch aber irgend ein frommer, praktischer Missionar hieher käme! Welch ein Feld, welch eine reife Ernte bietet sich hier dar für die Sichel der Civilisation! Mtesa würde ihm Alles geben, was er nur wünschen möchte Häuser, Ländereien, Rinder, Elfenbein u. s. w., er könnte an einem Tage eine ganze Provinz sein Eigenthum nennen. Aber es ist nicht der bloße Prediger, der hier nöthig ist. Alle Bischöfe Großbritanniens zusammen nebst der klassisch gebildeten Jugend von Orford und Cambridge *) würden durch bloßes Reden mit dem intelligenten Volk von Uganda nichts bewirken. Der praktische, christliche Lehrer ist es, der den Leuten lehren kann, wie sie Christen werden mögen, der ihnen zeigen kann, ihre Krankheiten zu heilen, Häuser zu bauen und den Ackerbau zu verstehen**), der wie ein Seemann an Alles Hand anlegen kann, ein solcher Mann wird hier gebraucht. Wenn ein solcher Mann sich auffinden läßt, so würde er der Erlöser Afrikas werden. Er darf an keine Kirche oder Sekte gebunden sein, sondern muß sich zu Gott und Gottes Sohn und zum Moralgesetz bekennen und wie ein wahrer Christ unsträflich leben, von liberalen Grundsägen, von christlicher Liebe für alle Menschen und frommem Glauben an die himmlische Vorsehung begeistert. Er muß feiner Nation im besonderen, sondern der weißen Race in ihrer Gesammtheit angehören. Solch einen Mann oder solche Männer ladet Mtesa ein, sich zu ihm zu begeben."

Die römische Kirche, wie sie war und ist und bleiben wird. Der Fürstbischof von Breslau hat jüngst etwas äußerst Heilsames verübt. Er erklärte nämlich, daß eine gemischte, durch einen nichtkatholischen Pfarrer eingesegnete Ehe von der römischen Kirche als ein Konkubinat und die daraus gebornen Kinder als unehelich betrachtet werden. Das nennen wir heilsam für Alle die, welche den Kulturkampf anklagen, mit Rom politische Bündnisse schließen und erklären, sie fühlen sich als Protestanten den Katholiken näher verwandt als den freisinnigen Christen. Diesen Allen gegenüber ist es sehr gut, wenn die römische Kirche sich zeigt, wie sie war und ist und bleiben wird. Aber was folgt ist noch besser. In Folge der großen Aufregung, welche darob entstand in den regierenden Kreisen der Konservativen bis an den Thron des deutschen Kaisers - hat der Fürstbischof für gut befunden, seinen Erlaß sozusagen zurückzunehmen, wenigstens zu dispensiren. Das gehört auch zum Wesen der römischen Kirche, daß sie der Macht nachzugeben weiß. Einer schwachen Regierung gegenüber hätte sie die „göttliche Ordnung" durchgesezt, dem deutschen Kaiser weicht sie aus. Nach der römischen Kirche ist Alles verboten und Alles erlaubt je nachdem es ihr zu dienen scheint. Wie antirömisch aber das alte Preußen war, das geht aus einer Cabinetsordre vom 7. Juni 1853 hervor, nach welcher solche evangelische Offiziere, die beim Eingehen einer gemischten Ehe geloben, ihre Kinder der römisch-katholischen Kirche zu weihen, aus dem Heeresdienst entlassen werden.

[ocr errors]

*) Den englischen Universitäten.

**) In dieser Weise trieben einst die ersten Sendboten auch in unserm Volke Mission.

Die Staatspfarrer. Einem Privatmann begegnet es etwa, daß er verspricht, was er nicht halten kann. Das Evangelium mahnt darum Jeden, der einen Thurm anfängt zu bauen, daß er bedenke, ob er ihn auszuführen auch die Mittel habe. Aber daß sogar ein ganzer Staat und zwar der starke preußische Staat dahin käme, seinen Unterthanen ein feierlich gegebenes Versprechen zu brechen, das ist ein ernstes Zeichen der jetzt herrschenden kirchlichen Reaktion. Preußen hat nämlich in den Tagen seines Kampfes gegen Rom ein Gesetz erlassen, welches dem Staate das Recht gab, katholische Pfarreien zu besetzen. Damals haben viele katholische Geistliche auf Grund jenes Gesetzes ein Amt übernommen, und jetzt werden sie zum Lohn dafür, daß sie dem Staat Vertrauen und Gehorsam schenkten, von diesem schnöde preisgegeben und sozusagen verrathen an die katholischen Bischöfe, welche von jenen Staatspfarrern nun einen förmlichen Widerruf verlangen, und den armen Opfern des Friedens mit Rom bleibt nichts übrig als zum Kreuz zu kriechen. Die verstehen jezt das Bibelwort: es ist nicht gut sich verlassen auf Fürsten!

