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den wollen, ist unser Sollen. Wer will, heißt es daher, Offenb. 22. 17. der nehme das Was= ser des Lebens umsonst! Wenn daher Jemanden unter uns, der ernsthafte Gedanke einfiele:,,Uch! ich bin ein unseliger, geplagter Mensch! Wenn sich der Heiland über mich doch erbarmte, und mich_ar= men Wurm aus Gnaden selig machte! Ich wollte es wohl für eine unaussprechliche Gnade ansehen, und ihm in Ewigkeit die Füße dafür küssen. Verdient habe ich's nicht. Allein, er hat Macht zu thun mit dem Seinen, was er will. Wenn er mir nun auch aus Erbarmen das Leben und die Seligkeit schenkte, wer wollte es ihm wehren? Wer wollte ihn darüber zur Rede sehen?" Das hieße denn: Wollen! Und wenn sich das nicht änderte,. sondern ein Mensch bei dem ernsthaften Gedanken bliebe, und es dem Heilande so einfältig sagte, fo würde er unfehlbar selig. So könnte er morgen um diese Zeit ein vergnügter, ein seliger Mensch seyn, der es sich von Allen und Jeden, die ihn kenneten, könnte ansehen lassen, was an ihm für eine Treue geschehen. Denn wer den Kerkermeister (Gesch. 16.) den Tag vorher kannte, ehe er mit seinen gefan= genen Aposteln recht bekannt wurde, der sahe an ihm einen bösen unbekehrten Mann; und wer ihn den Tag darauf fahe, der sahe an ihm einen gläubigen und seligen Mann. Wenn das nun geschiehet, po bleibt demungeachtet die Wahrheit fest stehen: Es liegt nicht an Jemandes Wollen. Das Wollen kann freilich wohl mit der Gnade bestehen. Ja! es ist eine Wirkung der Gnade. Gott ist es, der in euch wirket, Beides, das Wollen und das Vollbringen. Phil. 2. 13. Allein es ist keine verdienstliche Ursache der Gnade. Ich muß wollen Gnade haben. Ich muß

wollen felig seyn, wenn mir zur Seligkeit soll geholfen werden. Wenn ich aber dächte: Mein Wollen hätte dazu Etwas beigetragen; das wäre ein Mißverstand. Die Gedanken hätten noch endlich in Ets was Grund, wenn ich mir das Leben, die Seligkeit selbst geben könnte. Aber da, da ist das Unvermogen. Das kann ich nicht. Wenn ich gleich selig werden will, so kann ich darum noch nicht. Der Dieb kann wünschen, von seinen Banden losgemacht zu seyn. Er kann sich aber selbst nicht losmachen. So kann ich wünschen zu leben; ich kann wollen, daß mir geholfen werde. Aber damit kann ich nicht machen, daß mir geholfen wird. Und das heisset: Ei liegt nicht an Jemandes Wollen. Aber es liegt auch nicht an Jemandes Laufen.

Es liegt nicht an unserm Bemühen, Machen oder Thun. Es ist mit unserm Thun verloren, singt daher unsere Kirche, verdienen nichts denn eitel Zorn. Wir müssen hier auf folgende Wahrheiten merken: ,,Es giebt ein Laufen, ein Bemühen um die Selig= keit, das verdammlich ist, und uns von der Se-* ligkeit ausschliesset; es giebt aber auch ein Laufen, ein Bemühen um die Seligkeit, das gut ist, das uns anbefohlen ist, das zu der Ordnung gehöret, in welcher wir selig werden, das uns aber doch nicht zur Seligkeit hilft." Das Laufen, das Bemühen um die Seligkeit, das verdammlich ist, das uns von der Seligkeit ausschliesset, ist. mit Einem Worte: Die Werkheiligkeit. Dahin gehören die vielen Lasten, die sich die Menschen unnöthiger Weise selbst machen, und aus einer bittern Feindschaft gegen den Heiland und sein Kreuz sich selbst auflegen. Paulus redet da= von: Rom. 10, 3. Sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und trachten ihre eigene

tigkeit, die vor Gott gilt, nicht unterthan. Gal. 3, 10. Die mit des Gesetzes Werken umgehen, sind unter dem Fluche. Die also in ihren besten Werken, welche sie thun, etwas suchen, das sie dem Gerichte Gottes entgegen stellen, sind verflucht, ja unter den Fluch begraben. Und wer die Seelen darauf weiset, ist ein Verführer. Allein, möchte Jemand sagen, woher wisset ihr das, woher wollet ihr uns das bes weisen, uns, die wir Evangelische heissen und uns zu einer Lehre bekennen, die dem Verdienste der Werke ganz widerspricht, daß wir in unsern Werken Etwas suchen: ! meine Lieben! da brauche ich kein Hers zenskündiger zu sein. Die Sprache verråth unsere Leute, die sie wohl auch in Eifer bringet. Und wie lautet sie? Wenn alles Gute, das ich thue, Beten, Lesen, Singen und dergleichen, nichts hilft, oder helfen soll, was brauche ich denn Gutes zu thun? So kann ich leben wie ich will! Und was beweiset das? Eben das, was ich sage: Ihr suchet in euren Werken. Etwas. Denn, wofern ihr glaubtet, sie könnten zu eurer Seligkeit nichts beitragen, so würdet ihr sie unterlassen. So lange nun ein Mensch so gestellt ist, so fasset er das Wort nicht: „Es liegt nicht an Jemandes Laufen," Und warum versteht er es nicht? Weil er es nicht verstehen will."

,,Es ist aber auch ein Laufen, ein Bemühen um die Seligkeit, das gut ist, das,uns anbefohlen ist, das zu der Ordnung gehört, in welcher wir selig werden, das uns aber doch nicht zur Seligkeit hilft." Die Arbeiter mußten hingehen, in den Weinberg. Sie mußten dem Müssiggange absagen und sich an die Arbeit machen. Sie erhielten den ihnen versprochenen Tagelohn. Nicht um ihrer Arbeit willen, sondern aus Güte, aus freier Gnade des Hausvaters. Paulus sagt in unsrer heutigen Epistel 1 Kor. 9, 24.

Laufet also, daß ihrs ergreifet! Und was heiffet das? Eben das, was der Heiland sagt: Erachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit. Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet. Phil. 2, 12. heißt es: Schaffet, daß ihr selig were det mit Furcht und Zittern! Und in einem bekannten Abendmahlsliede unserer Kirche, finden wir den Ausdruck: Solche große Gnade und Barm= herzigkeit, fucht ein Herz in großer Ar= beit. Aus dem Allen erhellet wenigstens so viel, daß ein Mensch, der um seine Seligkeit bekümmert ist, nicht einem Faulen gleich ist, der die Hände in den Schooß legt und bei sich selbst denkt: Ich will's drauf ankommen lassen. Will mich der liebe Gott selig haben, so wird er mich wohl selig machen. Nein! Schrift und Erfahrung lehren, daß, sobald ein Mensch die Stimme des Sohnes Gottes gehöret hat, das durch aufgeweckt, und ein Fünklein Glaubens in ihm angezündet ist; so beweiset sich dasselbe in guten und seligen Wirkungen. Allein das ist kein eigenes Wirken. Wenn ein Mensch seines Sündigens satt hat, wie des Steintragens; Wenn ihm dasjenige, was er bisher eine Lust genennt, zur Last wird, die ihn zu der Erde niederdrückt, darunter er erliegen muß, so sind das ordentlich seine Gedanken: „Ach! welch ein armer, geplagter Mensch bin ich! Ich habe nirgends keine Ruhe. Ich habe, wenn ich die Wahrheit sa= gen soll, in der Welt nichts anderes gethan, als daß ich mir einen Schaß des Zornes gesammelt auf den Tag des Zorns. Wie würde es um mich aussehen, wenn ich in die Ewigkeit gerufen würde, und vor's Gericht treten sollte, wo kein Mensch entfliehen kann? Wenn mir doch könnte geholfen werden! Ich höre, daß der Heiland für mich gestorben ist, und ich habe

sein Blut nicht. Ich gehe so ohne ihn dahin. Und gleichwohl habe ich das Glück, daß ich noch höre, wie ihm kein Mensch zu schlimm und zu verdorben ist; daß er Alles, was verloren ist, was verdammt ist, zu sich rufet, und Niemanden hinausstößet, wer mur zu ihm kómmt." Diese Gedanken hat ein Mensch nicht von sich selbst. Die bringt ihm der heilige Geist in's Herz. Die Noth, die er in diesem Zustande fühlet, ist Seelennoth. Eben diese Noth lehret uns das Gehen, das Laufen, das Rin gen, das Trachten, das Weinen und Beten:

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Herr! Hilf mir! errette meine Seele. Uch Herr! las mich Gnade finden, sprich mich los von meinen Sünden! Man suchet den Sünderfreund mit Schmerzen und Thränen, und man findet ihn bald. Und dennoch bleibt es dabei: Es liegt nicht an Jemandes Laufen! Man kann nicht sagen: Mein Weinen, mein Beten, mein Suchen hat mir geholfen. Son dern man bekennet: Ich lag erstorben da, als mich der Heiland sah; in einem Augenblick, hört ich mein ew'ges Glück: Steh auf aus deinem Blut, und thu dir was zu gut. So steht Beides demnach gar wohl beisammen: Laufet also, daß ihr es ergreifet! Und Es liegt nicht an Jemandes Laufen! Hört dieß Gleichniß: Ein Missethäter siht auf den Tod. Sein Urtheil ist ihm publicirt. Er hat nichts dagegen einzuwenden. Er ist vom Recht übermit zeugt. Der Sohn des Königs hat Mitleiden dem Uebelthåter, zahlt für ihn ein theures Lösegeld, kauft und bittet ihn los. Die Botschaft wird dem Gefangenen gebracht. Er glaubt es leicht, daß ihm das Leben geschenkt ist, denn er hat es gerne. €6 wird ihm dabei gesagt: Wenn er auf den Gerichtplag kommen werde, so werde des Königs Sohn, ihn das felbft erwarten. Er solle, sich vor dessen Füße hin=

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