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Gott die Christenheit alsobald untergehen. Diese seligen Menschen habensin völliger Demuth sich selbst vernichtet, so daß es für sie keinen andern Willen mehr giebt als den göttlichen. Zuleht zeigten sich Rulman zwei Menschen auf Erden, der eine schön und leuchtend wie ein Engel, der andere schwarz wie Satan; der lettere war durch Hochmuth vom neunten Felsen herab in den Abgrund gestürzt, der erstere hingegen aus Liebe und Erbarmen freiwillig herabgestiegen, um seine verlorenen Brüder mit Gottes Hülfe aus ihren Sünden zu erretten. :

In diesem leßteren Sinne suchte nun auch Rulman zu wirken. Nicht bloß durch seine schriftlichen Belehrungen und Ermunterungen stieg er in barmherziger Liebe von der Höhe seiner inneren Beschauungen herab in die Noth des wirklichen Lebens, sondern er betheiligte sich auch sehr lebhaft an mehreren wohlthätigen Anstalten. Er war zu verschiedenen Zeiten Verwalter des sogenannten kleinen Spitals, welches zu Anfang des vierzehnten Jahrhunderts durch eine christliche Jungfrau in Straßburg gestiftet worden war; war Propst des Klosters St. Arbogast; be= schenkte viele Klöster und Kirchen; stiftete ein Schwestern= haus, das noch im sechszehnten Jahrhundert seinen Namen „der Mersweine Gotteshaus" trug; und erwarb sich einen viel gepriesenen Namen durch eine große Schenkung an die Johanniter, zu welcher er auf folgende Weise veran= laßt wurde.

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Rulman und sein geheimnißvoller Freund aus dem Oberlande, dessen Leitung er sich ganz demüthig überlassen hatte, wurden durch Gesichte und Träume aufgefordert, Gott ein Haus zu errichten. Doch sie widerstanden lange dieser Mahnung, weil sie meinten, es gäbe guter und

schöner Klöster genug, in der Christenheit und leider gar wenig frommer Personen, welche in dieselben gehörten ; sie hielten es deshalb für besser, der Noth der armen Leute durch milde Gaben zu Hülfe zu kommen, damit sie nicht Hungers stürben. In einer Christnacht hatten sie aber beide einen neuen Traum, welcher sie abermals aufforderte, ein Haus zu Gottes Ehre zu gründen. Rulman kaufte nun ein altes verfallenes Kloster, welches damals außerhalb der Ringmauer auf einer von der Ill gebildeten Insel lag, die man den grünen Woert hieß. Er ließ die Kirche wieder herstellen und einen steinernen Glockenthurm bauen. Als das Haus wieder in gutem Stande war, bewarben sich mehrere Mönchsorden, darunter auch die Johanniter, darum. Da der letterer Wandel Rulman mißfiel, wollte er es ihnen Anfangs nicht abtreten. Allein auf den Rath der Gottesfreunde im Oberlande gab er es ihnen in der Hoffnung, sie dadurch zu einem bessern Leben zu bewegen. Im März 1371 schenkte Rulman dem Orden der Johanniter das Kloster, die Kirche nebst allem Zubehör und 50 Pfund an Geld. Dabei wurde aber urkundlich festgesetzt, daß immer drei Laien Pfleger oder oberste Verwalter des Hauses sein sollten und wenn einer von ihnen abginge, die übrigen zwei den Stellvertreter zu wählen hätten; diesen habe der geistliche Vorsteher des Hauses jährlich Rechenschaft abzulegen. Jedem Laien oder Geistlichen, Ritter oder Knecht, er gehöre zum Johanniterorden oder nicht, sei es erlaubt, sich unter der Bedingung, daß er dem Hause in keiner Weise zur Lastfalle, in dasselbe zurückzuziehen. Diese lettere Bedingung war für die Gottesfreunde von besonderer Wichtigkeit. Das Haus, konnte dadurch in Zeiten der Gefahr eine

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Zufluchtsstätte werden und jedem Lebensmüden einen sichern Rubeort gewähren.

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Rulman, der nebst zwei andern hochgestellten Laien den Verwaltungsrath dieser Stiftung bildete, zog nunmehr selbst mit in das Kloster, um seine lehten Tage in Frieden zu verleben. Zwei Jahre vor seinem Tode aber entstand in dem streng-frommen Greise der Gedanke: das Zusammenleben mit den Brüdern verschaffe seiner Natur zu viel Lust. Er baute sich eine Wohnung neben der Kirche und bewohnte diese in voller Zurückgezogenheit bis an sein Ende, immer noch, selbst in seiner lezten Krankheit, durch Abfassung frommer Traktate für das Wohl seiner Nebenmenschen und für die Besserung der Christen= heit besorgt. Er starb, 74 Jahre alt, am 18. Juli 1382) und wurde nebst seiner zweiten zehn Jahre vor ihm heimgegangenen Ehefrau im Chor der Johanniterkirche begraben. Seine Bücher hatte er bis an seinen Tod geheim gehalten. Erst nach demselben fand man sie und bewahrte sie im Johanniterkloster auf das Sorgfältigste auf. Sie wurden. auch ins Lateinische überscht und vielfältig abgeschrieben. Jeder der drei Pfleger und selbst der Ordensmeister der Johanniter in Deutschland erhielten ein Exemplar. Nach Rulmans Tode hörte jedoch das Verhältniß der Johanniter mit, den waldensischen Gottesfreunden auf, indem ihr Bund sich wegen, der zunehmenden Verfolgungen in immer tiefere Verborgenheit zurückzog.

Wir haben bisher den auserwählten Kreis von Men= schen geschildert, mit welchen Tauler vorzüglich verkehrte, und haben die ausgezeichnetsten unter ihnen auch näher kennen gelernt. Wir haben gesehen, daß die Gottesfreunde zu den wichtigsten Erscheinungen vor der Reformation

gehörten, und von ihnen viele Ströme des lebendigen Wassers ausgegangen sind, welche die verdorrten und werödeten Gefilde der Kirche wieder erfrischten und belebten, und die große Erneuerung derselben im sechszehnten Jahrhundert vorbereiteten. Können wir nun nachweisen, daß Tauler in diesem Kreise wirklich die hervorragende Stellung einnahm, die wir ihm oben zuerkannten, indem wir ihn ben gesegnetsten Wortführer in demselben nannten, können wir nachweisen, daß er sowohl durch eine wahre Bekehrung seines Herzens, als durch tiefe Kenntniß der göttlichen Heilswahrheit, durch heilige Begeisterung für die Sache Christi, und endlich durch ein vielumfassendes, thatkräftiges, glaubensmuthiges Wirken für die Ehre dieses Herrn und zum Heile seiner nothleidenden Mitbrüder sich. unter den Gottesfreunden durch Gottes Gnade ausge zeichnet habe, so haben wir damit zugleich auch dargethan, daß Tauler eines bleibenden Andenkens in der Christenheit, zumal in der evangelischen Kirche, würdig ist. 4.2

III.

Wie der gelehrte Doktor Johannes Tauler ein vollkommener Freund Gottes ward.

Johannes Tauler war einer jener kräftigen Geister, die durch die Ungunst äußerer Verhältnisse und durch zu überwindende Schwierigkeit nicht gebrochen, sondern ge= fördert werden. Dem Zug der Gnade, welchen er von Jugend auf in seinem Herzen verspürt hatte, auch im

Predigtamte zu Straßburg getreu bleibend, errang er sich durch Gebet und Studium unter den Wirrnissen jener Zeit bald einen festen Standpunkt und eine klare Einsicht in das Eine, was Noth that. Er predigte trop des Interdiktes ununterbrochen in Straßburg und an andern Orten, und zwar, um dem Volke noch mehr zu nüßen, so viel als möglich in der Landessprache. Mit großer Liebe eingehend auf die verschiedenen Lagen seiner Zu hörer, suchte er sie durch seine klaren und faßlichen Vorträge emporzuheben über die Noth und die Anfechtungen der Zeit zu der wahren Ergebung und Gelaffenheit des Gemüthes in der Liebe Gottes. Allgemein hörte man ihn gern und liebte ihn. Sein Ruf wurde weit und breit bekannt; selbst in Italien verehrte man ihn als einen ausgezeichneten > Lehrer, der auf wahre christliche Frömmigkeit dringe. Ein berühmter Ordensbruder, Ventuoini von Bergamo, sagte in einem Brief vom Jahre 1336 an einen andern Dominikaner in Straßburg: „Ich bitte Dich, wenn Du Deinen und meinen geliebten J. Tauler siehst, daß Du mich bei ihm entschuldigst und ihn bittest mir zu schreiben, weil ich ihn nebst Dir in meine herzlichste Liebe eingeschlossen habe, und hoffe, daß durch ihn wie durch Dich und Andere, deren Namen im Buche des Lebens stehen, der Name Christi in Deutschland verherrlicht werde."

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Der Jugendfreund Taulers, Johann von Dambach, bewährte unter jenen großen Anfechtungen nicht gleichen Muth. Er behauptete: es sei Pflicht eines from= men Christen, sich der Kirche unbedingt zu unterwerfen, und eben in dieser völligen Unterwerfung finde man seinen Troft. Er verfaßte mehrere Abhandlungen über die Recht

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