ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

unserm Leibe vermischt, daß wir sie nicht solten davon abziehen, und uns in uns selbst einschrencken können, um dasjenige mit defto ungehinderter Freyheit zu thun, was unsere Pflicht erheischet. Denn es ist nicht unmöglich, zugleich ein recht göttlicher, und dennoch der gangen Welt unbekanter Mann zu seyn. Gedencke stets hieran, und befinne dich, daß man zum glücklichen Leben, nur weniges vonnöthen habe. Woltest du die Lust des wegen fincken laffen, frey, ehrbahr, gesellig, und denen Göttern gehorsam zu seyn, weil du zweiffelst, ein groffer Difputator oder Naturkündiger zu werden?

LXIIX.

Du kanft ungezwungen bleiben, und in einer tieffen Zufriedenheit der Seele stehen, obgleich alle wider dich schreyen, so viel sie wollen; ja ob die f) wilden Thies re, diesen dich umgebenden Taig, das ist, deinen Leib zers reiffen. Denn, was hinderts, daß dein Gemüth in allen Zufällen nicht seine stille Ruhe behalten folte, um von allem, so dir zustöfft, wahrhafftig zu urtheilen; und dich zu lehren, alles Zufalls dich vortheilhafftig zu bes dienen.

Dein Urtheil kan zu allen Zufällen sprechen: das bist du, und nichts anders, nach deinem eigentlichen Wesen! Wiewohl die Meynung und Einbildung, fo die meisten von dir hegen, dich für etwas anders ausges ben

Gemüths bestehe._ Derowegen können alle Menschen glücklich werden/wenn sie wollen.

f) Wilden Thiere. Was Antoninus hier aus dem Licht der Natur erkennet / bekräfftiget die Offenbahrung/samt der Ersfahrung. Daher war Ignatius so frölich gegen fein Ende. Dis ist mehr eine Wirkung einer fonderbahren Gnade GOttes/als der blossen Vernunfft. 11. Cor. IV. darum rüh men wir uns der Trübsal / aber in Christo IEsu: Rom. V. II. und wir vermögen alles / wenn er uns machtig macht. Philipp. IV.

ben wil. Auch kanst du dich gewehnen, alle Begebnisse mit diesen Worten, gleichsam zu bewillkommen: dich suchte ich! g) denn alles was mir zu Handen kömmt, soll mit eine Gelegenheit zur vernünfftigen und geselligen Tugends Uebung werden; auch mir Anlaß geben, meine Pflicht gegen GÖTT, und Menschen, zu erfüllen. Denn alles, was mir begegnet, gehet entweder diese, oder jenen an. Auffer diesen beyden ist nichts anders neues; nichts unz mögliches oder schweres, sondern alles beydes bekant, und leicht.

LXIX,

Die Vollkommenheit edler Sitten, bestehet darin, 1. daß man einen jeden Tag zubringe, als solte er der Leite feyn; daß man weder Uebereilung, noch Trägheit, oder Verstellung, bege.

LXX.

Die unsterblichen Götter empfinden es nicht übel, daß sie eine so unendliche Zeit her, eine unendliche Zahl der Bösen haben ertragen müffen: Sondern was noch mehr ift, h) fie sorgen für dieselben auf alle Weise. Und du, der du in furgem nicht mehr seyn wirst, du ermüdest die Bösen zu ertragen, da du doch selber einer von ihrer Zahl bist!

LXXI.

Es ist recht lächerlich: du kanst deine eigene Boße heit verhindern, und duldest sie. Du kanst eines ans dern Bosheit nicht verhindern, und du wilt sie nicht dulden.

[ocr errors]

LXXII,

ang) So müssen denen die GOTT lieben / alle Dinge zum 1,Besten dienen.

h) GOTT lässet seine Sonne auffgehen über Böse und 152/Gute / und regnen über Gerechte und Ungerechte. Matth. V. fiche Apostel-Gesch. XIV, 16.

LXXII.

Alles was die vernünfftige und gesellige Krafft in mir findet, daß es weder zu meines Verstandes Auffnah me, oder der menschlichen Gesellschafft Besten gereichet, solches urtheilet sie billig ihr unanständig zu seyn.

LXXIII.

Wenn du Gutes gethan hast, und ein anderer das Gute empfangen hat, warum fuchest du denn mit i) den Narren, noch über dem ein drittes, daß man entweder, deine Gutthat preisen, oder dieselbe vergelten foll ?

LXXIV.

Niemand wird deffen müde, was ihm nüßlich ist; denn es ist natürlich, seinen Mugen suchen. So ermůs de du denn auch nicht, dein Gutes zu befördern, indem du andern gutes thust.

