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die Mischna ins Arabische, dann ins Spanische und Deutsche übersetzt. Die Gegenstände, mit denen die Lehre des Talmud sich befaßt, sind zahlreich und figurieren unter folgenden zehn Rubriken :

I. Geographie, Geschichte, Grammatik, Genealogie, Polemik und Apologetik.

II. Die Lehre der Ethik, ferner Moralphilosophie, das Studium der Lebensregeln, wie sie die Klugheit formuliert, der Sprüche der Weisheit, Trost, Erbarmungs- und Ermahnungsreden, wie solche je nach den sozialen Geschehnissen sich ereignen können.

III. Die Lehren von Gott, wie dieselben als in der Dogmatik und in den Unterweisungen im Kultus vorherrschend waren, sowie ferner die Lehre von der Welt, von dem Wesen des Menschen mit seinen bekannten und okkulten Eigenschaften, von der Offenbarung, dem Gesetz der Ueberlieferungen, vom Gottesdienst, von der Gottesfurcht und der Vergeltung.

IV. Die Geheimlehre, mit andern Worten die Theosophie oder Gottesweisheit, die Geisterlehre oder Dämonologie, die Lehre von der Schöpfung und der göttlichen Weltregierung, der Sterndeuterei und der dem menschlichen Verstand unerklärlich erscheinenden Wunder. V. Die Poesie mit dem ganzen Umfang ihrer möglichen Erscheinungsformen, inhaltlich und formell betrachtet.

VI. Die Naturwissenschaften, die Sternkunde, die Medizin, die Anatomie, die Geologie, die Rechenkunst und Zoologie 2c.

ungen.

VII. Philosophie und Psychologie.

VIII. Linguistik oder Sprachwissenschaft, ethnographische Forsch=

IX. Sozialismus, Wert und Gleichheit der Arbeit, Gewerbe, Industrie und Handel, Verkehrs- und Geldwesen.

X. Religionskunde und Sektenwesen.

Wenn man das Wissen jener Zeit einer Betrachtung unterwirst, so muß man entschieden anerkennen, daß die Grundlage jenes Unterrichtsprogrammes geradezu großartig ist. Und es darf noch hinzugefügt werden, daß noch unendlich vieles in das Lehrsystem des Talmud hineingenommen wird, dessen hier nicht einmal erwähnt werden kann, weil der Rahmen unserer Arbeit keine einläßliche Betrachtung und Beurteilung gestattet. Es ist auch äußerst bemerkenswert, welche bedeutende Rolle der Talmud bezüglich der Gesetzgebung einnimmt. Nicht minder denn 613 Geseze finden darin ihren Ausdruck wie auch ihre philosophische Interpretation. Von diesen 613 Gesezen sind es namentlich vier, welche besonderer Beachtung würdig sind, da ihnen im Talmud eine außergewöhnliche Bedeutung beigelegt wird und dieselben mit drakonischer Strenge als Vorbote gehandhabt werden sollen. Zu diesen ausnahmsweise strengen Verboten gehören erstens die Praktiken der Zauberei, zweitens unsittliche Beziehungen mit verheirateten Frauen, drittens der Mord und endlich der Blutgenuß von Säugetieren und Geflügel, wie dies übrigens früher schon von den Propheten und später im neuen Testament ausdrücklich und streng verboten war. Auch in der Apostelgeschichte, Kapitel 15,

Vers 20-29, wird des Blutgenusses erwähnt, und ist es strenge verboten, das Blut ungeschächteter, erstickter oder erwürgter Tiere zu genießen. Ebenso sind die sogenannten 7 Noachidischen Gesetze im Talmud eir Gegenstand sehr einläßlicher Behandlung geworden. Darnach soll nämlich Gott dem Noah und seinen gesamten Nachfolgern sieben Geseze gegeben haben. Alle Völker der Erde, wird dann behauptet, hätten diese Geseze strenge beobachtet und stets gewissenhaft gehalten. Auch die Juden haben von Abrahams Zeiten bis Moses diese erwähnten sieben Geseze getreu befolgt, bis Moses den Juden auf dem Berg Sinai die fünf Bücher Moses gegeben hatte. Diese sieben Noachidischen Geseze umfassen nun folgende Fragen, die das öffentliche Leben und das Wohl und Weh der Menschheit berühren. Erstens sind die Richter und die Obrigkeit darin ein Gegenstand sorglicher Behandlung. Zweitens figuriert in dieser Gesetzesvorlage das Verbot der Gotteslästerung; ferner der Gözendienst und der Tierblutgenuß. Im sechsten Gesez wird die Bestrafung des Mordes und im siebenten endlich das Rauben behandelt.

Selbstverständlich können die Betrachtungen über solche Themata auch bei gebildeten Männern doch recht verschieden ausfallen. Noch weit mehr vielschichtig und subjektiv müssen jeweilen die Anwendung und Auslegung dieser Geseze sein. dieser Geseze sein. So hat denn auch der Talmud für jedes dieser obenerwähnten Geseze speziell und oft sehr weitgehende, ja für jene Zeit erschöpfende Abhandlungen. Hunderte von Paragraphen erläutern diese Geseze. Auch des Blutgenusses wird im Talmud erwähnt und bestehen besondere Paragraphen, welche mehr den Zweck haben, die Menschen darüber zu belehren und Aufklärungen, Anweisungen zu geben, wie Tiere zu schlachten seien. In diesen Abhandlungen wird besonders betont, daß beim Schlachten der Tiere deren Blut ganz abrinnen soll.

Dies ist eine flüchtige Inhaltsangabe des Talmud. Wir dürfen aber bei dieser Gelegenheit nicht verabsäumen, hinzuzufügen, daß trop der jahrhundertelangen Arbeit der Talmud noch keineswegs als ein fertiges Werk zu betrachten sei. Die Schriftgelehrten, welche sich im Laufe der Jahrhunderte mit der Zusammenstellung der Geseze, also mit der Abfassung des Talmuds beschäftigten, wurden durch die nun in Szene gesezten Judenverfolgungen, welche von den christlichen Geistlichen noch protegiert wurden, in diesen Aufzeich nungen gestört, und so fanden die Talmudaufzeichnungen dadurch ein frühzeitiges Ende. Obwohl uns das imposante Werk weitgehenden Aufschluß über die Zeit unserer Vorväter gibt, ist doch zu bedauern, daß man dasselbe keineswegs als vollständig in sich abgeschlossen betrachten darf.

IX. Kapitel.

Konstantin der Große.

Zum vollkommenen Verständnis dieses Kapitels sind wir gezwungen, noch einmal einen kleinen Rückschritt zu machen und uns wieder der Zeit nach dem Bar Kochba'schen Kriege zuzuwenden. Nachdem schon Antiochus in vernichtender Weise gegen das jüdische Volk vorgegangen war, ließ nach Beendigung des Krieges, wie wir schon erzählten, Kaiser Hadrian seinen Haß, seine Wut an dem armen geknechteten, vollständig zu Boden geworfenen, israelitischen Volke aus. Wir können uns nicht mit all den wahrhaft teuflisch ersonnenen Gesezen befassen, die zur Unterdrückung der Juden in Kraft treten; es würde dies zu weit führen. Aber doch müssen wir wenigstens das erwähnen, was für uns und unser Werk nötig ist. Ebenso wie Antiochus wendete auch Kaiser Hadrian alle ihm zu Gebote stehende Gesezesschärfe an, um der jüdischen Religion jeden Boden zu entziehen, um sie ein für allemal der Vernichtung anheim zu geben. Mit Gewalt wollte er die gläubigen Juden dem Heidentum in die Arme führen. Als Vorwand dienten ihm die alten jüdischen Geseze und das Festhalten der Strenggläubigen an denselben. Der Scheiterhausen, der Marter- und der Brandpfahl spielten unter Hadrian eine ebenso wichtige wie traurige Rolle. Hielt ein Jude den Samstag heilig, ließ er an seinem neugeborenen Sohn die Ceremonie der Beschneidung vornehmen, so war er bei Entdeckung der Thatsache der Todesstrafe gewiß. Des grausamsten Märtyrertodes starben die wissenden Juden, welche ihren Glaubensgenossen als Lehrer dienten. In der höchsten Not und als die Gefahr für den Bestand der jüdischen Religion immer mehr und mehr wuchs, fanden sich die Rabbiner zu einer Beratung zusammen. Sie beschlossen in einer geheimen Sizung, daß sich die Juden an sämtliche Edikte des Kaisers Hadrian halten dürften, daß sie sich auch über sämtliche alten jüdischen Geseze und religiöse Bestimmungen hinwegsehen dürften mit Ausnahme der auch schon von uns erwähnten vier Gebote. Sie mußten die Unsittlichkeit, den Gößendienst, den Mord und den Tierblutgenuß meiden. An diesen Bestimmungen wurde festgehalten, eher mußte der Märtyrertod erduldet werden, als daß eine Außerachtlassung dieses Gesezes gestattet war. In Eusebius' Kirchengeschichte finden wir unzählige Schilderungen der Grausamkeiten, welche an christlichen Märtyrern begangen wurden. Jedoch dürfen wir hierin dem wenig glaubwürdigen Schriftsteller nicht zu viel trauen. Alle in dieser Kirchengeschichte vorkommenden Hinrichtungen und Folterungen von Märtyrern beziehen sich auf die damaligen jüdischen Dulder, die Christen litten nicht unter der Verfolgung.

