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Belehrung davon erhalten, daß jeder gläubige Christ durch die Salbung des heiligen Geistes ein Priester Gottes sei. Es war ihm klar geworden, daß das Heil der Christenheit nicht in der Hierarchie und der Entwickelung ihrer Macht liege, sondern in der sanftmüthigen Gnade Christi, die Allen ohne Unterschied angeboten wird. Er verachtete die Klagen derjenigen nicht, welche sich über die Hoffarth der Gelehrten und Pfaffen beschwerten, die doch nicht immer die besten und frömmsten unter den Christen seien, noch weniger unterstüßte er die Geistlichkeit, wenn sie den. Laien Gewalt anthaten, wenn sie die Armen bedrückten und um die Gunst der Reichen und Vornehmen buhlten, wenn sie in ihrem Stand und Beruf schon eine Bürgschaft ihrer Seligkeit fanden und sich Christo näher stehend betrachteten, weil sie den Leib Christi öfter genössen. Tauler stieg vielmehr nun mit immer allgemeinerer, herzlicherer Menschenliebe zum bedrängten und so sehr ver= wahrlosten Volke herab, und wurde ein christlicher Volksredner im wahren Sinne des Wortes. Allen gelehrten Schmuck lateinischer Brocken vermied er in seinen Predigten, und legte seinen Zuhörern, seinen lieben Kindern," die ewigen Heilswahrheiten in der Volkssprache ans Herz. Er wurde ein geistlicher Vater vielen erweckten, gläubigen Seelen und aller Gottesfreunde sonderlicher Freund. Die Stillen im Lande, das verachtete Häuflein der frommen Beter, die von der Noth der Zeit geängstet auf den Trost Israels warteten, waren ein besonderer Gegenstand seiner Liebe und geistlichen Pflege. Er predigte häufig nicht allein in seiner Klosterkirche, sondern auch in Frauenklöstern und in den Beguinenhäusern, auch Sammlungen oder Einigungen genannt, in welchen Laien ohne Ordens

regel und Gelübde zusammenlebten und deren es sehr viele in Straßburg gab. Selbst an einzelne Klausnerinnen hielt er Vorträge. Es waren dieses Frauenspersonen, welche allein oder in ganz geringer Anzahl in Klausen bei den in der Stadt zerstreuten Kapellen wohnten. Solcher Personen gab es in jener Zeit allgemeiner Noth viele. Sie wählten sich meist Dominikaner oder Franzisfaner zu ihren Beichtvätern und suchten durch ihr freigewähltes, durch kein Gelübde gebundenes Leben die Versöhnung und den Frieden mit Gott. Tauler versäumte dabei jedoch nicht auch die Fehler, besonders die Neugierde und Geschwäßigkeit, die Sucht zu erfahren, was Der und Die thut und sagt, und die Neigung über Andere zu richten, welche sich in solchen Sammlungen neben den frommen Werken einschlichen, mit liebevollem Ernst zu strafen.

Ueberhaupt übte nun Tauler durch seine Predigten und seine ganze geistliche Wirksamkeit einen immer mächtigeren Einfluß auf das Volk. Nicht allein hatte sein zweijähriges Schweigen und alles das Merkwürdige, das sich mit ihm zugetragen, allgemeines Aufsehen erregt, sondern seine Werke waren auch nun weit mehr als vorher voll Glaubensinnigkeit, Gotteskraft und evangelischen Trostes. Die Sammlung seiner Predigten, welche noch vorhanden ist, stammt größtentheils, wo nicht ausschließlich, aus der Zeit nach seiner Bekehrung. Die erste Sammlung, wahrscheinlich für das genannte Straßburger Johanniterhauses veranstaltet, enthielt nur 38 Predigten. Noch vor dem Schluß des vierzehnten Jahrhunderts wurde dieselbe mit 41 andern Predigten Taulers, die theils in

Straßburg, theils in Köln gehalten worden waren, vermehrt und sorgfältig auf Pergament geschrieben. Dieses Manuscript befindet sich noch in der Stadtbibliothek zu Straßburg. Auch in Köln wurden schon sehr frühe Samm-. lungen von Taulerschen Predigten veranstaltet. Sie wurden sehr hoch gehalten und besonders in baierischen Klöstern vielfach abgeschrieben, oft jedoch auch mit Predigten und Betrachtungen anderer, dem Tauler geistesverwandter Männer, vermehrt. Im Jahre 1498 wurden sie (79 an der Zahl zum ersten Male in Leipzig gedruckt und zugleich aus der ursprünglichen schwäbischen in die sächsische Mundart übergetragen. In Augsburg geschah im Jahre 1508 eine Uebertragung in die dortige Mundart. Bedeutend vermehrt wurde die Sammlung dieser Predigten im Jahre 1543 durch den Kölner Theologen Peter von Nymwegen. Jedoch wurden auch hier viele unächte Predigten aufge= nommen. Fünf Jahre später, 1548, übertrug diese lette Sammlung der Kölner Karthäuser-Mönch Lorenz Surius ins Lateinische, um dieselben auch fremden Nationen leichter zugänglich zu machen, verwischte aber dabei viele Eigenthümlichkeiten der Taulerschen Anschauungsweise, um sie dem katholischen Volke mundrechter zu machen. Diese Uebersehung wurde alsdann wieder von Ph. J. Spener bei seiner Herausgabe der Taulerschen Predigten in hochdeutscher Mundart benußt, und darnach der Sinn unbekannt gewordener altdeutscher Ausdrücke wiedergegeben, in der Meinung, es werde ein Mönch den andern recht verstanden haben." Diese Ausgabe und die nach ihr veran= stalteten neueren enthalten im Ganzen 146 Predigten, unter denen sich jedoch mehrere befinden, die erwiesener

maßen nicht von Tauler stammen. Eine genaue und vollständige Ausgabe von Taulers Predigten in der Ursprache ist noch nicht vorhanden.

Wir fügen zugleich auch noch einige Bemerkungen über Taulers übrige Schriften hinzu. Es rührt auch hier nicht Alles von Tauler her, was unter seinem Namen später herausgegeben worden ist. Sein unbestrittenes Hauptwerk ist das Buch „von der Nachfolgung des armen. Lebens Christi," die schönste Frucht seiner Bekehrung. Das folgende Capitel wird die Hauptgedanken desselben mittheilen. Außerdem sind noch einige Traktate von Tauler vorhanden, die jedoch nur an Klosterleute gerichtet sind und weniger allgemeines Interesse haben, z. B. über das Beichten und dessen Nothwendigkeit, über den Ablaß, über das lautere Wesen Gottes; ein Sendschreiben an Klosterfrauen, um sie zu ermahnen, allem Jrdischen zu entsagen und in Gelassenheit des Gemüthes sich bloß zu Gott zu kehren; und Weissagungen von viel Plagen und Keßereien wider den Glauben und die Sakramente Gottes.“ Als entschieden nicht von Tauler stammend müssen die von dem genannten Surius 1548 zuerst herausgegebenen Execcitia super vita et passione salvatoris nostri Jesu Christi" (Betrachtungen über das Leben und Leiden Jesu angesehen werden. Ebenso ist auch das bekannte Büchlein: divinae institutiones oder medulla animae, auch unter dem Titel: „göttliche Lehren, wie man durch geistliche Uebungen und Tugenden zu lieblicher Vereinigung Gottes kommen soll," sicherlich nicht von Tauler verfaßt. Diese Schrift ist weiter nichts als eine Zusammenstellung ausgewählter Stellen aus den Schriften Taulers und einiger geistesverwandter Männer. Einige kleinere weniger be

kannte Traktate, die ebenfalls dem Tauler beigelegt wurden, lassen wir hier unerwähnt.

Schon hieraus geht mit Gewißheit hervor, daß Tauler ein hocherleuchteter Lehrer der göttlichen Wahrheit gewesen und als Prediger einen Ruf genossen, der selbst noch nach Jahrhunderten fortklang. Man hätte nicht so Vieles unter seinem Namen später veröffentlichen können, wenn sein Name nicht eine anerkannt hohe Bedeutung unter den erbaulichen und erwecklichen Schriftstellern seiner Zeit gehabt hätte. Sein Predigen war, wie ein alter Geschichtschreiber sagt, „ein seltsam Ding." Er speiste nicht, wie damals die meisten Prediger thaten, seine Zuhörer mit unfruchtbarer Schulweisheit oder unnüßen Heiligengeschichten ab, sondern legte mit Wärme und Eindringlichkeit ihnen das beständig ans Herz, was ihnen zur wahren inneren Bekehrung und Vereinigung mit Gott Noth that. Er suchte sie aus der Eitelkeit des Irdischen zur vollkommenen Entsagung emporzuziehen und zeigte in einer Zeit, wo die Welt so oft das Bild einer bodenlosen Verwirrung darstellte, daß der gläubige Christ, der sich mit Andacht in dem stillen Abgrund des göttlichen Wesens versenkt, über allen Streit erhoben und auf einen festen Grund gestellt ist, wo ihm der Friede des Herzens burch Nichts gestört werden kann. Dabei förderte er nicht thatenloses Hinbrüten in überschwänglichen Gefühlen, sondern er drang mit Nachdruck auf thätige Menschenliebe und auf die Erweisung des Glaubens in ihr. Er selbst gab darin das schönste Vorbild. Seine Predigten sind durchgängig in Form von Homilien und halten nur selten einen planmäßig geordneten Gedankengang ein. Sie sind besonders ausgezeichnet durch ihre tiefsinnige Einfalt. Da

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