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Höhe, zu der es sein Vater geführt hatte, zu erhalten. Babylon mit seinen imposanten Tempeln erstand gleich am Anfang seiner Regierung dank der Fürsorge des Königs wieder aus seinen Ruinen. Verschiedene Versuche der habgierigen Chaldäerfürsten, sich der Herrschaft über ganz oder über einen Teil Babyloniens zu bemächtigen, wurden vereitelt. Auch das Verhältnis Assyriens zu Elam scheint nach einem erfolglosen Zug des Elamiterkönigs Chumbachaldasch II. gegen Nordbabylonien ein freundnachbarliches geworden zu sein. Schwieriger gestalteten sich die Unternehmungen Asarhaddons gegen den Westen, wo Sidon, Tyrus und eine Reihe von Nachbarstaaten sich aufs neue empört hatten. Zwar gelang es, Sidon sofort zu demütigen und das Haupt seines erschlagenen Königs als Trophäe nach Assyrien zu bringen. Zur endgültigen Beruhigung der Aufständischen trat aber nunmehr unabweislich die Aufgabe an den Assyrerkönig heran, Ägypten, das den Mittelmeerstaaten wiederholt seine, gewiß nicht uneigennüßige Hilfe angeboten hatte und willkommenen Rückhalt bot, selbst zu bekriegen.

Gegen Tirhaqa, den dritten Herrscher der XXV. Dynastie, richtete sich denn auch in den Jahren 675-671 Afarhaddons ausgedehntester und schwierigster Feldzug, der den König nach einer äußerst beschwerlichen Durchquerung der Sinai -Halbinsel nach Memphis führte. Die ägyptische Hauptstadt, aus der sich der Pharao durch die Flucht rettete, wurde geplündert und in Asche gelegt und Ägypten bis nach Theben hin erobert und zur assyrischen Provinz gemacht, eine gewaltige Waffentat Assyriens, die seinen Ruhm aufs neue erstrahlen ließ und unter anderem auch die Tributleistung des Königs von Tyrus zur Folge hatte (vgl. Abb. 56). Troßdem zeigte sich die assyrische Besazung und Verwaltung in Ägypten der starken Heeresmacht, die Tirhaqa schon nach wenigen Monaten wieder zusammengebracht hatte, nicht gewachsen: ein neuer Feldzug stand Asarhaddon bevor, auf dem ihn der Tod ereilte. Und von ebensowenig dauerndem Erfolg wie in Ägypten waren die schwachen Versuche des Assyrers gekrönt, den immer weiter um sich greifenden Vorstößen der Jndogermanen im Norden und Nordosten des Reiches, der Kimmerier, Skythen oder „Aschguzäer“ und besonders der Meder Herr zu werden.

Unter solchen Verhältnissen trat Aschschurbānipal (d. h. „Aschschur schuf einen Sohn"), der Sardanapal der Griechen (Abb. 57), seine lange Regierung in Assyrien an (668-626), während gleichzeitig, einer Verordnung des Vaters entsprechend, dessen Bruder Schamaschschumukin den babylonischen Thron bestieg. Soweit sich die Geschichte Assyriens unter Aschschurbanipal verfolgen läßt, hatte dieser ruhmreiche und durch seine unsterblichen Verdienste um die Erhaltung der babylonisch - assyrischen Literatur ausgezeichnete Herrscher in fast allen seinen Unternehmungen eine glückliche Hand. Allerdings nur vorübergehende Erfolge hatte er in Ägypten zu verzeichnen. Freilich hatten dort die assyrischen Heere abermals einen Sieg über Tirhaqa davongetragen, waren dann bis

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Abb. 47. Belagerungsszene aus dem Nordwestpalast König Aschschurnassirpals.

Aufnahme von W. A. Mansell & Co. in London. (Zu Seite 42.)

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vor Theben gezogen und hatten einen dort drohenden Verrat rechtzeitig entdeckt und vereitelt. Nach einer gleichfalls siegreichen Schlacht gegen Tandamani, den Neffen und Nachfolger Tirhaqas, war sogar Theben selbst erobert worden und ein weiterer Vorstoß nach Süden gelungen. Aber die damit errungene Machtstellung im Pharaonenreiche sollte nur von kurzer Dauer sein. Wenige Jahre später stellte Psammetich, der Sohn Nechos I., die Unabhängigkeit Ägyptens wieder her und bereitete dort der assyrischen Herrschaft für immer ein Ende. Auch in Tyrus und Arvad mußte sich Aschschurbānipal mit der Einziehung des üblichen Tributs begnügen, und seine Züge gegen den Urmiasee und gegen Medien waren von geringer Bedeutung.

