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mit tritt aber aufs neue die enge Beziehung zwischen Marduk, Weisheit und Wort Gottes klar zu Tage.

Mit dem im A. T. so vielfach erwähnten Salbungsöle wäre in Vergleich zu bringen das Öl Maq. 7, 31 ff., das genannt wird: „helles 5 Öl, reines Öl, glänzendes Öl, das reinigende Öl der Götter, das Öl, das geschmeidig macht die Sehnen der Menschen, das Öl der Beschwörung Eas, das Öl der Beschwörung Marduks“. Marduk ist der Besitzer des „Speichels des Lebens": IVR 29, 1, 37 f.: i-mat bala-tu ku-um-mu, „der Speichel des Lebens ist dein", vgl. Marc. 7, 33; 10 8, 23; Joh. 9, 6.

Wir sehen hier die innigste Verwandtschaft zwischen den von der babylonischen Theologie ausgebildeten Gedanken und dem A. T., dessen Ideenkreis ja auch das N. T. beherrscht. Historisch lässt sich das leicht erklären dadurch, dass der Stammvater des Volkes Israel 15 aus Südbabylonien kam. Dass Marduk ein Hauptgegenstand der priesterlichen Gelehrtenspekulation war, ergibt sich schon aus dem komplizierten System, das über ihn und seinen Vater Ea besonders zum Zwecke der Beschwörung ausgebildet war. In den Hymnen erscheint Marduk oft als „Herr des Himmels und der Erde", als „Herr 20 der grossen Götter" vgl. IVR 29, 1, 15/16. 25 26. 31/32. 45/46 u. s. w. Wenn wir dazu beachten, dass Marduk unter Nebukadnezar geradezu zur Alleinherrschaft erhoben wurde, so haben wir wieder eine historische Erscheinung von grösster Bedeutung.

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Marduk, die in der Welt waltende und als Heiland den Leiden25 den helfende Weisheit so ist er zum unsterblichen Ideal geworden. Und wann immer die siegreiche Frühlingssonne der toten Natur neues Leben einhaucht, wird sie auch in der Menschenbrust die Sehnsucht nach der Quelle unsterblichen Lebens immer wieder finden.

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g) Die Überwindung des Drachen in biblischer

Darstellung.**

Wenn wir uns gegenwärtig halten, was die Überwindung Tiâmats durch Marduk eigentlich bedeutet: Die Besiegung der Mächte der Finsternis und der Zerstörung durch die gestaltende, ordnende und belebende Weisheit, so fallen auf manche Stellen des A. T. interes35 sante Schlaglichter. Die Besiegung der chaotischen Gewalten ist. das Gericht über dieselben. Der alttestamentliche Prophet sieht die Unterdrückungen, die dem Jahve-Volke widerfahren, mit Schmerz nimmt er wahr, dass in der Welt nur zu oft das Recht des

* Zu diesem Absatz vergl. GUNKEL, Schöpfung und Chaos in Urzeit und End40 zeit, Göttingen 1895. Ferner m. Schrift: Sünde und Erlösung nach biblischer und babylonischer Anschauung, Leipzig 1903.

Stärkeren gilt, da weist er hin auf den endlichen Sieg der Weisheit und des Rechtes, indem er die Zeitereignisse in bekannte, allgemein diese Wahrheit illustrierende Bilder kleidet. So wird seine Darstellung von selbst eschatologisch: die Beschreibung des Gerichtes über die Weltmacht geht auf seine Zeit, dabei verwendet er aber 5 Bilder, welche sich wesentlich auf die Endzeit beziehen; so kommt es, dass er in seiner Beschreibung des Gerichtes in letzter Linie das Endgericht schildert, in das sich die Überwindung des gegenwärtigen Feindes nur als eine Episode eingliedert. Daher sind in der Prophetie Zeitgeschichte und Endzeit oft nicht zu trennen. In derselben Weise 10 verkündet Jesus das Gericht über Jerusalem: in die Beschreibung der Zerstörung der Stadt mischt sich die Schilderung des letzten Gerichtes. Der Gipfel der prophetischen Ausführungen liegt immer in der Darstellung des Endgerichts, weil dieses die endgiltige Überwindung der gottwidrigen Gewalten und den vollkommenen Sieg der 15 Wahrheit, des Rechtes, der Ordnung bedeutet. So wird die alttestamentliche Prophetie bedeutungsvoll nicht durch irgendwelche dunkle Orakel, sondern durch die Einschärfung einer hohen, sittlichreligiösen Wahrheit; der Prophet selbst steht vor dem Volke als Vorbild der sittlichen Kraft, die sich in der Trübsal bewährt.

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Für das Verständnis vieler in der Geschichte des Auszugs aus Ägypten historisch geschilderter Vorgänge ist es wichtig, zu beachten, dass bei den Propheten Ägypten oft als Meerungeheuer dargestellt wird. Jes. 51, 9f. wird die Erlösung aus Ägypten durch Jahve mit der Überwindung Tiàmats durch Marduk geradezu iden- 25 tifiziert. Statt Tiamat lesen wir Rahab und Tannin als Personifikation der chaotischen Urflut. „Er machte Meerestiefen zum Wege, dass durchzogen die Erlösten." Die Austrocknung des Schilfmeeres und die Vernichtung Pharaos wurden demnach als gleichbedeutend mit der Besiegung Tiâmats betrachtet: es ist der grosse Kampf der 30 Weisheit, die im Jahve-Volke ihren Sitz aufgeschlagen hat, gegen die gottlose, gewalttätige Weltmacht. Marduk ist Weisheit- und Erlösergott bei den Babyloniern, im A. T. tritt wiederholt an Stelle Jahves die persönliche Weisheit (Sap. 10, bes. 15 ff.; ebenso Kap. II: der Weisheit wird die Erlösung aus Ägypten und die gesamte Heils- 35 tätigkeit, die sonst Jahve übt, zugeschrieben). Sap. 16, 12 tritt das Wort Gottes als Heiland des Gottesvolkes, 18, 14 aber als mächtiger Kämpfer auf, der die Feinde Israels niederschlägt und alles mit Tod und Verderben erfüllt, vgl. Jes. Sir. 24, 5. 7 ff. Ägypten wird bezeichnet als Rahab Jes. 30, 7; diesen Namen hat es auch als Rätselnamen 40 Ps. 87, 4 (daneben Babel, mit welchem in der Apoc. Joh. die gottfeindliche Macht bezeichnet wird). Die Überwindung Rahabs in prophetischer Schilderung zur Verherrlichung der Macht Jahves erscheint

ferner Ps. 89, 10 ff.; ähnlich Job 9, 13 u. 26, 12. (Beachtenswert ist, dass hier Jahve durch seine Klugheit Rahab überwindet.)

Wenn man die eigentliche Bedeutung des Chaostieres erkannt hat, so kann es nicht auffallen, wenn in den prophetischen Dar5 stellungen die Bezeichnungen desselben wechseln. Ps. 74, 12ff. tritt

Leviathan an die Stelle Tiâmats; er ist parallel dem Meere und dem Meerungeheuer. In ähnlicher Weise wie Ps. 89, 10ff. wird hier die Herstellung der Ordnung in der Welt als ein Sieg Jahves über gewaltige Ungeheuer dargestellt. Zeitgeschichte und mythische Remi10 niscenzen werden oft verbunden; Ps. 74, 12-15 lässt sich ganz wohl auf Ägypten beziehen, dagegen geht 16 auf die Betrachtung der Weltordnung über. Jes. 27, I wird das Gericht als Überwindung Leviathans dargestellt; Leviathan in poetischer Schilderung auch Ps. 104, 25f.

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Job 3, 8 erscheint Leviathan als fürchterliches Ungeheuer; 40, 15ff. scheinen Behemoth und Leviathan einzelne Züge von den Chaostieren entlehnt zu haben. Der Drache im Meere Ez. 29, 3ff., 32, 2 ff. ist Bild Ägyptens; in die Schilderung sind mythologische oder besser apokalyptische Züge eingetragen („Mein sind die Ströme, ich 20 habe sie gemacht“, sagt gewiss kein Drache). Diese Stellen kommen schon nahe an die apokalyptischen Schilderungen bei Daniel und in der geheimen Offenbarung Johannis heran. Vergl. auch die Schlange bei Amos 9, 2f., den grossen Fisch Jon. 2, 1,* Tob. 6, 2.

Die Überwindung der Macht des Bösen, die Überwindung 25 Ägyptens oder Rahabs ist die Befreiung und Erlösung des Gottesvolkes; daher sind Gericht und Erlösung unzertrennbar. Die Auszugsgeschichte schildert die Vernichtung des grossen Feindes, Ägyptens, damit aber auch die Erlösung des Gottesvolkes von der Macht der Finsternis; der zeitgeschichtliche Vorgang bildet nur die 30 Einkleidung. Dadurch erhalten das Paschalamm** (Ev. Joh. 1, 29. 36; 19, 33 f.), der Durchzug durchs rote Meer (vgl. 1 Cor. 10, 1 ff.), das Wasser aus dem Felsen und das Manna (1 Cor. 10, 3f.) die geheimnisvolle Bedeutung, die ihnen das N. T. zuschreibt.

Der Drache ist die personifizierte Empörung gegen Gott; 35 darum ist der Hochmut sein besonderes Merkmal, seine „Sünde" und der Grund, warum ihn die Weisheit, Jahve, im Gericht überwindet. Er macht Gott die Herrschaft streitig Ez. 29, 3 vgl. 9. 15;

* GUNKEL, a. a. O., S. 322 Anm. 3.

** Die Paschafeste spielen im Leben Jesu eine besondere Rolle Joh. 2, 13. 23; 40 6, 4; Jesus muss am Paschatag sterben 13, 1; es wird ihm kein Bein gebrochen, um ihn als die Erfüllung des alttestamentlichen Vorbildes zu bezeichnen 19, 33, vgl. Ex. 12, 46; aus seiner Seite fliesst Blut und Wasser Symbol des Lebens und der Wahrheit, vgl. 1, 17; der Logos ist der Spender der Wahrheit und der Gnade.

Ps. Sal. 2, 28bf.: „Zaudere nicht, o Gott, es ihnen heimzuzahlen, zu kehren den Übermut des Drachen in Schmach". 2, 33: „Er hatte gesprochen: Ich will Herr sein von Land und Meer', er masst sich also die göttliche Herrschaft an.

An diese Prophetenstellen schliessen sich die apokalyptischen 5 Schilderungen bei Dan. 7 u. 14 an. Die Weltreiche bei Dan. 7 werden als Meer ungeheuer dargestellt und sind zweifellos mit dem Chaostier verwandt, vielleicht kannte der biblische Schriftsteller auch den babylonischen Mythus und hat darnach unter Berücksichtigung der prophetischen Bildersprache seine Darstellung gewählt. Der 10 babylonische Gott als Drache dargestellt (Kap. 14) enthält eine scharfe Ironie gegen Babel selbst; sie erzählten von einem in der Urzeit durch ihren Stadtgott Marduk überwundenen Drachen, der jüdische Schriftsteller sagt nun: ihr selbst betet in. eurem Bêl den Drachen an. Nach altorientalischer Anschauung ist das Volk mit 15 seinem Gotte eins, wurde also die Weltmacht Babel als Ungeheuer dargestellt, so war dies natürlich auch für dessen Hauptgottheit berechtigt. Das Gericht Gottes aber (Gott hat gerichtet) wird diesem Gotte ein Ende bereiten, ähnlich wie Marduk die Tiamat gespalten hat. Der Apokalyptiker hatte also den Sinn des babylonischen 20 Weltschöpfungsepos richtig verstanden, er deutete es aber in einer für Babel durchaus nicht schmeichelhaften Weise.

