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Etliche Freunde find nur lustige Gesellen; etliche sind unzuverlässige Freunde; der echte Freund ist der Freund in der Noth.

Das Schlafen nach Sonnenaufgang, Ehebruch, Rache, Bosheit, üble Reden und Geiz, diese sechs Dinge stürzen den Menschen in's Verderben. Wer sündhafte Freunde und Genossen hat, wer sich fündigen Gewohnheiten hingibt, derselbe wird in dieser Welt und in der nächsten verderben. Wehe den Würfelspielern, wehe denen, die starke Getränke trinken, die sich mit der Frau des Nachbars einlassen! wer immer der Bosheit nachgeht und die Weisheit nicht ehrt, der wird hinwelken wie der abnehmende Mond.

Wer starkes Getränke trinkt, ist arm und dürftig, immer dürstend in unlöschbarem Durst; er fällt in Schulden, wie einer in's Wasser fällt, und wird rasch seine Familie um Alles bringen.

Wer bei Tag schläft und Nachts aufsteht, wer immer voll Wein und Hurerei ist, der ist unfähig, eine Familie zu ernähren. Armuth übereilt den, der da sagt: Es ist zu kalt, es ist zu heiß, es ist zu spät, und feine tägliche Arbeit vernachlässigt; wer aber seine Pflichten mannhaft erfüllt, sich aus Hiße oder Kälte nicht das Geringste macht, dessen Glüc wird nicht abnehmen.

Es gibt viererlei Leute, junger Mann, die, während sie Freunde u sein scheinen, verkleidete Feinde sind: der raubgierige Freund, der viel verspricht, der Schmeichler und der ausschweifende Gesellschafter.

Auf vielerlei Weise kann man den Raubgierigen als einen falschen Freund erkennen: Er bereichert sich selbst auf deine Kosten; er erwartet viel zurück, wo er wenig gegeben hat; er thut das Rechte nur, wenn die Furcht ihn dazu treibt; und er dient dir nur aus selbstsüchtigen Beweg gründen.

Auf viererlei Weise kann man den, der viel verspricht, als einen falschen Freund erkennen : Er rühmt sich dessen, was er vorhatte für dich zu thun; er rühmt sich dessen, was er noch vorhat für dich zu thun; er ist freigebig mit nußlosen Complimenten; in der Stunde der Noth aber erklärt er feierlichst seine Unfähigkeit, dir zu dienen.

Auf viererlei Weise kann man den Schmeichler als einen falschen Freund erkennen: - Er stimmt zu, wenn du Unrecht thust: er stimmt zu, wenn du Recht thust; er lobt dich in's Gesicht und hinter deinem Rücken redet er übel von dir.

Auf viererlei Weise kann man den ausschweifenden Gesellschafter als einen falschen Freund erkennen: Er ist dein Freund, wenn du starkem Getränke nachgehst, wenn du Nachts auf den Straßen herumschweifft; er gesellt sich zu dir, wenn du in's Theater gehst und bei dem Würfelspiel.

Den raubgierigen Freund, den unaufrichtigen Freund, den Freund, der nur Angenehmes sagt, und den Freund, der bei lasterhaften Vergnügungen Gesellschaft leistet, diese vier erkennt der weise Mann als falsche Freunde und flieht und meidet sie, wie eine Straße, die mit Gefahren umgeben ist.

Diese vier, junger Mann, sind echte Freunde: der wachsame Freund; der Freund, der im Glück und Unglück derselbe ist; der Freund, der guten Rath gibt und der theilnehmende Freund.

Auf viererlei Weise kann man den wachsamen Freund als einen echten erkennen: Er beschüßt dich, wenn du selbst nicht auf dich Achtung gibst; er wacht über dein Eigenthum, wenn du selbst dich darum nicht kümmerst; er bietet dir eine Zuflucht zur Zeit der Gefahr an; und wenn eine Arbeit geliefert werden muß, gibt er dir Gelegenheit, deinen Wohlstand zu verdoppeln.

Auf viererlei Weise erkennt man den Freund, der im Glücke und Unglücke derselbe ist, als einen echten: Er vertraut dir seine eigenen Geheimnisse; er bewahrt die Deinen treu; er verläßt dich nicht in Noth, und ist bereit, um deinetwillen sein Leben dahin zu geben.

Auf viererlei Weise erkennt man den guten Rathgeber als einen echten Freund: Er hält dich vom Laster zurück; er ermahnt dich zur Tugend; er ertheilt dir gute Lehren und weist den Weg zum Himmel.

Auf viererlei Weise kann man den theilnehmenden Freund als einen echten erkennen: Er trauert über dein Unglück; er freut sich deines Glückes; er wehrt denen, die übel von dir reden, und gibt denen Beifall, die Gutes von dir reden.

Den wachsamen Freund, den sich gleichbleibenden Freund, den guten Rathgeber und den theilnehmenden Freund, diese vier erkennt der weise Mann als echte Freunde und hängt an ihnen, wie die Mutter an ihrem Kinde.

