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IV.

Wie vielerlei Könige giebt es? Was heißt König? und was war ursprünglich der deutsche König? ).

Von

H. F. Maßmann.

Im

I.

Im edlen Schachspiele giebt es bekanntlich einen asiatisch thatlosen König, der von seiner Ruhliebe stets im Schach gehalten wird; in dem für einen blödsinnigen König von Frankreich erfundenen Kars tenspiele spielt der König schon eine wichtigere Rolle und im båurischen Regelspiele wird vorzugsweise auf ihn gezielt und er oft von seinem sich überstürzenden Volke mit fortgerißen.

In der französischen Blutgeschichte haben wir nun auch schon einen Bürgerkönig hinter uns; in der deutschen Reichsgeschichte gab es einst einen Winter- und einen Knoblauchskönig; in der nordischen Wasserwelt aber herrschten bekanntlich kühne Seetdnige, die keinen Strich Landes besaßen. In den letzten Jahrzehenden trat in öffentlichen Anschlägen und Schaubuden ein Feuerschlucker als russischer Feuerkdnig auf, wie neueste Eckenzettel solchen unverbrennlichen oder im Feuertode unerschrockenen Feuers hund nennen. In der Minerwelt und Scheidekunst spricht man fast

1) Wenn dieser in wenigen Stunden ausgearbeitete Aufsaß, der nur einen Ausfall andrer Vorträge decken sollte, Einzelheiten seines ersten Theiles, die schon einmal gedruckt wurden (Spindler's Zeitspiegel, München 1831), wieder aufnahm, so geschah und geschieht dieß doch in ganz anderem Zusammenhange und in we: fentlicher Erweiterung. H. F. M.

geheimnißvoll vom Erzkönige oder regulus, und nicht ohne Sin nigkeit hat einst der Elberfelder Dr. und Direktor Wackernagel das unendliche, der Kugel nahe Vielflach der Kristallwelt, halb nach Weiß, den Zonenkönig genannt. In der Thierwelt endlich giebt es außer dem Bienenkönige oder dem Weisel den schmucken Zaunkönig; Kinder aber, die in der Schule ungeschickte und vers fütterte Genoßen wohl auch Kartoffelkönige taufen, werfen weis ter sogar mit Froschkönig, Mottenkönig und Rattenkönig um sich.

Die lehte Benennung bezeichnet bekanntlich ein ganzes Neft unglücklicher Ratten, deren Schwänze sich früh unauflöslich zum gordischen Knoten verschlungen haben, daß ihre Inhaber im Kreise gestellt und größer wachsend vom übrigen Volke der Ratten fort und fort gefüttert werden müßen '), gleich dem ungeschlachten und unersättlichen Guckguck, dessen Ei in das enge Nest der kleinen Grasmücke gelegt wurde.

Der zuvor erwähnte zierliche Zaunkdnig (niederl. tûnkuning, hollånd. tuinkoningje), die motacilla troglodytes, auch einfach trochilus, Toúzios genannt, hieß auch bei den Griechen schon Baodionds, bei den Römern regulus oder avis regaliolus, und heißt noch heute gleichmäßig portugiesisch ave rei, italienisch re degli uccelli, oder reati, reatolo, spanisch rey ezuelo (d. i. reyecillo, kleiner König), französisch roitelet, roitillon, roitil, roi bouti, roi bedelet, re betre, roi Bertrand, roi Berchot3), illyrisch zaritsch u. s. w. Neben Zauntönig heißt er, außer Zaunschlüpfer, Zaunschliefer, auch Schlupftinig, ferner Dornkönig (und Thurns könig), Måuse, und Meisekdnig, Nefsel- und Nösselkönig (niedd. Nettel- und Nitelkönig, schwed. Näfslafogl und Kongsfogl, dänisch nellekonge, auch gjerdekonge d. i. Gertens, Hekt kenkönig). Er heißt ferner französisch Roi de froidure, im Deutschen Schneekdnig, Winterkönig (holländ. winterkoningje), wobei L. Frisch (II, 536a) zwischen Winterzauntönig (trochilus) und Sommerzaunkönig oder Goldhähnlein (regulus) unterscheidet.

∙1) Erst jüngst meldeten die Zeitungen wieder von solchem in Polen aufges fundenen Rattenkönige; einen früheren Erfurter Fund der Art hat der sel. Director Bellermann, Vater, bekanntlich in besonderer Abhandlung beschrieben und abgebildet.

