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verhandelt worden sowohl von den Commentatoren als in besonderen Abhandlungen und Schriften.

samkeit in der römischen Gemeinde, und von ihr aus weiterhin im Abendlande schon längst durch die Voraussendung seiner Missionsgehülfen eingeleitet An die unseren Gegenstand betreffenden Abhandhat. Sein Brief knüpft an diese Einleitung an als lungen von Schmid (Tübinger Weihnachtsprogramm ein vorläufiger Abdruck seiner persönlichen Wirksam- 1834: de Paulinæ ad Romanos Epistolæ conkeit, d. h. als die Verkündigung des Evangeliums silio et argumento, 1830), von Baur (Zweck und in seiner zugleich theokratischen Bestimmung und zu- | Veranlassung des Römerbriefs. Tübinger Zeitschr. gleich universellen Verfassung, wie es geeignet ist, 1836, 3. Heft) und seinen Genossen (s. Thol. S. 16), Juden und Heiden in Einer gemeinsamen Heilsbe- | von Olshausen (Studien und Kritiken 1838, S. dürftigkeit darzustellen, und auf einem gemeinsamen 953), von Huther (Zweck und Inhalt der zwölf ersten Heilsgrunde zu erbauen als eine Glaubensgemein- | Kapitel des Römerbriefs, 1846) u. A. (s. Reuß, schaft, welche theokratische Bestimmtheit und univer- | die Geschichte der heiligen Schriften Neuen Testa= sellen Geist in vollem Einklang verbindet.

ments, §. 107, Guerike, S. 327), schließt sich an die Schrift von Theod. Schott: der Römerbrief, seinem Endzweck und Gedankengang nach ausgelegt, Erlangen 1858.

„Der dogmatischen Auslegung der früheren Zeit, sagt Tholuck, welcher das Interesse fern lag, nach näheren historischen Zwecken zu fragen, fiel meistens

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Es war natürlich, daß Paulus gemäß seinem Beruf für die Heidenwelt schon früh auf seiner Laufbahn die Weltstadt Rom als Ziel in's Auge faßte. Sein Sehnen und Streben ging nach Rom nach Kap. 15, 23; 1, 11. Die Ordnung seiner apostolischen Wirksamkeit freilich gebot ihm, zuerst das apo- | stolische Amt im Morgenlande zu bestellen nach Kap. Zweck und Argumentum biblischer Schriften unmit15, 19; Apoftg. 19, 21. Daher mußten seine drei | telbar zusammen; in dem, was der göttliche Geist orientalischen Missionsreisen vorangehen, worin er den Verfasser schreiben ließ, lag auch der Zweck für sich immer mehr dem Westen näherte, und da er die Christenheit aller Zeiten (so noch hier Limborch). außerdem nach jeder Missionsfahrt die Verbindung Seit die Auslegung vom historischen Standpunkte seines Werks mit der Metropole zu Jerusalem wie- | ausging, suchte sie aus der Vergleichung des Inder durch eine Rückfahrt nach dieser Stadt zu sichern | halts mit der historischen Situation, aus welcher die hatte, außerdem aber viele Hemmungen erfuhr, so Schriften hervorgegangen, den nächsten Zweck für konnte er von großen Verhinderungen seines Vor- | die damaligen Leser zu erkennen, wiewohl Einige habens reden (Kap. 1, 13; 15, 22). Da er im Sinne auch die äußere Veranlassung an die Stelle der hatte, nach seiner dritten Missionsfahrt von Jerusa-innern setzend bei zufälligen Ursachen stehen lem aus nach Rom zu gehen, so mußte am Ende bleiben: die gute Gelegenheit nach Rom durch Abauch seine Gefangennehmung in Jerusalem und reise der korinthischen Diakonissin Phöbe, der Anblick seine Gefangenschaft in Cäsarea seinem Zwecke die des adriatischen Meeres von der Hochküste Illyriens, nen, obschon er dadurch wieder eine neue Verhinde- und die dadurch erweckte Sehnsucht nach Rom (Dr. rung erfuhr, und seine Appellation an den Kaiser | Paulus)." (Apoftg. 25, 10) war nicht nur ein Gebot der Nothwehr, sondern auch ein großer Schritt zu seinem Ziele hin. Aber auch in Rom selbst hatte sich nun das Hinderniß aufgeworfen, daß sich hier bereits eine bedeutende Glaubensgemeinschaft gebildet hatte ohne Was die historischen (allerdings näher bestimmt sein Zuthun. Dieses Hinderniß beseitigte er auf speziell-dogmatisch-historischen) Veranlassungen andreifache Weise. Erstens dadurch, daß er seine langt, so haben schon der Ambrosiaster, Augustin, Geistesgenossen Aquila und Priscilla vorausziehen Bullinger und Bucer dem Briefe ein polemisches ließ nach Rom, um ihm die Stätte zu bereiten. Verhalten gegen Judenchristen zugeschrieben (Pellican Zweitens durch seinen Brief. Drittens dadurch, daß in prophylaktischem Sinne), und mit manchen Moer sich sein Ziel weiter steckte: nach Spanien, um difikationen haben in der neuern Zeit Eichhorn, auf alle Fälle die Gemeinde in Rom besuchen zu Schmid, Baur, Schwegler, Zeller, Köstlin, Lutterdürfen, ohne seinen apostolischen Grundsatz zu ver- beck, Dietlein, Thiersch den Brief vorzugsweise als lezen: Kap. 15, 20. Seine Gefangenschaft besei- | eine Berichtigung jüdischer und judaistischer Standtigte die lettere Schwierigkeit, da sie ihn sogar nö- punkte angesehen. thigte, zwei Jahre in Rom zu verweilen, ohne daß er damit seinen Plan: weiter nach Spanien, aufgegeben hätte.

Der weitere Bericht Tholucks stimmt nicht recht mit der Annahme, daß man früher durchweg von der dogmatischen Veranlassung ausgegangen sei, in der neueren Zeit von der historischen.

Chrysostomus und Theodoret haben dagegen wenigstens auch bestimmte polemische Beziehungen auf heidenchristliche antinomistische Berirrungen nach Art Ueber die Veranlassung und den Zweck des Römer- der Marcioniten, Valentinianer und Manichäer in briefs ist sehr viel und in sehr verschiedenem Sinne | dem Briefe finden wollen.

Zutreffender war die Voraussetzung dogmatisch- | Bedingung der Beschneidung ihnen nicht mehr zuhistorischer Anlässe, welche sich theilweise auch schon | lässig geschienen, daß sie überhaupt die Aufnahme in der älteren Zeit findet, nach welcher der Brief zur von Heiden, so lange Israel noch nicht bekehrt, als conciliatorischen Bekämpfung judenchristlicher und Beeinträchtigung angesehen *). Diesem concreten heibenchriftlicher Verkehrtheiten zugleich bestimmt war. Gegenstande diene die vorhergehende Abhandlung Diese Auffaffung ist namentlich von Melanchthon, zur Vorbereitung, wie der Apostel überhaupt pflege, du Pin, Hug und Bertholdt vertreten worden. Me- empirische Verhältnisse sofort unter den höchsten und lanchthon: „Es läßt sich ansehen, als habe Paulus | allgemeinsten Gesichtspunkt zu stellen.“ (Thol.). aus dieser Ursach diese Epistel geschrieben, daß die | Obschon Tholuck die Ansicht von Baur verwirft, hat Juden sich zueigneten die Erlösung und das ewige sie ihn doch in soweit bestimmt, daß er die frühere Leben, durch ihre eigene Gerechtigkeit aus dem Gesetz | Ansicht von der beziehungslosen Allgemeinheit des erzwungen, wiederum daß die Heiden darauf drangen, | Briefes aufgegeben, und angenommen, der Apostel die Juden wären derhalben verstoßen, daß sie Chri- | habe seine Lehre von dem alleinigen Heil in Christo ftum nicht hätten angenommen.“ mit der bestimmten Absicht vorgetragen, „theils den Der historischen, oder besser speziell - dogmatisch- | in der Gemeinde vorhandenen judenchriftlichen Tenhistorischen Auffassung der Veranlassung des Briefes | denzen Schranken zu setzen, theils der in nächster stellt sich die dogmatische gegenüber, welche man besser Zukunft drohenden Irreleitung von den Judaisten als die Annahme einer universell-dogmatisch-histori- | vorzubeugen." Wie nahe lag es bei dieser Auffasschen Veranlassung bezeichnen würde. Denn wenn sung, zugleich zu bemerken, daß der Apostel mit auch Paulus nach dieser Ansicht, ohne besondere Be- | seinem Briefe ebenfalls einen Widerhalt gegen die ziehungen auf besondere Mißstände in der römischen | Keime und die künftige Entwicklung heidenchriftlicher Gemeinde dieser Gemeinde einen Grundriß des gan- | Antinomismen in die römische Gemeinde niederlegen zen Evangeliums nach seiner Auffassung geben wollte, wollte!