Der weise Mann, mit Gerechtigkeit geschmückt, glänzt wie ein hellbrennendes Feuer. Wer Reichthum sammelt wie die Biene den Honig, dessen Vermögen wird wachsen wie das Nest der Ameise; und mit dem also erworbenen Reichthum wird er seiner Familie keine Unehre machen. Er mag seinen Besitz in vier Theile theilen und seine Freundschaften dauerhaft machen. Mit dem einen Theile soll er sich ernähren, mit zwei Theilen soll er das Geschäft betreiben; den vierten Theil soll er zurücklegen; er wird ihm zur Zeit der Noth zu Statten kommen.

Aber auf welche Weise hütet der Jünger der heiligen Weisen die sechs Himmelsgegenden ?

So wisse denn, junger Mann, daß dies die sechs Himmelsgegenden sind: Die Eltern sind die östliche, die Lehrer die südliche, Weib und Kinder die westliche, Freunde und Genossen die nördliche Himmelsgegend; geistliche Hirten sind der Zenith, Dienende und Abhängige der Nadir.

Auf fünferlei Weise, junger Mann, sollte der Sohn den Eltern, die die östliche Himmelsgegend sind, dienen. Er sollte sagen: ich will die unterhalten, die mich früher unterhielten; ich will ihre Pflichten übernehmen; ich will ihr Eigenthum beschüßen; ich will mich würdig machen ihr Erbe zu werden, und wenn sie nicht mehr leben, will ich ihr Gedächtniß in Ehren halten. Und auf fünferlei Weise zeigen die Eltern dem Sohne ihre Liebe: sie halten ihn vom Laster zurück, sie üben ihn in der Tugend; sie geben ihm eine gute Erziehung, sie vermählen ihn mit einer geeigneten Gattin, und in gebührender Zeit übergeben sie ihm das Familienerbe. Also wird der Osten behütet und frei von Gefahr.

Auf fünferlei Weise sollte der Schüler seine Lehrer ehren, die die südliche Himmelsgegend sind: dadurch, daß er in ihrer Gegenwart aufsteht, daß er ihnen dient, ihnen gehorcht, für ihre Bedürfnisse sorgt, und aufmerksam ihren Unterricht empfängt. Und auf fünferlei Weise zeigen die Lehrer ihre Zuneigung zu ihrem Schüler: sie erziehen ihn in allem, was gut ist; sie lehren ihn die Kenntnisse festhalten; sie unterrichten ihn in Wissenschaften und Gelehrsamkeit; sie sprechen wohl von ihm zu seinen Freunden und Bekannten, und sie beschüßen ihn vor Gefahr nach allen Seiten. Auf fünferlei Weise sollte der Gatte seines Weibes warten, die die westliche Himmelsgegend ist: dadurch, daß er sie mit Achtung behandelt, daß er sie mit Liebe behandelt, daß er ihr treu ist; dadurch daß er darauf sieht, daß auch Andere sie ehren; und daß er sie mit passenden Gewändern versieht. Und auf fünferlei Weise zeigt die Frau ihre Liebe zu ihrem Manne: ordnet ihren Haushalt recht; sie ist gastfreundlich gegen Verwandte und Freunde; sie ist züchtig, eine sparsame Haushälterin, geschickt und fleißig in all' ihrem Thun.

Auf fünferlei Weise sollte der ehrbare Mann seinen Freunden und Bekannten, die die nördliche Himmelsgegend find, dienen: durch Freigebigkeit, Artigkeit, Wohlwollen, dadurch daß er ihnen thut, wie er wünscht, daß man ihm thue, und dadurch, daß er seinen Wohlstand mit ihnen theilt. Und auf fünferlei Weise zeigen sie ihrerseits dem Freunde ihre Anhänglichkeit: sie wachen über ihm, wenn er auf sich selbst nicht Achtung gibt; sie beschüßen sein Eigenthum, wenn er selbst nicht darauf Acht hat; sie bieten ihm Zuflucht zur Zeit der Gefahr; sie verlassen ihn nicht in der Noth und sie erweisen seiner Familie Freundlichkeit.

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Auf fünferlei Weise sollte der Herr für das Wohlergehen seiner Diener und Untergebenen, die der Nadir sind, sorgen: dadurch, daß er ihnen Arbeit nach dem Maße ihrer Kräfte zutheilt; daß er ihnen Nahrung und Lohn gibt, sie in der Krankheit pflegt; dadurch, daß er außergewöhnliche Leckerbissen mit ihnen theilt, und dadurch, daß er ihnen zuweilen Erholung gönnt. Und auf fünferlei Weise beweisen sie ihrerseits ihre Zuneigung zu ihrem Herrn: sie stehen früher als er auf; sie gehen nach ihm zur Ruhe; sie sind zufrieden mit dem, was er ihnen gibt; sie thun ihre Arbeit gründlich, und reden Gutes über ihren Herrn.