2) auch Boeuf de dieu, wie deutsch Ochsenäugle.

Schon die Alten, d. h. Griechen und Römer, wußten von einem 3 wiespalte dieses goldgefiederten Pavilions (mittelhochdeutsch Künielin) und dem stolzen Adler, der von jeher der Boilers oder ἄρχων οἰωνῶν tu fein behauptet hat. Dabet ift bet τρόχιλος (don bei Aristoteles déro roléos und Plinius sagt (N. G. X, 74): diffident aquila et trochilus, fi credimus, quoniam rex appellatur avium. Deutsche Volkssage, die in der Mark und auch in Pommern (bei Stargard und Pyrik) umgeht, giebt uns zu jenem alten diffidium den Schlüßel. „Die Vögel (so wird dort erzählt) konnten einst nicht einig werden, wer ihr König sein sollte. Da follte es der werden, der zu höchst fliegen könne. Als nun die Ges meinde der Vögel zur Wahl beisammen war, schlüpfte der Zauns tonig, von Allen ungesehen, unter die Federn des Storches1) und als alles Federvolk aufflog und stieg und einer nach dem andern ermüdete und hinabsank, hielten allein Storch und Adler noch aus. Als aber auch jenem der Muth sank, da schlüpfte das Zaunschlüpferle aus seinem Verstecke hervor, überflog den Adler und ward König. Als aber die Vögel den Betrug merkten, wollten sie ihn tödten; da schlüpfte er in ein Mauseloch. Die Vögel aber sehen die Eule zum Wächter davor, daß jener nicht mehr hinaus könnte. Die aber verschläft ihren Dienst und der Gefangene entschlüpft wieder und seitdem mußten die Vögel den Zaunkönig zum Könige behalten; aber sie sind gegen ihn und die Eule so erbittert, daß jes ner, um ihrer Rache zu entgehen, sich fortwährend in Hecken und Dornen, hinter Löchern und Zäunen verkriechen oder verschlüpfen muß und diese (die Eule) nur Nachts, wenn alle anderen Vögel schlafen, aus ihrem Verstecke sich hervorwagen darf2).

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Ich habe in Professor Haupt's Zeitschrift für deutsches Alterthum (Band I,) eine mittelhochdeutsche Thiermåre mitgetheilt, worin, bei der in der Normannengeschichte und nordischen Sage berühmten Stadt Luna der Krebs dem Fuchse einen Wettlauf anbie tet, fich jedes Mal in des Fuchses Schwanz einkneift und so zum Ziele getragen, zu jenes Verwunderung immer zuerst anlangt und er der langsame Rückwårtser Sieger wird, wie dort das ohnmächtige

1) Nach andern Erzählungen hat er, der unempfundene, fich auf den Adler felbst gefeßt.

2) Karl Halling in Mone's Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters 1835, p. 312-314.

Zaunschlüpferle König. Ein schönes Königthum! Beßer schon das des Rallus crex oder der Ortygometra, des s. g. Wachtel; königs (dán. Vagtel konge, holländ. Kwastel-koning, ita lisch il re delle quaglie, franz. roi des cailles, spanisch rei de las codornices, portug. rei das codornizes), als der mit den Wachteln kommt und geht und darum für ihren Anführer gehalten worden ist.

