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führet mich in seine Kammer; wir freuen uns und find fröhlich über dir! Der König ist er, mit dem sich das hohe Lied anfängt. Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes. Hier nennet ihn die Verlobte nicht. Sie denkt, das werde schon Jedermann wissen, von wem sie rede, wer ihr das Herz genommen habe, wer ihr Mann sei! Jest nennet sie ihn aber den König. Der König führet mich in seine Kammer. In der Grundsprache wird ein solches Wort gebraucht, das eigentlich einen innern, verborgenen und sonderbaren Ort oder Kammer in einem Hause anzeiget, wie es dort. 1. Mos. 43, 30. heißt: Joseph ging in seine Kam mer und weinte daselbst. Zu solchen verborgenen innern Kammern gehöret nun in einem königlichen Pallaste un ter Undern die Speisekammer oder Speisesaal. Das Reich unsers Königs ist nicht von dieser Welt. Allein es ist doch auch eine Speisekammer in demselben. Erst heißt der Freund die Seele ruhn, dann essen. Hier wird uns das Wort des Evangeliums, dadurch uns die Vergebung der Sünden angekündigt wird, zur Speise. Das durch dies Wort der Wahrheit gezeugte und jezt geborne Kindlein ist begierig nach dieser bernünftigen lautern Milch. Als es verloren und verdammt zu den Füßen des Heilandes niederfiel, so wurde ihm sein Ur theil aus dieser Kammer publicirt: Ich, ich tilge deine Uebertretung um meinetwillen, und gedenke deiner Sunden nicht. Jef. 43, 25. Und das Wort wird einem von dem Augenblicke an, was einem verschmachteten Sunder eine Tafel voller Speisen ist. Dies süße Evangelium wird Einem, von dem an, zu lauter Milch und Honig. Man lebt von diesem Worte, und das Leben unsers Geistes ist ganz und gar in demselben. Jef. 38, 16. Ein bisher ausgehungerter Sünder genießet in dieser Kammer das Fleisch und Blut des Menschensohnes. Das lebendige Brod, das vom Himmel ge= kommen ist. Und weil er von diesem Brode iffet, so

lebt er in Ewigkeit. Joh. 6, 50. Da ist an keinen Tod mehr zu gedenken, sondern er hat schon bei lebendigem Leibe das ewige Leben. O wie wohl wird ihm dabei, wenn er nun so mit Vergnügen stets kann liegen an der süßen Liebesbrust, und mit Lust trinken aus den blut'gen Wunden; o ihr auserwählten Stunden, was wird einem da bewußt! Ohne dies Brod, ohne diesen Trunk kann kein Gottesmensch leben. Zu den Kammern eines königlichen oder fürstlichen Pallastes gehöret ferner die Schatzkammer, in welcher die kostbarsten Sachen aufbehalten und verwahret werden. Im Reiche dieses Königs ist auch eine Schazkammer. In derselben haben seine Unterthanen Gerechtigkeit, Friede and Freude in dem heiligen Geiste, Röm. 14,7., ja alles, was sie in Zeit und Ewigkeit beseligen kann. Es giebt ferner Brautkammern, in welcher eine Braut ihrem Brautigam zugeführet wird. Im Reiche unsers Königs ist eben diese Brautkammer anzutreffen, in welcher die Verlobniß geschieht, da sich der Heiland mit uns verlobet in Ewigkeit. Hof. 2, 19. Da die Stimme des Brautigams und der Braut gehöret wird, da die Braut zu ihrem Manne sagt: Nenn ich dich meinen Ehemann, du bist mir näher zugethan, dies will es nicht erreitchen. Wem soll ich endlich dieses Band, kraft dessen wir so nah verwandt, doch in der Welt vergleichen? · Ich trau, so genau sind wir beide, in dem Kleide, fest verbunden, daß dergleichen nicht gefunden. Da der 1 Bräutigam seine Braut anredet: Meine Freundin ! meine Taube! meine Schöne! da er seinen Gefreunden sehr inniglich nahe ist. Und da er seine Seelen, wenn fie in Ohnmacht vor ihm hinsinken, mit dem Gnadenscepter anrühret. Wenn wir nun fragen: Wo finden wir diese Kammern in seinem Reiche? Wo ist die Kam- mer anzutreffen, davon eine Seele in diesen Worten redet, wenn sie sagt: Der König führet mich in seine

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suchen; wenn wir zu ihm kommen, so werden wir fie bald finden. Und wo denn? In den Wunden, die ihm aufgerissen sind, da, da find't sich alle Stunden, Plaz für jedes arme Kind. Da ist die Kammer, in welche Thomas, wie unser heutiges Evangelium bezeugt, nicht nur seine Finger, sondern auch seine Hand legte. Ich werde euch diese Kammer, dies Haus, in welchem das Herz eines armen Sünders sich ohne Aufhören freut, in dieser Stunde zu zeigen suchen.

Unser Text ist zu lesen Joh. 20, 19 - 31:

Am Abend aber deffelbigen Sabbaths, da die Jünger versammelt und die Thüren verschlossen waren, aus Furcht vor den Juden kam Jesus und trat mit ten ein, und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!x Wir betrachten heute:

Das uns in der Seite des Herrn ange: wiesene Haus, darin wir`wohnen können bei Nacht und Tage. 1. Die Seligkeit, die ein Einwohner dieses Hau ses genießet.

II. Seine Geschäfte in diesem Hause.

Gleichwie fich fein ein Vogelein in hohte Baum verstel ket, wenns trub hergeht, die Luft unftät, Menschen und Bich erschrecket: Also, Herr Christ, mein Zuflucht ist die Höhle deiner Wunden: Wenn Sund und Tod, mich bracht in Noth hab ich mich drein gefunden. Darin ich bleib, ob hie der Leb und Seel von einander scheiden, so werd ich dort, bei dir, mein Hort, sein in ewigen Freuden. Amen.

I. Bir erwägen die Seligkeit, die ein Einwohner dieses Hauses genießet; und find zunächst aufmerksam auf das Haus, das uns zur Boh nung angewiesen, und dieses ist: die Seite des Heilandes. Eben die Wunden, welche ihm nach sei nem Tode aufgeriffen worden, und welche er nach sei ner Auferstehung seinen Jüngern zeigte. Die Beit,

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wenn, und die Gelegenheit, bei welcher das geschehen, meldet uns der Anfang unsers Tertes. Das war des Abends, als die zwei Jünger von Emmaus wieder nach Jerusalem gekommen waren und eben den andern Júngern erzählten, was ihnen begegnet, und was da auf dem Wege geschehen war. Eben an demselbigen Sab. bath Abend, da der Heiland auferstanden war, besucht er seine Jünger. Was thut die Liebe nicht! Seine mit der Begierde die armen zerstreuten Schäfchen wieder zu sammeln verknüpfte Liebe ist so stark, daß er eilet, und noch an demselbigen Abend sie besuchet. Er traf sie in einem gar bekümmerten und betrübten Zustande an. Das Beste war, daß sie jetzt bei einander verfam. melt waren, wie nach der Zeit am Pfingsttage. Als Gott diesen Hirten bei seinem Leiden schlug, so zerftreuten sich die armen Schaafe seiner Heerde hin und her. Sie verließen ihn alle und flohen. Sobald aber der Heiland aus dem Grabe hervorgegangen und das Gerücht von seiner Auferstehung anfing kund zu werden, so gingen sie auch aus ihren Häusern und Orten heraus, wohin sie sich bisher begeben hatten. Die gute Zeitung, welche die Engel den Weibern und die Weiber den Jüngern gebracht hatten, daß Christus lebe, und daß etliche ihn auch schon selbst gesehen, machte, daß immer einer den andern suchte, einer den andern holte, bis sie beisammen waren; und sogar Thomas das erstemal nicht bei ihnen zugegen war, so sollte er doch acht Lage darauf einer gleichen Gnade mit seinen Brüdern theilhaftig werden. Ihre Gemüther waren seit einigen Lagen durch allerhand Affecten zerrüttet, und auch jest waren sie noch mit Furcht und Angst umgeben. Sie konnten die Thüren wohl vor den Juden, ihre Herzen aber nicht vor der Furcht zuschließen. Der Heiland hatte wohl gesagt: Wer nicht sein Leben hasse, tonne nicht sein Jünger sein. Seine Jünger aber lieben noch

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fuchen; wenn wir zu ihm kommen, so werden wir sie bald finden. Und wo denn? In den Wunden, die ihan aufgerissen sind, da, da find't sich alle Stunden, Plaz für jedes arme Kind. Da ist die Kammer, in welche Thomas, wie unser heutiges Evangelium bezeugt, nicht nur seine Finger, sondern auch seine Hand legte. Ich werde euch diese Kammer, dies Haus, in welchem dus Herz eines armen Sünders sich ohne Aufhören freut, in dieser Stunde zu zeigen suchen.

Unser Text ist zu lesen Joh. 20, 19 – 31:

Am Abend aber desselbigen Sabbaths, da die Jünger versammelt und die Thüren verschlossen waren, aus Furcht vor den Juden kam Jesus und trat mit ten ein, und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!x. Wir betrachten heute:

Das uns in der Seite des Herrn ange: wiesene Haus, darin wir`wohnen können bei Nacht und Tage. 1. Die Seligkeit, die ein Einwohner dieses Hau ses genießet.

II. Seine Geschäfte in diesem Hause.

Gleichwie fich fein ein Vogelein in hohle Baum verftet fet, wenns trub hergeht, die Luft unftät, Menschen und Bich erschrecket: Also, Herr Christ, mein Zuflucht ist die Höhle deiner Wunden: Wenn Sund und Tod, mich bracht in Noth hab ich mich drein gefunden. Darin ich bleib, ob hie der ke und Seel von einander scheiden, so werd ich dort, bei mein Hort, sein in ewigen Freuden. Amen.

I. Wir erwägen die Seligkeit, die ein Einwohner dieses Hauses genießet; und find zunächst aufmerksam auf das Haus, das uns zur Boh nung angewiesen, und dieses ist: die Seite des Heilandes. Eben die Wunden, welche ihm nach seh nem Tode aufgeriffen worden, und welche er nach sei ner Auferstehung seinen Jüngern zeigte. Die Beit

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