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Ein vorzügliches Bindemittel besaßen Babylonier und Affyrer an ihrem Erdpech oder Naphtha, das dort häufig aus der Erde quillt. Seine Anwendung bei dem Ziegelbau fällt schon in die ältesten Zeiten 1). Die Hebräer nannten diesen Stoff chemar, während ihr kopher, assyr. kupru die Kiefer und deren Harz bezeichnet. Wenn Naphtha zwischen den Steinen erhärtet ist, hält es ebenso fest wie der beste kieselsaure Kalkmörtel, der zur Zeit des Königs Nebukadnezar auch in Babylonien bekannt wurde und Verwendung fand, vermutlich weil die Naphtha quellen den Bedarf nicht mehr decken konnten.

Ueber die assyrisch-babylonische Baukunst urteilt W. Lübke im Vergleich mit der indischen: „Der Kunstgeist der Inder war ein verzerrter, verworrener. Den Babyloniern und Assyrern scheint ein eigentlich architektonischer Kunstgeist fast ganz gemangelt zu haben. Die einzige Gliederung, die an allen diesen riesenhaften Bauten bis jet gefunden wurde, besteht aus dem Kranzgesims, welches im Palast von Khorsabad die Brüstungsmauer der Terrasse krönte. Es besteht aus einer tief eingezogenen Hohlkehle unter einer vorspringenden Platte, nach unten begrenzt durch einen kräftigen Wulst, eine form, der man eine lebendige Wirkung nicht absprechen kann. Im übrigen werden die ungeheuern Mauerflächen des Aeußeren sowie sämtliche innere Wände bloß dekorativ mit Skulpturen bedeckt. Man darf den Grund dieser Eigentümlichkeit nicht im Material des Ziegelsteins suchen; denn die Werke des Mittelalters liefern ein glänzendes Beispiel von reicher Eniwicklung des Backsteinbaues. Hätte der Trieb und die Gabe architektonischen Kunstbildens in den Erbauern von Ninive und Babylon gelegen, sie hätten entweder den Backsteinbau kunstgemäß durchgebildet oder auf dem Rücken ihrer Ströme Quadern aus den Felsengebirgen Armeniens herbeigeholt, was sie sogar für andre Zwecke wirklich_taten.“ Schon Gudea hatte Bausteine aus den nördlichen Gebirgen und Zedern aus dent Libanon und Amanus holen lassen 2); Nebukadnezar aber ließ in Babel die Prozessionsstraße des großen Herrn Marduk mit beschriebenen Kalksteinplatten belegen. Lübke fährt fort: In dieser Beschaffenheit der babylonisch-assyrischen Architektur liegt auch die Unzuverlässigkeit einer Herleitung griechischer Bauweise aus dieser Quelle klar ausgesprochen. Dagegen ist nicht zu leugnen, daß gewisse dekorative Formen von hoher Schönheit, die sich in diesen affyrischen Gebäuden finden, eine mehr als zufällige Verwandtschaft mit griechischen Ornamenten zeigen, so die geöffneten und geschlossenen Lotosblumen auf einer Fußbodenplatte des Palastes von Kujundschik.“

Die form der Säulen an diesen Galerien ist höchst merkwürdig, weil am Kapitäl doppelte Voluten vorkommen, eine Bildungsweise, die

1) Gen. 11, 3.

2) K. B. III, 1, S. 35-37.

anderwärts in der griechischen Kunst zu so edlen Gestaltungen führen sollte. Andre behaupten, die Babylonier hätten die Säule nie gebraucht."

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„Die Bekrönung der Gebäude mit zackenförmigen Zinnen erscheint ebenfalls als eine allgemein beliebte. Der Sinn dieser Völker war im Gegensah zu den Indern mehr auf das Praktische weltlicher Zwecke gerichtet; daher ihre Wasserbauten, Dämme, Kanäle, Schuhmauern, Köngspaläste." Hier aber tut W. Lübke den Babyloniern und Affyrern doch bitter unrecht, indem er meint, es sei bei ihnen gar kein eigentlicher Tempelbau gewesen; sondern der Palastbau sei an dessen Stelle getreten.. Sicher sind schon vor Lübkes Zeit viele Tempelreste freigelegt gewesen, die seine Meinung entkräften. Eins der ältesten bekannten Bauwerke ist der Tempel des Mondgottes in Ur, den der Patesi Urgur erbaut hatte.

