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selben Reihe liegen, wird dies wechselseitige Geben und Nehmen, dies Fruchtbar-machen und Fruchtbar-werden, in innigster Durchdringung recht augenscheinlich seyn. Endlich haben wir gesehen, wie die Isagogik selbst gewisse subsidiarische Disciplinen hervorruft (z. B. biblische oder Neutestamentliche Chronologie, Geographie, Grammatik u. s.w.). Ihr Verhältniss zu diesen ist, theils den Stoff derselben geistig zu durchdringen, theils die von ihnen dargebotenen subsidia geistig anzuwenden. Ein Mehreres ist unnöthig zu sagen. Die That entscheidet hier Alles.

Wohl aber ist es nöthig und erspriesslich, von dem letzten und höchsten Zweck unserer Wissenschaft zu reden. Nirgends vielleicht tritt der Gegensatz des scheinbar Zufälligen und des von Gott Geordneten und herrlich Ausgeführten so klar hervor als grade in dem, womit diese Disciplin schaltet und waltet. Ihr höchster Zweck muss der seyn, diesen Gegensatz so zu lösen, dass jenes scheinbar Zufällige, aufgenommen in die historisch - wissenschaftliche Betrachtung, als ein Glied dieser Ordnung erkannt werde, um so mehr zur Bewunderung auffordernd, als Gott so die Spuren seines allmächtigen und allweisen Waltens auch hier ausgeprägt hat. Ich wiederhole es, m. H., jetzt hoffentlich noch besser verstanden, die ganze Theologie muss ein habitus practicus seyn. Der letzte Zweck der Isagogik ist die Erläuterung des Providentiellen. Ihre Frage ist die: Hat der Neutestamentliche Kanon sich wirklich unter göttlicher Providenz festgestellt, obgleich ja hier so Vieles dem Zufall, der Mehrstimmigkeit der Lehrer, ja der schwankenden Meinung überlassen scheint? Ihre Frage ist die: Giebt es in der That eine Kanonik, giebt es einen Kanon der Schrift im wahren Sinne, oder ist es vielmehr bloss eine Sammlung von Literaturwerken, gerettet aus der Sündfluth der Zeit und den Trümmern der alten Welt, wie die sogenannte classische Literatur? Ihre Frage ist die: Ist die Kirche dabei nicht bloss ŏkonomisch zu Werke gegangen (denn des können wir wohl versichert seyn, zumal wenn yon der Kirche der ersten Jahrhunderte die Rede ist, welche mit dem Nicänischen Symbol sich abschloss), sondern geleitet vom Geiste des Herrn, der selbst sein Werk und seine Hervorbringung schützte?

Ihre Frage ist die: Sind wirklich alle Zeitverhältnisse nicht bloss so bestimmt im Neuen Testament, dass die historische Basis desselben vollkommen gesichert ist, sondern stellt es sich sogar heraus, dass diese gewissermassen prädisponirt sind zur Pflanzung und Wurzelung des Grössten, was die Erde gesehen hat, des Christenthums? Ihre Frage ist die: Kann wirklich ein solches Eindringen in den Geist und Buchstaben der heiligen Schrift vermittelt werden, dass die historischen Verhältnisse der Offenbarung in uns recapitulirt werden, dass dasjenige, was der heil. Johannes als den höchsten Zweck der Schrift setzt, nämlich dass wir Gemeinschaft haben mit der Apostolischen Kirche, ihrem Leben und Denken, ihrem Thun und Leiden (1 Joh. 1, 4), auch an uns erfüllt werde? Fragen, m. H., das werden wir leicht einsehen jede einzelne centnerschwer ist; Fragen, die vor Allem werth sind, vom gläubigen Forscher tief erwogen zu werden, und deren genügende Beantwortung uns nicht minder mit Anbetung der Wege Gottes erfüllen muss, als die Erkenntniss seiner Fusstapfen in der Geschichte und Offenbarungswelt überhaupt. Die Isagogik nimmt damit einen apologetischen Charakter an, ohne ihre historische Grundtendenz aufzugeben, und reicht der Apologetik selbst eine Reihe von Voraussetzungen dar, auf welchen diese weiter bauen muss.

