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Harnblase im Zustande größeren oder geringeren Dranges viel Harn enthält, so entspricht dem unmittelbar das allbekannte Bild von der großen Menge des Wassers in Strömen, Flüssen, Teichen, bei Überschwemmungen u. dgl., wobei die Träumerin als Zuschauerin usw. mit interessiert erscheint. Weil sich die Nerven, auf welche der Druck des Wassers in der Harnblase wirkt, in Erregung befinden, sowie weil sie die Neigung haben, den angesammelten Harn zum Ausströmen zu bringen; so ist es zumeist das Bild des brausenden, Wellen schlagenden, hochflutenden, die Ufer zu überschreiten suchenden Wassers, welches die Träumerin zu sehen meint. Und weil endlich der starke Harndrang die entsprechenden Nerven in peinliche und widrige Aufregung versetzt, so ist die Malerei des hochflutenden Wassers stetig von Gefahrszenen begleitet, d. i. die Träumerin steht am Ufer des Stromes oder auf einer Brücke und sieht darin Menschen und Tiere mit den Wellen kämpfen, worüber ihr Gemüt die heftigste Angst erfährt; oder irgend eine ihrer geliebten Personen fällt ins Wasser hinein, bei den Müttern (stehende Form) das Kind. . . . So z. B. im Traum einer alten Dame (S. 192). Diese träumt, sie sehe einen Strom sehr angeschwollen und schon fangen die Wellen an über die Ufer herauszutreten; sie sucht nach ihrer kleinen Tochter (welche beiläufig unter die Erwachsenen zählt), um sie von der durch die Überschwemmung gefährdeten Straße zu holen. Sie findet sie, hebt sie auf und trägt sie zwischen beiden Handtellern, (alles wörtlich nach der Erzählung) ins Zimmer; wie sie aber dort das Kind niedersetzen will, ist es nur ein bißchen Flüssigkeit zwischen den Händen, anstatt des Kindes, was sie sehr verwundert; obzwar sie trotzdem das Gefühl der Freude dabei hat, als ob sie wirklich ihr Kind gerettet hätte. Analyse: die schließliche Auflösung des Kindes,,zu Wasser" ist die schon oben behandelte schließliche nackte Objektivierung des wirksamen Nervenreizes und dessen, was damit zusammenhängt; hier also des Wassers in der Blase.

,,...der rettungslose Untergang ist von der Phantasie adäquat dem sehr dringenden Harnbedürfnis und dem angemessener heftiger Nervenregung gesetzt....

,,Sind die Träumerinnen nur Zuschauerinnen bei Gefahrszenen, so zeigt dies geringeren Peindruck des Bedürfnisses, als wenn die Phantasie sie selbst als die in Gefahren Befindlichen malt; der stärkste Harndruck aber zeichnet sich durch den Untergang des in Wassergefahr Schwebenden, sei es der Träumer selbst oder ein von ihm sehr geliebtes Wesen, und steht offenbar in den Gefahrträumen

der Mutter das bedrohte Kind der Selbstgefahr der Mutter an Intensität gleich.

,,Der gelindere Harndrang weckt nur gleich gelindere Bilder. Man geht in starkem Regen, oder es gießt wie mit Kannen, man ist dabei vor dem Regen geschützt oder nicht; man badet oder watet in seichtem Wasser, gelangt dabei mit dem Körper nur so tief in die Flut, als die Höhe der Blasenlage im menschlichen Körper ist.....

„Die Häufigkeit der Harnreizträume bewirkt es, daß die Phantasie auf diesem Gebiete eine große Mannigfaltigkeit der Darstellung entfaltet. Oft sehen wir im Traume einen Hund über den Platz springen, sein Anlauf von der Zaunecke zeigt deutlich seine symbolische Bedeutung; oder der Junggeselle träumt (wörtlich nach der Traumtatsache), ihm sei plötzlich ein kleines gewickeltes Kind gebracht worden, er lege es zu allem andern unnützen Zubehör auf den Ofen; regelmäßig kommt die Aufwärterin, um es zu nähren; sie tut es, inzwischen begegnet dem Säugling das Allernatürlichste, und der Strahl trifft den Träumer, die Aufwärterin wirft das Glas mit der Milch um und sie fließt heraus.... Auch die Aktion des Biertrinkens steht oft für Harnreiz, inwiefern dem Biertrunke diese Bedürfnisverrichtung zu folgen pflegt (S. 196). . . . ...Oder es versetzt uns der Harnreiz mitten in einen fürstlichen Palasthof, worin der Springbrunnen und sein rundes Wasserbassin unser Augenmerk fesselt (rundes Bassin für Blase, springendes Wasser für Entleerung der Blase).

,,Bei den Männern schlägt der stärkere Harndrang stets in die Reizung der Geschlechtssphäre und deren symbolische Gebilde über; aber auch bei Frauen begegnet Ähnliches, wegen der unmittelbaren Verbindung von Harn- und Geschlechtsorganen wie beim Manne so beim Weibe....der Harnreiztraum ist oft der Repräsentant des Geschlechtstraumes zugleich" (S. 192).

