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Abb. 50. Nebo statue, errichtet von König Adadniräri III. (811-782 v. Chr.)

Die darauf ersichtliche Weihinschrift schließt mit den Worten: ,, Nachkomme, laß uns auf Nebo vertrauen; einem anderen Gott vertraue nicht!"

Aufnahme von W. A. Mansell & Co. in London. (Zu Seite 50.)

dem Prozessionsweg der Götter Nebo und Merodach, meiner Herren, deren Pflaster Nabopolassar, der König von Babylon, der Vater, der mich erzeugt hat, aus Asphalt und Backsteinen hatte herstellen lassen, über dem Asphalt und den Backsteinen eine mächtige Schicht guten Erdreichs aufschütten und verstärkte ihren Unterbau, wie es einer Hochstraße zukommt. Wenn ihr, Nebo und Merodach, auf diesen Straßen voll Freuden einherzieht, möge Gnade euere Lippen bewohnen! In einem Leben bis in ferne Zukunft, im Wohlbefinden des Fleisches und in der Freude des Herzens möge ich, vor euch auf ihnen einherwandelnd, ewig altern!"

Für die Geschichte Nebukadnezars und seiner Nachfolger sind wir in Ermangelung babylonischer Nachrichten auf das wenige angewiesen, was die spärlich fließenden anderweitigen Quellen an die Hand geben. Danach hat Nebukadnezar das Reich seines Vaters nicht nur zu erhalten, sondern auch zu mehren verstanden. Noch zu Lebzeiten Nabopolassars begann er sein Augenmerk auf die früheren assyrischen Besitzungen in Syrien und Palästina zu richten, die durch die Eroberungsgelüste des ägyptischen Königs Nechos II. aufs äußerste bedroht und gefährdet waren. Der Babylonierkönig ging siegreich aus diesen Fehden hervor; Palästina und Syrien wurden seinem Reiche als Provinzen einverleibt.

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Auch von Nebukadnezars Nachfolgern: Evilmerodach (561-560), Neriglissar (559-556) und Labosoarchad (556) sind keine historischen keilinschriftlichen Denkmäler erhalten, und die vereinzelte Nachricht aus dem Alten Testament, daß Evilmerodach den König Jojachin von Juda aus dem Gefängnis entließ, wo er seit Nebukadnezars Zeiten geschmachtet hatte, gemahnt uns drastisch an die Lage, in der die vorderasiatische Geschichtsschreibung sich vor der Entzifferung der Keilinschriften befand! Ob schon vor der Regierung Nabonids, des lezten chaldäischneubabylonischen Königs (babylonisch Nabūnaid, "Nebo ist erhaben", 555-539) die medische Macht sich in die Angelegenheiten der chaldäischen Dynastie einmischte, ist bis jezt nicht sicher festzustellen. Nabonid selbst verdankte den Thron der Priesterschaft, die seinen Vorgänger nach nur neunmonatlicher Regierung beseitigt hatte. Nach den wenigen Nachrichten, die direkt von ihm herstammen, war auch er ein eifriger Bauherr, frommer Pfleger und königlicher Verwalter der Landesheiligtümer, offenbar aber den Aufgaben der Reichsregierung keineswegs gewachsen. Den Einfall der Meder in Mesopotamien und die Belagerung von Harran, der uralten Kultstätte des Mondgottes, vermochte er

Eroberung Babylons durch Cyrus.

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ebensowenig zu hindern wie die stetig wachsende Machtentfaltung eines neuentstandenen jugendkräftigen indogermanischen Staates der Perser.

Ein Teil dieses den Medern ursprünglich nahe verwandten Volksstammes hatte auf dem Böden des alten Elam, in der Nähe von Susa ein Königreich ausgebildet, das unter der Regierung von Cyrus (Abb. 59), dem Sohn des Kambyses, seine Herrschaft weit nach Often hinein, in das eigentliche Persien ausdehnte und bald so mächtig wurde, daß es dem Mederkönig Astyages, dem Nachfolger des Kyarares, dessen Vasall Cyrus ursprünglich gewesen war, den Krieg zu erklären und das medische Königshaus nach der Eroberung und Plünderung der Hauptstadt Ekbatana (549) zu stürzen vermochte. Damit war das Schicksal des chaldäischen Reiches besiegelt. Cyrus, der außer Medien auch dessen stammverwandtes Nachbarland am Flusse Halys, das lydische Reich unterwarf, drang in Mesopotamien ein und umschloß Babylonien allmählich von allen Seiten. Nabonid, der den Oberbefehl über das Heer seinem Sohne Belsazar übertragen hatte, ergab sich 539 nach einer Niederlage seiner Truppen bei Opis in der Hauptstadt Babylon den eindringenden Persern ohne Schwertstreich und wurde in die Gefangenschaft abgeführt. Cyrus ließ sich in Babylon zum König ausrufen, und Babylonien ward persische Provinz. So endet die große Epoche der Geschichte des Altertums, die die Grundlage zu den Wechselbeziehungen morgen- und abendländischer Kultur und damit zu der segensreichen Entwickelung des Griechentums bildet, dessen Vermächtnis der kostbarste Schatz und Träger der modernen Bildung zu werden bestimmt war. Die Grundzüge, in denen in knappstem Rahmen jene Geschichte der drei großen Reiche, des altbabylonischen, assyrischen und chaldäisch-neubabylonischen, hier zu zeichnen versucht wurde, sind absichtlich fast ausschließlich den keilinschriftlichen Quellen entnommen; das Alte Testament und die

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Abb. 51. Rüdseite des Bruchstücks einer im Südostpalast zu Nimrud gefundenen Tontafel

mit einer Inschrift des assyrischen Königs Tiglathpileser III., 745-727 v. Chr.

Aufnahme von W. A. Mansell & Co. in London. (3u Seite 51.)

Bezold, Ninive und Babylon.

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klassischen Schriftsteller, die diese Züge in Einzelheiten zu beleben geeignet sind, stehen im allgemeinen jenen authentischen Quellen nach. Freilich wird man nie vergessen dürfen, daß auch die babylonisch- assyrischen Annalen und Prunkinschriften die Berichte von zweifelhaften Siegen oder offenen Niederlagen und sonstigen Mißerfolgen entweder verschweigen oder doch möglichst unauffällig umgehen. Es ist beispielsweise aus dem oben S. 56 angeführten Bericht Sanheribs deutlich genug zu ersehen, daß seine Unternehmungen gegen König Hiskia und die Belagerung von dessen Hauptstadt Jerusalem nicht zu dem gewünschten Erfolge führte. Irgend ein plöglich eingetretenes, für das assyrische Heer unheilvolles Ereignis, etwa der Ausbruch einer verheerenden Krankheit unter der Okkupationsarmee, wird wohl in diesem Falle als Grund für die Umkehr der Truppen anzunehmen sein.

Vergleicht man aber die keilinschriftlichen Quellen der babylonisch-assyrischen Geschichte mit denen anderer Völker, etwa der des Mittelalters oder der alten Chinesen oder der Ägypter, so wird die Trefflichkeit, Anschaulichkeit, Genauigkeit und relative Glaubwürdigkeit der monumentalen Geschichtsschreibung zu Ninive und Babylon schwerlich unterschätzt werden.

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Abb. 52. Reliefdarstellung Tiglathpilejers III. aus Nimrud.

Aufnahme von W. A. Mansell & Co. in London. (Zu Seite 51.)

VI.

Die Bibliothek von Ninive.

Weit größere Bedeutung aber noch als den aus den Keilschrifttafeln, den Zylindern und Tonprismen, Kegeln und Alabasterplatten erhaltenen Aufschlüssen über den Verlauf der äußern politischen Geschichte Babyloniens, Assyriens und ihrer Nachbarländer ist den Kulturelementen zuzuschreiben, die durch die Entdeckung und Entzifferung dieser Inschriften zu unserer Kenntnis gelangen. Die Untersuchung gerade der ältesten Denkmäler, der Statuen eines Gudea und ähnlicher Fürsten, berechtigt zu dem Schlusse, daß in Babylonien mindestens schon im vierten vorchristlichen Jahrtausend eine Zivilisation anzunehmen ist, die auf einer jahrhunderte-, ja vielleicht jahrtausendealten Entwickelung basiert, daß also die Geschichte der Menschheit mit Sicherheit noch viel weiter zurückzudatieren ist, als noch vor wenigen Jahrzehnten selbst die kühnste Phantasie anzunehmen wagte. Freilich sind die Glieder der Kette dieser Überlieferung zu einem guten Teile zerstückt, die Quellen fließen anfangs spärlich und nicht immer ungetrübt, und gerade auf babylonischem Boden,

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Abb. 53. Embleme und Figuren auf einem Grenzstein: der babylonische König Mardukpaliddin (d. i. der Merodachbaladan der Bibel) belehnt 714 v. Chr. einen seiner Würdenträger mit verschiedenen Ländereien. Über der langbebänderten Spißkrone des Monarchen verläuft eine zweizeilige Inschrift: „Bildnis Merodachbaladans, des Königs von Babylon". Königl. Museen zu Berlin. (Zu Seite 54.)

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Die Bibliothek von Ninive.

wo die Wiege der assyrischen Kultur gestanden hat, sind vor der Hand verhältnismäßig noch wenige ergiebige Ausgrabungen zu verzeichnen.

Ein Gesamtbild von der Kultur des vorderasiatischen Altertums läßt sich gegenwärtig einzig und allein von derjenigen Entwickelungsstufe dieser Kultur entwerfen, als deren Träger die assyrische Nation kurz vor dem Zusammenbruch des assyrischen Reiches unter der Regierung Aschschurbānipals erscheint. Die unschäßbare Bibliothek aus Kujundschik, die dieser königliche Freund der Wissenschaften in seiner Residenz Ninive sammeln und aufstellen hieß, ist bis jetzt die einzige Sammlung von Keilschriftdenkmälern, die nicht nur historische oder Bauinschriften oder kommerzielle Urkunden enthält, sondern alle Zweige der assyrischen Literatur - etwa mit Ausnahme des Dramas und einer musikalischen Literatur, wovon bis jezt überhaupt keine Spuren im alten Westasien gefunden worden sind in einer gewissen relativen Vollständigkeit umfaßt. Wäre schon jezt die ganze Bibliothek dem Erdboden enthoben und der Durchforschung zugänglich gemacht, so würde sie vermutlich das Gesamtwissen und die Summe der Kulturerrungenschaften des damaligen Assyriens repräsentieren. Aber auch in dem verstümmelten und zerstückten Zustande, in dem die Trümmer dieser Tonbücher auf uns gekommen sind, bilden sie gerade durch ihre Zusammengehörigkeit zu einem großen Ganzen ein einzigartiges und treffliches Lehrmittel für die heutige Altertumsforschung, das den heiligen Schriften der Chinesen oder dem Alten Testament füglich zur Seite gestellt werden darf.

Alle anderen Keilschriftquellen, die aus den verschiedensten Teilen Babyloniens ans Tageslicht gefördert sind, stehen — selbst zusammengenommen an kulturgeschichtlicher Bedeutung der Bibliothek Sardanapals bei weitem nach. Was daher in den folgenden Blättern dieses Buches geboten wird, hat in erster Linie von einer Durchmusterung der Kujundschik-Sammlung auszugehen.

Freilich dürfen wir uns dabei keinen Augenblick verhehlen, daß erst die allerersten, aber wohl auch die allerschwersten Anfänge zum Verständnis dieser kostbaren Sammlung gemacht sind. Es hängt mit der ungleichartigen Beschaffenheit der Tausende von Bruchstücken von Tafeln, mit der Art ihrer ursprünglichen Abfassung, mit dem Zustande ihres Erhaltenseins zusammen, daß wir über manche, anscheinend abseits liegende Einzelheiten der assyrischen Kultur wohl unterrichtet sind, während wieder andere Seiten des allgemeinen täglichen Lebens, deren Erscheinen mit Notwendigkeit erwartet wird, von der Oberfläche zurücktreten. Mit dem Maßstabe der altägyptischen Forschung, der Hieroglyphenentzifferung gemessen zu werden, verträgt die aus Kujundschik gewonnene Summe von Kenntnissen noch lange nicht nach allen Richtungen. Kreuz- und Querzüge auf diesem jungfräulichen Arbeitsgebiete sind und werden der Entzifferung nicht erspart. Demjenigen aber, der seit mehr denn einem Vierteljahrhundert das Heute oder Gestern der Entscheidungen verfolgen konnte, der Sammlung um Sammlung von den einzelnen Teilen der Bibliothek in den bergenden Hafen des britischen Museums einlaufen sah, der in einer langen Reihe von Jahren Stückchen um Stückchen der Tausende von Scherben auf ihren Inhalt zu prüfen suchte, dem mag es im folgenden wohl auch vergönnt sein, nicht nur zurückzublicken auf das bisher mühsam Gewonnene, sondern hie und da auch einen offenen oder versteckten Pfad zu weisen, der weiterführt aufwärts!

VII.

Die affyrische Geschichtsschreibung. Briefe und Verträge.

Betrachten wir zunächst die historischen Inschriften, denen die vorstehende Skizze der Geschichte Babyloniens-Assyriens entnommen ist, nach der Art ihrer Abfassung, so lassen sich diese in zwei Hauptabteilungen scheiden: die Königsannalen oder Prunkinschriften und die übrigen Dokumente historischen Inhalts. Wie zu erwarten, sind in der Bibliothek unter den Königsannalen, die die Berichte über die Großtaten und Bauunternehmungen

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