Im Jahre 137 nach Christus starb Hadrian und mit seinem Tode erloschen auch seine grausamen, die jüdische Religion verfolgen

den Edikte. Sein Nachfolger war Antoninus, ein großer Judenfreund. Unter ihm wurden die Verfolgungen sofort wieder eingestellt. Das Mißtrauen unter der leitenden Klasse der jüdischen Gläubigen war aber doch nicht verschwunden. Mit großem Bangen dachten die Ge= lehrten doch an die Möglichkeit, daß sich die Schreckensherrschaft unter einem spätern Kaiser wiederholen könnte. Um diesen Gedanken aber, welchereinem Gespenst gleich, auf den Gemütern des Volkes lastete, zu bannen, beschlossen die Rabbiner und Schriftgelehrten, wie wir schon andeuteten, eine neue Religion, die christliche, zu gründen und diese den Heiden zu unterschieben, diese unter den Heiden zu_ver= breiten. Die später von uns noch eingehender behandelten Eheschließungen zwischen Juden und Christen sollten aber dann zur weitern vollkommenen Verschmelzung der beiden Religionen dienen. Und wirklich hatten die Juden nicht mit Unrecht diese Furchtgedanken mit sich herumgetragen; denn als Kaiser Konstantin der Große die Weltherrschaft der Römer an sich riß, brach eine neue Leidenszeit für die gläubigen Juden aus. Mit dieser aber wollen wir uns jet etwas näher befassen.

Kaiser Konstantin der Große tritt zu mächtig in den Vordergrund der damaligen geschichtlichen Zeit, als daß man seine Person selbst nur vorüberstreifend behandeln könnte, und wenn wir auch dem Gang unseres Buches um ein Weniges vorgreifen, so müssen wir doch einen kurzen Blick auf das ganze Leben dieses mächtigen Herrschers werfen.

Kaiser Konstantin der Große war geboren zu Naissus in Obermösien; er war der Sohn des Cäsars Constantius Chlorus und der Helena. Schon in frühester Jugend that er sich in mannigfachen Kriegen in ruhmreichster Weise hervor. Als sein Vater, welcher die Oberherrschaft über Britannien inne hatte, starb, wurde er von den Soldaten zum Cäsar des Westens ausgerufen, entgegen der Diocletian'schen Nachfolgeordnung. Von jezt an aber war Konstantin in beständige Kämpfe mit seinen Nebenbuhlern verwickelt; aus all denen ging er als Sieger hervor, bis er 323 durch Besiegung des Licinius sich die Alleinherrschaft über das gewaltige römische Reich sicherte. Zu dieser Zeit begann Konstantin der Große aber auch seinen Ruhm durch unerhörte Gewaltthaten selbst zu beflecken. Troß seiner eidlichen Versicherung ließ er den gefangenen Licinius in Thessalonich töten. Dies geschah im Jahr 325. Schon ein Jahr später, 326, wurde Konstantins eigener Sohn, Flavius Julius Crispus, der hervorragend begabt war, auf Anstiftung seiner Stiefmutter Fausta hingerichtet; allerdings folgte sie ihm darauf selbst nach; auch sie fiel einem grausamen Befehl Konstantins zum Opfer.