Auf die Ähnlichkeit des Harnreiztraumes mit dem sexuellen Reiztraum, die besonders bei einem Vergleich der Pollutionsträume mit den von nächtlichem Bettnässen gefolgten Träumen auffällt, haben dann Moll (Lib. Sex. I, S. 552) und besonders Ellis (Geschl. Trieb, S. 262 f.) hingewiesen, der die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen sexuellen und vesikalen Träumen ausführlich bespricht. Tatsächlich scheinen in vielen Fällen von der Pubertät an die Pollutionsträume frühere enuretische Träume abzulösen1) oder neben solchen einherzugehen, was für die Freudsche Auffassung der Enuresis nocturna als 1) Vgl. den Stiegentraum (Traumdeutung, 3. Auflage, S. 219).

einem pollutionsartigen Vorgang spricht (Sex. Theorie, 1905, S. 43 unten). So teilt Alfred Adler, der in seiner ,,Studie über Minderwertigkeit von Organen" (1907) auf die spätere Symbolik (Schwimmen, Baden, Bootfahren) der ursprünglich enuretischen Träume hingewiesen hat (S. 79), unter seiner interessanten Kasuistik einzelne derartige Fälle mit; von besonderem Interesse ist der eines 26 jährigen Mannes (Fall 35, S. 88), der in den nicht seltenen Pollutionsträumen vom Urinieren träumt.

Auf den Zusammenhang des Bettnässens mit vesikalen Träumen hat (nach Ellis) schon A. P. Buchan in seiner 1816 erschienenen Schrift: Venus sine concubitu (p. 47) aufmerksam gemacht. Auch Ries hat in einem Artikel über Enuresis nocturna (Monatschr. f. Harnkrankheiten 1904) darauf hingewiesen. Nach Adler, der dem Thema zuerst von psychoanalytischer Seite näher getreten ist, stellt sich in der Kindheit der Traum des Enuretikers im Sinne Freuds als primitive Wunscherfüllung nach ungebundener Organbetätigung dar (S. 79). Auch Ellis (Träume S. 90) anerkennt den vesikalen Traum in seiner einfachsten Form als Freudschen Wunschtraum von infantilem Typus. Während aber Ellis meint, daß derartige nicht zur Blasenentleerung führende Träume auch bei Personen vorkommen können, die in der Kindheit nicht an Enuresis nocturna gelitten haben (Welt der Träume, S. 89 f.), erlauben die späteren vesikalen Träume Erwachsener nach Adler ,,die sichere Diagnose überstandener Enuresis" (S. 79). Dies trifft auch bei der Person zu, deren vesikale Träume der folgenden Untersuchung zugrunde liegen. Das heute voll erwachsene, körperlich und psychisch gesunde Mädchen, deren Interesse für ihr eigenes Traumleben ich die Sammlung und offenherzige Mitteilung der schönen Beispiele verdanke, hatte, soweit sich feststellen ließ, in ihrem 5. Lebensjahr noch das Bett genäßt und berichtet aus ihrem 14. Lebensjahr noch einen Traum von rein infantilem Typus (sie glaubt auf dem Topf zu sitzen), der mit Bettnässen endet und mit einem Schamgefühl verknüpft ist, wie wir es sonst nur auf sexuellem Gebiete anzutreffen gewohnt sind. Es ist hier darauf hinzuweisen, daß bei einer großen Anzahl von Menschen die exkrementellen Funktionen viel stärker mit Schamgefühl besetzt sind als die Sexualität, was offenbar mit einer besonders lustvollen frühinfantilen Betätigung dieser erogenen Zonen und der dadurch bedingten energischeren Verdrängungsarbeit zusammenhängt. Wie frühzeitig und hervorragend stolz das Kind dann auf deren Erfolg ist, zeigt der Ausspruch eines kaum dreijährigen Buben, der, wegen seines braven

Verhaltens belobt, sogleich spontan hinzusetzt, er habe auch das Bett nicht naß gemacht und damit das Lob auf diese Leistung einzuschränken sucht. Als man ihn ein andermal fragt, warum er das Bett naß gemacht habe, entschuldigt er sich damit, daß er sagt, er habe geglaubt, daß er das Topferl da habe, was auf einen (Bequemlichkeits-) Traum hinzudeuten scheint. Etwas Ähnliches finden wir auch bei unserer Träumerin, die im Alter von fünf Jahren den gleichen typischen Traum vom Sitzen auf dem Nachttopf hatte und dabei ins Bett näßte, während sie in ihren späteren Träumen oft genug in bezug auf ihre jetzige Zimmerreinheit den alten infantilen Stolz verrät, der sich im erwachsenen Leben als besonders ausgeprägter Ehrgeiz äußert.

