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Borwort.

Jeder Mensch hat seinen Wurm. Dieser Wurm ist das Individuelle, „das Anonyme“ an dem Menschen, welches ebendeswegen für alle Andere zunächst unverständlich ist, weil jedes Jndividuum, als folches, ein Anderes ist. In dieser Beziehung ist jedem Individuum eine eigenthümliche Bestimmung zu seiner Lebensaufgabe angewiesen und ein besonderes Tagewerk, welches er zu vollbringen hat zur Erreichung des allgemeinen Menschenberufs. Treibt doch selbst jeder Zunftgenosse sein Handwerk anders: jeder hat sein besonderes. Kopernikus ist nicht der Einzige, der Neues zu entdecken und zu überliefern hat. So viele ihrer sind, so vielfältig ist ihr Beruf. Jeder Beruf ist ein neuer. Das Neue ist das Unbekannte, das Unverständliche, was Je= der an dem Andern als dessen Eigenthum, als das Pfund, das ihm anvertraut ist, zu ehren hat. Das ift Eins.

Das Andere ist, daß das, was jeder für sich ist, als Gemeingut für Alle bestimmt ist, und mit

hin Allen zu Gute geht, aber auch zu diesem Behufe von Anderen aufgenommen und dichdrungen, ausgelegt und verdolmetscht werden muß: denn es geht ihnen nicht ohne eigene thätige Theilnahme zu Gute, sondern durch Vermittlung. Hiermit wird das Individuelle persönlich d. h. durchdringlich; das Anonyme bekannt, genannt, verwandt.

Aber eben darum ist eine solche Erklärung und Durchdringung des fremden Geistes nur möglich unter der Voraussegung innigster Verwandtschaft aller Einzelnen unter einander im Geiste. Wer kann den Geist auslegen, ohne sich selbst mit seinem Geiste hienein zu versenken und hieneinzulegen? Und wie kann er mit seinem Geiste zu dem andern Geiste und zum Verständnisse desselben zu kommen hoffen, ohne das Bewußtseyn der Verwandtschaft und Ebenbürtigkeit der Geister im Geiste?

Jede Auslegung ist ein Zeugniß von der innerlichen Gemeinschaft der Menschen unter einander; wer im Andern den Geist gewinnen will, muß etwas dagegen einzusehen haben: wer ihn auslegt, muß ihn auch einlegen und unterlegen, um den unendlichen Inhalt neu befruchtet und wiedergeboren, eriveis tert und verdichtet, erläutert und immer mehr geläu tert wieder heraus zu nehmen.

Nur auf diesem Wege wird das Einzelne oder Anonyme enträthselt und sein verborgener Inhalt immer mehr entwickelt, und mittelst der Auslegung ausgebreitet. So hat anch Kopernikus seine Nachfolger gefunden, wie er seine Vorgänger gehabt hat. Was Kolumbus und Amerikus entdeckt haben, das haben Andere, welche ihnen folgten, noch weiter erforscht, bereiset, benugt, wiewohl auch vielfältig misverstanden und gemisbraucht. Was sie schon im Allge= meinen überschauen konnten, wie in einem dunkeln Spiegel, und im Geiste wirklich voraussahen, das haben die Nachkommen im Einzelnen besser und spe= zieller kennen lernen, als die Entdecker selbst. Und nun sehen wir in diesen unseren Lagen die Auswanderungen nach Amerika auch über die Menge sich verz breiten. Es sind die Auswanderungen, welche kurz zuvor der Geist im Romane, wie in einem Zauberspiegel, an uns vorübergeführt hatte.

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Eigentlich befinden wir uns freilich alle auf der Wanderschaft: wir müssen auch alle weiter, und es kommt nur darauf an, daß wir's auch wollen. Einer kommt durch den Andern weiter. An dieses allge meine Auswandern schließt sich demnächst das besondere an, welches in jenem munderlichen Spiegel des Lebens als das besondere Streben der Zeit sowohl nach seiner innersten Wahrheit und Nothwendigkeit,

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terhaltungen genannt worden, weil sie ursprünglich kleineren Kreisen zur Unterhaltung gedient haben, welchen sie sich nunmehro, in der gegenwärtigen Zu: fammenstellung, zum Andenken widmen, während fie fich zugleich einen größern Kreis geneigter und nachsichtiger Theilnehmer suchen. Sie suchen geneigte Leser, denn wenn sich nicht Eins zum Andern neigen und herablassen will, da kann es feinem guten Klang des Urtheils geben. Ein Urtheil segt ein Verständniß über seinen Gegenstand voraus: aber ohne die Liebe, welche sich mit ganzer Seele in den Andern verseßt, ist kein Verständniß möglich.

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