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Und er kam jenseits des Meeres in die Gegend des Gergecenes. Da liefen ihm entgegen zween Besessene, die kamen aus den Totengräben, und waren sehr grimmig, also, daß niemand die Straße wandeln konnte.

Und siehe, sie schrieen und sprachen: Ach Jesu, du Sohn Gottes, was haben wir mit dir zu thun? Bist du herkommen, uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist?

Es war aber ferne von ihnen eine große Herde Säue an der Weide.

Da baten ihn die Teufel und sprachen: Willst du uns austreiben, so erlaube uns, in die Herde Säue zu fahren.

Und er sprach: Fahret hin! Da fuhren sie aus, und fuhren in die Herde Säue. Und siehe, die ganze Herde Säue stürzte sich vom Abhang in's Meer und ersoff im Wasser.

Und die Hirten flohen, und gingen hin in die Stadt und sagten das alles, und wie es mit den Besessenen ergangen war. Und siehe, da ging die ganze Stadt heraus, Jesu entgegen, und da sie ihn sahen, baten sie ihn, daß er von ihrer Grenze weichen wollte.

Wie kommen die Schweine, diese verachteten Tiere, herdenweise nach Palästina? Daß es streng verboten war, im Lande Israel Schweine zu halten, geht aus dem Talmud, aus Baba Kama 79, Sota 49 und Nedarim 49 zur Genüge hervor. Bei der großen Strenggläubigkeit der Juden ist es aber vollkommen ausgeschlossen gewesen, daß diese sich einer so groben Verlegung ihrer Religionsgeseze schuldig machen konnten. Bei dieser Gelegenheit möchten wir noch bemerken, daß man im ganzen Alten Testament in den Werken von Josephus Flavius, Philo, Justinus und im Talmud nicht soviel von Besessenen und Teufeln liest, als während der kurzen Spanne Zeit, die Jesus Christus auf der Erde geweilt hatte, uns von diesen Ungeheuerlichkeiten berichtet wird.

Auch Folgendes ist für unser Buch von Wichtigkeit.

Wir finden im ganzen Neuen Testament keine positive Zeitangabe für die Abfassung desselben; hierüber werden wir vollständig im Dunkeln gelassen; die Gläubigen sollten sich im Zweifel wiegen über die Entstehungszeit des Buches.

Der Einzige, der, allerdings sehr unklar, Aufschluß gibt, ist der Evangelist Lucas. Dieser sagt im Eingang des ersten Kapitels seines Evangeliums:

Sintemal sich's viele unterwunden haben, zu stellen die Rede von den Geschichten, so unter uns ergangen sind, wie uns das gegeben haben, die es von Anfang selbst gesehen, und Diener des Wortes gewesen sind:

Habe ich's auch für gut angesehen, nachdem ich's alles von Anbeginne mit Fleiß erkundet habe, daß ich's Dir, mein guter Theophilus, ordentlich schriebe,

auf daß du gewissen Grund erfahrest der Lehre, in welcher du unterrichtet bist.

Warum aber sind von den Schriftgelehrten, von den Verfassern des Neuen Testaments, all diese kleinen Kniffe, diese kleinen Unterschiebungen und zweifelhaften Aeußerungen in den Wortlaut des Werkes hinein genommen worden?

Wir geben drei Gründe hiefür an, deren Wiedergabe wir als stichhaltig betrachten können.

Der erste Grund: Es sollten sich viele Heiden zum Christentum bekehren; wenn aber all diese Bekehrten erst mit voller Hingabe, mit voller Zuversicht und treuem Glauben sich demselben zuwenden oder zugewendet haben, dann war keine Gefahr mehr vorhanden, daß diese wieder zu ihren heidnischen Gebräuchen zurückkehren würden, daß sie dem alleinigen Gott je wieder untreu werden würden.

Der zweite Grund: Die Schriftgelehrten wiegten sich in dem Glauben, es würde in spätern Zeiten ein Kaiser die Zügel der Regierung in die Hände bekommen, welcher Rache nehmen würde an den Juden, welcher diese als die Anstister an dem Morde Jesus Christus betrachten würde, und der sich nicht scheuen würde, an den Nachkommen der Uebelthäter blutige Vergeltung zu üben. Damit aber die später Bedrohten diesem eventuellen Unheil wirksam entgegentreten könnten, sind von den Rabbinern, die das Neue Testament verfaßten, diese kleinen Schachzüge in demselben unternommen worden, durch welche sich die Unzuverlässigkeit des Werkes von selbst klar legen sollte. Die in spätern Jahrhunderten Bedrohten sollten Gelegenheit finden, durch diese Hilfe ihren Kopf aus der Schlinge ziehen zu können.

Obwohl wir noch eine ganze Reihe triftiger Gründe angeben könnten, wollen wir uns vorderhand nur noch mit dem dritten Eegnügen, welchen wir allerdings wohl als Hauptgrund betrachten können: Wenn einst die Civilisation auf ihrer höchsten zu berechnenden Höhe angelangt sein würde, also sich etwa im Jeztpunkt der Zeitrechnung befinden wird, wenn die Scheiterhaufen, die Folter, kurz die Inquisition längst in das Reich der Vergangenheit gehören wird, dann sollten die gebildeten, im Glauben an Gott gestärkten Christen aufmerksam gemacht werden auf den eigentlichen Ursprung des Neuen Testaments, auf die Thatsache, die entschieden nicht wegzustreiten ist, daß das Neue Testament nichts weiter ist, als ein in seinem ganzen Wesen mit seinster, klügster Berechnung aufgebautes Kunstwerk, nichts weiter ist als ein Märchen, seinerzeit geschrieben, um die Menschen einem neuen Glauben, einem alleinigen Gott zuzuführen.

Hinter allen diesen Zwecken und Endzielen lesen wir, vielleicht versteckt und tief verborgen, aber doch für den Forscher, für den Kenner der alten Geschichte deutlich erkennbar, das kleine Wörtchen Politik!

Was haben nun die Schriftgelehrten aber mit der Verfassung des Neuen Testaments, mit der Schaffung der mythischen Person eines Jesus Christus bezweckt?

Den Endzweck ihres Handelns, eine neue Religion zu schaffen, haben wir schon erwähnt. Wir wollen uns nun noch ein klein wenig weiter mit dieser mysteriösen Affäre befassen.

Außer ihrer Hauptabsicht, eine einzige Religion zu gründen, wollten die Rabbiner eine innige Verschmelzung des Heidentums mit dem Judentum herbeiführen.

Ein neues Reich Israel sollte begründet werden.

Der Tempel sollte wieder in neuem Glanze erstehen, ein König wieder über Juda herrschen. Dies alles war aber nur möglich, wenn eine neue Zufuhr von Menschen nach Palästina stattfand, wenn der Kirche neue Mitglieder zugeführt wurden. Daß diesen aus dem Heidentum dem Glauben an Gott sich zuwendenden Neubekehrten aber weitere Konzessionen gemacht werden mußten, daß man ihnen durch Milderung der allzustrengen religiösen Sagungen ein Entgegenkommen zeigen mußte, ist wohl nicht so unglaublich.

Diese neue Religion sollte nun sämtliche verschiedenen Glaubensarten, die zu dieser Zeit den bekannten Erdball in Besiz genommen hatten, in sich aufnehmen. In ihrem Schoße aber sollte sich diese neue allgemeine Religion wiederum in fünf Sekten teilen, welche je nach ihrem Grad mehr oder weniger fromme Gläubiger in ihre Gemeinschaft aufnehmen sollten.

Diese Sekten sollten gegründet werden nach Matthäus, Marcus, Lucas, Johannes und nach der Apostelgeschichte; und zwar sollte die frömmste Sekte sich an den Ausspruch des Evangelisten Matthäi halten, Kap. 5, Vers 17 und 18:

Ihr sollt nicht wähnen, daß ich kommen bin, das Gesez oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht kommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.

Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde vergeht, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüttel vom Geseze, bis daß es alles geschehe.