Desto nachhaltiger wirkten eine Reihe von Kriegen mit dem alten assyrischen Erbfeind, Elam, das bis dahin noch völlig unbezwungen auftrat und nun keine Gelegenheit vorübergehen ließ, allein oder im Vernehmen mit Aramäerstämmen Assyrien anzugreifen; vgl. Abb. 61. In den ersten Jahren seiner Regierung hielt sich ihm gegenüber Aschschurbānipal noch in der Defensive, als eine neue und ungeahnte Wendung der Dinge eintrat und ihn zu rückhaltslosestem Vorgehen zwang. Fast gleichzeitig mit der Unabhängigmachung Ägyptens bildete sich ein weitverzweigtes Bündnis gegen Assyrien, an dessen Spize der eigene treubrüchige Bruder des Königs, Schamaschichumukīn (griechisch Saosduchinos oder Sammuges), der Beherrscher Babyloniens stand, unterstützt vom Westlande, den Aramäerstaaten, einigen Araberstämmen und dazu noch von den Chaldäern und ganz besonders den Elamitern. Nur rasches und kaltblütiges, zielbewußtes Handeln konnte jezi den Assyrerkönig vor dem drohenden Untergang retten. Sippar, Kutha, Babylon und Borsippa wurden in schrecklichen Belagerungen ausgehungert, Schamaschschumukin fand in den Flammen den Tod, und ganz Babylonien nebst den aramäischen Nachbarstaaten wurde erobert.

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Von den oft geradezu dramatisch wirkenden, packenden Schilderungen dieser Kämpfe, die Aschschurbanipal nachmals durch seine Hofhistoriographen entwerfen und auf die dauerhaften, zahlreichen Tonprismen einschreiben ließ, die auf unsere Zeit gekommen sind, möge wenigstens ein Abschnitt hier Plaz finden, in dem das schreckliche Lebensende des treulosen Bruders" erwähnt wird: Die Götter Aschschur, Sin, Schamasch, Adad, Bel, Nebo, die Göttin Jichtar von Ninive, die Königin von Kidmuru, und die Göttin Ischtar von Arbela, die Götter Ninib, Nergal und Nusku, die vor mir hergingen und meine Feinde unterjochten, sie warfen Schamaschschumukin, den feindlichen Bruder, der mich befehdete, in einen brennenden Feuerschlund und vernichteten sein Leben. Diejenigen Leute aber, die Schamaschschumukin, den feindlichen Bruder, zu allen diesen Übeltaten verführt hatten, die den Tod gefürchtet und ihr Leben für kostbar gehalten hatten und sich nicht mit Schamaschschumukin, ihrem Herrn, in die Flammen gestürzt hatten, die zerstoben vor dem Gemezel des eisernen Dolches, vor Mangel, Hungersnot und flammender Lohe und ergriffen einen Zufluchtsort. Das Nez der großen Götter, meiner Herren, aus dem kein Entrinnen möglich ist, warf sie nieder: Kein einziger entkam, keiner der Übeltäter entrann; durch meine Hände wurden sie mein. Wagen, Geräte und Baldachine, seinen Harem und das Hab und Gut seines Palastes brachten sie mir. Diesen Kriegern, die meinen Herrn Aschschur gehöhnt und gegen mich, seinen ehrfurchtsvollen Magnaten, Böses geplant hatten, riß ich die Zunge aus und schlug sie nieder... Ihr zermezeltes Fleisch ließ ich Hunde, Schweine und Geier, Adler, die Vögel des Himmels, und die Seefische fressen. Durch solche Handlungen beruhigte ich das Herz der großen Götter, meiner Herren . . . Den übrigen Babyloniern aber und den Kuthäern und Sipparensern, die dem Gemezel und dem Hungertod entronnen waren, ließ ich Gnade angedeihen; ich befahl, daß sie am Leben bleiben sollten, und wies ihnen Wohnsize in Babylon an.“ Elam aber, der mächtigste Bundesgenosse der Aufständischen, das mittlerweile durch innere Wirren erschüttert worden war, wurde nun nach der Eroberung seiner Hauptstadt Susa vernichtet; das ganze Land ward der Wüste gleichgemacht, und die Götterbilder und Königsstatuen der früheren Hauptstadt wurden nach Assyrien geschleppt.