LXXV.

Die allgemeine Natur hat sich vor Zeiten geneigt,die Welt zu erschaffen. Was aber igo geschicht, ist die Folge Der einmal gemachten Ordnung. k) Meynest du aber, daß das Vornehmste ohne Vernunfft geschehe, und worin der Regierer der Welt,vornehmlich sein Wesen hat? diese Bes trachtung wird dir eine groffe Zufriedenheit verursachen.

Des

i) Den Narren. So nennet Juvenalis diejenigen/fo größfern Durst nach Ehre/als nach der Tugend haben. k) Meynest du aber. Ich bleibe/ so viel möglich/bey dem Griechischen Text/ob er gleich ein weniggerstümmelt scheinet. Denn die Meynungist/ daß GOtt vornehmlich vor das ver nünftige Geschöpff sorgfältig fey. Wie Salomo von der felbständigen Weißheit GOttes sagt: Ihr Luft ist bey den Menschen Kindern. Prov. 1X. Je mehr du nun ein Mensch/das ist/ je vernünfftiger du bist / je mehr Trost wirft du in der Betrachtung dieser Wahrheit finden. So nun GOtt vor das Graß und vor die Sperlinge forget/ folte er solches nicht vielmehr vor euch thun/o the Kleingläubigen! fragt Christus. Matth. VI.

Des Römischen Käysers Marcus Aurelius Antoninus

Erbaulicher

Betrachtungen
Achtes Buch.

I.

U a) Verläugnung der eitlen Ehre, können dir folgende Betrachtungen dienen: daß es ohnmögs lich gewesen, von Jugend auf ein solches Leben zu führen, so der Weisheit in allen Stücken vollkömmlich gemäß gewesen: Daß es beydes, dir selbst, und andern bes wust ist; wie weit, und wie lange du von der wahren Weisheit bist entfernet gewesen: Da fichest du, daß deine Rechnung falsch sen, wenn du dir eingebildet, ben solcher Unvollkommenheit, den Nahmen eines Weifen zu verdies nen. Deine ganze Lebens-Art streitet dawider.

Gehen dir aber endlich die Augen auf, daß du an zu fehen fångst, worin die wahre Weisheit bestehe, so wirst du dich nicht viel um die eitle Ehre bekümmern, sons dern dein einziger Vorsatz wird seyn, wie du den kuraken Reft deines Lebens, der Natur gemäß, zubringen mögest.

ઙ્ગ 3

Uebers

Sehet ihr wohl wie auffrichtig Antoninus gegen die Ehr.
Begierde streitet; daß also die Beschuldigung falsch ist wenn
einige fagen/alle Heyden haben nur bloß aus Ehr-Geiß die
Tugend gesucht. Nein mein Freund! das Gewissen trieb fie
Daju/wie Paulus/ Rdm. 11, jeiget.

Ueberlege wohl, was diese erheischet, und laß dich fonst nichts anfechten. Bedencke, wie bey allen deinem Herumschweiffen unter der Nichtigkeit, das glückseelige Leben nicht zu finden war. Nicht bey den leeren Vers nunfft-Schlüssen, nicht beym Reichthum, nicht bey der Ehre, nicht bey der Luft. Nirgend!

Lieber wo findet man es denn? darin, daß du thust; was die menschliche Natur erheischet. Wie geschicht das aber? Wenn du solche Meynungen hegest, daraus gute Thaten fliessen. Was sind denn das für Meynungen? die Meynungen vom Guten und Bösen. Das ist, die nichts vor gut halten, als was den Menschen gerecht, måss fig, tapffer und frey machet'; auch die nichts vor böse schåken, als was das Gegentheil wircket.

IL

b) Frage dich selbst bey einem jeden Beginnen; wie werde ich mich hieben befinden? wird mich dessen auch ges reuen? Es ist noch um ein kleines zu thun, so bin ich todt, und alles ist dahin! was will ich mehr, als meine Wercke fo verrichten, wie einer vernünfftigen Creatur zukömmt, die gesellig ist, und sich nach einerley Gefeßen mit den Göttern richtet?

III.

Sind Alexander, c) Cájus, oder Pompejus, mit dem Diogenes, Heraclitus, oder Socrates, zu vers gleichen? Diese begriffen alle Dinge nach ihren Ursachen, Zeug, und Wesen, ja ihr Gemüth war frey. Hingegen waren jene in groffen Sorgen, und in einer weitläufftigen Sclaverey.

IV.

b) Dieses Capittel ist der Vermahnung Syrachs ähnlich: Was du thuft/bedencke das Ende/so wirst du nimmermehr ubels thun!

•) Er redet von Cajus Julius Cesar.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »