damit er die falsche Regel der Schmeichler zu Schanden A.C. mache, welche ihren Königen einbilden wollen, daß ein 176 Kluger Fürst kein Sclave feiner Zusagen seyn müffe, wenn dieselbe anfangen mit seinem Vortheil zu streiten; sondern daß er sich vielmehr derselben als eine Lockspeise bedienen , und andere damit ins Nekziehen můste. Sols chen rückischen Staats - Leuten, sage ich, hat er folgens de Regel entgegen gefeßt, welche die Aufmercksamkeit als ler groffen Herren, und die Verwunderung der ganßen Welt verdienet : Sute dich dasjenige als nüglich anzusehen, welches dich nöthigen kan deine Zusas ge zu brechen! r) So oft es der Länder Wohlstand erforderte , vers ånderte Antoninus ihre Regierung. Dem Kurdúns cken des Volcks überließ er nach Augustus Weise, dies jenigen Länder, von welchen man sich nichts zu befürchten hatte, die Verdächtigen aber verfahe er selbst, mit getreus en Statthaltern. s) Auch bemåhete er sich zu erfahren, was man von seiner Regierung urtheilete, nicht so wohl um diejenigen zu strafen welche zu frey von ihm redeten, als daraus zu ersehen, was manan ihm lobe oder tadele ; Damit er abs fchaffen möchte, was denen Unterthanen nicht gefiel, und in demjenigen fortfahren, so ihnen bendes nüglich und angenehme war. Beschuldigte man ihn aber einiges las sters, dessen er sich nicht bewust war , antwortete er seinen Verleumdern entweder schriftlich oder mündlich, nicht so wohl sich selbst zu rechtfertigen , als die Anklåger zu uns terrichten, und durch Erwehnung der Umstände von dern Gegentheil zu überzeugen. t) 0 3 Grosse 1) Antoninus, libr. III. 9.7. s) Capitolinus in Marco, cap. 20. 1) Capitolinus, ibidem, rosse Ehrenbezeugungen waren ihm nicht angez 171 nehm, und er wolte feines weges zugeben, daß man ihm Tempel oder Altäre aufrichtete : denn er wufte , daß ein Fürst durch wahre Tugenden, aber nicht durch die schmeichellyaften Lobs Reden des Volcks , můste vergóts tert werden; ja daß ein gerechter Regent, die gange Welt zum Dempel, und alle ehrliche Menschen zu Prics stern, und zu Dienern hätte. Anklågern und Verleumdern gab er kein Gehör; und die Angeber neuer Auflagen, verachtete er zugleich mit allen erpresseten Einfünften. Denen Landpflegern befahl er alle die aufs hårteste 311 straffen, welche von jeg mand etwas über die Gebühr forderten. Kurk, alle Völcker lebten unter seinem känserlichen, und machtigers Regiment, so fren als in einer Republick. u) Unterdessen hatten die Marcomannen getracha tet, den Käyfer durch die geleistete Huldigung einzuschlaf fern, damit sie von seiner Entfernung den Vortheil háta ten, hernachmals init verdoppelter Macht und Wuth im Felde zu erscheinen. Man hatteum destomehr Uhrsach, sich vor sie zu fürchten, weil sie alle Völcker von Illyrient bis mitten in Gallien auf ihre Seite gebracht hats ten. Da nun überdem die Römische Armce theils durch die Pest, theils durch viele Kriege gefchwachet, und der kayserliche Schak durch grosse Ausgaben erschópfet war, siehet ein jeder leicht, daß Antoninus damahlen in eis nem Bedrang gewesen, dergleichen er noch nie erfahren hatte. Dem Mangel des Volcks half er durch Werbung aller Fechter, Banditen, aus Dalmatien und Dardas nien, wie auch aller Leibeigenen ab; welches feit dem zweyten Punisdyen Kriege nicht geschehen war.' Doch ist u) Capitolinus in Marco c, 11, an ist merckivůrdig, daß das Römische Volck nicht damit A. C. Der andere Mangel war grösser, und einem Käyser die man in des Dies A.C. Dieser