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Freude fühlte ich nach langer Entbehrung das Veseligende einer solchen größern evangelischen Gemeinschaft, und erquickte mich an der opferfreudigen Bereitwilligkeit, mit welcher man einen Handwerker - Lefeverein zu begründen und einen Verein zur Pflege der erkrankenden Armen zu erweitern begann. Seitdem hat die Gemeinde, deren Seelsorge unsere Regierung einem Gesandtschafts-Prediger übertragen hat, sich so gehoben, daß sie durch ihre tüchtigen Einrichtungen ein Vorbild für die deutschen evangelischen Kirchen des Morgenlandes geworden ist. Außer einem sonntäglichen Haupt- und Nachmittagsgottesdienste, an dem troß der weiten Entfernungen oft gegen Hundert theilnehmen, und einer Erbauungsstunde im Hospital, besteht seine Hauptthätigkeit in der reich gesegneten Seelsorge in dem Hospital. Ferner nimmt er Theil an dem Unterricht in der durch einen besondern Schulverein begründeten Schule; es besteht auch ein Chor zur Unterstützung des Kirchengesanges und eine zweckmäßige Bibliothek der Gemeinde. Durch eine auf Ostern 1855 gehaltene allgemeine Kirchen- und HausCollekte in Preußen, deren Betrag sechzigtausend Thaler erreichte, ist es möglich geworden, ein eigenes stattliches Gebäude auf der Höhe des Berges zu errichten, das eine große Kapelle, die Schule und Wohnungen für Lehrer und für den Geistlichen umfaßt. Dem Geistlichen steht ein Gemeinde-Vorstand zur Seite, dessen Mitglieder mit lebendiger Theilnahme das Werk fördern, so daß das evangelisch - deutsche Element auch in benachbarten Orten wie in Brussa im Wachsen begriffen ist. Besonders gesegnet aber ist ein unter dem Vorsize des Gesandtschaftspredigers stehender evangelisch-deutscher Wohlthätigkeits-Verein, dem auch der Ertrag einer allgemeinen Kirchen-Collekte in Preußen zugewandt ist. Ein DiaconissenHaus, in welchem unsere Schwestern thätig sind, nimmt die Kranken auf und hat ebenso reichen Segen gestiftet, wie die

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das Haus zu enge geworden und ist bedeutend erweitert worden. Vor allen hat sich ihr Segen in zahlreichen Fällen unter den evangelischen Matrosen recht sichtbar erwiesen, deren stets eine große Anzahl im Hafen weilt. Im Winter 1856, während die Cholera und der Typhus von den zahlreichen Lazarethen aus sich verbreiteten und allein 50,000 Franzosen hinrafften, haben die Schwestern, obgleich selbst eine nach der andern davon ergriffen, in der heldenmüthigsten Weise ihren Beruf erfüllt, und schon dadurch sich allgemeine Hochachtung in Constantinopel erworben. So schreitet unsere Gemeinde in der Hauptstadt des Morgenlandes, die mehr als fünfhundert Mitglieder zählen soll, in lieblicher Weise fort.

Die englische Kirche ist namentlich durch die Bibel-Verbreitung hier thätig und hat seit Jahrzehnten viele Tausende von Exemplaren der heiligen Schrift in den verschiedensten Sprachen verbreitet. Ja, jüngst haben sich mehrere Europäer in der Stadt vereinigt, und unter Vorsitz des amerikanischen und holländischen Gesandten eine eigne Bibel-Gesellschaft gestiftet. Auch läßt die englische Gesandtschaft von ihrem Caplan regelmäßig Gottesdienst in einer schön eingerichteten Capelle halten. So werden jezt schon an jedem Sonntage in sieben Sprachen ein und zwanzig protestantische Predigten in sechs verschiedenen Theilen der Stadt gehalten, wie auch schon eine evangelische Pastoral-Conferenz von zwanzig Geistlichen dort in regelmäßigen Vereinigungen zusammentritt. Demgemäß ist in der Hauptstadt des Morgenlandes unter den übrigen Kirchen auch die protestantische in würdiger Weise vertreten. Es wird dies um so wichtiger, da auch in der griechischen Kirche das Wort Gottes mehr und mehr Eingang findet. Aus dem Allen geht hervor, daß wie der Krieg die mächtigsten Völker der Erde in das Morgenland geführt hat, und für die politischen Verhältnisse des Landes sich wichtige

mit überwältigender Kraft fortschreitendes Kommen des Reiches Gottes hinweisen, dem allein die äußeren Geschicke dienen. müssen.

4. Ankunft im Abendlande.

Kaum drei Wochen hatten wir in Stambul verweilt, das die Vorzüge des Morgenlandes und des Abendlandes in seltener Weise vereinigt. Mit Gewalt mußten wir uns aus den lieben Kreisen unserer christlichen Freunde losreißen. Wir bestiegen ein prächtiges colossales englisches Dampfboot, den Tagus, welches durch Pracht und Fülle der Einrichtung alle Dampfboote übertraf, welche wir bis dahin kennen lernten. Bei der Abfahrt leuchteten in dem goldenen Horn die Minarets, die Kuppeln, die Cypressen-Haine und die Häuser im Lichte der sinkenden Sonne! Möchte der unvergleichlichen Stadt bald das Morgenroth einer neuen glänzenderen Zeit aufgehen!

Am folgenden Morgen befanden wir uns in der Straße der Dardanellen; noch einmal erhoben sich vor uns die Gefilde von Troja, und schon in der Nacht waren wir in dem wohlbekannten Hafen von Smyrna wieder eingelaufen, wo uns Zeit genug blieb, unsere amerikanischen Freunde aufzusuchen. Auf unserm prächtigen Tagus wurden wir in eilendem Lauf durch die Fluthen des Archipel geführt; heller Sonnenschein verklärte uns das herrliche Insel-Meer, und nach einer ungemein angenehmen Fahrt waren wir schon am vierten Tage gegen Mittag zu Malta in dem Quarantaine-Hafen von la Valetta eingelaufen. Aus dem Morgenlande waren wir an die äußersten Gränzen des Abendlandes zurückgekehrt. Laut verkündeten es die Glocken, deren Klang von den römisch-katholischen Kirchen der Stadt hell und voll über den Hafen

vergingen uns bei den trefflichen Einrichtungen der Quarantaine die acht Tage stillen Rückblicks. Dann sahen wir in der prächtigen, dem Johannes geweihten Kathedrale die Wappen und marmornen Leichensteine der Maltheser- oder JohanniterRitter, welche sich von Jerusalem nach Rhodus, von dort hierhin zurückzogen; sahen die Kathedrale des anglikanischen Bischofs, welche der römisch-katholischen Bevölkerung das Licht des Evangelii soll leuchten lassen. In der Mitte der Insel besuchten wir Civita-Vecchia; man bezeichnet es als den Ort, wo der Oberste der Insel, mit Namen Publius, den Apostel Paulus herbergte').

Am 5. September gegen Abend schifften wir uns wieder ein und erblickten am nächsten Morgen Siciliens herrliche Küste. Wir wandelten zwischen den Trümmern des alten Shrafus. Bei Catania's schwarzen Lava-Strömen, am Fuße des Aetna, hüllte sich der Himmel in Dunkel; ein Gewitter mit furchtbar rollendem Donner zog heran; wie stieg in uns das Heimweh nach dem blauen Himmel des Morgenlandes! In Messina's lieblichem Hafen weilten wir einen glücklichen Tag. Bald war der reizende Busen Neapels erreicht; hoch stieg über dem Gipfel des Vesuv die Rauchsäule empor. Die Stadt war in freudigster Bewegung. Glänzende Feste der römischen Kirche folgten einander, in weltlichem Prunke gefeiert. Die Gelehrten Italiens hatten sich zu der alljährlichen Versammlung vereinigt, und viele bedeutende Männer unseres Vaterlandes waren zu ihnen in den Süden hinabgekommen; freudig überraschte uns die Anwesenheit des Consistorialraths Dr. Tholuck aus Halle und seiner Gattin. Eine Fülle neuer Nachrichten aus dem Vaterlande trat uns entgegen. Zu Herculanum und Pompeji fanden wir unter den Lavaströmen die Wohnungen der Vorzeit bewahrt, in einer Anlage, wie sie sich noch jetzt in den Häusern des Morgenlandes er

halten hat; die Höfe mit ihren Säulengängen führten uns Damascus vor die Seele. Ueberwältigt von dem, was Natur und Kunst, was Vergangenheit und Gegenwart darbot, freuten wir uns, einen erquickenden Ruhepunkt in dem evangelischen Pfarrhause zu finden. Eine wohlgeordnete Schule und ein freundliches Hospital zeugen von dem Eifer der Gemeinde.

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Endlich waren wir auf den Hügeln Roms. Zweimal Beherrscherin der Welt prangt sie mit den Denkmälern, durch die alle Länder der Erde sie zierten. Mehr als drei Jahrtausende reden in ihr zu dem Geschlechte der Gegenwart. Die Natur hat die Hügel und Thäler mit entzückender Schöne geschmückt; die Kunst hat ihre besten Werke hier vereinigt. Nach kurzem Weilen eilte der treue Genosse meiner Pilgerfahrt voran in das Land unserer Väter. Am Schlusse der unaussprechlich gesegneten Wallfahrt mußten wir scheidend im Dank gegen den Herrn einander gestehen'): „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete?" Diesen Erfahrungen nachsinnend, blieb ich zurück. Der große Kreis deutscher Familien, der sich sammelte, ließ mich in meiner Wohnung auf der Höhe des Capitol mit dem Blicke auf das Forum bald eine Heimath finden. Die evangelische Capelle ward mir eine Stätte reicher Erquickung, während des Winters sammelt sie oft mehr als achtzig Zuhörer; ganz in der Nähe liegt das großartig eingerichtete Hospital. Die Pflege der kleinen deutsch-evangelischen Gemeinde liegt dem Preußischen Gesandtschaftsprediger ob. Selbst in der Fremde, weiß sie den Werth evangelischer Gemeinschaft zu schätzen; keine einzelne Gemeinde des deutschen Vaterlandes hat für den Jerusalems-Verein so reichlich beigesteuert als diese Gemeinde zu Rom.

Wenn ich von dem Capitol zu den Trümmern des alten

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