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und die (nach der Unsicht der außen Stehenden offenbar vorhaudene) Kluft nur immer mehr erweitern, sind es andere (Gdschel, Schaller), die die genannte Wahrnehmung sich nicht verbergen, übrigens aber dieselbe doch mehr wie ein Mißverständniß behandeln und darauf ausgehen, die vor zugsweise so genannte speculative Philosophie mit sich selbst und dem Christenthume auszusöhnen. Außer dem schon oben über den Ausgangspunct, das Princip und die Christologie dieser Philosophie Angeführten, können wir an diesem Orte nur in kurzen Umrissen ihr Verhältniß zum Glauben und dessen Wissenschaft zur Darstellung bringen. Für den kas tholischen Theologen insbesondere ist von großer Wichtigkeit geworden der sg. Hermesianismus, der troß der competenten päpstlichen Entscheidungen auf das hartnäckigste die Recht: gläubigkeit für sich in Anspruch nimmt. Endlich ist der gelehrte und fein gebildete Abbė Bautain'schon vor mehreren Jahren mit Ansichten über Glauben und Wissen hervorgetreten, die ihm das Mißfallen seines Bischofs zugezogen und gleichfalls Verhandlungen mit dem Oberhaupt der Kirche veranlaßt has ben. Ueber beide Erscheinungen bei der sich hier darbietenden Gelegenheit unsere Leser zu orientiren, so weit es die Gränzen dieser Abhandlung verstatten, scheint uns nicht überflüßig zu feyn. Endlich sind wir zu unserer eigenen Vertheidigung dem Ungenannten (f. oben Anm. 3.) eine Antwort schuldig auf den Vorwurf der Heterodoxie in Betreff eines christo logischen Punctes.

1) Indem die Hegelsche Religionsphilosophie sich nicht beschränkt auf die natürliche (rationale) Religion, d. h. auf das Gemeinschaftliche und Gleiche in allen Religionen,

sondern auch das Eigenthümliche der christlichen und aller andern Religionen zur Darstellung bringen und begreifen will: so kann sie sich dem Standpuncte des Wissens, den der positive Glaube mit Nothwendigkeit und so zu sagen im Interesse seines Daseins fordert, unmöglich entziehen wollen. Der Religionsphilosophie im hergebrachten Sinne als rationaler Theologie wurde nur darum der eigenthümlich philosophische Standpunct im Gegensatze zur dogmatischen Theologie eingeräumt, weil sie nicht den concreten, eigens thümlichen Juhalt irgend einer positiven Religion oder auch aller, sondern nur Das, was in einer jeden vorausgesetzt und das Gleiche in allen ist, zu ihrem Objecte hatte. Wenn aber eine Philosophie die chriftliche Religion darstellen will, gleichviel ob für sich allein oder im Verhältniß und zugleich mit allen andern: so ist es die unerläßliche Forderung, daß das Princip derselben so wohl für ihre eigene Darstellung, als auch für die Vergleichung mit den übrigen als das böchste sogleich von vorneherein anerkannt werde. Zwar läßt sich in Betreff der positiven Religionen im weitern Sinne, d. b. derjenigen, denen wir den Character als wahrhaft geoffenbarter nicht vindiciren, eine rein philosophische Darstellung denken, indem wir sie als Entwickelungsstufen des reliz gidsen (menschlichen) Geistes betrachten; aber die christliche Religion tritt gleich von vorneherein mit dem Anspruche auf, nicht bloß die höchste Stufe derselben, sondern auch eine ans dere, und zwar die höchste Art aller Religion zu fein: ein Anspruch, den wir nur mit dem Glauben an sie selbst aufgeben können. Innerhalb des Christenthums ist dieser Standpunct wie für das Leben, so für die Wissenschaft ein

schlechthin gegebener; er läßt sich nicht ableiten: d. h. wes der auf einen andern Grund basiren, als den der übernatür: lichen Gnade und Offenbarung, noch mit einer andern Ges wißheit ausrüsten, als der des unmittelbaren Glaubens. Nur für den Ungläubigen außerhalb des Christenthums ist dieser Standpunct nicht vorhanden, wie denn auch wir in Ansehung aller nichtchriftlichen Religionen auf ihu perzichten und ihn sogar für unwahr erkennen, indem wir sie lediglich als Entwickelungsstufen des religidsen Geistes betrachten und den Ort aufsuchen, der einer jeden zukommt, und das Maaß der Wahrheit, welches ihrer Stufe eignet. Eingeräumt, aber freilich nicht begriffen, ist diese unsere Forderung selbst von den Religionsphilosophen der genannten Schule, wenn fie die christliche Religion gleich von vorneherein als die höchste Entwickelungsstufe betrachten und alle andern Reli gionen ihr ohne weiteres unterordnen. Der Muhammedaner verfährt nicht anders; desgleichen jeder Anhänger einer positis ven Religion außerhalb der christlichen, eben in wie fern sie Gläubige find. Wir fragen: was berechtigt zu dieser Entgegensetzung einer gegen alle, zu dieser Bevorzugung einer Religion vor allen übrigen gleich von vorneherein, wenn nicht der Glaube an sie? Und ist eine solche ausschließliche Geltendmachung einer Religion als der höchsten unter den vorhandenen nicht nur, sondern unter allen möglichen auch nur in sich selbst gerechtfertigt, wenn ihr blos die höchste Stufe des religiösen Geistes zugesprochen wird? Die Entwidelung des religiösen Geistes ist nirgends abgeschlossen und darf überall nicht als eine abgeschlossene betrachtet werden. Indem man nun doch dem Christenthum jene Stellung eins

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räumt, erklärt man sie vielmehr als die absolute Religion, welche gerade darum die höchste ist, weil sie die einzige ist ihrer Art. Die Entwickelung des religiösen Geistes, obgleich an sich unendlich, ist dennoch nicht im Stande, über sie hinauszukommen, eben weil sie kein Product von ihr, sondern eine andere, eine geoffenbarte ist. So hat man in Wahrheit, ohne sich dessen klar bewußt zu werden, auch auf dem Gebiete der speculativen Philosophie den Gegensat von Natur und Gnade nicht ganz verläugnen können und hiemit der chriftlichen Religion den Boden eingeräumt, ohne welchen sie weder ist noch erkannt wird, und welchen sie im Glauben schon überall einnimmt,

Auf der andern Seite ist indessen doch auch nicht zu läugnen, daß wenn überhaupt eine Philosophie des Christenthums möglich sein soll - und der Philosophie, ist in der That eben dieses eigen, daß sie Pan sophie ist und fich über allen Sphären der Erkenntniß festzusetzen die Bes stimmung hat, ihr ein anderes Princip eingeräumt wer den muß, als das der Dogmatik ist. Sollte nun dieses nicht doch vielleicht gerade darin bestehen, daß sie den Glaus ben als wahr und gewiß vorerst ganz dahingestellt sein läßt oder auch geradezu bezweifelt (dubium positivum) und somit völlig voraussetzungslos an ihn herantritt, wogegen die Dogmatik ihn nicht nur als gegeben, sondern auch als wahr und gewiß zum voraus hinzunehmen båtre? Diesen Standpunct aber und diesen Gegensatz zur Dogmatik kön nen wir einer christlichen Religionsphilosophie schlechters dings nicht zugestehen. Es wäre dieß, wie die Archimedeis sche Forderung will, ein Ort des menschlichen Geistes

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außerhalb des göttlichen (chriftlichen) Geistes, um diesen zu bewegen, und einen solchen gibt es nicht. Gleichwohl ist die gemeine Meinung jeßt wieder mehr als jemals auf diese Unmöglichkeit gestellt 20). Thomas würde gesagt haben: non datur, nisi tollatur fides et meritum fidei (vgl. oben S. 405.). Nur wenn die pantheistische Weltanschauung gleich von vorneherein zum Grunde gelegt und als wahr ans genommen wird, ist jener Standpunct zu rechtfertigen. Denn hier erscheint der Ort des menschlichen Geistes, welchen er auch einnehmen möge, immer als in Gott gesetzt und mit hin auch jeder wahrhaft geistige Standpunct innerhalb des christlichen (göttlichen) Geistes selbst aufgebaut. Aber mit dieser Weltanschauung ist die christliche in fortdauerndem und durchgängigem Zwiespalt begriffen: so daß nur die Wahl bleibt, ihr oder dem Glauben zu entsagen. Die pantheis stische Weltanschauung als Princip der Philosophie ist ausdrücklich ein Moment des natürlichen Denkens, eine Ents wickelungsstufe (und zwar vorgeblich die höchste) des fich selbst regierenden, aus sich selbst wirkenden menschlichen Geis ftes. Dieser natürliche Menschengeist aber seht sich, nach der Lehre des Christenthums, niemals selbst identisch mit dem christlichen und göttlichen Geist, noch auch erhebt er sich selbst in dessen Sphäre, um ihn so zu erkennen wie er ist und in dieser Erkenntniß die Rechtfertigung und Heiligung, oder das selige Leben zu haben: sondern wo und wiefern das letztere der Fall ist denn von dem erstern ist auf

20) S. Erdmann, Vorlesungen über Glauben und Wissen,

S. 264 ff.

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