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wird? Nein, das Fest des edlen Mannes, der nichts anders hatte, und nichts anders brauchen wollte, um sich Einfluß zu verschaffen, als seine reis ne, strenge, ungeheuchelte Tugend, können wir unmöglich würdiger feyern, als wenn wir von ihm lernen, welche Ueberlegenheit, welches Vermögen zu wirken, welche wohlthätige Kraft, die Herzen der Menschen zu lenken und zu rühren, wir durch wahre Tugend erlangen, wie wichtig für die Absichten. Gottes, und für das Wohl unsrer Brüder wir da durch werden können. Möchte sichs heute an uns allen bewähren, daß ein gutes Beyspiel selbst nach Jahrhunderten noch kräftig ist; möchte das Muster dessen, den Jesus selbst unter allen, die von Weibern geboren sind, für den größten erklärte, uns erwärmen zu lebendigem Eifer für alles Gute, und zu herzlicher Liebe gegen den, dessen Vorläufer er war. Wir wollen den Herrn, vor welchem er hergieng, um diese Gnade anflehen in stiller Andacht.

Evangelium: Luc. I. v. 57—80.

Und Elisabeth kam ihre Zeit, daß sie gebåren sollte; und sie gebar einen Sohn. Und ihre Nachbarn und BeFreundten höreten, daß der Herr grosse Barmherzigkeit an ihr gethan hatte; und freuten sich mit ihr. Und es begab sich am achten Tage, kamen sie zu beschneiden das Kindlein; und hiessen ihn nach seinem Vater Zacharias. Aber seine Mutter antwortete und sprach: Mit nichten; sondern er soll Johannes heissen. Und sie sprachen zu ihr? Ist doch Nie. mand in deiner Freundschaft, der also heiffe. Und sie winkten seinem Vater, wie er ihn wollte heissen lassen. Und er forderte ein Tafelein, schrieb und sprach: Er heisset Johannes. Und sie verwunderten sich alle.. Und alsbald ward sein Mund und seine Zunge aufgethan, und redete, und lobete Gott. Und es kam eine Furcht über alle Nachbarn; und diese Geschichte ward alles ruchbar auf dem ganzen jüdis schen Gebirge. Und alle, die es höreten, nahmen es zu Herzen, und sprachen: Was meynest du, will aus dem Kindlein werden? Denn die hand des Herrn war mit ihm. Und sein Vater Zacharias war des heiligen Geistes voll, weissagete und sprach: Gelobet sey der Herr, der Gott

!

Ifrael, denn er hat besuchet und erlöset fein Volk. und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils in dem Hause feines Dieners Davids. Als er vor Zeiten geredet hät durch den Mund seiner heiligen Propheten: Daß er uns errette von unfern Feinden, und von der Hand aller, die uns hassen; Und die Barmherzigkeit erzeigete unsern Vätern, und gedächte an seinen heiligen Bund; und an den Eid, den er geschwor ren hat unserm Vater Abraham, uns zu geben: daß wir erlöset aus der Hand unserer Feinde, ihm diensten ohne Furcht unser Leben lang, in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die ihm gefällig ist. Und du Kindlein wirst ein Prophet des Höchsten heissen; du wirst vor dem Herrn hergehen, daß du feinen Weg bereitest, und Erkenntniß des Heils gebest seinem Volk, die da ist in Vergebung ihrer Sünden. Durch die herzliche Barmherzigkeit unsers Gottes, durch welche uns besuchet hat der Aufgang aus der Höhe. Auf daß er erscheine denen, die da figen in Finsterniß und Schatten des Todes, und richte unsre Füsse auf den Weg des Frie dens. Und das Kindlein wuchs, und ward stark im Geist; und war in der Wüsten, bis daß er sollte hervor treten vor das Volk Israel.

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Sehr wichtig und groß war, wie ihr aus dem vorgelesenen Evangelio sehet, M. 3., die Bestime mung Johannis; ein Prophet des Höchsten sollte er seyn; er sollte vor dem Herrn hergehen, und ihm den Weg bahnen; er sollte dem unwissenden und lasterhaften Volk, unter welchem der Sohn Gottes erscheinen mußte, Erkenntniß des Heils geben, und es zur willigen Aufnahme desselben vorbereiten. Bomerket, daß die Art, wie Johannes dieser grossen Aufträge sich entledigte, völlig neu und in ihrer Art einzig war. Wundervolle Thaten waren die Beglaubigung, durch welche die Propheten ihre göttli che Sendung, und die Ansprüche, welche sie machten, zu rechtfertigen pflegten. Johannes verläßt diefen gewöhnlichen Weg; die ausserordentliche Tugend, die er von Jugend auf bewiesen hat, der erhabne Ernst, mit welchem er auftritt, und sein la: sterhaftes Zeitalter erinnert und bestraft, das untadelhafte Beyspiel der uneigennützigsten Rechtschaffenheit, welches er aufstellt, vertritt bey ihm die Stelle

der Wunder; der beschämten, überführten, erstaun ten Nation fällt es gar nicht bey), eine andre Be glaubigung von ihm zu verlangen; die Gewalt seiner Tugend ist so unwiderstehlich, und bringt so allgemeine und tiefe Eindrücke hervor, daß ihn Jedermann für den erkennt, der er war, für einen von Gott gesandten. Verbesserer des Volks, für einen Vorbo ten der größten und wichtigsten Veränderungen Sehet da die unglaubliche Kraft des guten Beyspiels, sehet da, was die Tugend vermag, sobald fie ungeheuchelt und ächt ist! Hier huldigt ihr ein las sterhaftes verwildertes Volk; Herzen, die nichts rüh ren zu können schien, vereinigen sich zu ihrer Verehrung; Jedermann fühlt ihre göttliche Würde und ihren himmlischen Ursprung. Wohlan, lasset ung den Gedächtnißtag des grossen Mannes, der sich blos durch seine Tugend einen so ausgebreiteten Einfluß verschaffte, durch Betrachtungen über die Kraft des guten Beyspiels heiligen. Lasset uns untersuchen, worin diese Kraft besteht; wie es zugeht, daß ein gutes Beyspiel so viel ausrichtet und wirkt, Hernach wollen wir sehen, wo zu uns diese Kraft verbindet, was uns obliegt, wenn es wahr ist, daß ein gutes Beyspiel so viel vermag.

Es wird nicht nöthig seyn, daß ich erst weits läuftig erkläre, was das gute Benspiel sen, von wel chem hier die Rede ist. Die, wahre Tugend, wie fern sie sich vor den Augen der Menschen durch pflichtmässige Handlungen äussert, verdient nändlich allein diese chrenvolle Benennung. Wer in den Verhältnissen, in welchen er steht, das ist, was er feyn soll, wer nicht blos ausübt, was die Gesetze Gottes und der Vernunft ihm vorschreiben, sondern es auch mit der edlen Uneigennüßigkeit, mit der reinen Achtung, und mit dem lebendigen Eifer thut, mit welchem Johannes handelte: der giebt ein gutes Bonspiel, ein Beyspiel, das bey der strengsten Prü

fung die Probe hält, und keine Untersuchung scheuen darf. Von einem solchen Beyspiel nun behaupte ich, es_habe eine ganz eigne Kraft, es wirke mit einem fast unglaublichen Vermögen, es richte gemeiniglich weit mehr aus, als alle andere Mittel, womit man die Herzen der Menschen zu lenken sucht. Je son derbarer dieß dem ersten Anblick nach scheinen mag: desto nöthiger ist es, daß wir untersuchen, worin diese, durch die Erfahrung allerdings bewährte Kraft des guten Beyspiels eigentlich besteht, wie es zugeht, daß es so viel vermag? Alles läßt sich hier auf fünf Hauptpuncte zurückführen, M. 3. Das gutė Beyspiel erweckt, belehrt, überzeugt, ermun tert und siegt; lasset uns bey jedem dieser Puncte einige Augenblicke verweilen.

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Kraft hat das gute Beyspiel schon darum, weil es erweckt, weil es die Aufmersamkeit aller derer reist, die es gewahr werden. Johannes war kaum öffentlich aufgetreten, er hatte kaum seine Stimme erhoben, als ganze Mengen sich um ihn her versammelten, und das ganze Land anfieng, seine Augen auf ihn zu werfen. Und wer darf sich über den schnellen Eindruck wundern, den seine Erscheinung hervorbrachte? Die Grundsätze, die er vortrug, die. Forderungen, die er that, die Sitten, die er zeigte, die Strenge, mit der er lebte, der Ernst, der an ihm sichtbar war, der uneigennützige, freymüthige Eifer, mit welchem er Hohen und Niedrigen die Wahrheit sagte, alle diese Dinge waren so unerwartet, und wichen von der herrschenden Weichlichkeit und Lasterhaftigkeit so weit ab, daß sie nothwendig auffallen, und ein merkwürdiger Gegenstand für Jeder mann werden mußten. Mehr oder weniger komirt dieses Eigenthümliche, von der gewöhnlichen Art zu denken und zu handeln Abweichende bey jedem guten Beyspiel vor, M. 3. Je besser es ist, je mehr es fich durch Reinheit, Genauigkeit und Standhaftig

keit auszeichnet, desto weiter entfernt es sich von dem herrschenden Eigennuß, von der allgemeinen Nachlässigkeit, von den lasterhaften Sitten, denen die grosse Menge der Menschen ergeben ist. Allein eben daher kann es auch nicht unbemerkt bleiben. Der gleichgültige, seinen Lüsten dienende Haufe erwacht, und fühlt sich gestört in seiner Trägheit, so bald Jemand da ist, der durch Selbstbeherrschung, Fleiß und pflichtmässiges Betragen sich über ihn erhebt; auch der verdorbenste Mensch kann sich nicht enthalten, wenigstens ein aufmerksamer Zuschauer zu seyn, wenn von Andern etwas Gutes und Grosses geschieht; zu selten ist dieses Schauspiel, es hat zu viel Anziehendes, es regt das sittliche Gefühl, wetches in jeder Brust verborgen liegt, zu gewaltig an, als daß man nicht begierig werden sollte, wenistens Erkundigung einzuziehen. Was blosser Unterricht, was Worte nicht vermögen, das vermag das gute Beyspiel. Mit einer stillen und doch_unwiderstehlichen Kraft erschüttert es alles um sich her; man kann nicht gleichgültig bleiben, sobald es irgendwo erscheint; auch in der bescheidensten Gestalt macht es überall Eindruck. Aber wie wichtig ist schon diese erste Wirkung desselben! Wie viel ist nicht bereits gewonnen, wenn nur jene Gleichgültigkeit gegen das Gute, die nicht einmal an ihre Pflichten denkt, zerstreut wird, wenn nur die Aufmerksamkeit der Menschen eine beßre Richtung erhält. Das gute Beyspiel erweckt.

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Und daben belehrt es auch. Was unsern Pflichten gemäß ist, was allen überhaupt, und je dem insbesondre obliegt, läßt sich freylich durch Wor: te ausdrücken, man kann sich deutlich, und ausführ: lich, und bestimmt über Rechtschaffenheit und Tugend erklären, und Undre genau davon unterrichten. Aber ist dieser ganze Unterricht nicht ein todter Buchstabe ohne Kraft und Leben, wenn er nicht

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