Schon in dieser alten Zeit wurde eine Stiftungsurkunde in den Grundstein eingemauert; und wenn ein Bau später wieder hergestellt werden sollte, wurde zuerst nach der Stiftungsurkunde gesucht, und wenn das Suchen Jahre lang dauern sollte. Darüber läßt der König Nabunaid eingehend berichten, nach den Erfahrungen, die er bei einem Tempel des Samas gemacht hatte; und ist dieser Bericht im dritten Abschnitt bereits mitgeteilt.

Der alte Tempel des Mondgottes zu Ur stand auf einer Plattform, die sich sechs Meter über den Erdboden erhob. Er wurde ein Muster für viele folgende Bauten. Auf der Plattform stand der Unterbau von sechsundfünfzg_Meter Länge und achtunddreißig Meter Breite. Noch heute ist diese Tempelruine fast acht Meter hoch, ursprünglich etwa zehn Meter. Sie wurde auf den Langseiten von neun, auf den Breitseiten von sechs Strebepfeilern gehalten, die also auf allen Seiten, vom Mittelpunkt aus gerechnet, sechs Meter von einander entfernt waren.

Von Außen führte eine breite Treppe auf die Höhe des Unterbaus, auf dem sich ein zweites Stockwerk von vierunddreißig Meter Länge und einunddreißig Meter Breite erhob, das seinen eignen Unterbau innerhalb des erstbeschriebnen hatte. Auf diesem erhob sich wahrscheinlich noch ein drittes kleineres Stockwerk, das einer Gottheit zum Tempel geweiht war. Dieser Bau ist der Anfang und das Vorbild der vielen Ziggurats oder Stufentürme geworden, die der Regel nach neben den zugehörigen Tempeln standen, wie später die Glockentürme neben den Kirchen. Hatte die erste Ziggurat mit drei Stockwerken angefangen, wurden sie in der folgezeit bis zu sieben erweitert, als sollten sie bis in den Himmel reichen 1). Wenn die Ableitung des Wortes Ziggurat vom hebr. zakar richtig ist, bedeutet es ein Denkmal; aber wie das Werk, wird auch das Wort oder der Name des Baues aus dem Sumero-Akkadischen stammen, und seine Bedeutung ist bis heute nicht bekannt.

1) Gen. 11, 3-4.

Tiele und Hommel 1) meinen, diese Bauwerke hätten bei dem ägyptischen Pyramidenbau als Vorbild gedient; aber ebenso gut können auch die Babylonier von den Aegyptern gelernt haben, oder beide Bauarten können auf eine gemeinsame Quelle zurückgeführt werden, aus der der keimartige Anfang stammte, der sich hernach in den verschiedenen Ländern verschieden entwickelte. Einstweilen wird diese Frage noch eine offne bleiben. Ebenso zweifelhaft ist, ob die Bestimmung der Ziggurats und der Pyramiden die gleiche war, nämlich Gräber der Götter oder der Könige zu sein. Wenigstens gibt der heutige Stand des Sandes, der aus der lybischen Wüste unausgesetzt vom Westwind gerade bei Gizeh nach dem Niltal getrieben wird, meinem Lehrer in der hebräischen Archäologie, Professor Gildemeister, durchaus recht, wenn er behauptete, die Pyramiden von Gizeh seien als künstliche Berge aufgebaut worden, um an dieser besonders gefährdeten Talstelle zu verhindern, daß der Lauf des Nil durch den Wüstensand abgesperrt und Aegypten in einen See verwandelt werde. Der Augenschein lehrt, daß diese merkwürdigen Bauten ihre Bestimmung erfüllt haben und noch heute erfüllen. Der Sand staut sich vor ihnen und wird vom Wind hier aufgehäuft oder zurückgeführt. Die Benutzung der Pyramiden als Grabstätte für Könige oder Apisstiere ist erst von sekundärer Bedeutung.

Die babylonischen Ziggurats oder Stufentürme dienten aber von alters her hauptsächlich als Sternwarten. Hier wurden die astronomischen Beobachtungen gemacht, die für das öffentliche Leben wie für Handel und Gewerbe von großer Bedeutung waren.

Ihren Hauptzwecken entsprechend waren Pyramiden und Ziggurats von Anfang verschieden angelegt. Die ersten waren von vornherein recht in die Breite gezogen, ganz für irdische Zwecke ausgedacht und geeignet, massive Hemmnisse des Windes zu bilden; ihre Spitze war fast bedeutungslos. Die babylonischen Stufentürme dagegen strebten rasch in die Höhe, um einen freien Ausblick zu gewähren und den Bewohner dieses Erdenstaubes den Sternen und der Gottheit gleichsam näher zu bringen.

Die Maße des Stufenturms Etemenanki waren nach Hommel 2)

diese: Die unterste Stufe hatte fünfzehn gar neunzig Meter im Quadrat, dreiunddreißig Meter hoch,

die zweite Stufe hatte dreizehn gar = achtundsiebzig Meter im Quadrat, achtzehn Meter hoch,

die dritte Stufe hatte zehn gar

Meter hoch,

1) Grundriß, S. 126.
2 Grundriß, S. 319.

sechszig Meter im Quadrat, sechs

die vierte Stufe hatte achteinhalb gar Quadrat, sechs Meter hoch,

zie fünfte Stufe hatte sieben gar = sechs Meter hoch,

einundfünfzig Meter im

zweiundvierzig Meter im Quadrat,

die sechste Stufe hatte fünfeinhalb gar Quadrat, sechs Meter hoch,

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die siebte Stufe hatte vier gar == vierundzwanzig Meter im Quadrat, fünfzehn Meter hoch.

Dieser Stufenturm war also ebenso hoch als seine unterste Stufe im Quadrat breit war, nämlich neunzig Meter oder einhundertachtzig Ellen. Dasselbe Verhältnis hatte bei den Pyramiden statt, und bei unsern Kirchen rechnet man noch heute die Höhe des Turmes gleich der Länge des Schiffes. Bei mehreren Stufentürmen war ein Rampensystem besonderer Art in Ausführung gebracht, wo der Aufstieg in schneckenartigen Windungen um den Kern des Gebäudes allmählich in die oberste Kammer führte, die entweder einer Gottheit zur Wohnung diente oder als Sternwarte zur Beobachtung des Himmels und seiner Gestirne benuht wurde. Bei einem Rampensystem war in der Mitte einer Seite des Stockwerks eine Treppe eingelegt, durch die man an den Fuß des folgenden Stockwerks gelangte, wo sich aber die eingelegte Treppe nicht grade fortsette, sondern in die im Winkel anstoßende Wand eingelegt war. Bei allen Stufentürmen war die Spitze die Hauptsache, und in der obersten Zelle befand sich in den Wänden eine Oeffnung, durch welche der Lichtstreifen der Gestirne auf einen Tisch oder die gegenüber liegende Wand fiel und auf dieser mit der vorrückenden Zeit einen deutlich sichtbaren und leicht zu zeichnenden Weg zurücklegte. Bezold 1) meint weiter, daß aus Richtung und Beschaffenheit dieser Lichtstreifen geweissagt wor den sei, aber er führt nicht eine einzige darauf gegründete Vorhersagung Viel näher liegt es, daß die babylonischen und assyrischen Sternseher auf dem Wege der fortgesetzten Beobachtung und Vergleichung der einfachen Spiegelbilder der Gestirne und ihrer Wege zu ihren tiefgehenden astronomischen Kenntnissen gelangt sind.

an.

Diese gewaltigen Türme waren wie alle öffentlichen Gebäude der Babylonier und Assyrer nach den vier Himmelsgegenden gerichtet; und wenn diese Richtung bei den Tempeln und Palästen für unser Begreifen keinen gewissen Grund hatte, so war bei solchen Gebäuden, die der Beobachtung der Gestirne gewidmet waren, der Grund in die Augen springend. Außen hatten die Türme fast gar keine Verzierung. Inwendig aber waren sie geschmückt mit Tafeln von Achat, Alabaster und Marmor, und die meisten dieser Tafeln waren mit Reliefs und Inschriften bedeckt.

1) N. n. B., S. 134.

Der Bericht Sargons II., den dieser assyrische König in der Nimrudinschrift über die Wiederherstellung eines alten Königspalastes gibt, läßt uns einen Blick in die Eigenart dieser Gebäude tun:

den

"

-

Damals war der Palast von Wachholderholz (?) in Kalhu, den Asurnasiraplu, mein fürstlicher Vorgänger, vor zeiten gebaut hatte jenes Gebäudes Grundstein war nicht (genügend) gefestet, nicht auf harten felsboden gelegt wor durch Regengüsse, die Wucht des Himmels in Verfall und Altersschwäche geraten, seine umfassung gelockert, seine Wände verfallen. Ich reinigte den Platz und erreichte seinen festen Untergrund. Auf gewaltigen Quadern führte ich seinen Grundstein gleich dem Damm eines hohen Gebirges auf. Von seinem Grund bis zu seinem Dach baute und vollendete ich ihn. Eine Pforte öffnete ich zur linken feines Cores. Was nach der Eroberung der Stätte meine Waffen, die ich wider die Feinde richtete, herausgehn ließen er meint die Kriegsbeute schloß ich in ihm ein und füllte ihn mit reicher fülle. Nergal Ramman und die Götter, die Kalhu bewohnen, rief ich darin an und opferte große Ochsen, fette Schafe, Hühner paspasu-Vögel vor ihnen. Ein fest richtete ich aus und erfreute das Herz der Bewohner Assyriens. Damals ließ ich in jenes Schatzhaus 11 Talente 30 Minen Goldes, 2100 Talente 24 Minen Silbers aus der großen Beute des Pisiri, des Königs von Gargamis im Hattiland am Ufer des Euphrat, die meine Hand gemacht hatte, dort hineinbringen."

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Aus dieser Inschrift ersehen wir, daß der königliche Palast mit dem Tempel und Schahhaus eng verbunden war, in Assyrien wie in Babylonien; denn die Assyrer nahmen bei allen ihren Bauten die Babylonier so gründlich zum Vorbild, daß sie selbst mit Tonziegeln oder Lehmsteinen bauten, obwohl sie die besten dauerhaftesten Bruchsteine aus ihren Bergen in beliebiger Menge gewinnen konnten. Aber sie nahmen diese nur zum fundament und zur Bekleidung der Mauern, wodurch sie ihren Bauten größere Festigkeit und Dauerhaftigkeit zu geben verstanden. Auch stellten die Assyrer, wir wissen noch nicht warum, die Tempel ihrer Götter und die Paläste ihrer Könige, deren Ansprüche nicht geringer als die der Götter waren, auf Plattformen auf. Vielleicht dachten sie an Sicherung der öffentlichen Gebäude gegen Ueberschwemmung; doch waren dazu diese Plattformen wenig oder gar nicht geeignet, weil sie nur aus Erde oder Schutt bestanden und mit einer schwachen Mauer von Ziegeln eingefaßt waren.

Die Gründung eines babylonischen Tempels beschreibt der König Nabupalusur in folgender Inschrift 1):

„Marduk der Herr befahl mir, Etemenanki, das Heiligtum von Babel, das vor meiner Zeit baufällig geworden und verfallen war, zu bessern, seinen Grundstein an die Brust der Unterwelt fest zu legen und seine Spitze dem Himmel gleich zu machen. Zahlreiche Werkleute versammelte ich, ließ Backsteine und Ziegel fertigen, Mörtel aus Erdpech und Asphalt ließ ich den Kanal Urachtu bringen. Mit der Kunst Eas, zur Weisheit Marduks, in dem Rate Nabos und der Ñinsabi), nach dem Wohlgefallen des Gottes, der mich geschaffen, schüttete ich einen großen Park den Unterbau, ein künstlicher Hügel auf. Meine kunstfertigen Baumeister entbot ich, gab die Maße an, die Stelle des Samas, Ramman und Marduk

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