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widerwilligen oder trägen Menschen zu thun hat, die noch nichts davon wissen, daß Zeit Geld und für den Missionar noch mehr als Geld ist!

Aber wir sind mit unsern Geduldsschulen noch lange nicht am End. Nur flüchtig will ich daran erinnern, wie sehr der Missionar oft seine liebe Noth hat, wenn er eine Station gründen und sich ein Hüttlein bauen will, wie ihn da die Heiden oft aufhalten, wie sie ihn übertheuern, ihr Wort zurücknehmen,1) oder wie sein Häuschen wieder umstürzt, die Ameisen oder Schlangen oder sonstiges „verdrüßliche Gewürm“ sich einnistet, oder wie durch die Kriege, welche die Eingebornen unter einander führen, die kaum aufgerichteten Stationsgebäude wieder zerstört werden, ein Schicksal, das z. B. die Station Neu-Barmen im Hererolande in 7 Jahren 9 Mal erfuhr auch dabei wollen wir uns nicht aufhalten, daß es nichts ist mit den „lieben“ Heiden, sondern ihr Schmuß, ihre Zudringlichkeit, Bettelhaftigkeit, Verlogenheit, Faulheit und was dergleichen Untugenden mehr sind, dem armen Missionar gemeiniglich viel zu schaffen machen wir wollen uns jezt zur Missionsarbeit selbst wenden. Mit Lust und Eifer beginnt der angehende Missionar sein Werk und hofft bald Erfolge seiner Arbeit zu sehen. Aber die Heiden wollen sich nicht bekehren, vielleicht nicht einmal seine Botschaft hören, ja sie stellen sich ihm feindlich gegenüber und machen ihm auf allerlei Weise das Leben schwer. Der liebe junge Bruder hat sich das alles ganz anders gedacht, er gedachte Berge umzureißen und im Sturm die Festung zu nehmen und nun arbeitet er 5, 10, 15 Jahre ohne auch nur die geringste Frucht seiner Bemühungen wahrzunehmen. Nicht wahr, lieben Freunde, das ist niederschlagend. Der Missionar ist sich bewußt die reinsten Liebesabsichten zu haben, er scheut kein Opfer, keine Selbstverleugnung, er scheut selbst sein Leben nicht und die Heiden halten ihn für einen Zauberer oder den Agenten einer Regierung und schieben ihm lauter eigennützige Beweggründe unter. Heißt's da nicht: „Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen“ ? Ja wahrlich, Geduld braucht der Missionar, daß er bei Mißerfolgen, Verkennungen u. s. f. nicht die Flinte ins Korn wirft und davon läuft, weil ,,die Stöße des Heidenthums" so gar gewaltig auf ihn eindringen.

Und doch ist auch das das Schlimmste noch nicht. Hat der Missionar nun endlich eine Gemeinde aus den Heiden gesammelt, wie viel Geduld fordert die Pflege dieser jungen Kinder", die im Glauben oft noch

1) Siehe z. B. Warneck: „Nacht und Morgen auf Sumatra“ 2 Aufl. S. 71 ff.

sehr schwach sind und keineswegs immer als Lichter leuchten in die Finsterniß des sie umgebenden Heidenthums hinein! Wie viele von ihnen fallen und wie mancher fällt gar wieder ab und wandelt die Wege des verlor nen Sohnes, ohne die Buße desselben zu finden! Wie manchmal hat der Missionar eine schöne Bekehrungsgeschichte“ in die Heimath berichtet und während man sie mit Erbauung daheim liest, ist der „Bekehrte“ wieder ein Kind des Verderbens geworden und der Missionar weint über diesen zweifach erstorbenen Baum!1) Ach, das ist ein trauriges Kapitel, über das jeder Missionar nur mit Weinen" redet. Und troß aller solcher schmerzlichen Erfahrungen soll er mit freudigem Aufthun seines Mundes das Evangelium verkündigen und nicht müde werden in der Liebe, die ,,alles trägt, alles glaubt, alles hofft, alles duldet."

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Woher diese Geduld? Fleisch und Blut giebt sie gewiß nicht, aber Christus, der in dem Schwachen mächtig ist und der Glaube, der aus seiner Fülle täglich nimmt Gnade um Gnade. Wer glaubt der flieht nicht.

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Nun Gott sei Dank durch solchen Geduld wirkenden Glauben legiti= miri sich auch die moderne Mission und zwar mehr als durch Zeichen. und Thaten und Wunder". Was für eine Geduldsmission treibt z. B. die Norddeutsche Missions - Gesellschaft in Westafrika;2) die Brüdermission im West Himalaya;3) die Finnische Mission im Ovambolande;) die Rheinische Mission auf Borneo,5) nachdem auch ihre Hereromission über 20 Jahre diesen Charakter getragen) ganz zu geschweigen der Mission in China, die zur Stunde noch als die Geduldsmission vor andern bezeichnet werden muß! Ja, hier ist Geduld und Glauben der Heiligen!

Doch nach dieser Seite hin möchte ich heute mein Thema nicht weiter ansführen sondern

1) Siehe z. B. Wangemann: „Ein Reisejahr in Südafrika“ S. 189 ff. „Be richte der Rh. M. G." 1873. S. 37 ff. Die Gesch. des Oberhäuptlings Raden, der bald nach seiner „Bekehrung“ in sein Sündenleben wieder zurückfiel.

2) Siche Zahn: „Von der Elbe bis zum Volta"; "Vier Freistätten im Sklavenlande".

3) Siche Rechler: „die Missionsarbeit der Brüdergemeine im West - Himalaya“ Bd. I S. 444, 500.

4) Siehe von Rohden: „die Mission im Ovambolande.“ Ebend. S. 541. 5) Siehe von Rohden: „Gesch. der Rhein. M. G.“ S. 279 ff.

6) Ebend. S. 253 ff.

II.

lieber noch ein Wort an die Missionsfreunde richten, auf daß auch sie sich erfinden lassen zuerst in aller Geduld".

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Wir leben jetzt in einer rastlos eilenden Zeit, deren Signatur der Dampf, ja der Electromagnetismus geworden ist. „Wir eilen schnell dahin als flögen wir davon". Auch unser politisches Leben krankt an dieser Fieberhast. Man baut schnell, sehr schnell — aber ob auch das Fundament solid ist und das Gebäude nicht etwa einen großen Fall thun wird?? Jedenfalls fehlt die Geduldslegitimation. Wie es nun so mit den Zeits mächten geht sie erfüllen die Atmosphäre, die man athmet und beeinflussen auch die christlichen Kreise. Wir haben es hier aber nur mit den missionsfreundlichen Kreisen' zu thun. Auch da möchte man, daß es mit Dampf gehe, will schnelle und große Erfolge sehen und hat wenig Sympathie für die Geduldsmissionen. Nun, Gott sei Dank, es fehlt den modernen Missionen auch der Erfolg nicht. Ich denke 12 Million Christen aus den Heiden,1) die heute unter der Pflege der Missionare in aller Welt stehen, das ist ein Erfolg, der sich sehen lassen kann! Wir haben Missionen, wo es eilends geht und gegangen ist, z. B. in Madagaskar, unter den Karenen, Kolhs und den Insulanern der Südsee! Aber all das ist vieler Missionsfreunden nicht genug, sie möchten, daß es in Indien, Westafrika, China 2c. auch so gehe, und es stehen diese Missionen, in denen es nach einem langsameren Tempo geht, nicht in Gunst und es bedarf oft vieler Ueberredungskunst und des Steckens des Treibers um die müden Hände zu stärken.

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Was sollen wir sagen? Geduld, lieben Freunde, Geduld thut euch noth. Es erweist sich auch ein rechter Missionsfreund zuerst in aller Ge duld". Siche ein Ackersmann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und ist geduldig darüber, bis er empfange den Morgenregen und Abendregen. So seid auch ihr geduldig und stärket eure Herzen.“ „Ein Geduldiger heißt es auch hier ist besser denn ein Starker" und durch Stillesein und Hoffen werdet ihr stark sein.“ Was ist ihm denn? Habt ihr vergessen, daß das Himmelreich gleich ist einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und fäete es auf seinen Acker“? Weil heut alles mit Dampf geht, muß deshalb etwa auch das Reich Gottes seine Senftornart verlieren? Aber es ist kein Reich von dieser Welt und nicht die Zeitsondern die Ewigkeitsmächte herrschen in ihm. Mag sich heutzutage vie

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1) Siehe Band II S. 513.