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Wovon

Ist aber der letzte Zweck der Isagogik so gross, so lassen Sie uns, m. H., die Mühe nicht scheuen, die uns allein zum Ziele führen kann. Es ist in der Wissenschaft nicht anders, als in dem menschlichen Leben. Das Säen, das Sammeln ist schwer, das Einbringen, die Erndte ist erfreulich. Wollen wir jenes nicht verschmähen, wenn wir dieses wünschen! Namentlich in unserer Wissenschaft ist sehr Viel, was eben durchs Sammeln bedingt ist, wo wir uns der mühsamen Arbeit des Säens nicht entschlagen können. Lassen Sie uns im Glauben Christi Wort an die Jünger vernehmen: „Hebet eure Augen auf, und sehet in das Feld; denn es ist schon weiss zur Ernte. Wer da schneidet, der empfänget Lohn und sammlet Frucht zum ewigen Leben, auf dass sich mit einander freuen, der da säet und der da schneidet" (Joh. 4, 35. 36).

Ueber die Principien der evangelisch-lutherischen
Kirchenverfassung.

Vortrag in der Pastoral-Conferenz zu Bautzen am 26. Mai 1847, gehalten von E. Lehmann, Diaconus zu Neukirch am Hochwalde.

Es ist wol keine Frage jetzt so in den Vordergrund kirchlicher Bewegung gerückt, als die nach der Verfassung der Kirche. Es gibt Wenige, die hier nicht Wünsche und Vorschläge auf dem Herzen trügen. Der gegenwärtige Zustand erscheint fast Allen als ein höchst mangelhafter und trauriger. Ueberall zeigt sich Missbehagen an den gegenwärtigen kirchlichen Verfassungsformen. Nicht blos von Unten aus taucht jene Frage auf, sondern ihre Wichtigkeit wird selbst auf den hochsten Stellen des Kirchenregiments erkannt und ein Neues anzubahnen gesucht. Es beschäftigt die kirchliche Verfassungsfrage im Allgemeinen nicht blos unsre, oder irgend eine andere Landeskirche, sondern die evangelische Kirche überhaupt, es nehmen an der Beantwortung derselben nicht blos die Geistlichen, sondern auch die Gemeinden den innigsten Antheil. Es ist diese Frage daher recht eigentlich eine Zeitfrage geworden; nicht in dem gemeinen Sinne des Worts, als werde sie nur von denen in ihre Hände genommen, die auf den Höhen der Zeit umzugehen sich rühmen, sondern sie ist eine Frage geworden, zu der die organische Entwicklung der Kirche, die allerdings, Gott sei Dank, in unserer Zeit wieder zu ihrem Selbstbewusstsein, d. h. zum rechten Glaubensbewusstsein ge

kommen ist, von selbst hindrängt. Diesen Pulsschlag der Zeit fühlen einzelne kräftige Naturen so stark, dass sie, wie Dr. Bunsen '), ausrufen:,,Die Welt ist in einen jener grossen kritischen Momente eingetreten, wo die Völker entweder sich zu neuer Lebenskraft entfalten oder untergehen. Wir glauben das Erste. Jetzt oder nie ist die Zeit, dass die Regierungen und Völker sich aufklären über das Christenthum, über die Bedeutung der Kirche und ihrer Verfassung"; oder, wie Dr. Rudelbach 2), bezeugen: „Die Zeit ist dazu reif. Alles drängt in der Kirche und im Staate darauf hin, dass ohne Religionsfreiheit kein gesegnetes Zusammenwirken, ja nicht einmal ein leidlich menschliches Zusammenbestehen mehr möglich ist. Es ist ja der laute Schrei der gebärenden Zeit. Wer die Macht der eine Zeit beherrschenden Idee verachtet, der hat sich um sein geschichtliches Erbtheil gebracht."

Dass diese Frage auf dem Markte der Zeit so vorlaut, und am allerdringendsten von denen verhandelt wird, die die allergeringste Stimmberechtigung in kirchlichen Dingen haben dürften, das liegt in dem Unfuge der Presse unserer Zeit, die für jeden fahrenden Ritter, der nur Sporen und Klinge trägt, die Schranken zum Turniere geöffnet hält. Sehen wir aber von denen ab, die durch ihr unberufenes Geschrei unsre Zeit erfüllen, so bleibt dessenungeachtet eine grosse Wolke von Zeugen übrig, die alle das Bedürfniss einer Verbesserung in kirchlichen Verfassungsformen fühlen; ja, was von der höchsten Wichtigkeit erscheint, es wird dieses Bedürfniss grade von denen am meisten erkannt, die vom Herrn dazu berufen sind, das geistliche Leben der Gemeinden zu fördern und zu überwachen. Nächstdem weist die Geschichte unserer Kirche eine ununterbrochene Kette von treuen Zeugen nach, die Alle bis auf diesen Tag den Mangel einer schriftmässigen Verfassung in unsrer Kirche erkannt, mehr oder weniger Bausteine zu

1) In seiner Verfassung der Kirche der Zukunft. S. 86. 2) In seinen Thesen über Religionsfreiheit. Zeitschrift für die gesammte lutherische Theologie und Kirche 1843. 3. Quartalheft. S. 115.

einer neuen wahrhaft evangelischen Kirchenverfassung gesammelt und auf die Grundsätze hingewiesen haben, von denen aus dieselbe sich organisch gestalten könne. Dass jene Zeugnisse wie Predigerstimmen in der Wüste verhallten, kann man nur bedauern, aber freuen muss man sich, dass sie in unsern Tagen wieder aufleben, und mit einer solchen geistigen Macht aufleben, die es, trügen anders die Zeichen der Zeit nicht, hoffen lassen, dass endlich auch unsre Kirche den nothwendigen organischen Schlussstein ihrer Reformation empfangen werde. Es ist dies freilich keineswegs so zu verstehen, als habe unserer Kirche von Vornherein irgend ein nothwendiges und wesentliches Glied ihres wahrhaften Bestandes gefehlt, vielmehr ruhen in ihrem Centrum, im Bekenntnisse derselben, alle nothwendigen Entwickelungskeime für eine schriftmässige Verfassung; aber es haben sich diese Keime im Drange der Zeit noch nicht entfalten und äusserlich gestalten können. Die Reformation begann durch D. Luthern von dem innersten Kern, von dem Glauben und der Lehre aus, die Kirche wurde von allem Rost menschlicher Satzung gesäubert. Als man später über der allerdings nothwendigen und gottgeforderten Aufrechthaltung der reinen Lehre die Pflege des christlich gottseligen Lebens mehr in den Hintergrund stellte, erweckte Gott Spenern, der die Kirche auf einen mehr innerlichen und praktischen Weg zurückzuführen suchte, und so der Reformator des christlichen Lebens wurde, Sollte nun nicht, nachdem die Kirche von Innenheraus, als von ihrem Centrum, in ihren reformatorischen Bewegungen auf dem Gebiete ihrer sichtbar geschichtlichen Gestaltung bereits die Radien gebildet hat, die Zeit gekommen sein, dass nach dem Gesetze der organischen Entwicklung um die Radien der feste, abgegrenzte Kreis der Verfassung sich schliesse, damit der evangelische Glaube und das evangelische Leben in den gottgewollten Schranken sich frei bethätigen könne?

Je mehr die rechte kirchliche Verfassung in einer Zeit vermisst wird, in der der Glaube aufs Neue erwacht ist, um so dringender wird auch auf die Nothwendigkeit der Verfassungsfrage hingewiesen. Aber welch eine Verschiedenheit tritt uns hier entgegen, wo die Stimmen über die kirchliche Ver

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