Wie bestimmt und wie feierlich aber jenen armen Staatspfarrern s. 3. der volle und lebenslängliche Schutz des Staates zugesichert worden war, das geht aus folgender Verfügung hervor, die der Oberpräsident von Schlesien noch im Jahr 1876 erlassen hat: „Es ist zu konstatiren, daß der auf Grund des Gesetzes vom 20. Mai 1874 berufene Geistliche als rite bestellter Pfarrer gilt, welcher mit der Berufung in alle Rechte und Pflichten eines Pfarrers eintritt. An der Rechtmäßigkeit der auf diesem Wege erfolgten Stellenbesetzung kann auch eine künftige Wiederbeseßung des bischöflichen Stuhles nichts ändern, vielmehr hat der so berufene Geistliche auch über diesen Zeitpunkt hinaus den vollen Schuß des Staates in seiner Stellung unbedingt zu erwarten (!!) Eine vom Staate anzuerkennende Wiederbesetzung des Bischofsstuhles würde übrigens voraussehen, daß der zum Bischof ausersehene Geistliche den nach dem Gesez vom 6. Dezember 1873 vorgeschriebenen Eid leistet, welcher unter Anderm die Worte enthält: „Ich schwöre, daß . . . ich die Gesetze des Staates gewissenhaft be= obachten will." Von dem neuen Bischof, welcher diesen Eid geschworen hat, wird man voraussehen können, daß er auch das Gesez vom 20. Mai 1874 zu respektiren sich verpflichtet fühlen, d. h. die auf Grund dieses Geseßes er= folgten Besetzungen von Pfarrstellen anerkennen werde. Wollte er diese Kon= sequenz nicht ziehen, die betreffenden Geistlichen, also rite angestellte Pfarrer, nicht anerkennen, so würde er sofort wieder mit den Staatsgesehen in Konflikt gerathen und sich der Gefahr aussehen, seines Amtes auf Grund des Gesetzes vom 12. Mai 1873 entsegt zu werden."

[blocks in formation]

Fünfter Jahrgang.

No 38. Samstag, 23. Sept. 1882.

Schweizerisches Proteftantenblatt

Herausgeber:

Pfr. A. Altherr und E. Linder in Basel, Pfr. Bion in Zürich.

Wir sollen nur nicht in Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden
sei an Jerusalem, Rom, Wittenberg oder Basel, an deine oder eine andere
Person. In Christo allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.
Decolampad an Futher.

Erscheint jeden Samstag. Man abonnirt auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes. Preis halbjährlich franko zugesandt 2 Fr. Wer das Blatt in Basel gratis erhalten will, kann dasselbe in der Buchdruckerei J. Frehner, Steinenvorst. 12, abholen.

[blocks in formation]

Ewige Liebe, du Gnadenhort,

Stürmender Tage sicherster Port,

Wachendes Auge in Nacht und Schmerz,

Fürsorglich treu mitfühlendes Herz:

Nur du machst das Leben mir lebenswerth,
Und was deine Vaterhand mir bescheert,

Sei's leicht oder schwer, es dient mir zum Heil,

Und freudig trag ich dies mein Theil.

Auf d'rum zu Gott, du jagendes Herz!

Trübes Auge, blick himmelwärts !
Hafte nicht an vergänglichem Schein,
Schlage in Gott deine Wurzeln ein!
Er stehet und bleibet, wenn Alles zerfällt
Und in wirbelnden Wogen die Welt zerschellt!
In ihm ruht dein Leben: gib ihm dich hin,
Und aller Verlust wird dir zu Gewinn!

Liebe Orte.

Jeder Mensch hat in Gottes großer weiter Welt einige Stätten, die ihm besonders lieb und werth sind, die in seinem Geiste fortleben, wie von einem höhern Glanze umstrahlt, und zu denen es ihn von Zeit zu Zeit hinzieht mit unwiderstehlicher Gewalt.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »