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Menschen bekannt zu machen, und vor die Augen zu malen. Und das ist nicht allein ihnen, sondern auch allen ihren Nachfolgern, allen Botschaftern an seiner Statt aufgetragen. Wir predigen den gekreuzigten Christum; 1 Cor. 1, 23. Das ist unser Amt! unsre Sache. Ein evangelischer Bote weiß von nichts Anderem, denn von Jesu Schweiß, von des Marterlam mes Beulen und Wunden, die eine ew'ge Erlösung erfunden für alle Welt. Wir predigen den gekreuzigten Christum. Das war der Apostel einzige Weisheit. Das ist auch die unsrige. Wer auch nichts weiter als das Daseyn Gottes weiß, bei dem kommt nichts heraus als ein Schauder, als ein Schrecken, das selbst die Teufel haben, welche auch glauben, daß ein Gott ist, und zittern. Jak. 2, 19. Wir zeigen Gott in dem Bilde, wie er, für unsre Noth, am Kreuze sich so milde, geblutet hat zu Tod. Das ist unsre Vollmacht. Wir weisen euch auf den Menschensohn, und sagen euch: Das ist euer Gott! Wendet euch zu ihm, so werdet ihr selig! Wir weisen euch auf einen Gott, der Fleisch und Bein hat, der Augen, Ohren, Hände, Füße und solche Glieder hat, wie wir alle haben, und rufen euch dabei zu: Sehet auf! thut die Augen auf: Sehet! das ist euer Gott! Jef. 25, 9. Sehet! das ist Gottes Lamm! das der Welt Sünde trägt. Joh. 1, 29. O Welt! sieh hier dein Leben, am Stamm des Kreuzes schweben, dein Heil sinkt in den Tod; der große Fürst der Ehren, läßt willig sich beschweren, mit Schlägen, Hohn und großem Spott. Tritt her, und schau mit Fleiße, sein Leib ist ganz mit Schweiße des Blutes überfüllt; aus seinem edlen Herzen, vor unerschöpften Schmerzen, ein Seufzer nach dem andern quillt. Das predigen wir den Blinden. Denn alle Menschen sind von Natur blind. Und diese Nachricht,

dies thut ihnen die Augen auf. Es ist unmöglich, daß die Menschen bei diesem Lebensworte in ihrer Blindheit bleiben können, weil die kraftvolle Wirkung des heiligen Geistes damit verbunden ist. Der Heiland macht die Blinden dadurch sehend. Und was sehen sie denn, wenn ihnen die Augen aufgehen? Da ist ihr erster Blick, nicht in eine Wüste, nicht in den Abgrund der unermeßlichen Gottheit, sondern sie se=" hen des Menschensohn, Jesum am Kreuze, wie er uns zum Segen hångt, und im Sorg und Marterraume, seine Heerzugsfahne schwingt. Darum wird er ihnen vor die Augen gemalt. Er erscheint ihnen. Er wird ihren Herzen, und dem Geiste ihres Gemüthes nahe. Und was hat denn diese seine Erschei= nung für Wirkungen?

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Einigen, welchen die Augen aufgethan werden, daß sie ihn in diesem Bilde sehen, schließen dieselben geschwind wieder zu, und richten sie auf etwas An= deres. Diese sind dem Volke im Terte gleich, das durchhinging, dem Heilande zwar folgte, aber Nichts davon hatte. Ihre Gedanken sind vorüber fahrend. Als ehedem der Leichnam des Heilandes am Kreuze hing, so wurde die ganze Natur erregt. Die Erdè bebte, die Felsen wurden von einander gespaltet. Der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stükke, von oben an bis unten aus. Der Sonnenschein verlor sich. Die Gräber thaten sich auf. Der Hauptmann, und die bei, ihm waren, und sonst viele Menschen, schlugen bei dem Anblicke des Gekreuzigten, und dessen, was auf der Erde, und am Himmel geschah, an ihre Brust, und wurden auf das Aeußerste bewegt. Matth. 27, 45. Allein dergleichen Bewegungen sind unter unsern verdorbenen Christen heut zu Tage etwas Seltenes. Es ist wahr: Sie reißen mitten aus den Händeln, womit sich ihr Leben beschäftiget, einige Minuten her

aus. Sie hören die Predigt: Jesus hat gelitten! Gott selbst liegt todt! Der Herr der Herrlichkeit ist gekreuziget. Dies Wort thut ihnen die Augen auf. Sie achten es Sie sehen, aber ohne Nachdenken.