les wandeln, das Himmelreich behält seine Natur. Uns fehlen die Ewigkeitsmaße Gottes, daher deucht uns der Gang seine Reiches so langsam. Wir treiben jetzt nicht zum ersten Male Mission. Zwei abgeschlossene Missionsperioden liegen bereits hinter uns. Die apostolische und nachapostolische und die mittelalterliche. Ist's in diesen beiden Missionsperioden etwa im Sturmschritt gegangen? Man nimmt an, daß zur Zeit Konstantins, also zu Anfange des vierten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung etwa der 15. Theil der Einwohner des römischen Reichs Christen gewesen! Und doch gehörte dieser Minorität die Zukunft und nachdem Gott seine Weile gehabt, hatte er seine Eile. Und im Mittelalter ist's nicht anders gegangen, obgleich die weltliche Macht da der Mission vielfach ihren starken Arm lich. Unser deutsches Vaterland ist nicht per Dampf christianisirt worden. Jahrhunderte lang hat dieser Prozeß gewährt. Warum nun so ungeduldig, wenn die moderne Mission nach 50, 60, 70jähriger Arbeit noch nicht größere Erfolge hat? Alle Fundamentirungsarbeiten halten auf und die moderne Mission hat bis jetzt im wesentlichen Fundamentirungsarbeit thun müssen. Die Häuser auf Sand gebaut sind erfahrungsmäßig unsolide Gebäude, so schnell sie auch in die Höhe wachsen mögen. Nur Geduld. Es ist nichts versäumt. Es werden auch in der Mission bald die Stunden Gottes kommen, da es eilends geht. Die Christianisirung der Völker wird sich vollziehen in steigernder Progression, wie ein Kapital sich vermehrt, bei dem Zins zu Zins geschlagen wird. Vergessen wir nur nicht, daß wir noch beim Grundlegen sind und daß es sonderlich in der Mission heißt: „Der Eine säet, der Andere schneidet“. Es gehört die Arbeit von Generationen dazu, daß das Evangelium vom Reich gepredigt werde allen Völkern, ihnen zum Zeugniß". Also Fuß beim Maal gehalten und weiter gearbeitet in treuer Ausdauer unsre Arbeit ist nicht vergeblich, selbst wenn die Frucht, die wir ernten noch nicht allzugroß ist; unsere Kinder werden schneiden, wo wir gefäet haben.

Die Ungeduld vieler Missionsfreunde äußert sich aber noch in einem andern Punkte. Man findet nämlich die Berichte über die missionarische Arbeit nicht interessant oder soll ich lieber sagen nicht pikant genug, man möchte gern möglichst viel romantischen Stoff und schöne Geschichten, besonders Bekehrungsgeschichten. Nun die Missionsgeschichte ist an dergleichen Material wahrlich nicht arm. Ich kenne kaum interessantere Geschichte als Missionsgeschichte. Aber es geht mit der Mission wie mit andern Dingen auch, man muß sie kennen und ein bischen gründlich kennen,

um sie interessant zu finden. Ich bin gewiß, daß viele, welche über Lang weiligkeit der Missionsberichte klagen, diese Berichte entweder gar nicht oder doch nur sehr flüchtig lesen. Ich will ja nicht in Abrede stellen, daß mancher Bericht interessanter könnte gehalten sein, aber die Missionare berichten doch nicht um interessante Sächelchen aufzutischen, sondern une eine Anschauung von den Dingen zu geben, wie sie wirklich sind. Und liest man das nun wirklich und fortgehend, so wirds Einem auch intere sant. Aber dazu sind viele Missionsfreunde zu ungeduldig. Weil nit gleich eine pikante Geschichte kommt, so legen sie das Blatt weg. Un um nun die lieben Freunde bei guter Laune zu erhalten, so hat man ihren Gaumen und Magen verwöhnt, indem man ihnen nur immer hübsche Anecdötchen mittheilte. Allein das ist keineswegs eine gesunde Diät, sondern kommt mir etwa so vor, als ob ich meinem Söhnchen immer Bonbons gäbe, weil Schwarzbrod und Kartoffeln ihm nicht füß genug find. Je und dann ein Bonbon das ist nicht übel für Kinder, aber nur Bonbons, das versäuert den Magen. Wir müssen die Mission aud in ihrem Alltagskleide interessant finden und erst, wer das gelernt hat, der ist ein Missionsfreund.

Was aber die Bekehrungsgeschichten betrifft so wollen wir de nicht vergessen, wie lange ein Pastor in der alten Christenheit oft warten muß, bis er eine erlebt. Ich habe mir manchmal gedacht in was fir eine große Verlegenheit wir kommen würden, wenn die jungen Heidenchristen von den Pastoren hier zu Lande einmal halbjährige Berichte for derten und beanspruchten, es müßten aber lauter schöne Befehrungsgeschichten sein! Die Missionare erzählten wol manchmal gerne solche Geschichten, aber außer vielen andern Gründen, die sie vielleicht haben es nicht zu thun, müssen sie es unterlassen, weil sie keine erleben und fabriziren sollen sie sie doch wahrlich nicht. Es hat auch nicht jede Bekehrung eine interessante Geschichte und es ist mir sehr fraglich ob nicht manche Bekch rung ohne interessante Geschichte mehr werth ist als manche, die eine solche hat.

Aber noch ungeduldiger werden viele lieben Freunde, wenn sie hören müssen, daß die jungen Heidenchristen keineswegs lauter vollendete Heilige sind oder gar, daß Rückfälle und dergleichen vorkommen. Nun, ihr lieben Missionsfreunde, sind wir denn etwa Engel, kommen bei uns keine Fälle und Rückfälle vor und wir sind doch als Kinder getauft und in einer christlichen Luft aufgewachsen? Sollten wir nicht auch mit unsern jungen Brüdern aus den Heiden Geduld haben, da Gott doch so viel Geduld

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