so hatte er dabei doch immer den universellsten Impuls, Schott verwirft die Meinung, „es müsse aus der daß er als der spezifische Heidenapostel seine Wirk- | ganzen Masse des Briefes auf Anlaß und Zweck samkeit von Haus aus auf die spezifische Heidenstadt | deffelben gefchloffen werden," will aber den Apoftel beziehen mußte. Auf diese Seite gehört namentlich selbst fragen, was er über Zweck und Anlaß seines Luthers Vorrede zum Römerbrief, Heideggers Enchi- | Briefes sage, womit er wenigstens wieder theilweise ridon S. 535, Tholuck in den früheren Auflagen | in die Aufschlüffe hineingeräth, welche der Inhalt des seines Commentars, Olshausen, Rückert, Reiche, Briefes darbietet. Das Ergebniß seiner Untersuchung Köllner, Glöckler, Philippi. Ueber verschiedene Fas- des Proömiums ist folgendes: „Indem Paulus darsungen dieser Ansicht s. Schott S. 17; die ausge- angeht, mit seiner heidenapoftolischen Predigt sich in prägteste gibt Olshausen. „Man kann daher sagen, das Gebiet des Occidents zu begeben, wünscht er die im Brief an die Römer ist gleichsam eine paulinische | römische Christengemeinde zu besuchen, und durch Dogmatik enthalten, indem alle wesentlichen Mo- | gegenseitiges Kennenlernen in ein näheres persönmente, die der Apostel Paulus in seiner Behandlung | liches Verhältniß zu ihr zu treten, in der Absicht, des Evangeliums vorzugsweise hervorzuheben pflegte, um an dieser in der occidentalischen Welthauptstadt hier ausführlich entwickelt werden." Philippi: „Er sollte die persönliche Predigt Pauli in Rom vertreten, daher er eine zusammenhängende Lehrentwicklung des spezifisch-paulinischen Evangeliums enthält, wie kein anderer."

lebenden Gemeinde einen festen Stützpunkt für sein jetzt zu beginnendes abendländisches Heidenmissionswerk zu haben.“ Jene Verständigung mit der römischen Gemeinde aber konnte in keiner anderen Weise erzielt werden als so, „daß er Natur und We| sen seines apostolischen Werkes, und die Grundsäße, von denen er sich bei der Ausrichtung deffelben leiten

