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als die regelmäßige Bedienung eines vornehmen Herrn in seinem Hause; seine Diener sorgen für seine Kleidung und seine Speisung und die Frauen, die vor ihm musizieren, kann man als seinen Harem ansehen, der seinen Herrn durch Musik erheitert. Diese Fiktion hat man in Theben nun weiter ausgesponnen. Die Gattin des Hohenpriesters heißt nicht wie andere Damen eine Sängerin des Amon, sondern führt den Titel seines obersten Kebsweibes; die Königin aber oder eine Prinzessin gilt als das Weib des Gottes oder, wie man sie auch nennt, als die Gottesverehrerin. Die Amtspflichten dieser Gottesweiber bestehen freilich nur darin, daß sie vor dem Gotte musizieren, aber ihre Stellung erfreut sich der höchsten Ehre und, was noch mehr besagt, eines besonderen großen Vermögens. Schon im Anfange des neuen Reiches scheinen sie auch irgendwie eine politische Rolle gespielt zu haben; wie wir unten sehen werden, sind sie später geradezu zu Herrscherinnen eines geistlichen Fürstentumes geworden.

Wenn man die großartige Entfaltung dieser offiziellen Religion des neuen Reiches immer mit Staunen betrachten wird, mehr Anteil wird man doch dem schenken, was uns jetzt daneben hier und da sichtbar wird, dem Glauben der niederen und höheren Schichten des Volkes, der außerhalb der Tempel seine eigenen stillen Wege geht. Wer in unsern Sammlungen die kleinen Denksteine ansieht, die Privatleute einer Gottheit geweiht haben oder die kleinen Götterbilder, die in ihren Häusern gestanden haben, und wer die Inschriften liest,

die sie an die Felsen der
Wüste schrieben, der trifft
dabei auf allerlei heilige
Wesen,
von denen die
großen Tempel nichts
wissen. Da sind zunächst
fremde Götter aus Palä-
stina, Phönizien und Sy-
rien, die Soldaten und
Kaufleute nach Ägypten
gebracht haben und die
demnach zumeist als
schreckliche Götter gel-
ten, die im Kriege wüten
oder den Sturm auf dem
Meere erregen.
Da ist
der furchtbare Baal und
der Rescheph, der Lanze
und Schild trägt, die

61. Astarte zu Roß.

(Inschrift in der Wüste bei Redesie, von einem Offizier geweiht.)

Astarte, die auf dem Kriegswagen fährt, die Kedesch, die auf einem Löwen steht, die Anat und jene Astarte, die als Kriegerin zu Rosse sitzt. Da ist ferner der Sutech, ein Gott, der vielleicht ursprünglich auf den ägyptischen Set zurückgeht, der aber als ein Fremder durch die Hyksos ins Land gekommen ist und der nun als ein anderer Name des Baal gilt. Im östlichen Delta, wo die Hyksos ihren Hauptsitz gehabt hatten, hat er sogar einen

62. Sutech, die Hörnchen und der Behang
der Krone sowie die Bänder am Schurz
charakterisieren ihn als fremden Gott.
(Berlin 8440.)

offiziellen Kultus, und die Könige der neunzehnten Dynastie, die aus dieser Gegend stammen mochten, nehmen ihn geradezu neben Amon, Re und Ptah unter die großen Götter auf, nach denen sie ihre Armeen nennen und denen sie ihre neue Residenz, die Stadt Ramses, weihen. Übrigens werden auch Baal, Astarte und Anat oft in der Poesie der Königsinschriften zu Vergleichen herangezogen; die Astarte hat Einlaß in die Märchen1) gefunden und tritt schließlich sogar in einer jungen Gestalt der Sage des Horus von Edfu als dessen Genossin auf. Den Baal aber hat man in Memphis bis weit über das neue Reich hinaus noch verehrt.

Neben den Göttern, die so von außen nach Ägypten hineingebracht sind, treffen wir nun auch auf andere, die in Ägypten selbst entstanden sind und die sich besonders

im niederen Volke einer großen Beliebtheit erfreuen. Das Emporkommen dieser Volksgötter ist eine Erscheinung, an

1) The Amherst Papyri, pl. 19 ff. Vgl. auch Pap. mag. Harr. 6, 8.

der man nicht ohne Anteil vorübergehen kann. Die alte Zeit, wo der Ägypter dem Gotte seiner Stadt ein schlichtes Heiligtum errichtete und mit den Seinigen ihn durch bescheidene Spenden verehrte, daß er ihm beistehen möge, war dahin seit vielen Jahrhunderten und Jahrtausenden. Aus dem Gotte, der jedem Bürger nahe gestanden hatte, war längst der große Gott geworden, der dem Könige Sieg und Macht verlieh und den der König und seine Großen vor anderen Göttern ehrten. Sein einfacher Tempel war zu einem prunkvollen Heiligtum ausgebaut, seine Feste wurden von Staats wegen mit höchstem Glanze gefeiert, seine Opfer aus den reichen Stiftungen der Könige bestritten. Er besaß Dörfer und Äcker, Sklaven und Vieh, seine Priester waren gewichtige Persönlichkeiten, sein Hoherpriester ein Fürst. Er hatte es weit gebracht an Macht und Ansehen und dennoch hatte er damit eine Einbuße erlitten an dem, woraus einst seine Macht erwachsen war. Denn je höher er emporstieg an äußerem Ansehen, um so fremder wurde er dem Herzen des Volkes. Er stand zu hoch und zu erhaben da, als daß der geringe Mann noch hätte wagen mögen, ihn mit der täglichen Not seines Geistes und Leibes zu behelligen; er stand über dem Volke wie der König, dem man Ehre erweist, weil er alles leitet und regiert, der aber nicht der Vertraute des einzelnen sein kann.

