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LIX.

Am 2. Sonntage des Advents 1833.

M.

Lieb 112. 120.

Text. Róm. 15, 8. u. 9.

Ich sage aber, daß Jesus Christus sei ein Diener ge wesen der Beschneidung um der Wahrheit willen Gottes, zu bestätigen die Verheißung, den Våtern geschehen; daß die Heiden aber Gott loben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht, Darum will ich dich loben un ter den Heiden, und deinem Namen singen.

a. 3. Die Absicht, in welcher der Apostel diese Worte seinem Briefe einverleibt hat, erhellt am deutlichsten aus der weiteren Ausführung, welche er dem lezten verlesenen Saze giebt, indem er nåmlich eine Menge von Stellen aus den heiligen Büchern des alten Bundes anführt, in welchen auch für die Heiden ein Heil von ferne angedeutet wurde. Seine Absicht dabei war also zunächst, eben diesen Gang der christlichen Verkündigung zu vertheidigen, daß die Jünger des Erlösers nicht wie er selbst sich beschränkt hätten auf das Volk des alten Bundes sondern ausgegangen wären in alle Welt, um unter allen Völkern solche zu suchen und zu erwekken, welche an seinen Namen glauben. Eine solche Vertheidigung dieses Ganges des alten Bundes ist wol m. a. für uns alle nicht nöthig, da wir selbst es ja sind, welche die Früchte davon genießen; und wie dieses göttliche Werk vor unseren Augen ausgebreitet ist, so kann wol niemand zweifeln, daß sich hierin nur der gnådige

Wille Gottes an dem menschlichen Geschlecht erfüllt. Eher aber könnte vielleicht für uns eine entgegengesezte Vertheidigung nothwendig sein. Wenn wir nåmlich zurükkdenken an jene persönliche Beschränkung, in welcher der Lebensgang des Erlösers zusammengefaßt war, daß er immer gebunden bleiben mußte an dieses Volk, welchem er doch immer umsonst predigte, welches freilich viele von seinen Wohlthaten genoß, auch mancherlei von ihm zu rühmen wußte, aber ihn doch als denjenigen, der er eigentlich war, am wenigsten in der entscheidenden Stunde, wo es noth that, aber auch sonst nicht aus rechter voller Ueberzeugung anerkannte; ja wenn wir dann auch weiter sagen müssen, es scheine, als ob die Jünger des Erlösers über sein eigenes Maaß hinausgegangen wåren: so könnte es wol gar das Ansehen gewinnen, als ob der Jünger über dem Meister gewesen wåre gegen dasjenige, was er selbst sagt. So lass set uns denn in dieser heutigen Stunde unserer andächtigen Betrachtung eben dieses beides, wie es zusammengehört, mit einander vereinigen, die Beschränkung in der Wirksamkeit unsers Erlösers selbst, wenn wir auf seine Person sehen, und die größere Freiheit und Ausdehnung in der Wirksamkeit seiner Jünger. Lasset uns, wie wesentlich beides zusammengehört, auf der einen Seite betrachten in der unmittelbaren Beziehung auf den Erlöser und die seinigen, welche ihn damals umgaben, aber dann auch zweitens davon die richtige Anwendung machen auf uns selbst.

I. Wenn wir also zuerst fragen, wie gehörte denn eben dieses beides natürlicher Weise zusammen, daß der Erlöser in seiner Wirksamkeit gleichsam festgebunden war innerhalb des Volkes des alten. Bundes, seine Jünger aber ausgehen durften in alle Welt und unter alle Völker: so ist es eben die Absicht des Apostels uns diesen Zusammenhang deutlich zu machen. In dem ewigen Rathschlusse Gottes stellt er beides als eins und dasselbe dar, die Verheißung, welche den Våtern gegeben ist, und die vielen Stimmen gnådiger barmherziger Verheißung, welche in den Büchern des alten Bundes felbst auch schon über die Heiden erklungen waren, daß sie sollten Theil nehmen an den Segnungen jener ursprünglichen Verheißung. Aber nun fåhrt er fort, Der Herr ist gewesen ein Diener seines Volkes um die Wahrheit der Verheißung zu bestätigen, seine Júnger aber durften ausgehen in alle Welt, auf daß die Barmherzigkeit Gottes erfüllet würde, und die Heiden auch dazu gelangten ihn zu loben in seinem Sohne.

Es giebt m. a. 3. unter denjenigen, die ich nicht ansehen will als Gegner des Evangeliums, weil sie ja immer erklären von dem, was Christus gethan hat um unsere Seelen zu erleuchten und um uns den Weg des Lebens zu zeigen, nicht abweichen zu wollen, aber welche doch glauben, daß sie dem menschlichen Geschlechte, der menschlichen Natur, diesem herrlichsten Werk Gottes in der Schö: pfung, so weit sie uns vor Augen liegt, zu viel entziehen müßten, wenn sie einen so großen Unterschied annähmen zwischen dem Erlö ser und denen, welche er doch seine Brüder nennt, wie es der grö Bere und strengere Theil der gläubigen thut: unter diesen giebt es viele, welche doch den Zusammenhang, welchen uns der Apostel Paulus hier angiebt, nicht eben so begreifen wollen. Vielmehr füh ren sie uns auf frühere Reden des Erlösers zurükk, worin er auch seinen Jüngern die Anweisung giebt, sie sollten nicht gehen auf die Straßen der Heiden ja auch nicht einmal in die Städte der Samariter, sondern nur in den Städten des Volkes Israel sollten sie blei ben und verkündigen, das Reich Gottes sei nahe herbeigekommen; und indem sie sich vorzüglich an diese Reden halten, glauben sie be haupten zu können, der Erlöser selbst habe auch seinen Jüngern kein größeres Feld eröffnen wollen sondern nur dasselbe, auf dem auch er den Samen des göttlichen Wortes auszuftreuen ging. Was diese aber nachher gethan nach seinem Dahinscheiden von der Erde, das, sagen sie, sei allerdings wol recht gewesen und in dem ewigen Plane Gottes enthalten, so daß sie darin nichts anderes als den Willen des Höchsten vollbracht hätten: aber über die Einsicht über den Auftrag ihres Herrn und Meisters wåren sie dadurch doch hinausgegangen. Wenn wir dies anerkennen müßten: so würde unser Glaube sehr viel von seiner Einfachheit und von seinem Zusammenhange verlieren, so würde das Bild des Erlösers gewiß ein großes von seiner Wirksamkeit auf unser Herz und Leben einbüßen. Ja es wäre auch nicht anders mit den Jüngern des Herrn; wenn wir ihnen zuschreiben wollten, was sie sich selbst nie zugeschrieben haben, eine Weisheit, welche sie anderswoher hätten als von dem, den sie als ihren Herrn und Meister verehrten, ein Hinausgehen über seine Absicht und über seine Pläne, und wir wollten doch auch mit un serer Verehrung gegen ihn bestehen: so müßte dieses wieder auf sie einen Schatten werfen, als ob sie sich einer allzu kühnen und zu ho: hen Selbstschäzung unterfangen håtten. Aber wenn wir die Reden unseres Herrn und Meisters zu verschiedenen Zeiten betrachten, um den Andeutungen, welche uns davon aufbewahrt sind, zu folgen: so werden wir wol sagen müssen, so streng er sich selbst dabei hielt, daß er nur gesendet sei zu den verlorenen Schafen aus dem Hause

Ifrael, so war er doch schon, seitdem er aufgetreten um das Reich Gottes zu verkündigen, keinesweges des großen Zieles der göttlichen Barmherzigkeit unkundig; daß er aber sich daran hielt ein Diener zu sein seines Volkes, wie der Apostel sagt, um der Wahrheit der Verheißung willen, das gehört dazu, was eine andere Stelle der heiligen Schrift so ausdrükkt, daß er Gehorsam gelernt hat in dem, was er litt. Das war der Gehorsam, welchen er übte, in welchen er sich einlernen mußte, aus dieser Schranke nicht zu weichen und alle seine Kräfte zu versuchen an dem Volke, welchem er angehörte, und unter welches ihn Gott gestellt hatte. Wie schmerzlich er dieses nicht selten in dem Verhältnisse mit einzelnen Menschen empfand, das sehen wir sehr deutlich aus jenem Gespräche mit der heidnischen Frau, welche Hülfe begehrte für ihre Tochter, und welcher er es, da sie von ihm forderte, er solle mit ihr unter ihr Dach eingehen um dieser leidenden zu helfen, mehr als einmal weigernd mit einem ge= wissen Nachdrukk aussprach, er sei nur gesandt zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel; aber was er thun konnte ohne die Schranken des Gesezes zu überschreiten, das that er, denn ohne ihre Schwelle zu betreten befreite er dennoch ihre Tochter von dem unsauberen Geist, welcher sie quålte. Aber was sollen wir wol den= ken, was die Seele des Erlösers erfüllt habe, als er in einer seiner Reden sagte, Abraham habe seinen Tag gesehen und wäre des froh gewesen. Was war denn eben dieser Tag des Herrn, welchen Abraham sah? Er sah ihn nur in der göttlichen Verheißung, die ihm zu Theil geworden. Was war aber die ganze Fülle dieser VerheiBung? Nicht nur daß er selbst gemacht werden sollte von Gott zu einem großen Volk, sondern daß durch seine Nachkommen alle Vol: ker der Erde und alle Stämme des menschlichen Geschlechtes sollten gesegnet werden. Das erkannte also der Herr als die größte gött: liche Verheißung, das war der Tag, welchen er selbst nur sah als den herrlichen Segen für eine spåtere Zeit, und nicht auf dieselbe Weise durch seine unmittelbare Theilnahme herbeigeführt. Und in den lezten Tagen seines Wandels und seines öffentlichen Lehrens in dem Tempel, als ihm berichtet wurde, es seien einige Griechen da, welche verlangten ihn zu sehen: da strahlte ihm der Glanz jenes Tages auf eine besondere Weise ins Auge, da sprach er von der ihm bevorstehenden Verklärung, weil nun auch in diesen schon vor bereitet wurde der Eingang für sein Wort und für die Lehre von ihm. Und eben in diesem Zusammenhange seiner Gedanken_in_seiner festen Ueberzeugung von dem allgemeinen Umfange der göttli chen Barmherzigkeit sagt er auch hernach in den Tagen seiner Auferstehung zu seinen Jüngern, sie sollten gehen unter alle Völker und

alle zu seinen Jüngern machen. So also werden wir denn wol zu geben müssen, daß der Erlöser keinesweges unbekannt war mit der Größe seiner Bestimmung und mit der Zusammensezung und dem. Umfange der Gemeine der gläubigen, daß er selbst vielmehr den Dienst seiner Jünger auf jene große alle Völker der Erde umfassende Verheißung Gottes zurükkführte. Er aber, wie er treu sein sollte in dem Hause seines Vaters als der Sohn, wußte auch, daß er sein Leben ganz sollte seinem Volke schuldig sein: ja erst daraus, daß dieses ihn nicht erkannte, daß diejenigen, welche unmittelbar die feinigen waren, ihn nicht aufnahmen, dadurch entstand hernach sei nen Jüngern das volle Recht zu dem Zeugniß unter den Heiden, was den größten Theil ihres Lebens mit segensreichen Mühen ausgefüllt hat. Allein auch sie waren doch nicht gleich und augen: blikklich befreit von dem Gesez, unter welchem er selbst lebte um der Wahrheit der Verheißung willen; sondern wenn auch die frühere Anweisung, die er ihnen gab, sie sollten nicht gehen auf die Wege der Heiden und in die Städte der Samariter, sich nur auf dasjenige bezog, was sie thun sollten in seinem Auftrage, welchen er ihnen damals während seines eigenen Lebens und Wirkens ertheilte, wo fie ganz unter demselben Gesez wie er selbst sollten und mußten be faßt bleiben: so sagt er ihnen doch auch hernach, als er ihnen den Auftrag gab seine Zeugen zu sein bis an das Ende der Erde, daß fie sollten anfangen von Jerusalem. Auch sie sollten sich ihrem Volke schuldig sein, so lange es sie hören wollte, und so lange fie wirken konnten unter demselben, bis ein solcher Anfang des neuen Reiches Gottes gegründet wäre, daß sie selbst nun ihre Kräfte auch anderwärts hinwenden könnten. Sie freilich bekamen das Recht, wie der Apostel Paulus es ausdrükkt, dem Gesez zu sterben durch das Gesez, in sofern dies nämlich Christum getödtet hatte, und sie mit ihm gestorben waren. So gehörte denn zu seiner Treue und seinem Gehorsam dieses willige Verharren unter dem Gesez, unter welches sein Leben gestellt war, und welches getreu bis in das kleinste hinein wenn gleich frei von allen nur menschlichen Sazungen erfüllt zu haben ein Ruhm war, den er sich nicht durfte nehmen lassen; und auch seine Jünger konnten nur auf einem dem gemäßen Wege ihre Freiheit erhalten von jenem Gesez.

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Betrachten wir nun m. a. 3. diesen Zusammenhang der Sache: so finden wir darin ein neues Beispiel von etwas sehr gewöhnlichem. Der obenhin denkende und urtheilende Mensch nämlich freut sich, wenn er sich den Hergang der Dinge in der Welt, sei es im einzelnen oder im großen, sei es in weltlichen oder in geistigen Dingen, anders denken kann als er ist; ja es erhebt sich nicht selten in

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