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XLII,

Was gut und recht ist, gilt bey mir.

XLIII.

e) Weine nicht mit andern, und werde nicht wie fie beweget,

XLIV.

Plato faget abermal: Ich würde einen solchen Menschen mit guten Fug antworten, du irrest mein Freund, indem du meynest, daß ein Mensch, der zu ets was nuge ist, und der Gefahr seines Lebens ausweichen muß, nicht vielmehr verbunden sey zu erwegen: ob das, fo er thut, recht oder unrecht sey; ob es einem ehrlichen Mann anstehe, oder nicht?

XLV.

Und ferner: Denn so verhält sich die Sache, ihr Athenienfer! welchen Post sich jemand, als den anståns digften, ausersehen, oder, zu welchen er von seinem Fürften bestellet ist, bey demselben muß er, wie mich deucht, in allen Gefährlichkeiten aushalten, auch nicht so sehr dabey sich scheuen zu sterben, als etwas schändliches zu begehen.

XLVI.

Aber wisse, mein theurer Callicles, daß die wah re Tugend, und das wahre Gut, nicht darinn bestehe,

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fich

e) Weine nicht. Dis Gebot des Antoninus/ scheinet nicht
nur mit der Lehre des Christenthums zu streiten/ welche uns
gebietet zu trauren mit den Traurigen/ Röm. XII. fon.
dern auch mit der Menschlichkeit/ja mit Antoninus Regeln
felber. Dannenhero müssen wir diesen Worten unsers Kay-
fers/keine andere Deutung anhängen/ als welche seinen an-
derweitigen Lehren/gleich ist. Er will demnach hiemit nicht
das Mitleiden/fondern die unzeitigellebermasse deffelben hem
› men. Ja/er will etwas mehr von dem Menschen zur Erleich
Berung der Noth desNächfien haben/als Klagen und Thränen.

fich selber zu erhalten: Denn ein warhafftig tugendbes gabter Mann, ist auf dis kurke Leben dergestalt nicht verpicht, daß er gedencket, wie lange es dauren foll; fons Dern, er überläffet folches denen Göttern; und weil er fich des Sprichworts der alten Weiber entsinnet: daß niemand sein Schicksahl vermeiden könne; trachtet er allein dahin, wie er die Zeit, so er zu leben hat, wohl les ben möge.

XLVII.

f) Betrachte den Lauff der Sterne, als würdest du mit ihnen herum getrieben; auch erwege die Verånderung der Elementen öffters, denn dergleichen Gedans cken reinigen uns von dem Unflat dieses irrdischen Lebens.

XLIIX.

Es ist vortreflich was Plato sagt, indem er von dem Menschen reder: Man muß alles was irrdisch ist, gleichs fam von oben herab beschauen, als von einer Höhe. Die Heerden, die Feldzuge, das Acker-Werck, die Hochzei ten, die Ehescheidungen, die Geburt, das Sterben, das Getümmel der Gerichts-Stuben, die Wüsteneyen, die mancherley barbarischen Völcker, die Fest Tage, das Trauren, die vermischten Versammlungen, kurk; die durch viele gegen einander streitende Dinge zierlich zusam men gefekte Welt.

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XLIX.

f) Viel höher gehen die Betrachtungen wahrer Christen: Trachtet am ersten nach dem Reiche GOttes/und nach seiner Gerechtigkeit. Matth. VI. und/ Ein jegli cher fey gesinnet wie JEfus Christus auch war. Philip. iv. diese Betrachtungen reinigen und heiligen uns: Fene aber/deren der Käyser gedencket/führen uns zwar biß an die Sterne/aber lange nicht in die Gemeinschafft GOttes.

XLIX.

g) Indem wir uns das Vergangene vorstellen, und die groffen Veränderungen so vieler Reiche; köns nen wir dadurch das Zukünfftige vorher sehen. Denn was noch kommen soll, wird dem, so gewesen ist, gleich Feyn und kaum die Schrancken desjenigen überschreis ten, so gegenwärtig geschicht. Daher ists gleich viel, ob einer das menschliche Leben vierzig, oder zehen taus send Jahr lang fiehet. Denn was würde er neues sehen?

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L.

Was von der Erden ist, das kehret wieder zu der Erden, was vom Himmel ist,kehret wieder in den Himmel. Denn der Tod ist nichts anders, als die Auflösung des Bandes, so vermittelst lauter Stäublein zusammen ges knüpffet ist; oder, er ist eine Zerstreuung der unempfindlis chen Elementen.

