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Entschluß in euch erwachte, mit Nachdruck an eurer Wohlfahrt zu arbeiten; wo ihr es zuerst lebhaft ein pfandet, ihr würdet verloren seyn, wenn ihr euch nicht selbst helfen, euch nicht selbst emporschwingen wollet. War es nicht ein Zeitpunct der Trauer, war es nicht ein Todesfall, der euch, oder Andre einer mächtigen Stüße beraubte, und eure Hoffnun gen vereitelte, was euch zu dieser wohlthätigen Be geisterung erweckte, was euch den ersten Anstoß gab, und euch bestimmte, thätig, brauchbar und gut zu werden? Auf diesem Wege, M. Br., hat Gott geschäftige Mütter, erfinderische Künstler, unternehmende Menschen, und grosse Männer aller Art ge bildet. Wir fangen an, uns gleichsam selbst zu übers treffen, sobald der Tod unsre Verbindungen trennt, sobald er uns in einen Zustand versezt, wo wir, einsam und verlassen, nichts weiter haben, als uns selbst.

Und treibt er nicht täglich unzählige Menschen an, auch thätig zu fremder Wohlfahrt zu feyn? Ich brauche es nicht zu bemerken, wie groß die Wohlthat war, die Jesus im Evangelio der unglücklichen Mutter erwies, welche mit ihrem Einzi gen alles verloren hatte. Aber würde er zu dieser edlen That, die so viel dazu beytrug, die öffentliche Aufmerksamkeit auf ihn und auf die Wahrheit hinzulenken Gelegenheit gehabt haben, wenn der Tod die Verbindung nicht zerrissen hätte, die er so gütig wiederherstellte? Und ziehet, ich bitte euch, ziehet von der Summe aller wohlthätigen Handlungen, die auf Erden verrichtet werden, diejenigen ab, durch welche wir einander für Krankheiten und Tod verwahren; durch welche wir bey den Schwachheiten des Körpers, und bey Gefahren des Lebens einander pflegen, unterstützen, erquicken; durch welche wir denen, die der Tod der Ihrigen tief verwundet, und in hülflose Umstände versezt hat, Nath, Trost, Beystand und Hülfe verschaffen; durch welche wir die

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Thränen der Wittwen trocknen, das Elend der Traus renden mindern, die Noth unerzogner Waisen erleichtern; alle diese Thaten des Mitleids, der Frengebigkeit, des Edelmuths und der Menschenliebe ziehet ab: wie viel wird übrig bleiben, wie viel gute Handlungen werdet ihr anzuführen wissen, die nicht mit dem Umstande zusammenhängen, daß wir schwache Sterbliche sind, die einander nicht entbehren können, die nicht durch den Tod veranlaßt, hervorgebracht und befördert worden find? Wunderbare Anstalt unsers Gottes! Unser Elend, unser tiefstes Elend wird der fruchtbare Boden, wo so viel gute Thaten aufblühen, wo so viel milde Früchte reifen, wo unser Wohlwollen den größten Wirkungskreis findet, wo unser Geist sich üben und bilden kann für den erhabnen Schauplatz der zukünftigen Welt. Auch ein großer Theil unsrer schönsten Handlungen wird durch den Tod veranlaßt.

Ich muß endlich noch benfügen, auch eine Stärke des Geistes, die uns weit über den Staub der Erde erhebt. Denn groß zu handeln, Festigkeit, Muth und unerschütterte Entschlossenheit zu beweisen, haben wir nur dann Gelegenheit, M. Br., wenn uns grosse Gefahren drohen, wenn Ver= änderungen mit uns vorgehen, vor denen der Schwas che zurückbebt. Kann es aber eine Veränderung geben, die wichtiger, grösser, erschütternder wäre, als der Tod? Durch sie will uns also Gott gewöh nen, ruhige Fassung und erhabnes Vertrauen zu seiner väterlichen Güte in Chrifto zu beweisen.

Gott will uns dadurch, daß er uns dem Tod unterworfen hat, gewöhnen, ruhige Fassung zu beweisen. Denn nur der ist groß, nur der handelt so, wie es eines vernünftigen Wesens, wie es eines tugendhaften Christen würdig ist, der sich mitten unter drohenden Gefahren mit Ueberlegung beträgt, seinen Muth nicht verliert, und immer fähig bleibt, die Stimme seiner Pflicht zu hören, und zu thun,

