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Selbstbeschreibung wohl ersichtlich, die namentlich auch voraussetzt, daß Paulus bei solchen Ekstasen sein Bewußtsein verlor, sonst müßte er wissen, ob er bei denselben in- oder außerhalb des Leibes ist. Jene kataleptischen Zustände aber, die die Visionen des Paulus, wie so viele Visionen begleiten und die auch die Apostelgeschichte berührt, hat der Apostel gleichfalls in der angeführten Stelle deutlich gezeichnet. Auf daß ich mich nicht der überschwänglichen Offenbarungen überhebe, ward mir ein Dorn in's Fleisch gegeben, ein Engel Satans, der mich mit Fäusten schlage. Seinetwegen habe ich dreimal zu dem Herrn gefleht, daß er von mir weiche. Und er hat zu mir gesagt, dir genügt an meiner Gnade, denn die Kraft wird in Schwachheit völlig". Das also ist die Compensation jener himmlischen Offenbarungen, die ihn hindert, sich derselben zu überheben, daß nach jenen himmlischen Verzückungen ein Dorn durch sein Fleisch geht und daß er sich in einem Zustand krankhafter Erschütterungen befindet, in dem sein Körper wie von einer äußern Macht von Faustschlägen erschüttert und hin- und hergestoßen wird. Wenn dann das Bewußtsein wiederkehrte, fühlte er sich so entkräftet und gebrochen, daß er drei Mal zu Gott flehte, er möge den Engel des Satan von ihm nehmen, aber er fand keine Erhörung. Auf solche Zustände mag die Erzählung der Apostelgeschichte von seinem Niederfallen deuten und auch zeitweiliges Erblinden kann mit diesen das Nervenleben zerrüttenden Ekstasen wohl verbunden gewesen sein. Wenigstens schildert der Apostel seine Krankheit Gal. 4, 14 als eine solche, die den Galatern eine große Versuchung bereitete, so daß er sich nicht wunderte, wenn sie, so gut wie manche Andere, 2 ihn verschmäht und ausgespien hätten, statt dessen hätten sie aber ihm gern ihre eigenen Augen gegeben, wenn es möglich gewesen wäre. 3 So haben wir denn alle jene pathologischen Zustände, von denen Paulus sonst seine Visionen begleitet weiß, auch bei jener ersten Christusvision, die ihm zu Theil wird. Daß solche Visionen bei ihm nicht selten das Ende leidenschaftlicher innerer Prozesse waren, hat er uns selbst bezeugt. So theilt er uns Gal. 2, 2 ausführlich die Gründe mit, die ihn bestimmten, die Frage der Beschneidung zu Jerusalem selbst zum Austrag zu bringen, schließlich aber war es doch eine „Offenbarung“, die ihn als objective äußere Stimme anweist, hinauf zu ziehen nach

1 2 Cor. 12, 7. 22 Cor. 4, 7 f. 10, 10 f. 12, 9 f. 3 Gal. 4, 15., Vgl. Rückert's Commentar zu d. Stelle.

Jerusalem. Oder als alle Fragen für oder wider eine Reise nach Macedonien in Troas durchgesprochen sind, taucht des Nachts im Traume dem Paulus ein macedonischer Mann auf und ruft ihm deutlich: „Komm hilf uns!" So kleiden sich ihm Entschlüsse, zu denen alle Prämissen gegeben sind, in die Form der Gesichte. Wenn aber schon jene äußern Kämpfe mit Visionen enden konnten, um wie viel mehr der furchtbare Kampf seines Innern, der ihn damals erschütterte. Sieht er hinter sich, so hört er die Vorwürfe, Unschuldige verfolgt, Gott selbst beleidigt, an dem Messias gefrevelt zu haben, sieht er vorwärts, so wartet seiner die Aussicht, zu thun was er nicht mehr kann noch soll, sicht er in sich, se streitet die Stimme aller Lehrer und Israels ehrwürdige Geschichte selbst mit Jesu schöpferischem Worte. Je näher Damask, um so beklemmender die Angst, die Verzweiflung, die Finsterniß. Da strahlt ein Lichtglanz auf - der Lichtglanz Gottes, von dem die Lehrer sagten. Es schwindet Damascus, die Erde, die Welt der Himmel füllt das Sehfeld aus und aus dem offnen Himmel tritt die alther wohlbekannte Gestalt, der Menschensohn, der zweite Adam, die Lichtgestalt des Messias: „Ich bin's, Jesus, den du verfolgst. Es wird dir schwer werden wider den Stachel zu löcken". So stürzt er nieder und Andre führen ihn gegen Damascus.2