Wir wollen aber auch die Verse 19 und 20 aus der Apostelgeschichte, Kapitel 15, erwähnen, welche der den freiesten Anschauungen huldigenden Klasse dienen sollten:

Darum urteile ich, daß man denen, so aus den Heiden zu Gott sich befehren, nicht Unruhe mache,

sondern schreibe ihnen, daß sie sich enthalten von Unsauberkeit der Abgötter und von Hurerei und vom Erstickten und vom Blut.

Mit diesen beiden Versen decken sich im Wortlaut auch noch die Verse 28 und 29 desselben Kapitels:

Denn es gefällt dem heiligen Geiste und uns, euch keine Beschwerung mehr aufzuerlegen, denn nur diese nötigen Stücke: Daß ihr euch enthaltet vom Gögenopfer und vom Blut und vom Erstickten und von Hurerei; so ihr euch von diesem bewahret, thut ihr recht. Gehabt euch wohl!

Die zwischen diesen beiden Sekten liegenden Abstufungen bildeten die Vermittelung zwischen den beiden extremsten Richtungen. Dies war der Hauptzug, der sich nach der Absicht der Gründer der neuen Religion durch diesen ganzen Kultus ziehen sollte.

Der Gedanke war gewiß nicht übel zu nennen; denn so gut wie unter den Juden schon eine ganz beträchtliche Anzahl der so

genannten Hellenisten, der jezigen Reformjuden, eristierte, welche Anhänger der lezten Sekte gewesen wären, ebenso gab es unter den Heiden von Natur aus sittlich Fromme, die sich gewiß ohne Zaudern der frömmsten Gemeinschaft angeschlossen hätten.

Diese ganze Verschmelzung wäre gewiß zustande gekommen, wenn nicht ein Faktor hindernd der Gründung oder vielmehr dem beabsichtigten Vollzug der Gründung entgegengetreten wäre.

Den größten Widerspruch fand der Plan bei den christlichen Geistlichen selbst. Die ganze Lebensweise, die religiöse Thätigkeit derselben war so von Grund aus verschieden von den Pflichten, von den religiösen Anschauungen der Rabbiner, daß hier an ein Mittel, eine Vereinigung herbeizuführen, gar nicht zu denken war. Wir dürfen dabei nicht an die heutigen Reform-Rabbiner z. B. denken, deren Bestand erst knapp 40 Jahre vom heutigen Tage an zurückdatiert, und welche sich der größtmöglichsten Freiheit und Ungebundenheit in ihrem Lebenswandel erfreuen; wir müssen an die nach streng essäischen Regeln lebenden Rabbiner des Altertums denken, um zu begreifen, wie heftig der Widerstand gewesen sein mag, den die christlichen Geistlichen dem ganzen Gedanken entgegenbrachten. Diese, in gewisser, angenehmer Freiheit lebend, haben das Neue Testament einer genauen Durchsicht unterzogen; sie prüften die strengen Gebote und Verbote, denen sie sich für ihr ganzes ferneres Leben unterwerfen mußten; sie kamen zu der Ansicht, daß sie sich nun und nimmer diesen strengen religiösen Bedingungen unterwerfen könnten, oder, was die Hauptsache war, unterwerfen wollten.

Was war nun die Folge? Durch diese allzu schroffen Zumutungen griff der Haß der christlichen Geistlichen gegen die jüdische Religion immer mehr um sich; sie fürchteten eine doch eintretende Verschmelzung der verschiedenen Religionen; um diese aber von vorneherein zu verhindern, kämpften sie gegen den Israelismus mit Schwert und Feuer. Die fürchterlichsten Judenverfolgungen waren die natürliche, unausbleibliche Folge des beabsichtigten Gründungsgedankens.

Jezt sind alle diese Greuelthaten von der Welt verschwunden, und wenn auch Zwistigkeiten und Befehdungen zwischen den an Gott glaubenden Religionsgemeinschaften noch nicht aufgehört haben und wohl auch nie aufhören werden, so ist doch bis zu einem gewissen Grade Friede und Eintracht auf der großen, weiten Gotteswelt eingetreten.

