ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

wie bald verlaufen! Schon jeßt freu' ich mich auf die gütige, milde Ausspannung aus dem Jahre der Standesrücksichten und gewisser Etiketten, ohne die kein Amt ist, und die mir schon seit der kurzen Zeit, da ich eingespannt bin, so drük kend sind! Bei Geschäften, falls sie köstlich gewesen, ist Alles eine authonianische Chrie, wenn's noch so unpedantisch aussieht. Auch wenn ich von dem Legat der Amazonin, der Frau v. —b-, Gebrauch gemacht, und Mantel, Rock und Kragen angelegt, wär' ich ohne authonianische Chrie abgekommen?

[blocks in formation]

Jener Heide hörte: dein Sohn ist todt, da er den Göttern opferte und räucherte; ich nicht also!

Meine Stunde ist kommen, um von meinen Lesern, vielleicht auf ewig, vielleicht auf sechs Jahre, Abschied zu nehmen. Wer hätte das denken sollen, da ich über die Worte: kurze Frist commentirte. Natürlich bringt mich dieses: nach einem Endlich noch auf ein

lehtes Endlich!

Ich weiß, was für eine herrliche Sache es ist, den Schlußstein des ganzen Gewölbes zu entdecken und bei dieser Gelegenheit sich zu überzeugen, daß die Säulenbogen nicht nur schön, sondern auch sicher sind! Weisheit, Stärke und Schönheit an einem dergleichen Schwibbogen finden, ist so was Erwünschtes als etwas in dieser Welt, wo so selten der Schlußstein zu sehen ist, nur seyn kann! Ist's aber meine Schuld? Dacht' ich, Zoar je zu verlassen? Legt' ich es je zu einem Buchstaben so oder anders, mehr oder weniger, in meinem Namen an, um diese Namensveränderung mit mir sterben zu lassen? Kinderlos! bei einem so lieben,

edlen Weibe! Und was soll mir der Lebenslauf meiner Vorfahren in aufsteigender Linie, da keine abstei= gende vorhanden ist? — So hat es dem Herrn über Leben und Tod gefallen, und er allein weiß es, ob ich noch mein Wort erfüllen und die beiden fast fertig daliegenden Theile übersehen und ergänzen werde! In meinen Amtsjahren gewiß nicht. Was da Alles auf's Wort merkt! Gewiß nicht in den sechs Dienstjahren.

-

Verzeiht, lieben Leser, diesen Umschlag, den ich zu machen gezwungen bin.

Seht, ich gehe hinauf!

So wie ich einen Jeden, weß Standes, Alters und Ehren er ist, hiermit feierlichst ersuche, nichts zu diesem Werke hinzuzuthun, und unter dem Scheine des Rechts meinen Vater und Großvater durch magische Künste zu citiren, so sey es mir auch erlaubt, zu bitten, nichts von diesen drei Theilen abthun zu dürfen, und das Bild und die projektirte Ueberschrift zum ewigen Andenken so zu lassen, wie beides da ist!

Hiermit lebet wohl!

Nach geendigtem Buche, lieber es, noch etwas hinzufügen heißt die Einheit verleßen und der göttlichen Natur eines Buchs zu nahe kommen. Ich bin kein Freund, wenn schon lezte Worte da sind, noch mehr lehte Worte und allerleßte leßte Worte beizufügen. Meinethalben! Ein paar Züge können freilich nicht helfen, nicht schaden.

Herr v. G. war fürs Einfache: Mein Vater hatte für Eins auch eine wahre Achtung; wäre er sonst ein Monarchenfreund gewesen? Im Skelett, sagte er, scheinen Mann und Weib einerlei. Je näher man der Natur tritt, je mehr überzeugt man sich, daß der liebe Gott Alles vortrefflich

rubricirt hat. Sein Hausbuch der Welt hat weniger Artikel als man glauben sollte. Drei Ingredienzen konnte mein Vater leiden, nicht aber mehr. Verträgt sich doch Oel und Effig. Die neunte Zahl war meines Vaters Liebling. Drei mal drei ist neun.

Eisen war ihm in vielen Rücksichten besser als Gold!· Gold ist Wahn und Zufall, Eisen ist Wahrheit und wirklicher Werth.

Nur neulich erinnerte mich mein Schwiegervater, daß er wegen des Abschiednehmens mit meinem Vater ein Herz und eine Seele gewesen. So ganz nicht! Etwas kann seyn. Mein Vater haßte armselige Allgemeinheiten. Wer Abschied nimmt, singt die Melodie des Todes; Mancher pfeift sie!

Herr v. W. nannte einen kurzen Abschied, der, wie mich dünkt, der beste ist, den man nehmen kann, einen Schlagfluß; einen feierlichen Abschied, die Hektik, die sich in die Zeit zu schicken versteht.

Wer ohne Abschied aus der Gesellschaft scheidet, oder, wie man sich ausdrückt, sich unsichtbar macht, hat sich, wie mein Vater sagt, selbst umgebracht.

Mein Vater war kein Tagwähner, Tagfärber! Auf Tagezeiten hielt er sehr! So hab' ich ihn nie des Morgens lachen gesehen! Den Sommer hielt er für den Gelehrten weniger zur Arbeit tauglich als den Winter. So verkehrt ist die liebe Gelehrsamkeit! Man sagt, Milton, obschon er blind gewesen, soll im Winter bessere Verse ge= macht haben.

Mein Vater war ernsthaft, hager und hielt sich gerade. Ein gewisses Nachdenken, das wie Schwermuth aussah (so sieht das Nachdenken gemeinhin aus, vielleicht weil wir zu

sehr wissen, daß wir nicht weit damit kommen), war in feinem ganzen Gesicht verbreitet. Er war sonst heiter und guter Dinge. Selten griff ihn etwas an. Die Augen hatten ein besonderes Feuer. Die Lerche singt im Fluge, so auch ächte Dichter. Der Philosoph steht. Oft, wenn er spazieren ging, blieb er stehen, die linke Hand auf seinen großen weißen Stock gelegt, und mit der rechten sich aufgestüßt.

Da sehen die meisten Leute diese Welt als eine Spielgesellschaft an, wo die Klugen nichts weiter thun, als Par= tien machen. Einigen scheint sie, wie ein Schauspiel, wo sich der Zuschauer, bloß weil er seinen Plak bezahlt hat, über Andere zu lachen berechtigt hält. Der Weltpatriot sieht dies Leben als Zeit und Gelegenheit zu ernstbaften Dingen an, wenigstens hält er sich verpflichtet, Vorfäße hiezu zu fassen. Gott segne seine Studia.

Mein Vater stritt, ohne eben darauf auszugehen, Recht zu behalten. Jeder wird seines Glaubens leben, war sein Glaube. Meine Mutter pflegte zu sagen, er sey von der streitenden, nicht aber von der triumphirenden Kirche.

Ich möchte wetten, er hätte gern einen Ring getragen, wenn er nicht Pastor gewesen. Herr v. G. seliger gewiß nicht, um wie viel nicht.

Mein Vater sehte nichts ins Spiel, was er lieb hatte. Meine Mutter glaubte, man könne seine Zuneigung zu allem Leblosen nicht anders an den Tag legen, als wenn man es an einen Ehrenort seßte. Selbst war sie für Gewölbe, bis mein Vater sie davon, wie vom Kreuzschlage, abbrachte. Mein Vater brauchte Alles, was er lieb hatte. Durchs Aufbewahren, bemerkte er, zerbricht Alles leichter. Peinlichkeit schadet überall. Wenn man mit der Dose im

Umgange ist, wird sie zuleht ganz dreist mit uns, und so bekannt, daß sich keines vor einander scheut, weder ich noch fie. Ist es nicht thöricht, sich Knoten ins Schnupftuch machen, um sich an dies und das zu erinnern?

Was er doch über die Theilung von Polen gesagt haben würde, wenn er sie erlebt hätte?

Gern, lieber Freund! hätte ich gewünscht, Sie hätten meinen Vater, wenn nicht gekannt, so doch einmal gesehen. Er gehörte unter die sichtbaren und unsichtbaren Geschöpfe, und war in allen Rücksichten ein verehrungswürdiger Mann.

[ocr errors]

Männer seiner Art sieht man gern. Eine doppelte Persönlichkeit am Kern und Schaale, Körper und Geist! Es gibt Leute, an denen es auffällt, daß sie den Leib nur wie einen Schlafrock umgeworfen. Er hängt so, wie ein Dieb am Galgen. Meinem Vater war der Leib auf die Seele gemacht, so wie man vom Kleide sagt: Es ist auf den Leib gemacht. Es war ihm Maß genommen. Ein feiner Anzug! Keine steife Leinwand, Alles so locker und ädellose und doch anprobirt! Wie auf den Leib gegossen. Oft ging er für die Seele. Es gibt wirklich Seelenbewegung, wobei man ordentlich fühlt, daß der Leib keinen Antheil hat. Den Magen nannte er die Wurzel des Thieres; das Gehirn die Wurzel der Seele.

Zu orthodor? Er war freilich den Grundsäßen seiner Kirche treu; allein wahrlich, er würde den kindlichen Communionshunger des Johann Jakob Rousseau, welcher auch in meinem Buche Todes verblichen, gestillt haben. Meine Mutter, die eine Schußpatronin der leidigen Erbsünde war, hätte ihn zwar ohne Gnade und Barmherzigkeit vom Tisch des Herrn gewiesen und wider seinen Zutritt in bester Rechts

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »