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Erstes Kapitel. Der Götterglaube der älteren Zeit.

wird diese Verirrung von poetischen Vergleichen genommen haben; der König gilt als der irdische Sonnengott, sein Palast ist der Horizont; wenn er sich zeigt, geht er auf; stirbt er, so geht er unter. Daher trägt er auch als Diadem die feuerspeiende Schlange, die der Sonnengott an seiner Stirn führt, und die seine Feinde vernichtet. Und wieder gleicht der König dem Horus, dem Sohne des Osiris, denn wie dieser ist er seinem Vater auf dem Throne gefolgt als der Erste der Lebenden. Daher heißt er dann Horus, der Herr des Palastes, und sein Palast selbst heißt die Einsamkeit, weil Horus in der Einsamkeit aufgewachsen ist. Wenn dann endlich der König der Sohn des Re heißt, so möchte man zunächst glauben, daß damit nur gemeint sei, daß das Herrscherhaus in letzter Linie von den Göttern und damit auch von Re abstamme. Aber es ist mehr gemeint. In zwei Tempeln aus dem neuen Reich ist uns ein altes Buch mit Bildern erhalten,1) das uns zeigt, wie man diese Sohnschaft auffassen sollte. Wenn die neue Königin in der Schönheit ihres Hauses sitzt, so naht ihr der höchste Gott, der die Gestalt ihres Gatten angenommen hat. Sie erwacht von dem Wohlgeruch, der ihn umgibt, und lacht den Gott an. Er tritt zu ihr und zeigt sich ihr in seiner göttlichen Gestalt und sie frohlockt über den Anblick seiner Schönheit. Und nach diesem, wenn dieser Gott alles, was er wollte, mit ihr getan hat, so verheißt er ihr, daß sie einen Sohn gebären werde, der König sein werde über Ägypten. Übrigens hat dieser Wahnwitz bekanntermaßen auch in der hellenistischen Fürstengeschichte sein Analogon.

Diese Heiligkeit des Königtums ist dann auch auf alle seine Insignien und Attribute übergegangen; insbesondere gelten die verschiedenen Kronen als heilige Wesen, die göttliche Kräfte in sich bergen, und der oberste Beamte des königlichen Schmuckes dient ihnen als Priester.2)

Wie diese Vergötterung des Königs sich dann auch in den Tempeln zeigt, wo er als der alleinige Vertreter der Welt den Göttern gegenübersteht, wird im folgenden Abschnitt geschildert werden.

1) Gayet, Louxor pl. 71; Naville, Derelbahri pl. 47.
2) Brit. Mus. 574.

Zweites Kapitel.

Der Kultus in älterer Zeit.

Es kann nicht unsere Aufgabe sein, an dieser Stelle all den Gebräuchen des Kultus nachzugehen, die verschiedene Anlage der Tempel zu erörtern und die Unterschiede der einzelnen Priestersehaften darzulegen; das verbietet schon die unendliche Mannigfaltigkeit dieser Dinge. Aber ein kurzer Überblick, der das Charakteristische in diesen äußeren Formen der ägyptischen Religion hervorhebt, sei uns doch gestattet.

Wenn der Ägypter seinen Tempel das Haus des Gottes nennt, so ist dieser Ausdruck für ihn gewiß einmal wörtlich gemeint gewesen; im Tempel wohnte die Gottheit, wie der Mensch in seinem Hause wohnt, und die Priester, die Diener des Gottes, waren sein Gesinde, das ihn speiste und pflegte. Diese Auffassung spricht sich auch in dem Zeremoniell des Kultus und vielleicht auch in der Anordnung der Tempelräume aus, in historischer Zeit dürfte sie freilich kaum noch lebendig gewesen sein.

Ursprünglich war wohl jeder Tempel nur dem einen. Gotte geweiht, der als sein Herr galt. Aber in dem natürlichen Bestreben, auch den Segen anderer Gottheiten der Stadt zu gewinnen, hat man meist noch Nebengötter dazugesellt, deren Zahl dann im Lauf der Jahrhunderte bei den großen Heiligtümern immer mehr angewachsen ist. Zwei derselben, eine Göttin und ein Gott, pflegen als das Weib und das Kind des Hauptgottes zu gelten. So hat Ptah in Memphis die Sechmet zur Gemahlin und den Gott Nefer-tem zum Sohn erhalten, und Amon mußte die Mut zum Weibe nehmen und den Mondgott Chons zum Kinde. Göttinnen erhielten wenigstens ein Kind, so die Hathor von Denderah den Knaben Ehi und die Buto einen Gott Horus.

