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beharrliche Zurückweisung von der Kirche beweist nicht gegen, sondern eben für die Aechtheit der anerkannten Evangelien.

Wird nicht selten mit bedenklichen Blicken von den Schicksalen geredet, welche diese Bücher gehabt haben möchten bis sie in ihrer gegenwärtigen Gestalt zu uns gelangt seyen, so kann dieß nur auf Unwissende Eindruck machen. Daß sie uns im Wesentlichen so vorliegen, wie sie geschrieben wurden, dafür darf zunächst das soeben näher betrachtete Traditionsprinzip aufgerufen werden. Aber wir besißen auch noch eine Menge zum Theil so alter Handschriften, von denen einige bis in das fünfte, ja vierte Jahrhundert hinausreichen; wir besigen so alte Uebersetzungen, eine lateinische und eine syrische aus dem zweiten, eine koptische aus dem dritten, eine gothische und eine arabische aus dem vierten Jahrhundert; - und die Vergleichung all dieser schriftlichen Urkunden, mögen sie auch in Wortformen sich unterscheiden, zeigt doch überall so denselben nie veränderten Inhalt, daß wir mit Bestimmtheit sagen können, dieser ist genau so auf uns gekommen, wie er ursprünglich war. Welche Lesarten man auch zu Grunde lege, an der evangelischen Geschichte selbst, an der apostolischen Lehre selbst wird dadurch nicht das Geringste geändert. Merkwürdig genug, daß bei einem so unzählige Mal abgeschriebenen Buche sich verhältnißmäßig so wenige Abweichungen finden, und daß Joh. 7, 53. — 8, 11. der einzige aus geschichtlicher, 1. Joh. 5, 7. der einzige aus dogmatischer Ueberlieferung hineingeflossene Zusaß ist, welche beiden Stellen sich nur in späteren Urkunden finden.

Kurz, der innewohnende Wahrheitsgeist, das Ueberlieferungszeugniß der ältesten Kirche, die Uebereinstimmung reichlich erhaltener Urkunden vereinigen sich durchaus, um die Glaubwürdigkeit, Ursprünglichkeit und Aechtheit der neutestamentlichen Schrift zu erweisen. Und doch giebt es noch mächtigere Beweismittel. Ihre geistreiche Eigenthümlichkeit, die Einzigkeit und

Neuheit und allseitige Tiefe, das Weltbewegende und Weltgestaltende ihres Inhalts, die Göttlichkeit ihrer Anschauungen wie ihres Gehaltes, das Alles, und was man deß mehr sagen kann, macht sie zu einer so außerordentlichen Erscheinung, stellt sie so entschieden an die Spiße der ganzen christlichen Geschichtsentwicklung, daß ihr Ursprung gar nicht anders zu denken ist, als durch diejenigen, welche, vom Herrn selber dazu bereitet und gerüstet, in seiner Kraft die ganze christliche Weltbewegung angefangen haben. Alle verneinenden Bestrebungen der sogenannten inneren und höheren Kritik gegen diese Anerkenntniß enthüllen nur das eitle Sträuben von Geistern, die den Grund des Unglaubens, der in ihnen liegt, außer sich, ja in der Glaubensquelle selbst suchen, um nur ihren Unglauben zu retten, hinter dessen Schilde sie selbst noch Etwas zu seyn glauben. Hier aber ist der eigentliche Geist von Tertullians Einredeverfahren geltend zu machen, indem man ihnen entgegenseßt: Ihr könnt ein zuständiges Urtheil über die Schrift nicht haben, weil ihr nicht im Glauben der Apostel steht; denn der Glaube erst sieht und versteht, was geschrieben ist durch den Glauben. Er allein begründet, ja ist das geistig lebendige Verhältniß zu den Dingen des Glaubens. Wie eine hohe astronomische Rechnung nicht dem verständlich ist, der die Zahlen und Zeichen kennt, sondern dem Astronomen, so sind auch die Schriften des Glaubens nicht dem verständlich, der Ebräisch und Griechisch, Grammatik und Geschichte weiß, sondern der Glauben hat; denn nur dieser liest, was geschrieben steht, jener aber kann es weder finden noch suchen. Wer nun eine Schrift nicht versteht in dem, weshalb sie eigentlich, ja ganz allein geschrieben ist, wie will der über diese Schrift urtheilen? Ihm ist nothwendig das geistige Gesetz verborgen, nach welchem Alles darin geworden ist. Ein Solcher hat in seinen Augen eine ganz andere Schrift, als wer mit dem Lichte des Glaubens hinein

leuchtet, und er beruft sich auf eine andere Schrift, als der Glaubende. Daher soll man ihn nicht zur Schrift zulassen. Man fordere von ihm vor Allem den Erweis, daß dasjenige, was seit achtzehnhundert Jahren die Weltgeschichte umgestaltet, die Völker gesittiget, die Welt überwunden, die Leidenschaft gebändiget, das Leben geheiliget, die Betrübten getröstet, die Gefallenen aufgerichtet und die Sünder zur Buße und zur Seligfeit gebracht, etwas Anderes sey, als der einfache Glaube der apostolischen Ueberlieferung.

Abschluß.