„Diesen Allen, erklärt nun Schott, muß ich mit Baur entschieden widersprechen." Freilich widerspricht er ihnen nicht in dem Sinne von Baur. ließ, ausführlich darlegte.“ Schott findet daher auch Die Voraussetzung von Baur über den Ebionitismus der römischen Gemeinde hat denselben zu der monftrösen Consequenz geführt, daß das Thema des Römerbriefs erst in dem Abschnitt vom 9-11. Kapitel bestimmt hervortrete (wogegen Tholuck früher in dem gleichen Abschnitt nur ein historisches Corollarium finden wollte). „Die immer zunehmende Zahl der von Paulus aufgenommenen Heidenchristen

in dem Briefe „nicht eine Exposition der paulinischchriftlichen Lehre, sondern eine begründende und rechtfertigende Darstellung der paulinischen Missionsthätigkeit." Als unhaltbar im Ganzen erscheint uns in der vorliegenden Schrift die starke Entgegensetzung des historischen Motivs gegen das dogmatische. So

*) Und das soll, wie von Baur annimmt, doch immer

soll die Ansprüche der Judaisten bis dahin gesteigert noch ein gelinder Ebionitismus gewesen sein (s. Tholuck haben, daß selbst die Aufnahme von Heiden unter S. 17).

dann im Einzelnen: 1) Die Scheidung zwischen dem Heilsökonomie Gottes offenbar macht (Kap. 9 –-11); Orient und dem Occident, wornach der erstere als e. das Evangelium sich als Heiligungskraft für Judie Sphäre des Judenchristenthums bezeichnet wird, den und Heiden erweist, welche beide Theile tüchtig der letztere dagegen als die Sphäre, mit deren Betre- macht, einander wechselseitig zu tragen, und sich so tung erst die rein heidenchriftliche Wirksamkeit des von ihren Einseitigkeiten in Judaismen und PaApostels beginne (S. 102 ff.). 2) Die Annahme, der ganismen zu befreien (Kap. 12 ff.). Diese Momente Apostel habe der Gemeinde in Rom in seinem Briefe | fassen sich darin zusammen, daß der Apostel der Geein apologetisch gehaltenes Programm seiner Mis- | meinde zu Rom nicht etwa nur beispielsweise, sonsionswirksamkeit vorlegen wollen, um ihre Anerken- | dern_thatsächlich wirksam beweist, daß er als der nung und so in ihr einen Stüßpunkt zu gewinnen, universelle Heidenapostel zugleich den Beruf habe, nicht aber beabsichtigt, der Gemeinde in Rom das unmittelbar auch der Apostel Israels (Kap. 11, 13 Evangelium nach seiner Fassung zu verkündigen. und 14) und der Unität der Judenchristen und der 3) Er wolle allerdings die Gemeinde zu Rom mit Heidenchriften zu sein, und daß Nom, die universelle seinen Ermahnungen in einen Stand setzen, worin Heidenchristengemeinde, als solche den Beruf habe, sie Stüßpunkt seiner abendländischen Missionsthä- | Unitätsgemeinde der Judenchristen und der Heidentigkeit werden könne, allein auf Nom selbst habe er| christen zu werden. Beides in der Kraft des unies dabei nicht eigentlich abgesehen, Rom selbst sei versellen Evangeliums, welches alle Auserwählten nicht sein Ziel, sondern es solle ihm nur zum Stüß- verbindet, und welches er schon jetzt schriftlich, bald punkt dienen für seine Wirksamkeit im Occident, zu aber auch mündlich ihnen verkündigen will, um Rom nächst in Spanien. zum Ansgangspunkte dieser universellen Glaubens| kirche zu machen.

S. 5.

Drt und Zeit der Abfassung des Briefes. Es ist eine ziemlich allgemeine und durch die verschiedensten Indicien festgestellte Annahme, daß der Apostel den Brief an die Römer von Korinth aus während, seines Aufenthaltes auf der dritten Misfionsreise daselbst geschrieben habe.

Es ist vor allen Dingen mißlich, den historischen Anlaß und den dogmatischen zu trennen, oder gar Die Sache steht demnach so, daß der Apostel, der in Gegensatz zu bringen. Der Heidenapostel hat seine Wirksamkeit als Judenapostel begann (Apoftg. sich vor der römischen Gemeinde nicht über seine 9, 22 28) und der darauf zum Heidenapostel im Missionswirksamkeit im Abendlande zu legitimiren; | speziellen Sinne wurde (Apostg. 22, 21; Gal. 2), er hat sich aber nach dem Grundsat apostolischer | nun das dritte Stadium seiner Wirksamkeit betritt, Ordnung bei ihr zu rechtfertigen, wenn er auch ihr indem er als Völker apostel sein Apostolat verTokunootέows (was doch nicht heißt: defensiv) wandelt zur Ausprägung einer Unitätskirche, welche schreibt und das Evangelium verkündigt. Offenbar Judenchristen und Heidenchristen in Eins zusamist der erste Grundgedanke des Briefs: Der Beruf menfaßt. des Heidenapostels ist ein Beruf für Nom, und deswegen hat sich Paulus die Stadt Rom lange zum Ziel gesetzt. Der zweite Grundgedanke aber, welcher den ersten limitirt, ist die Idee der apostolischen Ordnung. Der Apostel darf die Gemeinde, welche schon | lange ohne sein Zuthun besteht, nicht ohne Weiteres als seine Stiftung in Anspruch nehmen. Daher bezeichnet er seinen bevorstehenden Besuch als eine Reise | in den heidnischen Occident, nach Spanien, der Nach Röm. 15, 25 ff. war der Apostel, als er dieGränze der abendländischen Heidenwelt, wobei ihm | sen Brief schrieb, im Begriff, mit dem Ertrag einer Rom einen gaftlichen Aufenthalt gewähren soll. So | Collecte aus Mazedonien und Achaja_nach Jerusawahr dieser Ausdruck ist, so ist der Apostel doch von | lem zu reisen. Diese Collecte aber hat er auf seiner der Zuversicht erfüllt, daß er es wagen kann, Rom dritten Missionsreise in Korinth zu Ende gebracht als seine Gemeinde anzusprechen, und zwar als die nach 1 Kor. 16, 1—3; 2 Kor. 9. Schon diese ComGemeinde, in welcher er die welthistorische Einigung | bination weist hin auf den lezten dreimonatlichen von Judenchristenthum und Heidenchristenthum, von Aufenthalt des Apostels in Achaja (Apostg. 20, 2), Jerusalem und Antiochien zu vollziehen hat. Dem- und zwar insbesondere auf Korinth, da diese Stadt gemäß entfaltet er die religiös - sittliche_Kraft seines | die Metropole der Kirche von Achaja war, und der Evangeliums, wie es geeignet ist, Juden und Grie- | Apostel nach 1 Kor. 16, 1–7; 2 Kor. 9, 4; 12, 20; chen selig zu machen, also auch zu einigen, indem es | 13, 2 hier verweilen wollte. Für Korinth spricht mit derselben Evidenz a. Juden und Heiden zu Sün- | auch, daß der Apostel den Brief durch die Diakonissin dern macht; b. mit derselben Gewißheit beiden das Phöbe aus der korinthischen Hafenstadt Kenchreä abHeil in Christo darbietet; c. beide von demselben | sandte (Kap. 16, 1 u. 2); daß er die römischen ChriTode zum neuen Leben als die Auserwählten hinüber- sten grüßt von seinem Hauswirthe Gajus (Kap. führt; d. das Füreinandersein der beiden in derselben | 16, 23), von dem wir annehmen dürfen, daß er mit

dem korinthischen Gajus (1 Kor. 1, 14) identisch ist; dieses Verhältniß und handelt dasselbe kürzer, als ebenso von dem Stadtrentmeister Erastus, welcher | im Römerbrief geschieht, ab. Im Sendschreiben an nach 2 Tim. 4, 20 (vergl. Apostg. 19, 22) wohl in Korinth Wohnsitz und Heimat hatte. Ganz ohne Grund hat Dr. Paulus aus Kap. 15, 19 schließen wollen, der Brief sei in einer Stadt Illyriens geschrieben worden. Mit Recht nimmt Meyer an, der Brief sei geschrieben worden, bevor der Apostel, welcher erst die Absicht hatte, unmittelbar von Achaja aus nach Syrien und Jerusalem zu reisen, durch jüdische Nachstellungen bewogen wurde, wieder über Mazedonien zurückzugehen (s. Apoftg. 20, 3); da er Kap. 15, 25-31 von diesem erheblichen Umstande nichts erwähnt.