Von den Tempeln der ältesten Epoche, die ja, wie wir oben gesehen haben (S. 5), schlichte Hütten waren, ist uns begreiflicherweise nichts erhalten. Aber auch von den

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großen Bauten der älteren historischen Zeit ist nur sehr weniges auf uns gekommen, denn in der langen Reihe der Jahrhunderte ist so viel an ihnen umgebaut, erneuert und erweitert worden, daß in der Regel nur einzelne Steine noch von dem ursprünglichen Bauwerk Kunde geben. Indessen schon die geringen Reste, die sich von den alten Tempeln hier und da erhalten haben, genügen, um den richtigen Begriff von ihnen zu gewinnen: sie sahen im wesentlichen schon ebenso aus wie die großen Bauten, die später an ihre Stelle getreten sind. Die Form, die die alte Zeit dem Tempel gegeben hatte, ist eben für alle Zeit vorbildlich geblieben, und wenn wir im folgenden einen Tempel des neuen Reiches schildern, so schildern wir damit gewiß auch einen der älteren Zeit.

Wir sind heute gewöhnt, die schönsten Ruinen ägyptischer Tempel in Feldern und Gärten liegen zu sehen und nehmen danach unwillkürlich auch für das Altertum eine gleiche Lage an. In Wirklichkeit lagen die Tempel aber gerade im Innern der Städte, mitten in dem Häusergewirr und den engen schmutzigen Gassen einer südlichen Stadt. Gegen das lärmende Treiben, das sie umgab, schloß eine hohe Mauer ihren Bezirk ab, als eine stille, reine Stätte in der unreinlichen und lauten Welt. Auch der Weg zum Tempel hatte einst durch die Gassen der Stadt geführt, dann aber hat man überall einen freieren Zugang zu ihm geschaffen, der den Festzügen eine bessere Entfaltung erlaubt. Man hat einen geraden breiten Gottesweg durch die Häuserviertel gebrochen und hat ihn auf beiden Seiten mit Statuen von Widdern, Löwen oder anderen heiligen Tieren besetzt, die als eine steinerne Wache die Menge von dem Wege des Gottes fernhalten sollen. Wo diese Straße auf die Umwallung des Heiligtums stößt, ragt aus dieser der Vorbau des Tempels auf, der sogenannte Pylon, ein großes Tor, das von zwei hohen Türmen mit schrägen Wänden flankiert wird. Hinter diesem Tore liegt der erste Hauptraum, ein von Säulengängen umschlossener offener Hof; in ihm spielen sich die Feierlichkeiten ab, an denen ein größerer Kreis von Bürgern der Stadt teilzunehmen berechtigt ist. Auf den Hof folgt dann ein von Säulen getragener Saal, der Raum für allerlei Zeremonien, und dahinter liegt endlich das Allerheiligste, die Kammer, in der das Götterbild seine Wohnung hat. Andere Kammern daneben pflegen die Bilder seiner Gattin und seines Sohnes zu enthalten. Das sind die wesentlichen Räume eines Tempels; natürlich kann er außer ihnen noch allerlei Nebenräume enthalten, zur Aufbewahrung von allerlei heiligem Gerät oder zu besonderen Zwecken des Kultus. Charakteristisch ist dann weiter für

jeden Tempel, daß seine einzelnen Teile von vorn nach hinten allmählich an Höhe abnehmen und ebenso auch an Helligkeit: im Hofe strahlt die ägyptische Sonne in ungehinderter Glut, der Saal empfängt ein gemildertes Licht durch

sein Tor und durch Fenster am Dach, im Allerheiligsten herrscht tiefes Dunkel.

Auch die Ausschmückung der Tempel ist im ganzen immer die gleiche. Alle Wände und alle Säulen sind mit bunten Reliefs und mit nicht minder bunten Inschriften bedeckt; auf den Außenmauern stellen sie Taten des Herrschers dar, der den Tempel erbaut hat, im Innern haben alle Bilder Bezug auf den Kultus des Gottes und zeigen im Bilde, was sich in diesen Räumen alltäglich abzuspielen pflegt. Des weiteren stehen vor dem Pylon die Obelisken, zwei Steinpfeiler, wie man sie wohl auch bei anderen Bauten vor ein Tor zu setzen pflegte. Dahinter ragen an der Wand des Pylons vier hohe Masten auf, von deren Spitzen bunte Wimpel flatterten. Vor dem Torgebäude oder innen im Hofe sitzen gewaltige Kolosse des Königs, gleichsam als Hüter des Heiligtums, das er erbaut hat. Andere Statuen, die in den verschiedenen Räumen des Tempels verteilt sind, zeigen ihn, wie er betend oder opfernd den Gott verehrt. Auch Statuen anderer Götter stehen oft im Tempel, als wollten auch sie dem großen Gotte desselben dienen, so Nilgötter, die ihm die Erzeugnisse ihres Stromes darbringen oder Bilder der löwenköpfigen Sechmet, die seine Feinde abhalten.

44. Grundriß des Tempels Ramses' III. in Karnak.

Der große Altar, der nur eine einfache Erhöhung war, auf die man die Speisen legte, stand wohl meist inmitten des Säulenhofes; kleinere Tische zum Aufstellen von Speisen und Getränken werden auch in den anderen Räumen des Tempels nicht gefehlt haben.

Was wir hier geschildert haben, ist der gewöhnliche Typus des ägyptischen Tempels, der sich fast überall heut noch herauserkennen läßt, auch wenn die Anlage im ein

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