Die Völker leben neben einander in religiösem Einvernehmen, durch große Wohlthätigkeitsanstalten, durch die Geseze und durch weit um sich greifende politische Vereinigungen sind auch die Religionsanschauungen näher aneinandergerückt, sie verstehen oder lernen. sich doch besser und besser verstehen.

Diese Zeit aber, wo endlich Friede und Liebe auf Gottes Erde hausen werden, wo die allgemeine Menschenliebe Christen, Juden, Mohamedaner in einen einzigen großen Bruderkreis zusammenfassen wird, diese Zeit aber ist die verheißene, wo der Messias die Erlösung der Welt verkünden soll; und dieser Messias, der so poetisch und

märchenhaft schön der Welt verkündet wurde, dieser Messias ist das Zeitalter der Versöhnung, das Zeitalter der großen, alles umfassenden Menschenliebe.

In dem zweiten Teil unseres Werkes werden wir noch auf Verschiedenes, welches wir jezt des Raummangels halber nur flüchtig streifen mußten, im Besondern zurückkommen. Jezt aber wollen wir eine kurze Schilderung der zu Christus Zeiten üblichen Prozeßform wiedergeben, damit sich unsere geehrten Leser selbst einen kleinen Begriff davon machen können, wie unwahrscheinlich die ganze Ueberlieferung von dem Prozeß ist, dem Jesus in Jerusalem durch Pontius Pilatus unterworfen wurde.

Prozeßführung in Kriminalfachen in Palästina zu Seiten Jesus Christus.

Unsere Quelle für dieses gewiß interessante und dabei hochwichtige Kapitel ist der Talmud. Im Traktat Synhedrin finden wir die für uns maßgebenden Aufzeichnungen.

In Jerusalem bestand ein großer Gerichtshof, dessen Vorsiz ein Präsident inne hatte und an dem sonst 71 Richter thätig waren; außerdem aber bestanden noch zwei Gerichtshäuser, welche je 23 richtende Mitglieder beschäftigten. In jeder Stadt oder Ortschaft, welche über 120 Einwohner zählte, war nur ein Gerichtshaus mit 23 Richtern vorhanden, während Ortschaften unter dieser Einwohnerzahl sich mit drei Richtern begnügen mußten, denen jedoch nur die Entscheidung über Civilstreitigkeiten oblag. Die Richter mußten in erster Linie über eine vielseitige Bildung gebieten, sie mußten sprachlich bewandert sein, da Dolmetscher bei Gerichtsverhandlungen nicht üblich waren; auch wurde von den Angehörigen des Richterstandes eine weitgehende Kenntnis des gesamten Zauberwesens verlangt, damit sie befähigt waren, in Zauber und Herenprozessen entscheiden zu können. Neben diesen gelehrten Eigenschaften wurde jedoch auch auf ein repräsentables Aeußeres gesehen. Männer mit irgend welchen Gebrechen wurden in den Richterstand uicht aufgenommen. Die Richter wurden von den Schriftgelehrten, von der jüdischen Regierung gewählt. Sie selbst aber wählten wiederum aus ihrer Mitte den Präsidenten; nur diese waren auch befugt, denselben eventuell wieder seines Amtes zu entsezen. Es ist nachgewiesen, daß während dem ganzen Zeitraum von 70 Jahren vor Christus bis 500 nach Christus sämtliche Präsidenten des obersten Gerichtshofes als Nachkommen Davids galten.

Im Tempel waren nun eigene Abteilungen für die Gerichtshöfe geschaffen und zwar eine für den großen und zwei für die kleinen Gerichthöfe. Die Richter mußten bei den Verhandlungen in einem Halbkreis Plaz nehmen. Hinter demselben waren jedoch noch drei Reihen, auf dem weitere Gelehrte und Richter Plaz nahmen, um in besonderen Fällen als Stellvertreter zu fungieren. Diese Lezteren waren jedoch, solange sie nicht offiziell in den richtenden Halbkreis eintraten, nicht stimmberechtigt. Sobald der Präsident die

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