ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

thun würde, was er gethan hat? die Vernunfft hat die offt Gelegenheit gegeben, dir vorzustellen, daß dein Bes leidiger, einen solchen Fehler begehen könte. Du hasts nur vergessen dir vorzustellen, darum befremdet es dich igo, da ers thut!

Absonderlich, so du einen feines Undancks', oder Untreu halber tadelft, so bestraffe dich selbst. Denn es ist deine Schuld, daß du entweder gegläubet, der Mensch wårde dir getreu seyn; oder, daß du ihm deine Wohls that nicht vollkommen erwiesen hast, sondern auf seinen Dance, als eine Frucht deiner Wohlthat, wartest. Was wilt du mehr? hast du ihm doch Gutes erwiesen. Ist das nicht genug ? was verlangest du denn eine Ers Fantlichkeit vor dasjenige Werck, welches die Natur von dir erforderte? Es wäre eben so viel, als wenn dein Auge einen Danck begehrte, weil es siehet; oder die Süffe, weil sie gehen. Denn wie die angeregten Glieder dazu gemacht sind, auch ihren Zweck, erlangen, indem sie ihr Geschäfft verrichten, also ist auch der Mensch gebohren, gutes zu thun; und so offt er in dieser Uebung ist, oder etwas thut, daß der menschlichen Gesellschafft müßlich ist, so offe erfüllet er beydes, die Pflicht seines Beruffs, und empfa het dabey, zugleich seine Vergeltung.

Des Römischen Käysers Sarcus Aurelius Antoninus

Erbaulicher

Betrachtungen

[ocr errors]

Zehendes Buch.

I.

Enn wirst du denn endlich, meine Seele, wenn wirst du gut, einfältig, unvermischt, und oh, ne Schmincke feyn ? a) Wenn wirst du fichtbarer werden, und deutlicher zu erkennen seyn, als dez "Leib, so dich umhüllet? wenn wirst du die Süßigkeiten der Menschen-Liebe schmecken? wenn wirst du voll von dir selber, und vergnügt in deiner Fülle werden? wenn wirst du eines fremden Zuschubs unbedürfftig seyn ? wenn wirst du denen thōrichten Begierden absagen, die dich deine Luft, entweder bey Lebenden, oder leblosen Dine gen, suchen heissen? wenn wirst du das Verlangen aba legen, einer schnöden Luft, lange zu geniessen? wenn wirst du auffhören, dich nach einem bequemen Ort, oder nach einer gefunden Lufft, zu sehnen? wenn wirst du ab laffen

M 3

a) Wenn wirst du fichtbarer werden ic. Sichtbahrer wird die Seele/wenn sie sich nicht zu sehr vermischet/ mit denen Wirckungen des Leibes / sondern sich davon also abziehet/daß fie vornehmlich mit GOtt vereiniget / dasjenigeam allermeis ften suchet/ liebet/und thut/ was ihrer Natur am ähnlichsten/ und GOtt am gefälligsten ist; auch in vielen Tugend-Uebun. gen ohne Verstellung hervor leuchtet. Diese Selbst-Prä» fung des Käysers / ist unvergleichlich.

[ocr errors]

laffen zu begehren, daß die Menschen umgänglicher seyn möchten? wenn wirst du, frage ich, mit deinem gegens wärtigen Zustand, zu frieden seyn ? wenn wirst du ans fangen Dich zu belustigen, an allem, was dir wiederfähret? wenn wirst du überzeuget werden, daß du alles in dir selbst besigest, und daß alles zu deinem Besten diene? daß alles von GOTI komme? daß alles dir zuträglich sey, was ihm gefällt ? und daß alles, was er dir zuschickt, b) zum Heyl, des allervollkommenften, gütigsten, gerechten, und schönsten Wesens, abziele, so alles hervor bringt, bes greiffet, umfaffet, und die sich auflösenden Dinge, in sich verschlingt,damit andere ihres Gleichen mögen wieder hers vor kommen? Ja meine Seele, wenn wirst du endlich so geartet werden, daß du unter den Göttern, und mit des nen Menschen, also lebest, damit du diese nicht beschuldis gest, und jene dich nicht verdammen?

II.

c) Erstlich betrachte, was die Natur von dir ers fordert, als wenn du derselben allein zu Gebote stehen müs steft, und verrichte alsdenn alles, wodurch das Wesen einer Creatur nicht verleget wird. Hiernächst, wenn Du wohl erwogen hast, was die Natur von dir erfordert, in so weit du eine Creatur bist, so weigere dir solches nicht,

b). Sum Heyl des aller vollkommensten Wesens. Mit die fen Worten verstehet er GOttes Ehre; diese wird von den Renschen befördert/ wenn sie ihr Lhun/ und Lassen / zur Erfüllung seines Willens / richten.

