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Mithin kann Phrygia Epiktetos von Süden her gewiss nicht an den askanischen See gereicht haben. Das mussten wir von Anfang an feststellen; denn die Schwierigkeiten an der Ostseite sind trotz Strabos Bemerkung womöglich noch grösser. Zwar das Land, an das Bithynien da bei Otroia grenzte (vgl. unter 10 auf S. 396), kann nur Phrygia Epiktetos gewesen seinMyser, Galater, Paphlagoner bleiben weit ausser Betracht. Sollte sich aber Phrygia Epiktetos wirklich von Osten oder Südosten her bis zum See selbst erstreckt haben? Kaum! Denn wenn sich auch hier das Gebirge bereits verflacht, so dass die Verbindung zwischen hüben und drüben, leichter möglich wird und jenes seine Rolle als Scheidewand verliert, so ist es doch nicht glaubhaft, dass Phrygia Epiktetos so hart vor den Toren von Nikaia, das Strabo noch als Hauptstadt von Bithynien bezeichnet, an den See gereicht habe. Das hätte überdies wiederum die Verbindung der beiden bithynischen Städte Nikaia und Otroia in fremder Hand belassen, während im Gegenteil Strabos Bemerkung zu Otroia, wenig über dem See von Askania" auf nahe Beziehungen zwischen jenen, speziell auf eine schon damals bestehende Verbindung hinzuweisen scheint.

Vermutlich hat Phrygia Epiktetos zu Strabos Zeit überhaupt nicht mehr an den askanischen See gereicht und Strabo ist hier in einen Irrtum verfallen, indem er sich, Homer, Euphorion und den Aetoler Alexander zitierend, zu sehr in längst entschwundene Zeiten verlor und Vergangenheit und Gegenwart untereinander brachte. Uebrigens bemerkte er ja selbst ausdrücklich, dass es schwer sei, die Grenzen der Bithyner, Myser, Phryger zu bestimmen (564) - sehr sicher ist er also seiner Sache hier überhaupt nicht 1).

Wo aber haben wir nun die Grenze zwischen Bithynien und Phrygia Epiktetos in Wirklichkeit zu suchen? Strabos Angabe, Otroia sei schon an der Ostgrenze Bithyniens gelegen, gibt uns einen Fingerzeig, freilich leider keine Gewissheit. Tatsächlich ist gerade die Landschaft östlich von Otroia zu einem Grenzgebiet sehr geeignet: denn sie besteht aus einem von tief eingerissenen, steilwandigen, schluchtartigen Tälern zerfurchten Bergland, das, stufenförmig ansteigend, bereits zu den Hochebenen des inneren Kleinasien geleitet. Während sich in seinem westlichen Teile, soweit bereits bekannt, nur der Ahudagh 2) über 1000 m erhebt und die Wasserscheide zwischen Sangarius und Göktsche-su bildet, schwillt es im Südosten angesichts des Beckens von Eskischehir im Alindjadagh bereits auf fast 1200 m an und dieser findet im sanft nach Süden geschwungenen Bogen des Dumanitschgebirges eine nur wenig unter 2000 m bleibende Fortsetzung gegen den Olymp zu. Beide, Olymp und Dumanitsch, bilden

1) Vgl. auch Plin. Nat. hist. V 144, nach dem die Gegend selbst von Kios früher Ascania Phrygiae geheissen hatte.

2) So Kieperts Karte. Humann dagegen schrieb Aghadagh.

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so eine zusammenhängende Scheidewand zwischen Norden und Süden fast noch keines Forschers Fuss hat sie überschritten, und erst am Ostende des Dumanitschgebirges führt ein Sattel, der unter 1000 m bleibt (860 m), unmittelbar aus dem Becken von Eskischehir in das von Inegöl, wo sich die verschiedenen Quellflüsse des Göktsche-su sammeln; weitaus ihr wichtigster ist der Kuladja-tschai, von der Bevölkerung schlechtweg Tschai=Fluss" genannt. So ist dieses Becken von Inegöl, das mit dem von Jenischehir in innigem Zusammenhang steht und mit dem von Brussa über den kaum 250-280 m über der Beckentiefe gelegenen Pass von Aksu Verbindung gewinnt, gegen Bithynien weit mehr aufgeschlossen als gegen das Epiktetische Phrygien, umsomehr als die Höhenzüge jenes Berglandes ebenso wie die Steilböschungen der Talschluchten noch heute von dichtem Wald und. Gestrüpp bedeckt sind, wie am Dumanitschgebirge und Ahudagh. Namentlich aber in früherer Zeit gehörten wie bekannt Waldgebiete zu den besten natürlichen Grenzzonen; und wenn auch heute zwei Strassen, die von (Gemlik-)Jenischehir nach Biledjik-Eskischehir und die sich mit ihr vereinigende von (Brussa-)Inegöl gleichfalls nach Eskischehir die Hochfläche mit wiederholtem lästigen Auf und Ab queren, so haben sie doch weder in römischer noch in byzantinischer Zeit Vorläufer gehabt