Auf gleiche Weise haben zu allen Zeiten Kinder ihre Spiels anführer zu Königen erhoben. Cyrus puer, cum inter pastores, Cyri nomen accepit, mox rex inter ludentes forte delectus sagt Justin (1, 5.) und Horaz (Epist, I, 59.) ut pueri ludentes,,rex eris" ajunt, fi rette facias. Die Griechen hatten ein besonderes Spiel Baoillvda und bei den Deutschen (z. B. im Pinzgau) heißt ein Lauf- und ein Ringspiel, ähnlich dem Barspiele, Kaiser und König nach den Anführern beider Spielschaaren1). Aus Augs; burg wird in früheren Zeiten vom St. Blasientage gemeldet: „Die Schüler wählen einen König auf diesen Tag; denn der das schönste Licht hat, der gewinnt den Andern auf einen Tag Lusum d. i. einen Schalttag." -,,Darauf (heißt es weiter) kommt unser Frauen Himmelfahrt; da trågt alle Welt Obst, Büschel, allerlei Kräuter in die Kirche zu weihen für alle Sucht und Plag bewährt. Mit diesen Kräutlein geschieht sehr viel Zauberei. Die Knaben tras gen Aeste mit Aepfeln und darauf gemachten Vögeln, die dann die Aepfel picken. Der Schönste ist der König und macht die Andren auf einen Tag von der Schule los“ (Glücklicher, viel beglückens der König!). Noch weiter heißt es:,,Nachdem kommt das heilige Dreikönigsfest, daran viele einen König wählen, Spiele halten und eine lange Wirthschaft anrichten, da hat ein Jeder sein Amt am Hofe. Die Knaben haben dann einen besonderen König auf dies ses Fest. Diefer Brauch der Königreiche, darin auch viel Bu berei geschieht, ist fürnemlich gemein am Rheinstrome.“ Und so erzählt denn auch Sebastian Franck in seinem Weltbuche 1534 vor: nehmlich von Cöln am Rhein, als der Stadt der heiligen drei Könige (Bl. 50): An der heiligen drei künig tag bacht ein ieder Batter ein guten lecktuchen oder lehelten, darnach er vermag und ein hausgesind hat groß oder klein und findt; in dem knetten ein

3) Eich meine Schilderungen in „Beschäftigungen für die Jugend aller Stände." Stuttgart, Balz. 1837: III, 352, 353.

pfenning darein, darnach schneidet er den gebachen leckkuchen in vil stuck, gibt iedem auß seinem hausgesind eins..., Wem nun diß stuck wirt, darin der pfenning ist, der wirt von allen als ein kuning erkennt und erhoben und dreimal mit jubel in die hdhe gehebt." Wem fällt hier nicht sogleich der so gut deutsche als welsche Boh: Renkönig ein, wie der nach früherer deutscher Gastsitte noch des sechszehenten Jahrhunderts gewählte Mahlkönig1), den auch Gries chen und Römer als Bɑoilev's und rex convivii kannten, sammt seinem arbiter bibendi1).

Fast in allen Theilen Deutschlands (in Braunau und München, in Nürnberg und Ulm, in Breslau und Schweidnik, in Köln am Rhein, in Hessen, in Ditmarschen, in Skandinavien3) und auf den shetländischen Eilanden) waren und sind bis auf heute die sinnigsten Schwerttanze aufgeführt worden, die unmittelbar an Tacitus wohlbekannte Stelle (Germ. 24) anlehnen, wo er von den deutschen Jünglingen sagt: Nudi juvenes, quibus id ludicrum est, inter gladios se atque infestas frameas saltu jaciunt. exercitatio artem paravit, ars decorum. In Ditmarschen wie auf den shet oder hitlåndischen Eilanden flechten nach vollendetem solchen Schwerttanze die einzelnen Tånzer und Fechter ihre Schwerter mit den Spißen zu einer schön verschlungenen Rose oder zu einem Rade zusammen, auf dessen Mitte ihr Anführer oder König springt und von allen zugleich erhoben wird. So erzählt Viethen in seiner Ditz marschen Chronik, so Ernst Morih Arndt in seinen Nebenstunden (S. 425) von jenen bekanntlich durch Germanen besiedelten Eilan den). Jene Rose kennen und bilden aber eben so die Schwerts tänzer in Hessen und die in Schweden. Und wer den lehten oder 118ten Holzschnitt des Theuerdank (1517. 1519) im Sinne trågt, wo Kaiser Maximilian, von allen möglichen Waffengattungen feiner Zeit umgeben, wohlgerüstet auf einem Kreise von 18 Schwer: tern stehend erscheint, deren je eins je zwei, je eins je zwei folgen und auf das Künstlichste so durchflochten sind, daß Er, auf das oberste flach aufliegende tretend, das Gewebe voll schließt, — der

1) Allotria. Berlin. 8.

2) Vgl. Bulvers lezte Tage Pompejis, (Zwickau, 1835) III, 128.

3) Siehe meine Beschreib. in Spindlers Zeitspiegel V, 206–17. 322—325. 4) Vgl. VV. Scott Diary (Lockhart Life of Sir W. Scott II, 4, 81. Ausgabe von Baudry, Paris 1838).

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