Auch ein Plünderungszug Aschschurbanipals gegen die oben erwähnten Araberscheiche war, wenn wir seinen Berichten trauen dürfen, von einigem Erfolge gekrönt. Damit

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aber versiegen plöglich die direkten Nachrichten, die in Keilschrift über die Zeit Sardanapals vorliegen, und wir sind für die lezten Jahre seiner Regierung auf Kombinationen angewiesen. Immerhin läßt sich soviel ersehen, daß der Assyrerkönig nach dem Tode seines Bruders und der Vernichtung Elams in Babylon sich selbst zum Herrscher aufwarf und dort 647-626 unter dem angenommenen Namen Kandalanu regierte. Unter den Nachfolgern Aschschur

banipals: Aschschuritililani und Sinscharrischkun erfolgte dann der jähe zujammenbruch der assyrischen Großmacht, dessen Anfang Sardanapal vermutlich selbst noch erlebt hat. Gerade mit dem Untergang Elams, das bis dahin als Bollwerk gegen den Osten gedient hatte, war Assyrien in die äußerst gefährliche direkte Berührung mit dem Hinterlande des zerstörten Staates, mit Medien gekommen, ein Kontakt, der sein eigenes Verderben herbeizuführen bestimmt war.

Was bis zu dieser Zeit über die Geschichte der Meder bekannt ist, ist herzlich wenig. In der sich im Osten und Nordosten Elams weithin ausbreitenden Hochebene und in den Gebirgsgegenden östlich vom Urmiasee haben wir uns diesen indogermanischen Volksstamm in einzelnen Gemeinwesen zu denken, ethnologisch mehr oder minder nahe verwandt den oben (S. 53) genannten,,Skythen", das heißt dem Komplex indogermanischer Stämme, die seit Jahrhunderten auf ihren Wanderungen und Vorstößen gegen Westasien den Norden und Nordosten Assyriens bedrängten. Ein öfters genannter einzelner Stamm dieser Indogermanen, die Aschguzäer ein Name, woraus vielleicht später die Bezeich= nung Skythen" entstanden ist, und der vielleicht auch mit den Ascenas des Alten Testaments identisch ist hielten

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Abb. 48. Monolith mit einer Reliefdarstellung Salmanassars II., Königs von Assyrien, 860-824 v. Chr. (Zu Seite 44.)

es schon zu Zeiten Asarhaddons für geraten, sich von ihren indogermanischen Stammesgenossen loszusagen und ein Bündnis mit den semitischen Assyrern einzugehen. Dieses Bündnis scheint es gewesen zu sein, das den übrigen Indogermanen eine willkommene Reibfläche zur Entzündung der Feindseligkeiten lieferte. Zum offenen Ausbruch gelangte der Kriegsbrand, als Chaldäa, der jahrhundertealte Rivale Assyriens, in seinen Bemühungen um die dauernde Besizergreifung von Babylonien unter der Führung von Nabopolassar (babylonisch Nabupalussur, d. h. Nebo schüße den Sohn") sich nun seinerseits mit den Medern verbündete. So standen damals zwei durch die momentane Lage der Verhältnisse geschaffene Alliancen indogermanischer und semitischer Elemente: die Aschguzäer zur Seite der Assyrer, und die Meder im Bunde mit den Chaldäern einander feindlich gegenüber. Gewiß haben

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außer dieser durch den äußern Gang der Geschichte greifbaren Verschiebung des vorderasiatischen Gleichgewichts noch andere Gründe dazu mitgewirkt, um das noch wenige Jahrzehnte vorher in voller Blüte stehende affyrische Reich zu stürzen: innere Zerwürfnisse und Parteiungen der assyrischen Militär-, Beamten- und Priestermacht vielleicht nicht weniger als die im Norden des Landes immer weiter um sich greifende große, allgemeine indogermanische Wanderung. Die einzelnen Züge dieser einflußreichen Umgestaltungen sind indessen aus Mangel an einheimischen Quellen noch nicht klar ersichtlich.