wenigstens wissen wir nichts davon. Erst der gewaltige Aufschwung Brussas und das Bedürfnis nach direkten Verbindungen von Eskischehir eben mit Brussa und Gemlik hat die modernen Wege geschaffen. Daher glauben wir, dass zu der Zeit, die Strabo kannte, die Grenze zwischen Bithynien und Phrygia Epiktetos über diese welt fremden, stillen Waldgebirge verlief. In späterer Zeit freilich muss sie eine Verschiebung erfahren haben; denn gehörte einmal Agrilion, wie Ptolemäus berichtet, zu Bithynien, dann konnte Strabos schon mehrmals zitierte Bemerkung, Otroia sei an der Ostgrenze Bithyniens gelegen, nicht mehr zutreffen. Wir werden weiter unten sehen, dass aber eine solche Grenzveränderung möglicherweise nicht bloss westlich, sondern auch östlich vom Sangariuslauf vorgenommen wurde.

Auch diese geographische Auseinandersetzung konnte nicht erspart bleiben: denn verlief die Grenze von Phrygia Epiktetos in der soeben skizzierten Art, dann hat möglicherweise der Unterlauf des heutigen Göktsche-su zu ihm gehört, nicht aber das Quellgebiet, während es nach Strabos Angaben gerade umgekehrt war; und dann war der Göktsche-su nicht der Fluss, der im Altertum Gallus hiess, und Modroi nicht die Ahnin von Inegöl. Wie sonderbar aber und allen geographischen Verhältnissen hohnsprechend hätte die Grenze verlaufen müssen, hätte das Becken von Inegöl noch zu dem jenseits der Berge gelegenen Phrygien gehört, während es gegen Prusa und Otroia hin geöffnet war!

Allein noch steht Hypothese gegen Hypothese: während Ramsay und

seine Vorläufer und Nachfolger sagen, der Gallus entspringt in Phrygia Epiktetos und daher müsse er der heutige Göktsche-su gewesen sein, halten wir dem umgekehrt entgegen: Phrygia Epiktetos dürfte überhaupt nicht das Quellgebiet des Göktsche-su umfasst haben und dann kann der Göktsche-su nicht der Gallus von ehemals sein.