2 Man vgl. Hirzel's,

1 Act. 16, stand wohl schon in der Wirquelle. wesentlich auf Ewald, Gesch, Isr. 6, 375 f. beruhende, treffliche Schilderung des Vorgangs in Lang's Zeitstimmen von 1864: Die Befehrung des Paulus. Unter den Momenten, die das Entstehen der Vision erleichterten, hat Renan auch die Wüstenreise aufgenommen, was nicht ganz abzuweisen ist. Man vgl. Furrer's Beschreibung des Wegs von Jerusalem nach Damascus: Wanderg. in Pal. 374 bis 385. In ähnlicher Weise wie Renan recurrirt Sprenger zur Erklärung der ersten Vision Mohammeds auf die eigenthümlichen Eindrücke der Wüste. Moh. 1, 297. „Hier, sagt Sprenger in der Schilderung des Schauplaßes, wo Mohammed seine ersten Visionen empfing, erfreut nicht plätscherndes Wasser das Ohr, der Fuß tritt nicht auf sansten Nasen, das Auge weidet sich nicht an Blumen, die Thäler sind mit Geröll und Felsstücken gefüllt, welche das scharfe Sonnenlicht dem Auge schmerzhaft reflectiren. Das ist ein passender Ort für Visionen“. Ebenso 1, 216: „Die reine elastische Luft der Wüste regt den Geist ungemein an, die Umgebung aber ist so monoton, daß sie ihm keine neuen Bilder liefert und er kehrt gern in sich zurück und vergangene Begebenheiten und heimathliche Scenen stehen lebhaft vor ihm. Im Nomadenleben kommt es nun sehr häufig vor, daß die Leute wochenlang allein, von Hunger und Durst gequält herumirren und unter diesen Verhältnissen geht es auch bei dem Gesündesten selten ohne Hallucinationen ab. In Arabien ereignet es sich so oft, daß sich verlassene Wanderer

2. Die frohe Botschaft als jüdische Theologie.

Paulus war Christ als er in Damascus ankam, wo er die Christen hatte verfolgen wollen. Nicht ein Licht nach dem andern war ihm angezündet worden, sondern ein Bliß, der plößlich in ihm aufleuchtete, hatte ihn zum Christen gemacht. Daß er es sei „nicht von Menschen, noch durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus, den Gott auferweckt", daß Gott selbst es gewesen, der seinen Sohn in ihm" offenbarte, ist forthin eine unerschütterliche Voraussetzung seines ganzen Bewußtseins.'

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Um so dringender erhebt sich die Frage, welches denn seine Stellung zu den historischen Voraussetzungen der neuen Religion war, und wie weit er unser ältester Zenge für die Geschichte des Christenthums sich mit dem geschichtlichen Jesus bekannt machte, nachdem sich dieser seinem Selbstbewußtsein von innen heraus als Messias offenbart hatte? Gerade weil Paulus auf dem Weg der Vision sich bekehrt hatte, sollten wir um so mehr erwarten, daß er unmittelbar auf den Schauplatz des Lebens Jesu zurückkehre, um zu erfahren, an wen er denn nun eigentlich glaube? Nach unserer Art zu verfahren, hätte er im Umgang mit den Jüngern Jesu die Geschichte Jesu erkunden müssen und sich nicht zur Ruhe begeben dürfen, bis er diese Lebensverhältnisse auf's genauste erforscht gehabt. Statt dessen erklärt er im Gegentheil, „ich thue euch kund, daß ich mein Evangelium nicht von Menschen empfangen, noch von Menschen darin Unterricht erhalten habe, sondern durch Offenbarung Jesu Christi. Als es aber Gott gefallen, seinen Sohn in mir zu offenbaren, berieth ich mich nicht mit Fleisch und Blut, ging auch nicht nach Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern ging nach Arabien und kehrte dann wieder zurück nach Damascus". Uns könnte eine derartige Aussage von historischem Standpunkt freilich erschrecken, und wir sind vielleicht in Versuchung zu sagen: es wäre viel besser gewesen, der Apostel hätte sich mit Fleisch und Blut besprochen und bei denen, die es wissen konnten, nachgefragt, wer denn

rufen und eine Stimme zu sich sprechen hören, daß im Arabischen ein eigenes Wort, nämlich Hatif, für eine solche Stimme vorhanden ist, während sie in Afrika das dem Reiter erscheinende Phantom den Ragol, den Begleiter, nennen“. „Häufig locken die Visionen die Beduinen in die Frre und mancher tapfere Mann hat durch die Ginns verlockt sein Leben eingebüßt." 1 Gal. 1, 16.

der Jesus gewesen, der ihm als Messias sich offenbart hatte. Das gegentheilige Verfahren ist für uns aber um so bedenklicher und die Frage, in wie weit Paulus wirklich eine genauere Kenntniß vom Leben Jesu gehabt hat, um so bedeutsamer, je mehr die alte Kirche ihre Vorstellungen über Jesus gerade auf Grund der paulinischen Aussagen festgestellt hat. Denn daß die Theologen der öcumenischen Concilien sich über Jesus mehr aus Paulus und Johannes als aus den Synop tikern orientirten, bedarf keines weitläuftigen Beweises. Um so mehr erhebt sich die Frage, hat Paulus selbst, der Jesum nie gesehen, auch nur eine ausreichende Kunde von Jesu gehabt?

Was die Beurtheilung dieser Frage zunächst erschwert, ist die Thatsache, daß wir uns über die der Vision von Damascus folgende Zeit, das heißt über die eigentlichen christlichen Lehrjahre des Apostels, durchaus im Unklaren befinden. Sicher ist wohl, daß Paulus, der Andere taufte, auch selbst getauft wurde und wahrscheinlich, daß dieser Taufe eine Unterweisung über Leben und Lehre Jesu voranging, aber die Darstellung der Apostelgeschichte von dieser Unterweisung ist mit so zahlreichen symbolischen Fäden durchzogen, daß man in ihr keine reine Geschichte zu sehen vermag. Auch erkennt sich der äußere Apparat leicht als Composition. Pauli Lehrer soll ein gesetzestreuer Mann gewesen sein mit Namen Ananias aber Pauli Lehrer waren nach ihrer auf die Judenchristen berechneten Darstellung alle gesetzestreu.2 Er soll in der geraden Straße" gewohnt haben gerade diese ist das weltberühmte Boulevard von Damask, und wohl die einzige Straße, die dem Verfasser, wie Jedermannn, bekannt war, die aber schwerlich Zuden oder arme Flüchtlinge beherbergte.3 Durch Paulus eigenes Zeugniß ist dagegen beglaubigt, was die Apostelgeschichte erzählt, daß die Umwandlung des vom Synedrium entsendeten Schriftgelehrten, solches Aergerniß in dem Judenviertel von Damascus hervorrief, daß seines Bleibens nicht länger war und seine Beziehungen zu den Christen, nachdem sie kaum geknüpft waren, schon wieder abrissen. Der Mann, der gekommen war, um die Anhänger des falschen Propheten auszurotten, und der nun selbst als Anhänger desselben

1 1 Cor. 1, 16. 2 Act. 22, 12; 22, 3. 9, 26. Vgl. Overbeck, Apostelg. P. 136. 3 Petermann, Reisen im Or. 1, 96. Renan, Ap. 184. 4 2 Cor. 11, 32 kann nicht nach der Rückkehr aus Arabien fallen, denn im Jahr 39 gab es keinen Ethnarchen des Aretas mehr.

auftrat, mußte einen Sturm des Unwillens erwecken. Der Araberkönig Aretas hatte der Judenschaft in Damascus einen eignen Ethnarchen verwilligt, der ohne Zweifel eine weitgehende Strafgewalt besaß und dieser neucreirte Ethnarch gab Befehl, den Apostaten des Synedriums zu verhaften. Da Paulus sich verbarg, wurden die Ausgänge der Stadt oder des Viertels bewacht, um sein Entweichen zu verhindern. Nach seiner eigenen Auslegung des Gesetzes wäre Steinigung die gebührende Strafe seiner Verschuldung gewesen, wenn nicht die Damascener vorzogen, dem Synedrium den wunderlichen Boten gefangen zurück zu senden, den es zur Christenverfolgung hierher geschickt hatte. Der religiöse Conflict der Judenschaft sollte indessen dießmal unblutig enden. Pauli neue Gesinnungsgenossen wußten eine befreundete Wohnung, aus der sich ein Fenster durch die Stadtmauer öffnete. Durch dasselbe ward er in einem Korbe in's Freie hinabgelassen und entwich nach dem Hauran. Diese nächtliche Fahrt im Korb, die hohe Stadtmauer hinunter, während unten vielleicht die jüdischen Späher bereits seiner warteten, um ihn in Empfang zu nehmen und ihn zur Steinigung zu schleppen, blieb ihm stets in furchtbarer Erinnerung und er hat sie noch nach zwanzig Jahren ausführlicher geschildert als alle anderen von ihm aufgezählten Leiden, ausführlicher selbst als die Steinigung, die er ein Mal erduldete und als den Schiffbruch, bei dem er einen Tag und eine Nacht auf dem Meere umher geworfen wurde. Von Damascus glücklich entkommen hatte sich Paulus dann nicht, wie die Apostelgeschichte erzählt, nach Jerusalem, sondern nach Arabien gewendet.1

Es liegt kein Grund vor bei dieser Angabe an das ferne glückliche Arabien, das Land des Balsams und der Wohlgerüche zu denken, dessen Nordgrenze von der Spitze des arabischen nach der des persischen Meerbusens läuft. Schon eher könnte man auf das peträische Arabien, das Gebiet des Aretas rathen, nach dessen glänzender Hauptstadt im Gebirge Seir die Karavanenstraße von Damascus hinabzieht, um zu Aila zu enden. Hier beginnt dann die berühmte Pilgerstraße nach dem Horeb und Sinai, die durch die Sinaihalbinsel mit ihren wenigen in der Felswüste versteckten Palmthälern nach dem weithin berühmten heiligen Berge leitet. Da Paulus Gal. 4, 21 mit einer gewissen Anschaulichkeit den unfruchtbaren Sinai mit der Unfruchtbarkeit des

1 Gal. 1, 17.

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