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V.

Das Ewige im Vergänglichen.

Prediger Salomo 1, 14:

Ich sahe an alles Thun, das unter der Sonne geschiehet, und siehe, es war Alles eitel und Jammer.

Ach! wie nichtig, ach! wie flüchtig

Ist der Menschen Leben!

Wie ein Nebel bald entstehet,

Und auch wieder bald vergehet,
So ist unser Leben, sehet!

Ach! wie nichtig, ach! wie flüchtig
Sind der Menschen Sachen!

Alles, Alles, was wir sehen,

Das muß fallen und vergehen;

Wer Gott hat, bleibt ewig stehen.“

So, m. chr. Fr., singt ein christlicher Dichter. Die Vorstellung von der Hinfälligkeit und Nichtigkeit der menschlichen Dinge ist keine von denjenigen, die wir erst in die Leute hineinpredigen müßten; „Alles ist eitel!" so hören's wir ja sowohl aus dem Munde des genußsüchtigen Weltmenschen, dem aus dem Kelche der Luft an seinem Lebensende Ueberfättigung und Ueberdruß schäumt, als aus dem Munde des Frommen, der sich weltverachtend in ein anderes Leben hinübersehnt. Aber den Meisten von Denen, die so laut flagen über die Eitelkeit der Welt, dürfte zugerufen werden: Erkennet doch vor Allem, daß eure Klagen über die Nichtigkeit der Welt unter allem Nichtigen das Nichtigste find. Wendet auf eure Seufzer und Klagen das Wort des Predigers an: Alles unter der Sonne ist eitel. Es gibt eine Frömmigkeit, die nach dem Ausdruck eines kräftigen Predigers unserer Zeit den Himmel anweint und der Erde den Rücken fehrt," die dem Ewigen nur wie einem Schatten

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nachjagt und dasselbe nie erreicht, die Gott und Welt als zwei Verhältnisse ansieht, von denen das Eine nur drüben, das Andere nur hüben ist; so bleibt natürlich diese Welt immer geist und gottlos, durchaus nichtig und eitel, wie der Leib, vom Geiste verlassen, nur Staub und Asche ist. Lasset uns den Klagen über die Nichtigkeit des Menschenlebens entgegenseßen dessen Wichtigkeit, indem wir betrachten

Das Ewige im Vergänglichen.

1. Gehen wir den Klagen über die Nichtigkeit alles Irdischen weiter nach, so finden wir, daß sie sich zuerst richten auf die Beschaffenheit der menschlichen Arbeiten, Geschäfte und Sorgen. Wie eng und beschränkt ist der Kreis der täglichen Sorgen und Mühen, in dem sich das Leben der meisten Menschen von der Wiege bis zum Grabe bewegt; welches ermüdende Einerlei; welche geisttödtende Gleichförmigkeit! Wie nichtig also und eitel die menschlichen Arbeiten und Sorgen! Freilich sind eure Arbeiten und Geschäfte eitel; eure Arbeiten sind euch Gewohnheitssache, eure Religion ist euch Gewohnheitssache; ihr arbeitet im Schweiß eures Angesichts, und daneben müsset ihr auch beten. Ihr machet eure irdischen Geschäfte ab und daneben müsset ihr auch „Gottesdienst verrichten;" darum bleiben eure Arbeiten, wie eure Religion, herzlos und geistlos; ihr vermöget nicht, die ganze Wärme eures Herzblutes in dieselben zu legen, die Glut der Liebe denselben mitzugeben und den Stempel des Ernstes aufzudrücken, — mit einem Wort: ihr verstehet es nicht, im Vergänglichen das Ewige zu finden und darzustellen. Wohl sind sie einförmig, an sich selber klein und unbedeutend, daher scheinbar nichtig die Geschäfte und Sorgen z. B. einer Gattin und Mutter; jeden Morgen und Abend die gleichen Geschäfte und Mühen, fast jede Woche die gleichen Begegnisse, ein enger, eintöniger Kreis des Le

bens fürwahr! Aber welch ein ewiger Inhalt läßt sich in diesen Kreis einschließen, wenn die Liebe zu Gatten und Kindern ihr die Hand bietet; die Geduld, die den Schwachen trägt, die Freundlichkeit, welche den Müden erquickt, die Hoffnung, welche den Gedrückten erhebt, die Sanftmuth, mit der sie in Allem waltet, die Zartheit und Milde, mit der sie immer unvergängliche Rosen in das vergängliche und wechselnde Leben hineinzuflechten weiß. Wie werden da alle Geschäfte nicht bloß verschönert, sondern auch erleichtert.

trage das Ewige nur erst in deinem eignen Herzen flar und lebendig, so wirst du Alles, was du thust, auch das fcheinbar Unbedeutende, mit demselben berühren, überhauchen, durchdringen; habe den heiligen Geist nur kräftig in dir, so wirst du, ob hoch oder niedrig gestellt, alle Formen des Lebens, die dich umgeben, in Familie, Kirche und Staat mit dem Hauch des Geistes und dem Odem des ewigen Lebens durchdringen; lege nur die ganze Kraft deines fittlichen Wollens und deines liebenden Herzens in die Verhältnisse, in die du hineingestellet bist, so wirst du einen solchen Gottesfrieden, eine solche Freude im heiligen Geist, eine solche innere Befriedigung erfahren, daß du mit Klagen über die Eitelkeit des Lebens nicht mehr zu viel Zeit verschwendest.

Aber das macht den Menschen oft so unzufrieden mit sich und der Welt, daß er die gottgesezte Schranke nicht lieben lernt, sondern immer in's Maßlose strebt und sein Glück in unerreichbaren Fernen sucht; sich beschränken müssen, macht sittlich; sich beschränken können, macht glücklich. Lebe im Ganzen; aber lerne lieben und achten die Schranke, die Gott um dich gesezt hat. Schaue nicht mit neidischem Auge auf die Gebiete des menschlichen Lebens, die deiner Kraft verschlossen sind; beneide Andere nicht um ihre Gaben, Talente und Stellung, und meine nicht, wenn du auf ihrer Stufe ståndest, so würdest du glücklicher sein. Das Ewige

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und Göttliche läßt sich im kleinsten Raume finden und darftellen, wie im größten; für die Erreichung des höchsten Zieles, das dem Menschen gesteckt ist, kommt es nicht an auf dieses oder jenes, was der Eine vor dem Andern voraus hat, die Sittlichkeit ist zu einem Gemeingut aller Menschen bestimmt und nur in ihr ruht dein Werth und darum dein Glück. Die Mutter, welche Leben und Tod nicht achtet, um ihren Säugling am Leben zu erhalten, und füße Lust findet an ihrer großen Last, sie ist so groß, als der Fürst, der über Tausende wacht oder der Feldherr, der sein Leben dem Vaterland weiht. Wer im Schweiße des Angesichtes das ehrliche Brod sucht für sich und die Seinen, trägt denselben Gottesfrieden in sich, wie der in hoher Stellung Arbeitende. Der Herr im Gleichniß spricht zu dem Knecht, dem er fünf Centner gegeben, wie zu dem Andern, dem er nur drei verliehen hatte, die gleichen Worte: „Ei du treuer und frommer Knecht, du bist über Wenigem treu gewesen, gehe ein zu deines Herrn Freude." Fülle nur Jeder den Plaß aus, den ihm Gott angewiesen hat, und gelange Jeder von dem Punkt aus, wo er steht, zur Anerkennung des göttlichen Gesezes, so wird das Himmelreich, d. h. das Ewige im Vergänglichen, von selber kommen.

2. Aber die Klage über die Nichtigkeit der Dinge trifft nicht nur die Beschaffenheit der menschlichen Arbeiten und Geschäfte, sondern auch deren Erfolg. Müde und verdroffen steht hie und da ein Wanderer zum Grabe still und fteht zurück auf die durchwandelte Bahn seines Lebens; so manche glänzende Aussicht seiner Jugend, so mancher schöne Lebensplan, so manche lange genährte Erwartung leichte, schwebende Morgenwolken sind sie verschwunden in der schwülen Mittagshiße des Lebens; so manche heiße Thräne hat er einem unerbittlichen Schicksal geweint, so manche angstvolle Klage der verwehenden Luft geflagt, so manches mühsam vollendete Werk der schnellen Vergänglich

wie

keit zum Opfer hingestellt! Unmuthsvoll ruft er: „Da ich ansehe alle meine Werke, die meine Hand gethan hatte, stehe, da war es Alles eitel und Jammer!" Wie, Alles eitel und Jammer? ich denke doch nicht. Siehe, auch die Natur wirft manches edle Samenkorn aus, das sich nie entwickelt, und doch geht unter der Sonne nichts ohne Spur verloren. Und so weiß Gott auch jedes ausgestreute Samenkorn des Guten, das du spurlos verloren glaubtest, an irgend ein Pläßchen zu legen, wo es in stillem verborgenen Segen wirkt, im Segen sowohl für dich, der du es ausstreutest, als auch für die Welt. Für dich selbst: wohl geht manches Werk deiner Hände zu Trümmern, aber unter den Trümmern des Aeußeren bist du selbst stark geworden am inwendigen Menschen; wohl bleibt Manches nur im Keim, aber in dir selbst ist die herrliche Frucht der Geduld und Erfahrung aufgegangen; darum täuschen den Jüngling so manche Hoffnungen, denen er noch unklar das sichere Herz hingegeben hatte, damit er zum klar und kräftig wirkenden Manne heranreife; darum zerrinnt dem Manne so manches Werk unter der schaffenden Hand, damit der Greis, befreit von den Täuschungen des Wechselnden und den Banden des Vergänglichen, ruhig und sicher in Gott wurzele. O wie oft begegnet uns dasselbe, was dort von den Aposteln erzählt wird (Joh. 21, 1–14): eine ganze Nacht durch hatten sie die Neze ausgeworfen und am Morgen mußten sie sich bedenklich gestehen: wir haben umsonst gearbeitet; aber unterdem erschien eine Anfangs unbekannte Gestalt am Ufer, da erkannte sie zuerst der Jünger, den der Herr lieb hatte; „es ist der Herr," flüsterte er dem Petrus zu; es ist der Herr," riefen Alle in freudiger Ueberraschung. Oft, wenn wir vergeblich gearbeitet und alle Mühe und Liebe ange= wendet haben, um ein theures Leben vom Tode zu retten, da lernt das blutende Herz ausruhen in Dem, der alles Andere ersetzt; oft, wenn wir Jahre lang gearbeitet haben und

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