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was ihm obliegt. Kann es aber eine beßre Uebung für unsern Geist geben, bey der er sich zu dieser Art von Stärke erheben kann, als die Verbindung, in der er hier auf Erden lebt, wo ihn auf allen Seiten Bilder des Todes umgeben; wo er das Elend, dem unsre Natur ausgesezt ist, in tausend Gestalten erblickt; wo Gefahr und Untergang seinem eignen Körper täglich droht; wo er für sein irdisches Leben ein Ziel vor sich sieht, das er nicht überschreiten kann; wo er nicht einmal die Entfernung dieses Ziels zu schäßen vermag, und nicht wissen kann, ob er es nicht im nächsten Augenblicke schon erreicht haben werde? Es kommt nur auf uns an, ob wir die Uebungen, die Gott uns hier darbietet, ruhige, standhafte, vernünftige Fassung zu beweisen, anwenden und gebrauchen wollen. Lasset uns seinen Rath nicht verkennen, M. Br., lasset uns durch Nachdenken über unsern jeßigen Zustand, laffet uns insonderheit durch die Aufklärungen, die uns die Lehre Jesu darüber ertheilt, es dahin zu bringen suchen, daß wir Jesu auch in jener erhabnen Fassung ähnlich werden, mit der er seinem Tod entgegen sah, mit der er seinen Jüngern sagen konnte: Ich gehe zum Vater.

Denn auch das erhabne Vertrauen zu seis ner väterlichen Güte in Christo will Gott da durch in uns erwecken, daß er uns und die Unsrigen dem Tod unterwirft. Edler, grösser, würdiger denkt und empfindet die menschliche Seele nicht, als wenn fie das Vertrauen zu Gott beweiset, welches die Lehre Jesu von uns fordert. Dann ist sie weit ers hoben über alles, was die Natur Schauervolles, Schreckliches und Zerstörendes hat; dann fühlt sie fich als ein Wesen, das unsterblich und ewig ist, das kein Aufruhr in der Natur tödten und vernichten kann; dann verläßt sie sich mit einer Gewißheit, die fester ist, als Himmel und Erde, auf die Vaterhuld ihres Schöpfers, die sie durch Christum kennen gelernt, und auf die Anstalten der Erhaltung, Begna

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digung und ewigen Beglückung, die in Chrifto ge troffen sind; dann zeigt sie sich als ein Wesen, das edler und besser ist, als alles, was der Erdkreis enthält, das würdig ist, in höhere Gegenden überzugehen. Und sehet, zu dieser Hoheit und Stärke will Gott unfre Seele durch den Tod führen. Nirgends haben wir mehr Reiß, bey Zeiten nach dieser Grösse zu streben, nirgends mehr Veranlassung, sie zu be weisen, als beym Tode, als da, wo wir aufgefordert werden, die größte Gefahr zu besiegen, in die wir kommen können. Und wie viel unsrer Brüder hat Gott nicht schon auf diesem Weg zu dieser Höhe ge führt, wie viel haben sich nicht schon dem nachge: schwungen, der init aller Freudigkeit seines Herzens schreiben konnte: Christus ist mein Leben, und Ster ben ist mein Gewinn! Gott_lasse auch uns immer lebhafter empfinden, M. Br., daß Absichten der Er: barmung und Güte in jener traurigen Nothwendig: keit verborgen liegen, die unsern Körper in den Staub der Erde zurückstößt; er gebe, daß unser Geist sich immer mehr veredle, beßre, erhebe, und einst als Sieger über Grab und Verwesung getrost zum Vater gehe; Amen.

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55.

Am siebenzehnten Sonntage nach Trinitatis.

Die Menschen aller Zeiten und Gegenden haben die Gewohnheit gehabt, M. Z., gewiffe Tage des Jahres durch besondre Feyerlichkeiten auszuzeichnen, und sie von den übrigen gemeinen Tagen zu unter scheiden. Alle Völker der Erde begehen gewisse Feste; und die Ursachen, welche die Wahl solcher Lage, und die Gebräuche bestimmten, womit man fie heiligte, find immer sehr mannigfaltig gewesen. Schon manche Zeiten des Jahres schienen so merk würdig, und die damit verknüpften Veränderungen entweder so erwünscht, oder so bedenklich, daß man es nöthig fand, gewisse Feyerlichkeiten anzustellen, sobald sie eintraten. Man begrüßte also das neue Jahr mit festlicher Freude; man bezeichnete den Anfang des Frühlings, und den Ausgang des Herbftes mit mancherley Ceremonien; vielen Völkern schien der erste Tag jedes Monats wichtig genug, um gleichsam geheiligt zu werden. Hiezu kam das Andenken merkwürdiger Begebenheiten, die es zu vers dienen schienen, von Zeit zu Zeit recht geflisfentlich in Erinnerung gebracht zu werden. Man hielt es für nöthig, besondre Tage der Busse, der Versöh nung, der Reinigung anzuordnen, wo man die Stra fen abwenden wollte, welche die erzürnte Gottheit verhängen möchte. Gewisse Tage des Jahres glaubte man endlich zu öffentlichen Versammlungen des Volks,

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