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Servier zu kämpfen, und die Kühnheit dieser räuberischen und mordluftigen Horden ging endlich so weit, daß sie sogar die ganze Heerabtheilung des Herzogs Friedrich von Schwaben, als er in dem großen Bulgarenwald lagerte, des Nachts überfielen. Der Verluft der Pilger war jedoch nur sehr gering; ein einziger Ritter ward getödtet, ein paar andere verwundet, so auch einige gemeine Soldaten. Von den Räubern wurden jedoch mehrere gefangen und alle, zum abschreckenden Beispiel für ihre raubsüchtigen Genossen, am andern Tage aufgehangen. Da aber sämmtliche Gefangenen vor ihrer Hinrichtung aussagten, daß vorzüglich der Fürst und die Einwohner von Braniza sowohl an dem nächtlichen Ueberfall, als auch an allen gegen die Pilger ausgeübten Gräueln den größten Antheil gehabt, und gewöhnlich alles selbst angeordnet hätten, kehrte der Kaiser in gerechtem Zorn über solche schändliche und grausame Verrätherei und Treulosigkeit mit dem Heere nach Braniza zurück und ließ die ganze Stadt von Grund aus zerstören; sie ward zuerst ge= plündert und hierauf in Brand gesteckt. Durch der= gleichen Strafen wurden zwar die Servier von ferneren Angriffen auf ganze Schaaren abgeschreckt, aber die Pilger, die, um Lebensmitteln zu erbeuten, entweder einzeln oder in ganz kleinen Haufen herumstreiften, noch lange nicht gegen die aller Orten auf sie lauernden Gefahren geschüßt. Um auch diesem Uebel vorzubeugen, gebot der Kaiser, unter Androhung schwerer Strafe, daß in Zukunft kein Pilger mehr das Panier seines Pannerherrn, mithin die Schaar, in welche er angewiesen sey, verlassen sollte. Friedrich theilte hierauf sein Heer in vier Abtheilungen. Die erste bestand aus Böhmen und Ungarn; diese, weil der Sprache der Servier und Bulgaren nicht ganz unkundig, sollten die Wege auskundschaften und sie von den im Hinterhalt liegenden Räubern säubern. Die zweite bestand

aus lauter Deutschen, Schwaben, Franken und Bayern, unter der Anführung des Herzogs Friedrich von Schwaben und des Bischofes von Regensburg. Eben so auch die dritte unter den Bischöfen von Würzburg, Lüttich und Basel. Die vierte und zahlreichste, aus verschiedenen Völkerschaften bestehende Abtheilung ward von dem Kaiser selbst geführt. So geordnet segte das Heer ohne fernere, wenigstens bedeutende Beschädigung, seinen Marsch fort *).

4. Aber hinreichend entschädigt für die bisher ausgestandenen Mühseligkeiten und Gefahren wurden die Pilger, als sie in dem südlichen Theile Serviens, nämlich in dem Fürstenthum Nissa ankamen. Der Fürst des Landes hatte erst unlängst, in Verbindung mit seinen Nachbarn, den unsern Lesern schon bekannten bulgarischen Herzogen Afsan und Peter, das griechische Joch abgeworfen und sich unabhängig erklärt, und wünschte daher jezt nichts sehnlicher als, gleich mehreren andern slavischen Volksstämmen, in den deutschen Reichsverband aufgenommen zu werden. Er bewirthete daher den Kaiser, als derselbe nach Nissa kam, auf das prachtvollste, hatte auch für Lebensmitteln für das Heer im Ueberfluß gesorgt, und machte nun Friedrich den Antrag, daß, wenn der Kaiser ihn gegen die Griechen, nöthigen Falls selbst mit den Waffen, schüßen wollte, er bereit sey, sein Land von dem Kaiser und dem deuts schen Reiche als ein Lehen zu nehmen; auch versprach er, falls der Kaiser sich zum Kriege gegen die Griechen gezwungen sehen sollte, ihm mit vierzigtausend

*) Servien war in zwei Theile, nämlich in das nördliche und südliche Servien getheilt. In dem ersten herrschte ein Fürst, der seinen Sig zu Braniza hatte, als seinen Oberherrn den griechischen Kaiser anerkannte, daher auch dessen feindseligen Gesinnungen gegen die Pilger auf alle Weise zu entsprechen suchte.

Mann seiner streitbarsten Unterthanen allen nur mög-
lichen Beistand zu leisten. Aber Friedrich, der
einen offenen Angriff der Griechen eben so wenig
fürchtete, wie deren geheimen Ränke, lehnte dieses.
doppelte Anerbieten des servischen Fürsten von sich
ab, indem, wie er sagte, weder sein gethanes Ge-
lübde, noch der in Nürnberg mit dem Kaiser Isaak
geschlossene und beschworne Vertrag es ihm erlaub-
ten, seine Waffen gegen das griechische Reich zu ges
brauchen. Uebrigens erwieß sich Friedrich gegen den
servischen Fürsten und dessen beide Brüder ungemein
gnädig und freundlich, wahrscheinlich in der Absicht,
später zu einer andern Zeit diese servische Angelegen-
heit in näheren Bedacht zu ziehen *). Nach einer
Ruhe von mehreren Tagen brach endlich das Heer
wieder auf. Aber noch weit gefahrvoller und müh-
seliger ward dessen Marsch, als es in der Bulgarei
ankam. Da die Bulgaren, bisher in ununterbro-
chener Fehde mit den Griechen, ihre alte Freiheit
zum Theil schon wieder errungen hatten, mithin Ba-
nalfeinde des griechischen Reiches geworden waren,
so hätte man nicht anders glauben müssen, als daß
die Ankunft eines zahlreichen, gegen die Griechen
nichts weniger als sehr günstig gestimmten abendlän-
dischen Heeres der bulgarischen Nation höchst will-
kommen seyn würde. Aber nun zeigte sich gerade
das Gegentheil. Alle Engpässe und deren gab
es in dem gebirgigen Lande sehr viele
vermauert, verrammelt oder durch Verhacke、 ge=
schlossen, und mußten erst von den Pilgern, und
oft nicht ohne bedeutenden Verlust, mit den Waffen