Ramsay und die andern Verfechter derselben Ansicht stützen sich doch, so könnte man einwerfen, auf Strabos eigene Angaben, wie wir sie unter 3, 4, 7 und 8 oben angeführt haben. Gleichwohl lässt sich auch unsere Annahme sehr gut mit Strabos Bemerkungen in Einklang bringen. Denn er sagt ausdrücklich, dass das Land vom Olymp nördlich von den Bithynern, Mygdonen und Dolionen bewohnt werde; das übrige das aber muss, da der Olymp samt seiner in innigstem Zusammenhang mit ihm stehenden Fortsetzung, dem Dumanitschgebirge, etwa ostsüdöstlich streicht, das Land südlich gewesen sein bewohnen die Myser und Epikteten. Davon, dass Phryger und Myser auch am Nord abfall des Gebirgszuges gewohnt hätten, ist nicht die Rede. Wie weit also reichte nun am Südhang Mysien nach Osten und wo nahm Phrygia Epiktetos seinen Anfang? Strabo scheint (unter 5) nur von den um den Olymp her wohnenden Mysern und von Phrygern am Hellespont zu reden, nicht aber von den um den Olymp her wohnenden Mysern und Phrygern", von diesen also keineswegs dasselbe auszusagen wie von jenen, von denen er zweimal eigens betont, dass sie am Olymp wohnen. (Ueber die unter 7 angeführte Bemerkung Strabos siehe S. 395 Anm. 2.) Heisst doch daher auch die Landschaft am Südfluss des Olymp My si a Olympene 1). Sub. 4 heisst es, dass Mysien fast bis zum ganzen Olympos reicht: auch damit kann wieder nur die Südseite gemeint sein. Denn an der Nordseite reichte ja Bithynien mit Prusa fast bis ans Westende heran. Aber heisst es nicht unter 7 von Phrygien „um den Olymp her" und unter 4, Prusa sei den Phrygern benachbart? Was jenen Einwurf anlangt, so darf nicht vergessen werden, dass zwar der Keschischdagh bei Prusa die gewaltigste Erhebung des nordwestlichen Kleinasien vorstellt und gewiss in erster Linie als Olympus mons gelten musste, dass aber zum Olympgebirge in weiterem Sinne wohl auch das fast 2000 m hohe Dumanitschgebirge gezählt werden muss und auch Strabo die beiden Gebirge nicht von einander gesondert haben dürfte südlich von diesem aber können wir Phrygia Epiktetos gewiss mit aller Ruhe ansetzen, denn hier gravitiert die Landschaft bereits nach Kutahia, dem alten Kotiaion, und Kotiaion war nach Strabo eine phrygische Stadt. So kann also dieser ganz recht gehabt haben, wenn er auch Phrygia Epiktetos an den Olymp grenzen lässt; deshalb braucht es aber nicht auch das Becken von Inegöl eingeschlossen zu haben. Dem 1) Dass die Olympener auch Hellespontier genannt wurden, mag eine Erinnerung an die Vergangenheit sein, wo das ganze Land bis zum Hellespont hin Phrygien am Hellespont geheissen hatte.

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zweiten Einwand. Strabo sage ausdrücklich, Prusa sei den Mysern und Phrygern benachbart, muss entgegengestellt werden, dass es unser Gewährsmann mit solchen Angaben denn doch nicht so genau nimmt, wenigstens für unser Gebiet; als Beweis dafür diene, dass er (vgl. unter 8) auch ausdrücklich sagt, dass den Olymp im Norden Bithyner, Dolionen und Mygdonen umwohnten, während er späterhin das Wohngebiet dieser Stämme genauer fixiert: Dolionen heissen besonders die um Cyzikus, vom Aesepus bis zum Rhnydakus und dem See Daskylitis hin Wohnenden, Mygdonen aber die zunächst folgenden bis zum Gebiet der Myrleaner. Wo sind also zumal die Dolionen und wo der Olymp? Aber auch von den Mygdonen kann man nicht sagen, dass sie, waren Strabos Angaben über ihr Gebiet richtig, nördlich vom Olymp wohnten. Sich also gar zu genau, womöglich wörtlich an Strabos Berichte zu halten, geht keineswegs immer an.

Damit glauben wir etwaigen Einwänden, dass Phrygia Epiktetos das Becken von Inegöl umfasst haben muss, von vornherein jede Spitze abgebrochen zu haben, und kehren nun zur weiteren Untersuchung über die Gallusfrage zurück.

II. Nicht minder wichtig als die genaue Kenntnis des Verlaufs, den die Grenze zwischen Bithynien und Phrygia Epiktetos westlich vom Sangarius aufwies, wäre für die Lösung unseres Problems die sichere Erkundung, wie sie östlich von jenem Strome zog. Leider können wir auch hier nur zu Vermutungen, nicht aber zu unumstösslich feststehenden Ergebnissen gelangen.

Das Tembrogiusgebiet (Pursak-tschai) war unzweifelhaft phrygisch. Denn Strabo zählt Dorylaion und Midaion, beide Orte am Tembrogius gelegen, ausdrücklich unter den phrygischen Städten auf, wie es ja von vornherein zu erwarten ist. Allein wie weit reichte das epiktetische Phrygien hier gegen Norden?