Wir können uns selbstverständlich nicht mit der Regierungszeit, mit den Thaten dieses großen Herrschers befassen, dies würde schon allein die Seiten dieses Buches in Anspruch nehmen. Für uns ist es wichtig, daß sich Konstantin als Freund des Christentums aufthat, also als Anhänger der neuen, damals ins Leben tretenden, um sich greifenden Religion. Allerdings ist die noch heute weitverbreitete

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Meinung, Konstantin sei dem Christentum beigetreten, ein großer Irrtum. Der Glaube an Konstantins frühzeitigen Uebertritt zum Christentum entstand dadurch, daß er die Kriegsfahne, das Labarum, mit einem Kreuze schmücken ließ, seinen Soldaten aber das Mono- IHS gramm des Namens Christi auf die Schilder sezte. Dieses Vorkommnis hatte jedoch seinen ganz eigenen, tiefliegenden Grund; mit einem Uebertritt zum Christentum hatte es nichts zu thun. Auf einem Feldzug, den Konstantin im Jahre 312 gegen Maxentius führte, erschien ihm ein flammendes Kreuz unter der Sonne mit der Unterschrift: llnter diesem Feldzeichen würde ihm der Sieg verliehen sein." Hieraus, aus diesem, durch eine Legende uns überlieferten Begebnis, wurde der mutmaßliche Uebertritt Konstantins zur christlichen Religion hergeleitet, der aber dann durch unsere neuen Geschichtsforscher, unter denen sich hauptsächlich Burckhardt, von dem wir bald noch eingehender sprechen werden, als tüchtigen Forscher der Konstantinischen Zeitepoche hervorthat, widerlegt und als nichtig erklärt wurde.

Bei Konstantin kam aber bald eine immer weiter sich ausdehnende Abneigung gegen den jüdischen Glauben zum Vorschein, und bald trat Konstantin in die Fußstapfen des Antiochus, des Hadrian; nur war das Vorgehen Konstantins anfangs diplomatischer, schlauer eingeleitet. In den jüdischen Tempeln ließ er zum Austritt aus der israelitischen Gemeinde auffordern, denjenigen aber, welche sich dem Heidentum zuwandten, wurden einflußreiche Aemter zugesichert, Belohnungen aller Art erwarteten dieselben. Umgekehrt aber wurden die vor der Regierungszeit Konstantins mit Posten betraut gewesenen Juden aus dem Staatsdienst entlassen; wer sich aber troz dieser Ermahnungen, troß der Geseze Konstantins weiter als Anhänger des jüdischen Glaubens bekannte, wurde dem Tode geweiht, er starb auf dem Scheiterhaufen. Die Prediger, welche von Konstantin gewonnen worden waren, gaben sich die größte Mühe, dem kaiserlichen Wunsche nachzukommen, sie stellten der jüdischen Gemeinde vor, daß ihr Gott sie verlassen habe; sie hätten ihr Land verloren, ihre Fürsten, ihre Gelehrten; ihre Jugend hätte den Schlachtentod erlitten, nun sollten sie sich vor dem lezten, vollständigen Untergange retten (Pesikta Rabba 15—21). Schließlich flüchteten die ihrem Glauben treu bleibenden Juden nach Babylon (Chulin 106). Ein großer Niedergang der ganzen israelitischen Religion macht sich bemerkbar. Die Lehr- und Gerichtshäuser wurden aufgehoben (Jerus Synhedrin I. 18). Die Rabbiner ließen die Osterfeiertage und andere gesetzliche Bestimmungen vollkommen fallen (Jerusalem Schebut VI. 35, Synhedrin III. 21), das Alte Testament wurde verbrannt (Jeru= salem Megilla III. 74) und mehrere Städte, wie z. B. Sephoris Tiberias und Syddo wurden total vernichtet (Pesikta, Ende). Ja, die Verfolgungen unter Konstantin gingen so weit, daß viele Gläubige wieder ihre Zuflucht in Höhlen und Schluchten nehmen mußten, daß sogar der Gebrauch des jüdischen Kalenders, der jüdischen Zeitrechnung untersagt wurde. Um den Verkehr unter sich aufrecht zu

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