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die Römer dagegen wird das Verhältniß von Gesetz und Evangelium im eigentlichen Sinne des Wortes didaktisch, ja wissenschaftlich dargelegt 2c." Wir haben schon bemerkt, wie die beiden Briefe als spezifisch soteriologische Briefe im engeren Sinne zu bezeichnen sind, wie aber der Römerbrief die Rechtfertigung durch den Glauben an Christum im Gegensatz gegen das allgemeine menschliche Verderben darstellt, der Galaterbrief im Gegensaß gegen die falsche Gerechtigkeit aus den Werken des Gesetzes. Damit hängt denn auch zusammen, daß der Brief an die Römer weit umfassender angelegt ist, als der Brief an die Galater, indem er es mit dem Heidenthum und dem Judenthum zugleich zu thun hat, indem er zeigen will, daß weder die Offenbarung Gottes durch die Natur und durch das Gewissen bei den Heiden, noch das Geseß bei den Juden das Heil gebracht hat, und indem er das menschliche Verderben und die gegenüberstehende Erlösung durch drei Stadien hindurchführt in der universellsten, erschöpfendsten Betrachtung, welcher dann eine ebenso allseitige Nußanwendung entsprechen muß.

Der Brief wurde von Paulus einem Gehülfen Tertius in die Feder diktirt (Kap. 16, 22). „Den Grund, weshalb Paulus seine Briefe nicht selbst Obschon der Brief an die Römer der Reihenfolge schrieb, hat man nicht in einer Ungeübtheit im nach in die Mitte der paulinischen Briefe gehört, so Griechisch-Schreiben zu suchen, welche ganz mit Un- | ist ihm doch der Primat unter denselben zweimal zugrund angenommen wird, sondern in der apostoli erkannt worden, ein Primat, welcher zu dem angebschen Stellung, welcher für Schreibarbeiten unter- lichen Primat des römischen Bischofs in augenscheingeordnete Hände zu Dienste waren.“ Meyer. S. Gal. | licher Opposition steht. Denn so bestimmt wider6, 11 und das Bibelwerk: Der Brief an die Galater spricht der Römerbrief in seinem paulinischen Typus, S. 116.

§. 6.

Die Bedeutung des Briefes an die Nömer.

in seiner Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben ohne die Werke des Geseßes, der Lehre Roms, daß er noch heute als ein immer von neuem gültiges Sendschreiben an die Römer" insbesondere betrach=

Olshausen theilt die paulinischen Briefe ein in dreitet werden kann.

Klaffen: erstlich dogmatische Lehrbriefe, sodann Seiner Bedeutung wegen hat ihn die alte Kirche praktische Lehrbriefe, und endlich freundschaft- | schon in der Disposition des neutestamentlichen Kaliche Herzensergüsse. Daß diese Eintheilung nicht | nons, insbesondere des „Apostolos“ an die Spiße haltbar sei, ergibt sich schon aus der Bemerkung, daß der paulinischen Briefe gestellt, wobei allerdings auch er auch die tiefsinnigen christologischen Briefe an die das Ansehen der römischen Gemeinde mit in Betracht Epheser und an die Koloffer nebst dem Philipperbrief wird gekommen sein. Noch mehr hat die Reformaund dem Brief an den Philemon in die Klasse der tion den Brief in's Licht gerückt. „Von der im Nö„freundschaftlichen Herzensergüsse“ gesetzt hat. Auch | mer- und Galaterbrief entwickelten Grundwahrheit damit aber ist wenig gesagt, daß der Römerbrief in ging die Reformation in ihrem Gegensatz gegen den die Klaffe der dogmatischen Lehrbriefe gesetzt ist. in die christliche Kirche eingedrungenen Judaismus Richtiger ist die Bemerkung Olshausens, der Brief aus. Die Lehre von der Rechtfertigung durch den an die Römer sei dem Brief an die Galater am Glauben wurde so das dogmatische Centrum. Daher meisten verwandt; doch führt es nicht zum Ziele, die Bedeutung, welche unser Brief namentlich in der wenn er sagt: „Beide behandeln das Verhältniß von protestantischen Kirche erhalten. Die Vorlesung geGesetz und Evangelium; während aber im Römer- rade über diesen Brief war Melanchthon die theuerste, brief dieses Verhältniß ganz objektiv aufgefaßt ist, fast ununterbrochen wiederholte er dieselbe, und wie ftellt es der Galaterbrief polemisch im Gegensaß einst Demosthenes den Thucydides, hat er diesen gegen die judaisirenden Christen dar. Auch beschränkt | Brief zweimal mit eigener Hand abgeschrieben, um sich der Brief an die Galater einzig und allein auf ihn desto tiefer seinem Gedächtnisse einzuprägen

(Strobel, Literaturgeschichte der loci Melanchthons, Testamente von Guerike S. 320; von Reuß S. 93; S. 13). Da er hier die Hauptartikel des christlichen | von Reiche S. 96 ff. Glaubens entwickelt fand, so gründete sich auf den Sodann die Commentare. Tholuck nennt S. 26 ff. Brief an die Römer die erste Glaubenslehre der neuen als Ausleger 1) unter den Kirchenvätern: Kirche, Melanchthons loci communes 1521. Seit Origenes, Chrysostomus, Theodoret, Theodor von dem wurde der Brief als ein Compendium der bibli- | Mopsvestia (Fragmente), Theophylakt, Dekumenius, schen Dogmatik betrachtet, unter welchem Gesichts- griechische Scholien der moskauischen Codd. bei Matpunkte auch Olshausen räth, das exegetische Stu- thäi, Augustinus, Pelagius, Hilarius (Ambrosiaster). dium damit zu beginnen. Eher möchte man indeß, | 2) Mittelalterliche Ausleger: Herveus, Hugo a. St. wenn man den Gedankengang von Kap. 1-11 ver- Victore, Abälard, Thomas Aquin. 3) Katholische folgt, eine christliche Philosophie der Welt- Ausleger seit der Reformation: Erasmus, W. Efte, geschichte darin niedergelegt finden, vergl. Baur, eine Reihe von jesuitischen Auslegern, worunter Paulus S. 657." Tholuck. Bei der letteren Auf- Ben. Juftinian hervorragend, Conr. a. Lapide, Calfassung würde man freilich die christologische doxý met, und die neueren s. unten. 4) Protestantische sowie das eschatologische vélos zu wenig bedacht fin- | Ausleger bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts : den; die Soteriologie allerdings findet sich mit ihrem | a. Reformirte Ausleger. Calvin „als Muster einGegensaß, der Ponerologie, in der universellsten facher und präziser Auslegung“ (deutsch von E. W. Weise dargestellt, und zwar unter einem die Heiden- | Krummacher und L. Bender, Frankfurt a. M. 1837), welt und das Judenthum umfassenden unionistischen Beza, Zwingli, Pellikanus, Bullinger, Buzer, AreGesichtspunkte. Olshausen ist der Meinung, Luther tius, Pareus, Piscator. b. Lutherische: Luther (die habe nur den Galaterbrief commentirt, weil in ihm | berühmte Vorrede zum Römerbriefe), Melanchthon das Verhältniß zwischen Geseß und Evangelium (annotationes 1522; commentarii 1532), Bugenausschließlich behandelt werde, auch habe er die Aus- | hagen, Brenz, Camerarius, Hunnius, Balduin. sprache über die Prädestination (Röm. 9 ff.) vermei- | 5) Protestantische Ausleger bis zur Mitte des 18. den wollen. Ueber die Prädestination hat sich doch Jahrhunderts: Reformirte, Drufius, de Dieu, HeinLuther anderwärts bestimmt genug ausgesprochen. sius, die beiden Capellus, Hammond, Clericus, Daß ihm für seinen Zweck der Galaterbrief näher Coccejus (mit Recht hervorgehoben). Lutherische lag, hat offenbar darin seinen Grund, daß dieser des 17. Jahrhunderts: Erasmus, Schmid, Calixt Brief auf das schärffte die Gerechtigkeit des Glau- | (Reliquien aus Vorlesungen), Calovius, Spener, bens der falschen Gerechtigkeit aus den Werken gegen- | Christ. Wolf (curae philol.), Bengels Gnomon überstellt. Wie Luther aber den Römerbrief gewür- | (1742; wegen seines hervorragenden Werthes neuerdigt, das ergibt sich aus seiner Vorrede zu diesem | dings mehrfach neu aufgelegt). Rees (Reutlingen, Brief. Ueber die Wichtigkeit des Briefes für die 1860). Steinhofer (Tüb. 1851). Arminianer: GroKirche in ihrer Neigung zum gesetzlichen Wesen, über den Zusammenhang deffeiben mit der persönlichen Erfahrung des Paulus und über seine Schwierigkeiten s. Olshausen S. 54 ff.

S. 7.

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tius (annotationes in Nov. Test.), Limborch, Turretin (von Tholuck dieser Schule zugezählt), Wetstein (Parallelen). Socinianer: Crell, Schlichting, Przipzov. 6) Evangelische Ausleger von der Mitte des 18. Jahrhunderts an: - Uebergangszeit: Heumann, Mosheim, Joh. Benj. Carpzow („der Literatur zum Briefe Pauli an die Nömer. vierte dieses Namens“), Morus, Christian Schmid; Siehe das obige Verzeichniß der paulinischen Li- voran Semler. Auch noch hierher gehörig Koppe. teratur überhaupt. Zudem die Verzeichnisse in Lilien- | Neuere Zeit: Tholuck (1. Aufl. 1824), Flatt, Stethals Bibl. Archivarius, S. 427 ff., woselbst fich na- | nersen (dänisch), Klee (kath.), Benecke, Rückert, Paumentlich auch ein reiches Verzeichniß älterer Schriften lus, Stuart (Amerika), Reiche, Köllner, Glöckler, über einzelne Stellen des Briefes findet; in Fuhr- Hodge (Amerika), Olshausen, de Wette, Stengel manns Handbuch der theol. Literatur 2, S. 326; bei (kath.), Fritzsche (3 Bde.), Meyer, Oltramare (franz.), Winer: Handb. der theol. Literatur I. Bd. S. 255 ff.; | Nielsen (dänisch, deutsch von Michelsen), BaumgarII. Bd. S. 121; Supplement S. 39. Bei Danz, ten-Crusius, Reithmayer (kath.), Krehl (1845), Universalwörterbuch der theol. Literatur S. 346 fin- Adalb. Maier (kath.), Philippi (1848). Die Beurdet man ein ausführliches Verzeichniß der betreffen- theilung der bedeutendsten neueren Commentare s. den Literatur nicht nur über den ganzen Brief, son- bei Tholuck S. 32. 33. Zu ergänzen ist dieses dern auch über einzelne Abschnitte und Kapitel. Dazu Verzeichniß — außer den aus Winers Handbuch der kommt das Supplementheft S. 93. Antiq. Ka- theol. Literatur, S. 255 ff., und Supplement S. 40 talog von H. W. Schmidt in Halle CLXXV, 1. und sonst hier noch nachzutragende Commentaren S. 71; CCXI, S. 54 ff. Die Einleitung zum Neuen durch Folgende: Bisping, der Brief an die Römer,

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