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waren

*) Das Anerbieten des servischen Fürsten, sein Land als ein Lehen von Friedrich zu nehmen, sollen servische Gesandten schon im vorigen Jahre dem Kaiser auf einem, an Weihnachten zu Eger gehaltenen Hoftage gemacht haben.

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in der Hand erstürmt werden. Die Bulgaren fochten bei solchen Gelegenheiten mit einer auffallenden Erbitterung gegen die Pilger. Als eines Tages der Herzog Friedrich von Schwaben einen solchen Paß schon erstürmt, den Weg von Feinden gesäubert, auch mit dem größten Theile seiner Heeresabtheilung denselben durchzogen hatte, und die nachfolgenden Schaaren keine Gefahr mehr fürchten zu müssen glaubten, stürzten sich plöglich von den Höhen und von allen Seiten ganze Schaaren feindlicher Bulgaren herab, und griffen die Pilger mit solcher Heftigkeit an, daß sie, weil ganz unvermuthet überfallen, in Verwirrung geriethen, größtentheils davon flohen und eine förmliche Niederlage erfolgt seyn würde, wenn nicht der Herzog Bertold von Meran, mit seinem Panier in der Hand, sich mitten unter die Feinde gestürzt und deren Andrang durch Wunder der Tapferkeit zurückgehalten hätte. Das Beispiel des tapf= ern Herzogs flößte nun auch den Zurückgewichenen neuen Muth ein; beschämt kehrten sie zum Kampfe zurück, und schlugen nun ohne große Mühe die Feinde zurück. In diesem Gefechte hatten die Pilger über vierzig Bulgaren getödtet, eine noch größere Anzahl theils leicht, theils schwer verwundet, aber nur vierundzwanzig derselben zu Gefangenen gemacht. Diese wurden sämmtlich, an Roßschweife gebunden, zu dem nächsten Lagerplag geschleppt und dort zu schreckender Warnung für ihre Landesleute längs der Straße an den Beinen aufgehenkt. Von jegt an wagten auch die Bulgaren keinen Angriff mehr auf ganze, gehörig geordnete Schaaren. Aber auch die friedlichen Bewohner des Landes wurden durch jene, zwar grausame aber durchaus nöthige Bestrafung so sehr geschreckt, daß sie mit ihrer ganzen beweglichen Habe und allen ihren Vorräthen in die Gebirge flohen. Wohin die Pilger nun kamen,

fanden sie menschenleere Dörfer und Städte, und nur mit großer Mühe, und blos zum nothwendigften Bedarf konnten Lebensmittel herbeigeschafft werden. Was den Pilgern am lästigften fiel, war, daß fie jest des Weins, deffen sie bisher auf ihrem ganzen Marsch im Ueberfluß genossen hatten, nun gänzlich entbehren mußten. Bei der durch die Flucht der Einwohner ebenfalls völlig verödeten Stadt Stralizium erfuhr der Kaiser durch ausgesandte Kundschafter, daß der so genannte Engpaß des heiligen Bafilius nicht nur von einer zahlreichen Horde Bulgaren stark besegt sey, sondern daß auch ein starkes, in der Eile gesammeltes griechisches Heer die Pilger dort erwarte. Das ganze Heer sah jezt, jedoch in voller Zuversicht auf seine Stärke und Tapferkeit, einem blutigen Kampfe mit den treulofen Griechen entgegen. Aber dazu kam es dennoch nicht; denn als die Griechen die blinkenden Helme von fünfhundert gegen fie anrückenden deutschen Ritter sahen, wichen sie so eilig zurück, daß endlich ihr ganzes Heer in verwirrter Flucht sich auflößte. Nun verließen auch die Bulgaren ihre Posten, und ohne die mindeste Beschädigung zogen die Pilger in wohlgeordneten und geschlossenen Schaaren den kurz vorher noch für sie so gefährlichen Engpaß.

5. Gegen Ende August (1189) überschritt endlich, das Heer der Pilger die Grenze des griechischen Reiches. Hatte man bisher die Griechen blos im Verdacht gehabt, daß sie von allen Gefahren und Unfällen, welche die Pilger auf ihrem Zuge durch das nördliche Servien und die Bulgarei zu bestehen gehabt hatten, die geheimen Anstifter gewesen seyn möchten, so erhielt jest Friedrich von der Treulofigkeit des griechischen Kaisers und dessen feindlichen Gesinnungen gegen die Pilger die vollste Ueberzeu

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