der Mühe nicht werth, einmal nachzuforschen, was das bedeute. Sie schließen ihre Augen gleich wieder zu, und vergessen gar leicht, wie das Bild gestaltet war, das ihnen vors Gesichte kam. Sie sind in den Dingen der Erde, damit sie umgeben sind, in den Wollüften, Nahrungssorgen, in ihren Prozessen und andern Sachen so verwickelt, daß sie nicht Acht haben auf das, was sie sehen, sondern wie Träumer dahin fahren. Sie bekennen sich zu der Lehre von Jesu Leiden und Tode mit dem Munde. Allein sie werden dadurch nicht gerührt noch geändert. Sie bleiben wie sie sind. Und ihre Unempfindlichkeit gegen diese Predigt ist so kenntlich, daß sie einem gar leicht in die Augen fällt. Sie hören das Wort vom Gekreuzigten. Der Heiland erscheint ihnen in seiner Todesgestalt. Sie sehen ihn in diesem Spiegel. Der Glaube ist ihnen hier etwas Leichtes. Der Zweifel auch. Sie leugnen es eigentlich nicht, daß er es nicht seyn sollte. Sie glauben eigentlich auch nicht, daß er es ist. Sie denken nur nicht daran. Sie lassen es so seyn, was es ist, und dabei bleiben fie, was sie sind. Ist es wahr, was sie hören; gut! Sie haben Nichts dagegen. Ist es nicht wahr; auch gut! Das Eine ist ihnen so wichtig, wie das Andere. Hören sie heute Jemanden, der bezeuget: Der Gekreuzigte ist euer Gott! so ist es ihnen recht. Sie machen keine Einwendungen. Hören sie über wenige Tage einen Andern, der ein Merkmal der Kezzerei daraus macht, wenn man so immer vom Hei= lande redet, u. d so gar Alles auf ihn ankommen läßt, so denken sie: Es ist auch wahr. Der Mann hat

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Recht. Man kann' leicht verführet werden. Sie fingen mit: Mein Heiland! du bist mir zu Lieb, in. Roth und Tod gegangen, und hast am Kreuz als wie ein Dieb, und Mörder da gehangen, verhöhnt, verspeit und sehr verwundt! und sie können gut da bei einschlafen. Das ist ein höchstjämmerlicher Bustand! Wollte mich Jemand fragen: Was mit solchen Seelen anzufangen, und wie ihnen beizukommen sey? So müßte ich meine Unwissenheit offenherzig geste= hen, und sagen: Ich weiß es nicht. Das Herz des Verräthers Judas wurde noch gerührt, als er sahe, daß der Heiland zum Tode verurtheilet wurde. Ich habe Uebel gethan, sagte er, daß ich unschuldig Blut verrathen habe. Matth. 27, 4. Pilatus Herz kehrte sich doch im Leibe gleichsam um, als er das blutige und verspeiete Marterbild Jesu erblickte. Sehet! welch ein Mensch! rief er aus. Aber mit unsern Leuten ist es nicht so. Sie sehen das blutige Schaugerüste bei Jerusalem, den Berg Golgatha an, und fühlen Nichts. Sie sehen den Heiland mit so kaltem Biute leiden, und mit einer solchen Unempfindlichkeit sterben, daß man denken sollte: Sie gehörten zu dem Holze, an welchem er verschied. Wir halten ihnen nicht allein nach ihrem Tode Leichenpredigten, son= dern wir halten sie ihnen schon bei ihrem Leben. Denn sie haben von den Predigten vom Kreuze, die sie jetzt hören, eben so viel Empfindung, als von der Rede, die nach ihrem Tode bei ihrer Beerdigung gehalten wird. Das ist: Keine! Brauche ich auch ei= nen andern Beweis von demjenigen, was ich sage, als den Augenschein? Und was ist die Ursache von einem solchen erbarmenswürdigen Zustande? Wir sind in den Dingen, die uns umgeben, so verstrickt und verwickelt, daß wir weder hören, noch sehen. Der Eine schafft Dies, der Andere Das, seiner armen Seel

er ganz vergaß, dieweil er lebt auf Erden. Man geht so dahin. Man sagt nicht: Nein! und auch nicht: Ja! Man hålt sich an seinen Schlaf. Was machen wir also? Israel; du bringst dich selbst in Unglück! Pocht denn Niemanden hier das Herz? Ist Niemand gegenwärtig, der bei sich selbst gedächte: Das ist mein Bild! So sehe ich aus!

Andern öffnet diese Predigt die Augen, daß sie sehen, aber mit Feindschaft und Bitterkeit. Diese find denen gleich, von welchen es im Texte heißt: ,,Die aber vorn an gingen, bedroheten den Blinden, er sollte schweigen." Das sind die Leute, die hoch stehen, und voll von eigner Weisheit und Einbildung von sich selbst sind, und den Kopf voller Chimåren ha ben. Die reich, gar satt sind, und Nichts bedürfen. Es sind die heiligen Leute, die ihren Gedanken nach, frömmer sind, als Andere. Sie sehen in diesem Bilde, daß sie bei aller eingebildeten Heiligkeit strafwürdige Missethåter, verfluchte Sünder sind, die, mit aller ihrer Frömmigkeit, im Gerichte Gottes an den Pranger gehören, und damit nichts als Zorn-und Ungnade verdienen. Sie sehen, daß alle ihre Heiligkeit eine Fabel ist. Sie sehen, daß sie aus puren Greden, aus lauter Erbarmung, so gut wie der årg Bösewicht, müssen selig werden, wenn sie selig werdes wollen. Das sehen sie wirklich in der Gestalt ihres leidenden, büßenden, verwundeten und gekreuzigten Gottes. Weil aber ihr Hochmuth, ihr Luzifers Stolz, der sie schon so weit über Andere, über ihre lasterhaften Brüder, über die Hurer und Zöllner weggesett hat, dies Gesicht nicht vertragen kann, so árgern sie sich an dieser Gestalt, und werden dem Manne feind, der auf diese Weise vor ihr Herz tritt. Sie widers sprechen. Sie schütteln den Kopf. Es ist ihnen zu geringschäßig, daß sie als verdammte Sünder die

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