Da ist nun jene Notiz bei Strabo ausserordentlich auffällig, dass der Sangarius den grösseren Teil von Phrygia Epiktetos durchströmt (s. S. 393 f.). Wieso das? Der wirkliche Hauptquellfluss des Sangarius ist der Seid-su, der bei Seidi Ghazi, dem alten Nakolia, vorbeifliesst. Diesen jedoch bezeichneten die Alten als Parthenius und sahen im heutigen Bardaktschi-su den Quellfluss des Sangarius. Strabo wenigstens tut dies; denn er bemerkt (543), dass der Sangarius bei dem Flecken Sangia, 150 Stadien von Pessinus entfernt, seine Quelle habe. Traf diese Ansicht zu 1), so entsprang der Fluss hart an der Grenze von Galatien und trat alsbald in dieses ein. Dann aber konnte natürlich von diesem obersten Quellstück des Sangarius gewiss nicht behauptet werden, dass es den grösseren Teil

1) Hätte der Fluss von Nakolia Sangarius geheissen, so hätte Strabo diesen gewiss nicht erst bei Sangia entspringen lassen, sondern wohl im Gegenteil gesagt, der Sangarius habe seinen Ursprung bei Nakolia, bezw. Nakolia liege am Sangarius.

von Phrygia Epiktetos durchmass. Zudem ist es fraglich, ob jene Landschaft überhaupt noch zu Phrygia Epiktetos gehörte. Denn das nahegelegene Pessinus war nach Strabos eigener Bemerkung eine Stadt der galatischen Tektosagen und diese wohnten neben Grossphrygien (567 und 576).

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Tatsächlich durchströmt dann, wenn man die Grenzen von Phrygia Epiktetos in der gewöhnlichen Weise zieht, der Tembrogius den grössten Teil dieser Landschaft; er ist dann der Hauptfluss des Gebietes. Sollte man Strabo solch eines gewaltigen Irrtums zeihen wollen, dass er den Sangarius mit dem Tembrogius verwechselt hätte? Doch nein - denn er sagt ja, der Sangarius entspringe bei Sangia in der Nähe von Pessinus. Wo aber ist Pessinus und wo der Tembrogius! Ja was soll man dann eigentlich mit Strabos obiger Bemerkung anfangen, dass der Sangarius den grösseren Teil von Epiktetos durchströmt habe? Da kann man doch einzig und allein nur den Ausweg finden ausser man will Strabo überhaupt eine falsche Bemerkung vorwerfen, dass man folgert, das ganze Ostweststück des Sangariuslaufes zwischen Galatien und Bithynien habe zu Phrygia Epiktetos gehört und dieses habe ein gutes Stück über den Sangarius gereicht. Wie trefflich aber stimmt dies zum Verlauf der Grenze im Westen des Sangarius! Hier sahen wir sie östlich von Otroia gegen Norden zu ausbiegen und vermuten sie auf den Waldgebirgen der Wasserscheide zwischen Göktsche-su und Sangarius. Oestlich von diesem mag dann die Grenze über die Karakajaberge und das Aksofugebirge zum Dikmen- und Karmlydagh gezogen sein und den Oberlauf des Mudurnuflusses noch zu Phrygia Epiktetos geschlagen haben, um etwa von der Wasserscheide zwischen Mudurnu- und Bolifluss südwärts zu verlaufen und hier Phryger- und Galaterland zu trennen.

Dass der Grenzverlauf dieser Art war, mag vielleicht für den ersten Augenblick etwas gewagt erscheinen, weil wir gewöhnlich jenen Umfang von Bithynien vor unserem geistigen Auge haben, der etwa der Zeit der beiden Plinius und des Ptolemäus entspricht. Zu Strabos Zeit muss er anders gewesen sein; das räumen auch diejenigen implicite ein, welche die Gegend am Göktsche-su und um Biledjik zu Phrygia Epiktetos rechnen wollen, denn auch dieses Gebiet gehörte zu Ptolemäus Zeiten, wie seine Angabe über Agrilion zeigt, nicht mehr dazu. Ebenso war z. B. auch Juliopolis (Gordiukome) im Osten bereits zur Zeit der Flavier bithynisch, während es voreinst zu Phrygien gehört haben musste. Veränderungen waren also bestimmt eingetreten und die Angabe Strabos, Otroia liege schon an der Grenze des östlichen Bithynien, traf ebenso wenig mehr zu wie die, dass der Unterlauf des Sangarius die Grenze Bithyniens bilde. Gerade bei diesen Veränderungen aber muss das oberste Gebiet des Gallus, ob wir nun diesen Fluss im Göktsche-su oder im Mudurnu-tschai erblicken,

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