*) Erftlich betrachterc. Hie ist der Probier-Stein/allcs Be ginnens. Ist etwas der Natur gemäß / so ist es denen Crea turen zuläßig. Doch alles/was natürlich ist nicht alsobald vernünfftig. Einent Menschen aber stehet souft nichts an/als was vernünfftig ist. Wir Christen gehen noch weiter und fa gen/ nichts ist zuläßig / als was Chriftlich ist. Doch dis/ Freitet nicht gegen einander. Denn Lieber/was ist vernünff. tiger/als eben das / was Chriftlich if ?

nicht, es sey denn, daß es deiner Natur zuwider wäre in so weit, du eine vernünfftige Creatur bist. Wer aber eine vernünfftige Creatur nennet, bezeichnet dadurch ein Geschöpff, das zur Gesellschafft gebohren ist. Richtest Du dich nach den angeregten Regeln, fo bekümmere dich weiter um nichts.

III.

Alles was dir wiederfährt, ist so beschaffen, daß du es, entweder geschickt bist zu ertragen, oder nicht zu ertras gen. Bist du geschickt es zu ertragen, so entruste dich nicht, sondern ertrage es. Bist du nicht geschickt es zu ertragen, beschwere dich auch nicht, denn es wird von felbst aufhören müssen, nachdem es dich aufgerieben hat. Doch befinne dich, daß dich die Natur also bereitet habe, Daß du alles ertragen kanft, was deine Einbildung dir, als erträglich, vorstellen kan. Derohalben bilde dir ein Daß es entweder dein Vortheil, oder deine Schuldigkeit fery, es zu ertragen.

IV.

Frret jemand? hilff ihm zurecht; und zeige ihm mit Sanfftmuth seine Fehler. Kanst du das nicht thun, so beschuldige niemand, als dich selbst, d) ja nicht einmal Dich selbst.

V.

e) Alles was dir begegnet, war dir von Ewigkeit her, zubereitet. Und die Kette derer Ursachen, hatte M 4

Dein

d) Banicht einmal dich selbst. Denn der glückliche Erfolg/ fehet nicht in unserm Vermögen. e) Er redet von den leiblichen Zufällen/ welche aus dem ordentli then Lauff der Natur/nothwendig entstehen. Und muß dieses zu keiner Fatalität/in geistlichen Dingen/gemisbrauchet werden weil unser Geist/nach Antoninus Lehre/ein freyes und ungebundenes Wesen ist.

T

dein Wesen, mit diesem Zufall, von Ewigkeit her zusams men geflochten.

VI.

f) Es seynd die Stäublein, oder die Natur, so ftes het dis fest: Ich bin ein Stück von demjenigen Ganken so durch die Natur regieret wird; dabey bin ich, durch die Nothwendigkeit, mit den andern Theilen deffelbigen Ganken, verknüpffer. Weil ich demnach ein Theil des Gangen bin, wie folte ich denn übel aufnehmen, was mir von dem Ganken selbst, mitgetheilet wird? denn was dem Ganzen dienlich ist, kan dem Stücke nicht schaden. So hat auch dis Ganze nichts an sich, das ihm selbst undienlich wäre. Dis ist der gemeine Vors theil aller Dinge, die in der Natur find. Doch hat die allgemeine Natur dieses voraus, daß keine Ursache von auffen, dieselbe zwingen kan, etwas hervor zu bringen, das ihr selbst schädlich wäre.

Die erste Warheit, daß ich nemlich ein Theil des Ganken bin, wird mich in allen Zufällen, die mir bege gnen können, gelaffen machen; und die andere, daß ich nemlich mit den Theilen deffelben Ganken, verknüpffer bin, wird mich vermögen, nichts vorzunehmen, als was dem menschlichen Geschlecht, suträglich ist, sondern, die Uebrigen, so meines Gleichen sind, stets vor Augen zu has ben, auch alle mein Vorhaben, auf ihren allgemeinen Nußen zu richten; und was ihnen insgesamt könte schådlich seyn, zu vermeiden.

So lange ich aber also gefinnet bleibe, muß mein ganges Leben, nothwendig glücklich seyn, gleich denen Tagen

f). Es seynd die Staublein ?c. Antoninus feßet nach seiner Weise beyde streitende Meynungen/der Epicurer/und Stoi cker/jufammen; um zu zeigen/ daß keine von beyden/dic menschliche Pflicht aufhebe.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »