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Dinge nicht von Jahve selbst, sondern von seinem Engel verrichten zu lassen, die ja von Hause aus minderwertig waren und an die hoheitsvolle Majestät Jahves nicht entfernt heranreichten. Ob Jahve von Anfang an einen Hofstaat und Diener besaß, wissen wir nicht, sicher ist jedenfalls, daß schon in vorprophetischer Zeit, wie eben Hab. 35 beweist, ein Teil der Da sich aus fremden Göttern rekrutierte. Auf einer noch späteren Entwicklungsstufe wurden die unheilbringenden Engel zu Dämonen herabgedrückt: Fürchte dich nicht vor dem Schrecken der Nacht, vor dem Pfeil, der am Tage fliegt, vor der Pest, die im Finsteren schreitet, vor der Seuche und dem Dämon des Mittags1 (Ps. 915f. vgl. Ps. 7849. Sir. 3928ff.). Neben dem dauóvLov μεonußgivóv (vgl. Jer. 158) sind auch die übrigen Namen als Dämonen zu verstehen, obwohl sie vielleicht kein sehr selbständiges Wesen geführt haben, sondern mehr oder minder Personifikationen dichterischer Art waren und blieben. Wir müssen also drei Phasen in der Anschauung des Volkes unterscheiden, die chronologisch bis zu einem gewissen Grade neben einander hergehen: Die Seuchen werden erstens von Jahve, zweitens von den Engeln Jahves, drittens von jahvefeindlichen Dämonen abgeleitet. Als Persönlichkeiten erscheinen sie in älterer Zeit nur sehr selten, dagegen wieder im Judentum zur Zeit Christi.

Während die besprochene Hosea- und Habakukstelle zur zweiten Stufe gehören, setzen die meisten anderen prophetischen Aussprüche noch die erste voraus. So sagt z.B. Jer. 1412: Wenn sie fasten, höre ich nicht auf ihre Klage, und wenn sie Opfer und Gabe darbringen, will ich ihnen nicht wohl; denn durch Schwert, Hunger und Pest will ich sie vernichten; 1821: Darum gib ihre Söhne dem Hunger preis und stürze sie hin in die Gewalt des Schwertes; es sollen ihre Weiber kinderlos werden und verwitwet, ihre Männer Pestermordete und ihre Jünglinge Schwerterschlagene im Kriege; 216: Und ich will schlagen die Bewohner dieser Stadt, Menschen und Vieh; an schwerer Seuche sollen sie sterben. Aber wozu Stellen über Stellen häufen, kehrt doch die typische Trias der Hauptvernichtungsmittel Jahves: Hunger, Schwert und Pest bei Jeremia

1. So wohl richtig B. DUHм mit den LXX.

allein 18 mal und in derselben stereotypen Weise auch anderswo wieder.

Nicht ganz so oft, aber immerhin noch häufig genug, kommen als vierte schlimme Strafe die wilden Tiere hinzu. So sagt Jahve Dtn. 3223f.: Überhäufen will ich sie mit Übeln, will all meine Pfeile gegen sie verbrauchen: Hunger (aus Mangel) an Zukost und Brot1, Fieber und giftige Seuche, will der Tiere Zahn gegen sie entsenden samt dem Gift der im Staube schleichenden Schlangen. Damit vergleiche man eine Stelle wie Jer. 56: Darum tötet sie der Löwe aus dem Walde, verheert sie der Steppenwolf, lauert der Panther an ihren Städten; jeder der sich herauswagt aus ihnen, wird zerrissen. Daß die wilden Tiere hier Bilder seien für die Feinde (GIESEBRECHT), ist durch nichts angedeutet und wenig wahrscheinlich, weil auch Pest, Hunger und Schwert in realem Sinne gemeint sind. Oder Jer. 817: Denn siehe, ich entsende wider euch Schlangen, Basilisken, gegen die keine Beschwörung hilft, und sie sollen euch beißen, spricht Jahve. Da von einem Vergleich keine Rede ist, so ist die allegorische Exegese abzulehnen. Wenn GIESEBRECHT Am. 519 für die Vorlage Jeremias hält, so wird diese einseitig literarische Betrachtung dem Tatbestande nicht gerecht. Dort heißt es: Am Tage Jahves wird es sein, als ob jemand, der einem Löwen entflieht, von einem Bären gestellt wird, und schließlich wenn er nach Hause gelangt ist und sich mit der Hand gegen die Wand stemmt, von einer Schlange gebissen wird d. h. wer der Skylla glücklich entgangen ist, fällt in die Charybdis. Wollte GIESEBRECHT seine These durchführen, so müßte er erstens annehmen, daß Jeremia man bedenke, ein Mann wie Jeremia! den Amos gründlich mißverstand, indem er einen Vergleich wörtlich auffaßte, und zweitens, daß Jeremia dann wieder die Tiere als Bild verwandte für Israels Feinde. Diese künstliche Konstruktion wird vollends zweifelhaft, wenn Am. 519 unecht sein sollte, wie LöHR und NOWACK vermuten. Dann wird GIESEBRECHT sich wohl, wie er es jetzt schon tut, auf Am. 93 berufen, wo zufällig auch eine Schlange begegnet. Aber ist es glaublich, daß Jeremia die dort gemeinte mythische Meeresschlange in dichterischer

1. Lies ay nach mündlicher Mitteilung GUNKELS.

Phantasie zu menschlichen Basilisken gemacht haben sollte? Ist es denn überhaupt wahrscheinlich, er habe sich an den Schreibtisch gesetzt, den Amos studiert wie ein heiliges Buch und im Anschluß an ihn seine eigenen Dichtungen konzipiert? Ist es nicht viel einleuchtender, bei beiden dieselben eschatologischen Anschauungen wiederzufinden, die in dem allgemeinen Volksbewußtsein gang und gäbe waren? Zu den typischen Strafmitteln Jahves gehörten die wilden Tiere so gut wie Pest, Hunger und Schwert. Das ist durch die Notizen in den historischen Büchern, die keine Allegorisierung vertragen (Ex. 2329. Num. 25. II Reg. 1725), außer allen Zweifel gestellt. Lag es denn da so fern, war es nicht vielmehr selbstverständlich, daß Jahve, wenn er selbst an seinem Gerichtstage in die Schicksale Israels eingriff, auch wilde Tiere wieder seine Feinde losließ? Wir werden also postulieren dürfen, daß in der älteren vorprophetischen Eschatologie Drohungen existierten, die von einem wütenden Heer wilder Tiere redeten, durch die Jahve das Land verwüsten werde. Wenn bei Jeremia und Ezechiel (517. 1415f.) diese Tiere wieder in eigentlichem Sinne verstanden werden, so ist eben bei diesen jüngeren Propheten die ursprüngliche Idee bewahrt worden. Übrigens ist sie schon bei Hosea deutlich nachweisbar in einem Verse, der besonders interessant ist, weil er das Reale mit dem Bildlichen vermengt: Ich stoße auf sie (sagt Jahve) wie eine verwaiste Bärin und zerreiße ihre Herzkammern, und Löwen werden sie fressen1, die wilden Tiere des Feldes sie zerreißen (Hos. 138). Da Jahve die Bestien schickte, so ist es von hier aus am leichtesten begreiflich, wie das letzte Zitat lehrt, daß die Gottheit selbst, sei es mit einem Löwen (Hos. 514. 1110. 137. Jes. 314. Jer. 4919 u. a.), einem Panther (Hos. 137) oder gar einer Motte (Hos. 138) verglichen wird. Wenn anderswo (Zeph. 214f. Jes. 1321f. 3411ff. Jer. 910. 1022. 4933. 5039. 5137)

1. So NowACK mit den LXX.

2. Auffallend ist, worauf mich EICHHORN aufmerksam gemacht hat, daß Jahve in den prophetischen Büchern niemals mit einem Stier oder Kalb verglichen wird, obwohl er doch in Dan und Bethel (I Reg. 1228) unter dem Bilde eines Kalbes verehrt sein soll. Ob das mehrfach

:vgl. auch GUNKEL) אביר יעקב oder אביר ישראל vorkommende Epitheton

Schöpfung S. 66) an alten Stierdienst erinnert, ist fraglich, da das Bild in Bethel stets br junger Stier, niemals 8, heißt.

geschildert wird, wie in den verödeten Ländern und Städten Schakale, Wölfe, Uhus, Strauße und andere Wüstentiere hausen, so darf man diese Tatsache schwerlich in diesen Zusammenhang einreihen, sondern muß sie einfach zum Stil der Kriegs-lieder rechnen. Seit alters wohl nicht erst seit Zephanja - liebten es die Dichter, die völlige Verheerung einer Gegend durch solche typischen Züge anschaulich zu beschreiben.

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Neben den wilden Tieren bildeten die Heuschrecken, die durch den Südostwind nach Palästina getragen wurden, eine besonders furchtbare, von Zeit zu Zeit wiederkehrende Landplage. Sie ist aus der Gegenwart nicht nur in die mosaische Urzeit (Ex. 10), sondern auch in die Eschatologie projiziert worden. Im Buche Joel wird von einer solchen Heuschreckenplage berichtet, die ohne Zweifel damals wirklich beobachtet ward,wie einige treffende Züge lehren. Da heißt es: Rasselnd wie Kriegswagen huschen sie über die Höhen der Berge, prasselnd wie die Flamme des Feuers, das Stoppeln verzehrt, wie ein zahlreiches und zum Kriege gerüstetes Heer (Jo. 25). Aus BrehmsTierleben (VI S. 482) erfahren wir: »Das ewige Auf- und Niedersteigen, das Schwirren der Tausende von Flügeln und das Knirschen der gefräßigen Kinnbacken am Boden verursacht ein eigentümliches, schwer zu beschreibendes Geräusch, welches sich mit dem Rauschen eines starken Hagelschauers noch am besten vergleichen läßt«. In Südafrika heißen die Wanderheuschrecken Rooi Batjes d. h. »Rotröcke« nach den rotuniformierten englischen Soldaten. >> Die Vergleichung wird um so» treffender, als die jungen Heuschrecken sich ebenfalls zu Zügen ordnen und geschlossen über die Gegend marschieren. In ihnen günstigen Jahren sieht man ganze Armeen derselben auf dem Marsche, die meist eine bestimmte Richtung einhalten und dieselbe nicht gern aufgeben« (S. 481). Jo. 27f. fährt fort: Wie Helden laufen sie, wie Kriegsmänner steigen sie über die Mauer, jeder zieht seinen Weg, und sie verwirren ihre Pfade nicht. Einerdrängt den anderen nicht, ein jeder wandelt seinen Pfad. »Sie gleichen einem Schwarm von Ameisen, und alle nehmen, ohne sich gegenseitig zu berühren, denselben Weg, stets in geringer Entfernung von einander<< (BREHM S. 486). In die Stadt eilen sie, auf die Mauern laufen sie, in die Häuser steigen sie, durch die Fenster dringen sie dem Diebe gleich (Jo. 29). >> Bei der

großen Heuschreckenplage 1865 sahen manche Bewohner von Nazareth sich gezwungen, vor den Heuschrecken aus ihren Häusern zu fliehen<< (NOWACK z. St.). Sonne und Mond wurden finster, und die Sterne verloren ihren Glanz (Jo. 210). Daß die Heuschrecken Wolken bilden, die das Sonnenlicht nicht durchlassen, wird oft berichtet (BREHM S. 480).

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Aber wenn so auch die Farben, mit denen Joel malt, einer wirklichen Heuschreckenplage entlehnt sind, so finden sich daneben doch einige Züge, die in dieses Bild nicht hineinpassen. Jo. 211 heißt es: Jahre hat gedonnert vor seinem Heere her. Man hat keinen Anlaß, auf das Donnern Jahves Gewicht zu legen und es für exakte Naturbeschreibung zu halten und zu behaupten, daß »gleichzeitig mit dem Einfall der Heuschrecken in Jerusalem ein gewaltiges Gewitter stattgefunden habe« (WELLHAUSEN). Denn einmal wird durch ein Gewitter die Plage illusorisch (MERX), zum andern ist die Annahme ungenügend, um die Worte Joels vollkommen zu erklären. Im Vorhergehenden sagt der Prophet: Vor ihm zitterte die Erde, bebte der Himmel (210). NOWACK belehrt uns zwar, daß »die Erde erbebt weil Jahve seine Stimme ertönen ließ d. i. donnert«, aber so leicht wird niemand dieser These Gehör schenken, da sie den Tatsachen, wenigstens in unserer Gegend, nicht entspricht. Die Erschütterung des Himmels vollends ist überhaupt nicht auf ein Naturereignis, sondern nur auf die Phantasie zurückzuführen. Man kommt also mit der Ansicht nicht durch, Joel schildere hier eine zeitgenössische Begebenheit mit naturwissenschaftlicher Treue. Denn die Worte 210f. sind als wirklich geschehen absolut unerklärlich, sind aber wohl begreiflich in einer Eschatologie, für die das Erscheinen Jahves im Gewitter, im Erd- und Himmelbeben an der Spitze eines großen Heeres von Plagen typisch ist. Auch 22f. kann nicht von Heuschrecken ausgesagt sein: Wie Morgenrot liegt ausgebreitet auf den Bergen ein großes und zahlreiches Volk, wie seines gleichen nicht gewesen ist von Anbeginn und nach ihm nicht wieder sein wird bis zu den Jahren der fernsten Geschlechter; denn so außergewöhnlich sind die Heuschrecken nicht. Vor ihm her fraß das Feuer und hinter ihm lohte die Flamme, ist ebenfalls nur mit Mühe auf das Heuschreckenheer zu beziehen.

Aus 220 geht deutlich hervor, woher Joel einen Teil der

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