Verkauff währete zmen Monath , und der 172 Käyser brachte dadurch überflüßig Geld zu den Unkosten Des bevorstehenden Krieges zusammen. Doch gab er ber seiner glücklichen Rückunfft zu verstehen, daß es ihm angenehm seyn würde, fo man ihm die vormahls verkaufte Sachen vor denselben Preiß wieder überliesse , wiewohl er niemand nöthigte, das Erhandelte wieder abzustehen, es jer denn daß er dazu willig war. a) Wenig Tage vor seinem Auffbruch verlohr er sei: nen jüngern Sohn, Nahmens Cefar Verus, ein Kind von sieben Jahren, welcher an einer Drüse starb, die von den Verkten unvorsichtiger Weise war geöffnet worden. Er ertrug diesen Verlust grosmüthig; verkehrte das das mahlen instehende Fest des Jupiters, in einen Trauers Tag; sprach selbft Denen Herkten einen Muth ein, bes schenckte sie, ließ dem verstorbenen Kinde eine Säule res ken, und verordnete, dessen Nahmen denen Salischen Gedichten einzuverleiben. Darauf schritt er wieder zu feinen gewöhnlichen Verrichtungen; besorgte das gemei: ne Beste; stellete zuvor ein allgemeines Opffer und Bets Tagan,und fekte seinen Feldzug wider die Feinde fort. b) Dieser war beschwehrlicher und langwieriger als alle andere. Der ståyfer nahm fein Quartier zu Cac nunte, führete feine Armee über die Donau, griff die Feinde an, schlug selbige zu unterschiedlichen mahlen, verheerete ihre Dörffer und Magazinen, fo gar, daß viele der feindlichen Bundsgenossen über die Geschwindigkeit seiner Siege erstaunend, ihre Parthey verlieffen und sich ihm unterwarffen, welche alle gnädig von ihm auffges nommen wurden. Und gleichwohl wäre dieser glückliche Fortgang seis ner a) Capitolinus in Marco , cap. 20. b) Idem ibidem, ner Waffen fast durch einen traurigen Erfolg unterbros A. Co chen. Denn indem er in Persohn ausgegangen war, eine 172 bequeme Furth vor seine Armee auszuforschen, wurffen die feindlichen Schleuderer eine solch unzähliche Menge Stei: ne auf die Römer, daß der Käyser von diesem Stein-Ree gen wäre zerschmettert worden, wenn die Liebe nicht alle Soldaten um ihn her zusammen getrieben, und dieselbigen genöthiget håtte, ihn mit ihren Schilden zu decken. Die Rómer aber wurden durch diese Kühnheit der Feinde so ero hikt , daß sie verstårcket über den Fluß fekten, den Feind angriffen, und aufs Haupt schlugen. Der Käyser besichtigte nach geendigten Treffen die Wahlstatt, nicht so wohl die Fusstapffen seines Sieges in der Feinde Blut zu sehen, oder seine Augen an einem so erbármlichen Schauspiele zu weiden, als selber zu vernehmen, ob etwa unter den Verwundeten noch einige sich fün den, welche seiner Pflege und Vorsorgevonnöthen hätten. Dis folte zum Theil die Erkäntlichkeit, vor die kurk zuvor an ihm berviefeneLiebe der Soldaten seyn ; und nach dem er sich dem Himmel nicht weniger durch Opffer auf dem Kampff-Plak.danckbahr erwiesen, ruckte er mit dem Kries ges-Heer weiter fort. Die Quaden machten ihnen leicht die Rechnung, 173. daß man ihnen nachfeßen würde, dannenhero lieffen sie eis ne gute Anzahl Bogen-Schüßen zurücke', welche von eis nigen Squadronen Reuteren gedecket , fich stellen folten, als wolten sie die Römische Armee auffhalten. Sie ging es nun den Römern nach Gewohnheit solcher Ueberwins der, die durch einen Sieg , von dem fünfftigen guten Fortgang gar zu gewiß werden, denn indem sie diese Hůchtige Schüßen zu hißig verfolgeten, wurden sie una permerckt in eine trockne Eindde gelocket, und von dicken Wåldern, und dürren Bergen eingeschlossen. Doch meins |