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denn diese Regierung ist der Beweis, daß er für fie sorgt und auf sie rechnet.

Gott sorgt für unsre Natur, er verschafft ihr alles, was sie bedarf, er nimmt sich ihrer in allen den Verhältnissen und Umständen an, in welchem sie sich befindet. Sehet zu, sagt Jesus im Evangelio, daß ihr nicht Jemand von diesen Kleinenverach tet; denn ich sage euch, ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel. Heißt dieß etwas anders, als, so theuer und werth sind Gott auch die gemeinsten und niedrigsten Menschen, daß er auch die ers habensten Werkzeuge seiner Regierung zu ihrem Bes sten aufbietet, daß selbst Engel für sie wirksam werden müssen, sobald es nöthig ist? Und ists, wenn wir die Wahrheit eingestehen wollen, nicht wirklich so? Sind die Einrichtungen nicht unzählig, die in der ganzen Natur zu unsrer Wohlfahrt getroffen find? Sind die Vortheile nicht unermeßlich, die überall für uns da liegen, wenn wir uns ihrer nur bemächtigen wollen? Sind die Führungen nicht ab sichtsvoll und weise, die jedes menschliche Geschöpf erfährt, und ist es nicht seine Schuld, wenn es una gebildet und unglücklich bleibt? Sind die Spuren eines höhern Einflusses, der die Begebenheiten unsers Lebens gerade so verknüpft, wie es zu unsrer Besse= rung und Wohlfahrt am zuträglichsten ist, nicht so unverkennbar, daß wir uns oft nicht enthalten kön: nen, darüber zu erstaunen? Gilt dieß endlich nicht von allen Menschen ohne Ausnahme, von dem Ge ringen so gut, als von dem Vornehmen, von den Kinde so gut, als von dem Erwachsenen? Kann aber Gott deutlicher erklären, wie theuer und werth wir ihm sind, als durch diese Sorgfalt, die bey der Regierung dieses gränzenlosen Ganzen uns nicht übersicht; die alle Veränderungen desselben so lenkt und ordnet, daß sie uns zum Besten dienen müssen; die bey allen ihren Anstalten keinen ans

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dern Endzweck hat, als unsre Veredlung und Be glückung.

Aber noch mehr; die Regierung Gottes ist so= gar der Beweis, daß Gott auf unsre Natur rech net. Denn saget selbst, wäre die Aufmerksamkeit, wäre die Sorgfalt, von welcher Jesus im Evangelio redet, und mit welcher Gott auch das geringste menschliche Geschöpf umfaßt, seiner würdig, wenn er nicht jeden Menschen zu wichtigen Absichten bestimmt hätte, wenn es nicht sein Rathschluß wäre, durch jeden etwas von dem ausführen und bewirken zu lassen, was nach seinem Willen geschehen soll? Über so ists, M. Br., keiner von denen, die auf Erden leben, ist umsonst da, und in dem Reiche der Dinge überflüßfig; feder bringt eine Anzahl von Wirkungen hervor, die im Zusammenhange des Ganzen nicht fehlen dürfen; jeder ist in der Hand Gottes und unter seiner Leitung ein Werkzeug, das er nöthig hat, und das mit allem in Verbindung steht, was da ist. Freylich wirkt er durch den Einen viel, und durch den Andern wenig; er gebraucht den Einen zu einer groffen, gewaltigen Triebfeder, die ganze Völker in Bewegung fezt, und den Andern als eine kleine Kraft, deren Beytrag zum Allgemeinen kaum bemerkt wird, fo unentbehrlich er auch seyn mag. Aber so viel ist entschieden, überflüssig ist Keiner, gerechnet ist auf Jeden, und wer vermags zu sagen, was Gott mit unferm ganzen Geschlechte vor hat, wie viel er durch Dasselbe künftig und in alle Ewigkeit bewirken wird ?. Lasset uns anbeten, M. Br., lasset uns mit freudiger Dankbarkeit fühlen, daß auch wir etwas find, daß unser Schöpfer durch seine Regierung nicht bloß für uns sorgt, sondern auch auf uns rechnet.

Doch die rührendste Erklärung, durch die er den Werth unsrer Natur in seinen Augen bezeichnet hat, ist noch zurück; er hat dieß nämlich auch durch die Anstalten gethan, die zu ihrem Besten in Christo getroffen sind; denn durch dieselben

hat er bezeugt, daß unsre Natur zur genaues ften Vereinigung mit ihm fähig und zu einer ewigen Fortdauer bestimmt ist.

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Es ist viel, was ich behaupte, unsre Natur fen zur genauesten Vereinigung mit Gott fähig; aber ich kann es mit dem größten Rechte behaupten, M. 3., denn Gott selbst hat es durch die Anstalten bezeugt, die er in Christo getroffen hat. Des Menschen Sohn, heißt es im Evangelio, ist kommen, felig zu machen, das ver loren ist. Wer ist dieser Menschensohn, wer ist dieser von Gott gesandte Retter unsers Geschlechts? Ist er nicht der Herr vom Himmel, ist er nicht der eingeborne Sohn des Vaters, ist er nicht das er: habne Wesen, das mit dem Vater von Ewigkeit her in der genauesten Verbindung stand; ist er nicht das Wort, von welchem der Apostel sagt, es sen_im Anfang ben Gott gewesen und selbst Gott? Was sollen wir sagen, M. Br., sollen wir unsre Natur nicht mit Bewunderung und Ehrfurcht betrachten, Da sie fähig gewesen ist, von dem Sohne Gottes angenommen zu werden; da sie fähig gewesen ist, das heilige Werkzeug seiner erhabensten Thätigkeit, und der Tempel seiner Gegenwart auf Erden zu werden? Muß sie nicht unaussprechlich theuer vor Gott seyn, da er ihr zum Besten seinen Sohn gesandt, ' da er seinen Eingebornen mit ihr begleitet, da er fie mit sich selbst in eine so ausserordentlich Verbindung gesezt hat? Muß ihr das, was ihr in Christo widerfahren ist, nicht auch bey uns zur Verherrlichung dienen, da wir sagen können: wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Gebeine?