Der Drache in der geheimen Offenbarung Johannis (Apoc. 12. 13) ist der bisherigen Erklärung entsprechend natürlich auch die gottwidrige Macht, die der Weisheit, dem Worte Gottes, Christus, dem 25 inkarnierten Logos (Ev. Joh. 1, 14) entgegentritt; Christus ist der Gott-Überwinder; das Weib ist die symbolische Darstellung des Gottesvolkes, die Braut des Herrn (Ez. 16), die babylonische Hure dagegen (Apoc. 14, 8) ist die von Gott abgefallene Menschheit; sie ist geistig eins mit dem Drachen. Ὁ ὄφις ὁ ἀρχαῖος enthält einen Hin- 30 weis auf Tiamat und die Paradiesesschlange (Gen. 3), welcher der Kampf mit dem Weibessamen (hier auf Christus und die Seinigen angewendet) vorausgesagt wird. Diese kurze Andeutung mag hier genügen. Sie soll bloss soviel besagen, dass eine richtige Erklärung von Apoc. Joh. 12 u. 13 erst dann möglich ist, wenn sie von der 35 richtigen Erklärung des babylonischen Mythus und der prophetischen Stellen ausgeht.

h) Zusammenstellung der hier bearbeiteten Hymnen und Gebete.

Die an Marduk gerichteten Hymnen und Gebete bilden nicht 40 eine besondere Art der babylonisch-assyrischen Literatur, es sind

vielmehr Texte, die in verschiedenster Form erscheinen. Was sie eint, ist ihre Beziehung zu Marduk, dem wichtigsten babylonischen Gott. Bei dem fragmentarischen Charakter vieler Tafeln ist es kaum möglich, die Klassifizierung in Gebete und Hymnen streng durch5 zuführen; und schliesslich geht ja der Hymnus auch in ein Gebet über. Meist sind die Hymnen oder Gebete mit Beschwörungsformularien verknüpft und gehören wohl zu dieser oder jener Beschwörungsserie. Die Nummern XIII-XVI, XXI gehören in die von L. W. KING unter dem Titel,Babylonian Magic and Sorcery' veröffentlichte Serie Nîš ķâti, 10 während sich in den Beschwörungsserien Maqlû und Šurpu keine speziell an Marduk gerichteten Gebete befinden. Die Unterscheidung zwischen Hymnen und Gebeten ist nach dem vorwiegenden Charakter der betreffenden Texte vorgenommen. Besondere Eigentümlichkeiten zeigen die Bussgebete und Litaneien, ebenso die speziell an den 15 Bêl von Babel gerichteten Gebete, weshalb sie besonders gruppiert wurden.

Eine Anzahl der Tafeln wurde von mir im British Museum neu kopiert und zum ersten Male vollständig behandelt. Die aus IV R und KINGS BMS entnommenen Texte habe ich nicht kollationiert, 20 dagegen die von BRÜNNOW und CRAIG veröffentlichten. Aus den von CRAIG veröffentlichten Texten habe ich DT 109 nochmals in der Kopie mitgeteilt. Eine Vergleichung der beiden Kopien wird zeigen, dass dies nicht überflüssig war; eine Kopie wird ja immer viel sicherer, wenn man das vor sich hat, was bereits ein anderer gesehen 25 hat, selbst wenn er sich getäuscht hat.

Über die älteren Bearbeitungen der Texte s. BEZOLDS Catalogue. Dass dieselben meist veraltet sind, begründet eben die neue Bearbeitung. KINGS Texte sind zwar ausgezeichnet kopiert, dagegen lässt sich in der Übersetzung sehr viel verbessern und ergänzen; von 30 No. 11 (bei mir No. XXI) hat er fast gar nichts übersetzt. Ebenso lässt sich an BRÜNNOWS Übersetzung Manches verbessern, ein Zeichen, dass die Assyriologie inzwischen fortgeschritten ist.

Bei der folgenden Zusammenstellung mag die Verweisung auf KINGS BMS und auf IV R genügen; bei den anderen Tafeln führe ich 35 die Registrations-Nummer des British Mus. an.

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No. IK 7592 + K 8717 + DT 363; K 8717+ DT 363 veröffentl. von BRÜNNOW ZA IV S. 246ff.; K 7592 ZA V S. 77f. Transskription, Übersetzung und Kommentar ZA IV S. 230ff, und verbessert ZA V S. 57ff. CRAIG RT Vol. I p. 29 ff.

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No. II K 3459 (Dupl. K 8292); Text veröffentl. von BRUNNOW ZA IV S. 36 ff., Transskription das. S. 13 ff., Kommentar das. S. 225 f. No. III = K 3505. Dupl. S 7 (Const.), in Transskription veröff von SCHEIL, Une saison de fouilles à Sippar p. 97.

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