Da in der Serie von Harndrangweckträumen, die im folgenden mitgeteilt ist, auch die von Scherner angegebenen Symbole fast vollzählig zu finden sind, so muß hier schon nachdrücklich hervorgehoben werden, daß wir auf Grund unserer psychoanalytischen Einsichten an der organischen, lediglich den Leibreiz und sein Organ widerspiegelnden Symbolbildung Scherners nicht festhalten können, sondern dem psychischen Anteil an der Symbolbildung die ihm gebührende Beachtung schenken müssen. Nicht etwa aus theoretischer Voreingenommenheit, sondern aus der Erfahrung, die uns eines Besseren belehrt hat. Die anscheinend rein aus dem Organreiz hervorgehenden Traumbildungen lassen bei entsprechender Vertiefung den bedeutsamen psychischen Anteil des unbewußten Seelenlebens erkennen, das in den allermeisten Fällen auch hier die Triebkraft für die Traumbildung liefert, während dem aktuellen Vorstellungs- und Erinnerungsschatz sowie den somatischen oder äußeren Reizen nur das Material zum Aufbau der Traumgebilde entstammt. Ja, in manchen Fällen, besonders wo es sich um kompliziertere Träume handelt, sieht man oft deutlich, wie ein nach den Freudschen Mechanismen des Unbewußten aufgebauter und deutbarer Traum durch einen in der typischen Symbolik ausgedrückten Harnreiz unterbrochen und nach der oft noch im Halbschlaf erfolgenden Abstellung des Reizes ruhig weiter geträumt wird. Diese typische Harnsymbolik ist nicht gut denkbar ohne den zumindest in der Kindheit erfahrenen und psychisch verknüpften und überlagerten Blasenreiz. Doch sind die Fälle, in denen er aktuellerweise den Traum im Dienste der Bequemlichkeitstendenz hervorruft, zu unterscheiden von denen, wo er, im Verlaufe eines aus rein psychischen Quellen stammenden Wunschtraumes hervorgerufen, durch sein Übermächtigwerden als Störer wirkt und sich durch die halluzinatorische Befriedigung oder die Warnung vor

dem Gewährenlassen nicht abstellen läßt. Ob das zur Symbolisierung verwendete psychische Material infantiler oder aktueller Herkunft ist, ergibt jeweils die Deutung; doch wird entsprechend der infantilen Wurzel dieser Träume in der Enuresis nocturna immer auch ein Anteil vom infantilen Material stammen, rezentes Material aber, wenn es sich darbietet, mit besonderer Vorliebe verwendet werden, weil es der Verleugnung des eigenen Kinderfehlers und des unbequemen Bedürfnisses besonders gut dient; in dieser Absicht wird sehr häufig das Bedürfnis und dessen Verrichtung im Traume einer andern Person zugeschrieben, mit besonderer Vorliebe einem Kinde, was auf den eigenen Rückfall ins Infantile hinweist. Unsere Träumerin, die als Kinderfräulein reichlich Gelegenheit hatte, an ihren kleinen Pfleglingen derartige Vorkommnisse zu erleben und zu rügen, bedient sich natürlich besonders gern dieser rationalisierenden Verhüllung ihres eigenen Bedürfnisses, die in genialer Weise auch in der später zu besprechenden Traumzeichnung im gleichen Sinne verwendet ist.

Mit dem von Scherner gänzlich vernachlässigten, von der Psychoanalyse aber in so weitem und besonderem Ausmaße gewürdigten psychischen Anteil an der Traum- und Symbolbildung hängt es auch zusammen, daß wir bei keinem der mitgeteilten Träume eine vollständige Deutung geben können, sondern uns immer nur auf einzelne für die vorliegende Untersuchung interessante Details beschränken müssen. Denn infolge der vorwiegend psychischen Quellen der Symbolbildung zeigen die meisten vesikalen Träume eine ganze Reihe von Elementen anderer Herkunft, worauf bereits Jung gelegentlich der Analyse eines Urindrangtraumes1) hingewiesen hat. Auf Grund der Freudschen Auffassung der Enurese als infantiles Sexualsurrogat konnte Jung zeigen, daß sie auch im Traumleben des Erwachsenen gern als Bekleidungsmaterial für den Drang des Geschlechtstriebes verwendet wird). Die symbolische Durchsichtigkeit und Offenheit in bezug auf den Harnreiz dürfte bei manchen dieser Träume auch damit zusammenhängen, daß sie meist in der Früh auftreten, wo der Schlaf an und für sich nicht mehr tief und außerdem noch durch den Reiz gestört ist; anderseits lassen jedoch die Träume, in deren Verlauf der Reiz erst hervorgerufen wird, vermuten, daß er gerade darum so leicht zum Erwachen führt, weil eben der Schlaf morgens nicht mehr tief genug ist, um ihn überhören zu können. Aus dieser Annäherung an den Wach

1) L'analyse des rêves. L'année psychologique, 1909, p. 165.
2) Jahrbuch I, S. 170.

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