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ie Sittenlehre überhaupt ist ein Inbegriff folcher Regeln, welche uns zur Tugend, upd Durch diese zum glükkseeligen Leben führen sollen. Nach dem ißigen Zustande der Wissenschaften wird dieselbige unter uns in die natürliche und christliche eingeteilet. Jene soll sich bloß auf die Wahrheiten der Vernunft; diese aber nebst denselben auf die Offenbahrung gründen.

Die Absichten Gottes und der Natur zielen von allen Zeiten her unveränderlich auf das Wol aller Geschöpfe ab. Wer anders denken wollte, würde sich gegen beide höchstungerecht bezeigen, oder wenigstens eine grobe Unwissenheit der göttlichen Eigenschaften und der Wege dieser Welt verrahten.

Wir können also mit Recht den Schluß machen, daß Gott und die Natur den edelsten Teil der irdischen Geschöpfe, worunter wir die Menschen zu begreifen pflegen, zu allen Zeiten wol und beglükket sehen wollen. Ist dieses, so muß es auch den Menschen von je her möglich gewesen seyn, den Weg der Glükkfeeligkeit auf einige Art und Weise zu erkennen. Denn wäre dieses nicht, so müßten wir Gott einer Unwahrhaftigkeit, so müßten wir ihn in seinen Rahtschlüssen einer Thorheit beschuldigen, weil er sein Geschöpfe nach solchen Maaßregeln hervorgebracht hätte, zu deren Erfüllung es nicht geschikkt wäre.

Der enge Raum, die Kürze der Zeit, mit welcher ich umschränket bin, erlauben mir nicht, diese Gedanten vorigo deutlicher zu entwikkeln. Dennoch aber glaube

glaube ich bereits so viel gesaget zu haben, daß ein vernünftiger Leser von selbst die Frage wird-beantwor‐ ten können: Ob es göttlich geeifert sey, wenn man, ausfer dem kleinen Haufen der Christen allen Menschen, und insbesondere den so genanntenHeiden, von je her alle Erkentniß der wahrenGlükkseeligkeit, oder, welches einerlei ist, alle Begriffe der wahren Tugend und einer gottgefälligen Sittenlehre absprechen will?

Ich meines Teils kann niemahls die Lehren der göttlichen Schriftsteller, und besonders die Lebensregeln Christus lesen, ohne von ihrer Stärke u. Schönheit gerühret zu werden. Wie gründlich, feurig, sanft und redlich weiset, reizet, leitet und führet nicht der Heiland seine Schüler zum Guten an? Und wie vollkommen und vollständig zeiget er ihnen nicht den geöffneten Weg zur wahren und ewigen Glükkseeligkeit? Ich bin daher gezwungen das Bekenntniß abzulegen, und sage es ohne Heuchelei, daß nach meiner Einsicht keine Sittenlehre jemahls so gut, und noch viel weniger besser, als diese, seyn könne.

Man erlaube mir aber bei dem allen die freie Erinnerung zu machen, daß man dennoch auch bei andern, die nicht von Christus belehret sind, zum Teil unverwerfliche Lebensregeln finden könne, ob sie gleich nicht wie jene das Merkmahl der größten Vollkommenheit haben mögten. Ja mich dünket, daß ich, vermöge der obigen Säße, nicht zu viel behaupte, wenn ich einen Heiden und jeden Menschen nicht weniger, als einen Christen, für fähig halte, die Tugend zu erkennen, und auch, da es ihm nicht an Wiß, Fleiß, Nachdenken und Wolredenheit fehlet, eine vernünf

tige

tige und müßliche Einsicht der Sittenlehre zu zeigen. Viele werden diese Gedanken für ganz überflüssig halten, weil sie glauben, daß kein vernünftiger Mensch jemals an der Wahrheit meines Schlusses gezweifelt habe. Allein diese sind nur von der geringen Anzahl der edlen obwol unerfahrnen Gemühter, welche sich nicht einbilden, daß ein Mensch anders als menschlich denken könne. Die Geschichte, die tägliche Erfahrung lehret es, wie sehr das Gegenteil entweder mit einfältigem Ernst, oder aus scheinheiliger Verstellung, geglaubet und behauptet werde. Wie seufzet, wie eifert man nicht zuweilen über die eingebildete Blindheit der armen Heiden? Wie erbärmlich wird nicht öfters der natürliche Mensch auch in dieser Absicht vorgestellet? Und sollten wol nicht viele, bey ihrer wässerigten Catechismusmilch, ohne Empfindung der lebendigen Tugend, ohne Verstand der eingeblaueten Gefeßtafeln, voll von dummer Eigenliebe, den Zustand der ehrbarsten und klügsten Heiden als viehisch bedauren? Man gehe bei sich selbst auf die kindische Zeiten der Unwissenheit zurükk, oder sehe nur auf diejenigen, welche noch häufig vor unsern Augen im stolzen Aberglauben von dummen Lehrern erzogen werden; so wird man, leider! meine Vermuhtung mehr, als man bei diesen aufgeklärten Zeiten glauben sollte, bestätiget finden.

Jedoch dergleichen schwache Brüder verdienen, ihrer einfältigen Vorurteile wegen, mehr beklaget als getadelt zu werden. Sie können mit ihren Seufzern der guten Sache nicht leichtlich schaden, oder wenn es ja geschiehet, so ist es doch nur bey denen, wel

chen der gute Geschmakk eben so sehr, als ihnen selbst, unnatürlich ist. Es wäre aber sehr zu wünschen, daß Leute von Gelehrsamkeit, welche den Grund und die Grenzen der Wissenschaften, der Natur und Gnade sattsam kennen, in ihren Urteilen über die Heiden etwas billiger verführen. Ihre Aussprüche überreden andere öfters mehr, als sie selbst davon überzeuget sind, und der gute Geschmakk wird dadurch bei vielen erstikket, welche sonst dazu von Natur nicht unfähig wären.

Wem ist es unbekannt, wie hart verschiedene GeLehrte mit den klügsten Sittenlehrern der alten Griechen und Römer verfahren? Wie verächtlich haben viele von ihren ruhmwürdigsten Thaten, und wie geringschäßig von ihren auserlesensten Tugendsprüchen geschrieben? Ist jemand so unglükklich, daß er nicht mit eigenen Augen sehen kann; so muß er wahrlich denken, daß diese seltenen Tugendbilder lauter teuflische Larven gewesen seyen, und daß es weit besser wåre, die wenigen Ueberbleibsel ihrer zierlichen Denk mahle mit muhammedischem Eifer ganz und gar zu verbannen, als das geringste von denselben zur tödlichen Vergiftung der Nachwelt aufzubehalten.

Unter vielen andern köñen uns die Schifffahle der Stoiker zum Beweise dienen. Es ist keinesweges meine Absicht, denselben in allen Stükken das Wort zu reden. Ich will es zugestehen, daß vielleicht die mehresten unter ihnen strenger gelehret, als gelebet haben. Ich will auch ihre Lehren selbst nicht von allen Irrthümern und Fehlern freisprechen. Horazz,

in der 3 Sat. des 2 B.

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