Bezeugt wird von den Inschriften im Zusammenhalt mit den entsprechenden griechischen Quellen, daß einerseits Nabopolassar sich Babyloniens und Mesopotamiens bemächtigte und andererseits die Meder unter Kyayares vor die assyrische Hauptstadt Ninive zogen, ein Entsazheer der Aschguzäer schlugen, 607 v. Chr. die Stadt zu Fall brachten und das ganze Land verwüsteten und verheerten.

Ninives politischer Glanz war damit erloschen: sein kulturhistorischer hat nachgeleuchtet bis in die Gegenwart.

V.

Das neubabylonische oder chaldäische Reich.

Die unmittelbare Folge dieser hochbedeutenden Ereignisse war zwiefach: Die Meder, die sich augenscheinlich um das Schicksal Babyloniens weiter nicht mehr bekümmerten oder doch jedenfalls Nabopolassars Unternehmungen eher begünstigten als zu vereiteln trachteten, blieben zunächst als Herren im ungestörten Besize des ganzen Landes von Elam bis an den Fluß Halys. Nabopolassar aber wurde durch seinen Entscheidungssieg über Babylonien und Mesopotamien zum Begründer eines neuen „Weltreichs", des neubabylonischen oder chaldäischen Reiches, das er nach einer zwanzigjährigen umsichtigen und fürsorglichen Regierung (625-604) in voller Blüte seinem großen Sohne Nebukad nezar II. (babylonisch Nabukudurriussur, d. h. Nebo schüße die Fronkappe", 604 bis 561; Abb. 58) hinterließ.

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Es ist eine merkwürdige, bisher noch keineswegs befriedigend zu erklärende Erscheinung, daß von Nebukadnezar und den übrigen „neubabylonischen“ oder „chaldäischen“ Königen so gut wie keine historischen Denkmäler in der bis jezt ausgegrabenen Keilschriftliteratur erhalten sind. Was von ihren Inschriften zutage gefördert ist, besteht aus mehr oder minder umfangreichen, zum Teil mit langen Gebeten durchseßten Bauurkunden. Sogar die einzelnen Ziegel der auf Befehl der Könige aufgeführten Tempel, Paläste und Straßenbauten wurden mit Stempeln bedrückt, die eine kürzere, auf die bauherrliche Tätigkeit des betreffenden Fürsten bezügliche Aufzeichnung hinterließen.

Die Hunderte derartiger Ziegelsteine, von denen fast jedes Museum der Welt ein oder zwei Exemplare sein eigen nennen darf, haben wohl hauptsächlich zu der irrigen Meinung den Anlaß geboten, als seien alle oder doch die meisten babylonisch-assyrischen Inschriften auf solchen Ziegeln aufgezeichnet. Unser, in gewissem Sinne um die „Popularisierung" der Assyriologie hochverdienter Scheffel hat mit seinem „in Keilschrift auf sechs Ziegelstein" Hand aufs Herz! sollte es am Ende gar das einzige sein, was meine hochverehrten Leser und huldvollen Leserinnen vordem über die Keilschrift sicher wußten? diesem Irrtum ein klassisches Zeugnis ausgestellt: Rechnungen schrieb man in Babylonien-Assyrien auf Tontäfelchen; Ziegelsteine enthalten fast ausschließlich aufgestempelte Bauurkunden. Als Beispiel einer etwas umfangreicheren derartigen Aufzeichnung möge hier die Inschrift auf der Schmalseite eines gebrannten, als Deckstein zu einem Grabe verwandten Ziegels dienen, die von der Deutschen Orient-Gesellschaft am 28. April 1900 in Babylon gefunden wurde:

„Nebukadnezar, der König von Babylon, der Verschönerer von Esagil und Ezida (zweier Heiligtümer), der Sohn Nabopolassars, des Königs von Babylon: Ich, der Weise, Fromme, der die Herrlichkeit (der Götter) fürchtet, ließ an den Straßen von Babel,

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Abb. 49. Oberer Teil des Schwarzen Obelisten König Salmanassars II. Die zwischen den Abbildungen laufende Zeile lautet, soweit hier sichtbar: „Tribut von Jaua (Jehu) aus dem Hause Chumri (Emri): Silber . . . ."; assyrisch: mādātu scha Jaua măr Chumri kaspi. Aufnahme von W. A. Mansell & Co. in Londen. (3u Seite 49 f.)

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