Auf fünferlei Weise sollte der ehrbare Mann seinen geistlichen Lehrern, die der Zenith sind, dienen: durch freundliche Handlungen, durch freundliche Worte, durch freundliche Gedanken, durch stets freundliche Aufnahme derselben und durch Fürsorge für ihre zeitlichen Bedürfnisse. Und auf sechserlei Weise erwiedern diese ihm ihre Liebe: sie halten ihn vom Laster zurück; sie ermahnen ihn zur Tugend; sie sind freundlich gegen ihn ge= sinnt; sie unterweisen ihn in religiöser Wahrheit, klären seine Zweifel auf, und zeigen ihm den Weg zum Himmel.

Die Eltern sind also der Osten, Lehrer der Süden, Weib und Kind der Westen, Freunde und Genossen der Norden, Gesinde und Untergebene der Nadir, geistliche Hirten der Zenith. Wenn ein Mann diese Himmelsgegenden anbetet, wird er auf seine Familie keinerlei Schmach bringen.

Der weise Mann, der ein tugendfames Leben führt, sanft und vorsichtig, demüthig und lehrhaft ist, der wird gepriesen werden. Ist er entschlossen und fleißig, unerschüttert im Unglücke, ausdauernd und weise solch Einer wird gepriesen werden. Wohlwollend, freundlich, dankbar, Freigebig, ein Führer, Lehrer und Erzieher der Menschen solch Einer

wird Ehre erlangen.

Freigebigkeit, Artigkeit, Wohlwollen, Uneigennüßigkeit unter allen Umständen und gegen alle Menschen, diese Eigenschaften sind für die Welt was der Achsnagel für den rollenden Wagen. Fehlen diese Eigenschaften, so erhalten weder Vater noch Mutter Ehre und Hülfe von einem Sohne. Und weil weise Männer diese Eigenschaften nähren, deßwegen werden sie glücklich und gelobt.

Nachdem Buddha also gesprochen hatte, redete ihn der junge Haushalter Sigala folgendermaßen an:- Das ist wunderbar, Meister, das ist wunderbar, Meister! Es ist, als ob Einer das Umgeworfene wieder aufrichtet, oder das Verborgene offenbart, oder dem Wanderer den rechten Weg weist, oder eine Lampe in die Finsterniß hinaushält, damit die, die Augen haben

zu sehen, sehen können. Ja, also hat mir der Gesegnete die Wahrheit kundgethan in manchem Bildnisse. Und ich, ja ich, seze mein Vertrauen auf Dich, in Dein Gesetz und in Deine Kirche, nimm mich auf, Herr, als Deinen Jünger und wahren Gläubigen von nun an bis an das Ende meines Lebens!

Sittlichen Ernst und eine Begeisterung für warme, aufrichtige Nächstan liebe wird wohl Niemand dieser Predigt" absprechen, in der immerhin wenigstens einige Hauptgrundlinien der populären Unterrichtsweise Buddha's nach Inhalt und Form uns erhalten sein mögen, daher Childers st eine Jahrhunderte vor der christlichen Aera gesprochene Rede" nemnt. Aber woher die Kraft nehmen, diesen schönen Vorschriften nachzuleben? Darauf bleibt das ganze Heidenthum, auch der Buddhismus, uns ein: genügende Antwort schuldig.

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Es ist nicht ohne Interesse, neben diese buddhistische Moralpredig aus alter Zeit eine buddhistische Glaubenspredigt aus me dernster Zeit zu stellen, und zwar nicht eine etwa von den tibetanische Buddha-Incarnationen oder von den Absurditäten des buddhistischen N liquiendienstes in Ceylon und dergl. handelnde, sondern ein möglichst win diges Seitenstück zu jener, eine aus dem gebildetsten Land des Buddhismus, worin dieser freilich schon in rascher Abnahme begriffen zu sein scheint, aus Japan stammende, von einem gelehrten Prediger vor anständiger Ber sammlung vorgetragene. Rev. Greene in Yokohama berichtet uns neustens eine solche aus Temfukuji in der verbreitetsten theologischen Zeitschrift Ame rikas, dem New-Yorker Independent vom 11. Mai dieses Jahres (S. 4) Es findet nemlich heute noch im buddhistischen Cultus vielfach eine regel mäßige Vorlesung aus den h. Schriften, besonders der Aussprüche Buddha's und Predigt darüber statt. An den Neu- und Vollmonden sollen aud die Laien die Geschäfte ruhen lassen und zur Vorlesung des Gesetzes und zur Predigt erscheinen.

Treten wir der Szene näher, wie sie uns Greene beschreibt. Zwei große Laternen am Eingangsthor zum Hof des Tempels sind das Zeichen, daß diesen Abend hier gepredigt wird. Auch Nichtgläubige werden freund lichst zugelassen. Der Tempel gehört den Muldschu's oder der Secte der Jünger", die vor etwa 650 Jahren entstanden die jüngste, aber zugleich die verbreitetste und einflußreichste unter den acht Parteien ist, in die der japanesische Buddhismus sich spaltet. Sie erlaubt ihren Priestern die

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