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LI.

h) Wir suchen allerhand Eß-Waaren und Ges franck; wir brauchen die Geschicklichkeit erfahrner Kö-. che, den Lauff unsers Lebens zu verlängern; allein es helffen

g) Polybius fagt/daß die Menschen durch zwey Wege zur Klug heit gelangen. Entweder durch eigene Erfahrung/oder durch andere Exempel. Jene ist gefährlich/ und die meisten blei ben in den Lehr-Jahren. So ists am sichersten burch anderer Schaden klug werden; und solches lernen uns die Gefchichte. Wer derowegen wissen will/was künfftig im gemeis meinen Leben geschehen wird/ der lese fleißig was vor Zeiten geschehen ist. Der Menschen Begierden und Thaten find einander zu allen Zeiten gleich.

h) Diese/ famt der vorigen Betrachtung / find des Euripidis Gedancken; und Antoninus zeiget uns hiemit/famt dem/ was er droben aus dem Plato anführet / wie man sich durch Aufzeichnung erbaulicher Sprüche, was man lieset/ zu Nuß machen muß

helffen weder Arbeit noch Thränen, wir müssen fortschiffen, wenn der Wind von oben in unser Seegel stöfft.

LII.

Ift jemand geschickter als du im Ringen? fiehe zu, daß er weder höfflicher als du, noch ehrbarer, weder wils liger die göttliche Schickungen anzunehmen, noch gelinder die Fehler der Menschen zu übersehen, möge erfunden wers den.

LIII.

i) Was nach den Regeln der Vernunfft, so die Menschen mit den Göttern gemein haben, verrichtet werden kan, dabey ist keine Gefahr. Denn, wodurch ein der Natur gemäß eingerichtetes Werck, die Frucht einer glücklichen Verrichtung kan erlanget werden; das selbst hat nicht einmahl der Argwohn eines Schadens statt.

LIV.

Es ist allezeit, und an allen Derten, in deinem Vers mögen, an deinen gegenwärtigen Zufällen einen gottseligen Wohlgefallen zu haben; dich auch der Gerechtigkeit ges måß gegen die auffzuführen, mit welchen du lebest; deine Einbildung dergestalt im Baum zu halten, daß nichts k) in dich hineinschleichen mache, was du nicht zuvor wohl begriffen haft.

LV.

1) Nach des andern Buchs 17. wie auch des V.Buchs 3.Capittel/ dienet gegenwärtige Betrachtung dazu / daß wir den geraden Weg gehen/und in auffrichtiger Einfalt unfre Pflicht verrich. ten mögen/ wie es drunten im 55. Capitel dieses Buchs deut licher erlåret wird.p

k) In dich hineinschleichen. Die Fantasey handelt anfänglich nicht mit dem Menschen wie ein Herr / welcher gebietet oder zwinget/ sondern wie ein Schmeichler, welcher uns durch Liebköfen / und Annehmlichkeiten / zu gewinnen suchet.

LV.

Bekümmere dich nicht darum was andere thurt, I fondern habe darauf acht, wohin die Natur dich leitet. Die allgemeine Natur, durch die Begebnisse so fie dir zus sendet, und deine eigne Natur, durch die Verrichtungen, fo fie von dir fordert. Denn ein jeder muß sich denen Ums stånden gemäß verhalten, unter welchen er gebohren ist. Nun aber find alle übrige Creaturen um der Vernünfftis gen willen gemacht, gleichwie in allen andern, die Unvollkommenen für die Vollkommenen geschaffen sind.

Die vernünfftigen Geschöpffe aber, sind eines für idas andere gebohren. Daher ist die erste Pflicht des Menschen, der Gesellschafft nüßlich seyn. Die andere, feinen fleischlichen Begierden nicht unterliegen. Dis ist der eigenthümliche Vorzug eines verständigen Wesens, in sich selbst gehen, und denen Reißungen der Sinnen oder Affecten nicht geborchen. Denn fie find beyde vies hisch der vernünfftigen Seele aber gebühret die Herrs schafft, und nicht die Dienstbarkeit; und solches mit Recht: weil der Verstand, sich ihrer aller zu bedienen, gemacht ist. Die dritte Eigenschafft der vernünfftigen Matur ist, sich huten vor dem Fall, und vor der Verfüh rung. Wer diese dreyfache Pflicht erfüllet, der gehe feinen Weg, denn er thut was ihm zukommt.

LVI.

1) Du must, als wenn du schon gestorben wärest, und nicht förder leben soltest, den übrigen Rest deines Les bens, der Natur gemäß, zubringen.

LVII.

1) Dis ift dem gleich was Paulus fagt/ Röm.VI.11. So hal
tet nun davor / daß ihr der Sünde gestorben seyd/
und lebet GOtt in Christo JEsu unsern HErrn.

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