Seßet noch hinzu, daß unsre Natur auch zu einer ewigen Fortdauer bestimmt ist. Es ist dir besser, sagt Jesus im Evangelio, daß du zum Leben lahm, oder ein Krüppel einges hest, denn daß du zwen Hände, oder zwey Füsse habeft, und werdest in das ewige

Feuer geworfen. Einer andern Welt gehen wir also entgegen, auf die wir jezt schon sehen müssen. Gott hat uns durch seinen Sohn erinnern lassen, daß es einen Zustand des Lebens, daß es eine gränzenlose Seligkeit giebt, die wir erreichen; aber auch ein ewiges Feuer, ein gränzenloses Elend, dem wir entfliehen können. Der Sohn Gottes ist darum auf Erden erschienen, dem Tode die Macht zu nehmen, und Leben und unvergängliches Wesen ans Licht zu bringen. Er ist nicht bloß der erhabenste Lehrer der Unsterblichkeit gewesen, sondern auch ihr Geber, er hat sich zu einem Zustand der Macht und -Herrlichkeit erhoben, wo er sein ganzes Geschlecht ewig erhalten und segnen kann. Und so grosse, so weitgehende, so über Zeit und Ewigkeit verbreitete Abfichten Gottes mit uns sollten uns nicht überzeugen, daß wir werth und theuer geachtet sind vor ihm ? Wenn wir selbst fordern, selbst bestimmen sollten, M. Br., was Gott thun müsse, uns von seiner Aufmerksamkeit auf uns, uns von seiner Liebe zu verfichern: würden wir mehr verlangen können, als er bereits gethan hat? Sind die Aufklärungen, welche er uns durch unsre Kräfte, durch seine Regierung, und durch seine Anstalten in Christo über den Werth unsrer Natur gegeben hat, nicht so bestimmt, so deutlich und so rührend, daß sie selbst die kühnste Erwartung übertreffen?

Aber vergeblich wäre es, dieß zu wissen, verz geblich, dieser Aufklärungen sich zu freuen, wenn wir fie nicht gebrauchen und anwenden wollten; und hievon lasset mich noch reden. Sie sollen uns nämlich zu einer vernünftigen Selbstachtung erwecken. Denn wie, wir wollten uns selbst geringschäßen; wir wollten als niedrige Sclaven der Sinnlichkeit denken und handeln; wir wollten uns vergessen bey der Befriedigung thierischer Lüfte; wir wouten uns nicht zu erheben suchen über den Staub der Erde, und über die kleinen Angelegenheiten die

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ses Lebens? Hat uns Gott nicht Vernunft und Fren: heit geschenkt, und uns den erhabnen Beruf ertheilt, ihm selbst ähnlich zu werden? Sind wir nicht Ge genstände feiner Aufmerksamkeit, für die er sorgt, und die er zu Werkzeugen seiner Absichten bestimmt hat? Ist sein Eingeborner nicht Mensch, wie wir, und darum auf Erden erschienen, uns zum Gefühl unsrer Würde zu erwecken, und unser Führer zur Unsterblichkeit zu werden? Sehen wir uns nicht durch alles, was Gott für uns gethan, und über uns erklärt hat, so ausgezeichnet, daß wir es unmöglich vor uns selbst verantworten können, wenn wir uns entehren durch Ausschweifungen und Laster? Bedenk es wohl, wer du auch bist, du besißest eine Natur, die wichtig und theuer vor Gott ist; du denkst und handelst vor den Augen des Allmächtigen! Und du wolltest diese edle Natur mißbrauchen; wolltest als ein vernünftiges Wesen thöricht, als ein frenes Wez sen thierisch, als ein von dem Heiligsten und Gütigsten so sehr begünstigtes Wesen schändlich und ungerecht handeln? zu deutlich, zu ehrenvoll, zu rührend sind die Aufklärungen, die uns Gott über den Werth unsrer Natur in seinen Augen gegeben hat, als daß wir uns nicht selbst achten sollten.

Allein eben diese Aufklärungen verbinden uns auch zur sorgfältigsten Ausbildung unsrer Natur und aller ihrer Kräfte. Denn glaubet ihr, daß uns die edlen Fähigkeiten, welche unser We= fen so merklich auszeichnen, von Gott umsonst gege= ben sind? Glaubet ihr, daß er durch seine Regie: rung umsonst so viel Anstalten getroffen hat, bey welchen wir unsre Kräfte üben, stärken und erhöhen können? Soll alles vergeblich seyn, was er durch seinen Sohn selbst gethan hat, uns zu erleuchten, zu bessern, und zur Aehnlichkeit mit ihm zu führen? Sollen seine stärksten Erklärungen, daß wir zu gros fen Dingen bestimmt sind, und viel werden können, wenn wir nur wollen, keinen Eindruck auf uns mas

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