Wo immer die Religion sich nach dieser Richtung entwickelt, da führt dann auch das Bedürfnis des Menschen nach einem überirdischen Helfer und Freunde zu dem Emporkommen neuer Gottheiten. Jene großen Götter stehen zu fern, aber es gibt ja doch noch andere heilige Wesen niederen Ranges und die können vielleicht eher die Sorgen des Menschen teilen. Wer die Namen durchsieht, die die Leute von Abydos im mittleren Reiche ihren Kindern verleihen, der trifft dabei auf solche, die wie Geschenk der Neschmetbarke oder Neschmetbarke einen Sohn dem Schiffe des Osiristempels für die Geburt des Kindes danken; das Tempelgerät, das man bei den Prozessionen schaute, war also den Abydenern vertrauter als ihr großer Gott, den ganz Ägypten verehrte.1) Und auf gleiches treffen wir im neuen Reiche, auch da nennen die Ägypter mittleren Standes mit Vorliebe ihre Kinder nach dem Gotte Bes und der Göttin Toëris und stellen die Figuren dieser Wesen als Heiligenbilder in ihre Häuser, obgleich doch dieser krummbeinige Bes und diese nilpferdbäuchige Toëris in der Religion der

1) Nach mündlicher Mitteilung Steindorffs.

Tempel und Priester nur als niedere Gehilfen der großen Götter bekannt waren.

Bes ist nur einer aus einer Schar männlicher und weiblicher Dämonen, die man etwa den Satyrn der Griechen gleichsetzen könnte. Sie sind halb Tiere und halb Menschen und müssen die Götter durch Musik und Tanz erfreuen oder auch die Götterkinder warten. Sie gelten als komische Wesen und man benutzt ihre Figuren als Spiegelgriffe oder

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63-65. Volksgötter: a Toëris, 6 Patäke, c Bes, der die Laute schlägt. (Berlin 10710, 11016, 5666.)

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Schminkbüchsen, aber sie bekämpfen auch Feinde mit Messern und Bogen oder erwürgen Schlangen und Löwen. Und dieser Schutz gegen böse Wesen wird es sein, den man vor allem von Bes erhofft. Seine Genossin in der Gunst des Volkes, die Toëris der Name bedeutet nur die Große ist ein auf den Hinterfüßen stehendes weibliches Nilpferd; es hält das Schriftzeichen Schutz und deutet damit schon an, was es den Menschen gewährt. Auch als Sternbild treffen wir dies wunderliche Wesen an. Ebenfalls ein Schützer gegen Feinde und böse Tiere ist Onuris, »der Himmelsträger«<, wie man den Gott Schu in manchen Orten nannte; für das Volk ist er zu einem Gotte geworden, der menschliche Tracht trägt, zu dem »Erretter« (Sched), der als ein Prinz auf einem Streitwagen fährt und wilde Tiere erlegt. Auch der Nefrtem ist alten Ursprungs und gilt als der

Sohn des Ptah und der Sechmet; ursprünglich scheint er als Blume gedacht gewesen zu sein und eine Blume trägt er noch als sein Abzeichen auf dem Haupte. Einen anderen Sohn des Ptah, den weisen Imhotep, der eigentlich ein alter Weiser war und der im neuen Reich anfing, zum Schutzpatron der Schreiber zu werden, werden wir unten (S. 174) näher kennen lernen. Und auch die seltsam krüpplichten Kinder, die wir heut nach Herodots Vorgang Patäken nennen, haben als Söhne des Ptah gegolten1) und auch sie müssen besondere Freunde der Menschen gewesen sein.

Wieviel solcher heiligen Wesen außerdem noch an einzelnen Orten verehrt wurden, ist nicht abzusehen; es gab ihrer überall. So wird in einem Briefe aus der Stadt Theben 2) der Adressat nicht nur den dortigen großen Göttern Amon, Mut und Chons empfohlen, sondern auch noch dem großen Tore des Beki, den acht Affen, die in dem Vorhofe sind (wohl Statuen betender Paviane), sowie zwei Bäumen. Auf dem Westufer Thebens aber, wo die Gräberstadt der Residenz sich ausbreitete und einer starken Bevölkerung von Totenpriestern, Steinmetzen, Verwaltungsbeamten und Polizisten zu tun gab, hatte man in den älteren dort bestatteten Königen, deren Gräber man pflegte, Schutzheilige gefunden. Vor allem galten Amenophis I. und seine Mutter, die Königin Nefret-ere als besonders gnädig und hilfreich. Hat nicht einer dieser Leute sogar dank ihrem Schutze seine Hand in ein Loch gesteckt, worin eine große Schlange war? Da seht ihr, sagt er auf dem Denkstein, den er zum Danke dafür geweiht hat, wie mächtig der Amenophis ist. 3) Daneben verehrte man dort noch eine besondere Göttin der Gräberstadt, die Merit-seger, die von dem Schweigenmacher geliebte, d. h. die Freundin des Osiris. Sie hatte ihren Sitz auf einem Berge oberhalb der Nekropole und hieß danach auch selbst die westliche Spitze. Sie war gütig, aber sie

66. Gott Nefer-tem. (Berlin 11001.)

1) So Herodot III, 37. 2) Bologna 1094, 10, 11 ff. 3) Turin 48.

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