Die Betrachtungen der lezten Hälfte dieses Buchs haben einen Kreis von Gegenständen durchlaufen, zu deren Erörterung das in der vordern Hälfte Mitgetheilte anregte. Man kann sich in die ersten Jahrhunderte unsrer christlichen Kirche und in ihre Schriftsteller nicht vertiefen, ohne daselbst bald angedeutet, bald ausgeführt, bald als unmittelbare Ausübung, bald als ausgesprochenen Gedanken, Antworten auf unzählige Fragen zu entdecken, welche die Gegenwart bewegen und von der Zukunft Lösung erwarten. Möchte von diesem Gesichtspunkte aus das Studium der älteren Kirchenväter doch wieder allgemeiner und lebendiger werden. Möchten sie in diesem Sinne den Gebil deten der christlichen Welt zugeführt werden. Sie sind es wahrlich nicht, die von der ächten Ueberlieferung und von der Schriftautorität abführen. Sie aber lehren uns, zu welcher Kirche wir auch gehören mögen, den Fels kennen, aus welchem wir Alle gehauen sind.

Freilich ist es immer die Urkirche der Apostelzeit, zu der wir aufzuschauen haben als zu dem vorbildlichen Anfange der

zukünftiger Vollendung. Nach des Herrn Willen aber sollte nur diese heilige Kindheit der Kirche die väterliche Leitung und Unterweisung geisterfüllter, berufener und eingesetzter Apostel haben; diese Erzieher und Führer sollten nicht bleiben; die heranreifende Kirche sollte selbst wandeln und feste Tritte thun und in dem ihr gegebenen Geiste sich selber regieren lernen. Mit der Lösung dieser Aufgabe, die auch noch die unsrige ist, begann das zweite Jahrhundert, als die Kirche noch voll war des apostolischen Worts und Geistes und Gehorsams in Einfalt und Lauterkeit und Keuschheit. Darum können und sollen wir Alle uns an dem Bilde dieser Kirche spiegeln, damit wir der Mängel und Flecken innewerden, die jezt nach vielhundertjährigem Weltgange jede Kirche an ihrer sichtbaren Verwirklichung erkennen muß, wenn sie aufrichtig ist vor Christo und gegen sich selbst.

Wir sind Geschichte und leben von der Geschichte und eine Geschichte ist unser Heil. Darum sollen wir wissen, daß wir weder an eine einsame Christlichkeit und selbstzugerichtete Innerlichkeit gewiesen sind, noch erst zu pflanzen haben, was lange vor uns aufgewachsen ist, noch auch Leben empfangen können aus bloßem Knochengerüst anstaltlicher Formen und geseglicher Ordnungen. Ein lebendiger Leib ist die Kirche. Der Leib wäre nicht ohne die Glieder, und die Glieder wären nicht ohne den Leib; aber weder Leib noch Glieder wären ohne das Haupt, von welchem das Leben ausgeht durch jedes Mittel seiner Gnade, Wort und Sakrament, Schrift und Ueberlieferung, Amt und Ordnung, damit dasselbe Leben, als die Kraft der zukünftigen Welt, wieder zurückströme zu Ihm von dem ganzen. Leibe und jedem Gliede in Glauben und Liebe, Gebet und Gerechtigkeit, Frieden und Seligkeit und Preis. Denn dazu sind wir versöhnt durch das Blut des Sohnes Gottes.

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Ferner sind von demselben Verfasser bei Karl Winter in Heidelberg erschienen:

Das Kirchenjahr im Hause.

2 Theile in 8. brosch. 3 fl. 12 fr. oder 1 Thlr. 25 Sgr. In 1 Band gebunden 3 fl. 36 fr. oder 2 Thlr.

Erzählungen.

Gesammeltes und Neues.

3 Bände 5 fl. 24 oder 3 Thlr.

Erster Band, a. u. d. T.: Lebensbilder_in Erzählungen und Gesprächen. geh. 1 fl. 48 kr. oder 1 Thlr.

Inhalt: Die Verlorenen. Aus der Vergangenheit.

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Der Schulmeister. Laokoon und Nehustan. Eros und
Agape.

Zweiter Band, a. u. d. T.: Lebensfragen in Erzählungen und Gesprächen. I. Theil. geh. 1 fl. 48 kr. oder 1 Thlr.

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Inhalt: Die Bauern. Des Lebens Nachtseite. Die Ehepaare. Der Zweikampf.

Dritter Band, a. u. d. T.: Lebensfragen in Erzählungen und Gesprächen. II. Theil. geh. 1 fl. 48 kr. oder 1 Thlr.

Inhalt: Die Communisten. — Das Pfarramt. — Mammon.

Gedichte.

Weltliches und Geißtliches.

Eine Sommerlese in Gedichten und Liedern mit einem Osterspiel. 180. M. A. geh. 3 fl. oder 13/, Thlr.

Daraus einzeln: Weltliches in Gedichten und Liedern. 54 kr. oder 16 Sgr. Geistliches in Gedichten und Liedern. 1 fl. 12 kr. ober 2212 Sgr. - Weltliches und Geistliches. Eine Sommerlese in Gedichten und Liedern. M. A. gebunden mit Goldschnitt 2 fl. 24 kr. oder 1 Thlr. 12 Sgr. Judas Ischarioth, ein Osterspiel in 5 Akten. geh. 1 fl. 12 kr. oder 2212 Sgr.

Robert der Teufel.

Eine christliche Heldensage
in zwölf Gefängen.

M. A. geh. 2 fl. 6 kr. oder 1 Thlr. 6 Sgr. 'n geb. mit Goldschnitt 2 fl. 42 kr. oder 1 Thlr. 16 Sgr.

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