ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

ne Absicht thun. Zweytens, must du nichts ohne Absicht aufs gemeine Beste verrichten.

XXI.

Bedencke, daß du in kurzer Zeit nicht mehr seyn wirst ; noch dasjenige, was du siehest, noch die, so mit dir leben. Alle Dinge find dazu gemacht, daß sie sollen verändert wer den, und auffhören. Damit andere aus ihren Ruinen, gleichsam hervor wachsen.

XXII.

Alles bestehet in der Einbildung. Und diese Einbils. dung ist in dir. Hebe sie demnach auf, so du wilt. So wirst du ohne Unruhe, gleichsam in einen Meer-Busen, fegeln, und dich selbst, wie die Schiffe im Sturm und Gea fahr, hinter ein Vorgebirge legen.

XXIII.

d) Ein Werck, welches zu seiner Zeit auffhöret; leidet darunter nichts böses, daß es auffgehöret hat, auch wiederfährt dem, der alles vollbracht hat, darunter kein Arges. Gleichergestalt ists mit dem Begriff aller unser Thaten beschaffen, welche wir das Leben nennen. Denn

es

zu wissen/ warum. Und es wäre unmenschlich / alle Absicht einkig und allein auf seine einzelne Person zu richten. d) Diese Betrachtung ist abermahl gegen die Furcht des Todes gerichtet und wir sehen aus der öfftern Wiederholung / dergleichen Vorstellungen/daß auch die Allerbesten und Weisesten unter den Heyden/ dffters ein Schrecken vorm Tode empfun den haben. Dieses aber findet sich bey einem wahren Christen/ weniger/auch wohlgar nicht. Drum ist die Christliche Lehre/ abermal vor die Vollkommenste zu achten/ weil sie den Men schen gegen die Schrecken des Todes/mit einer freymüthigen Gewisheit bewaffnet. Unser keiner stirbet ihm selber. Sterben wir/ so sterben wir dem HErrn; darum wir leben oder sterben / so sind wir des HErrn. Jo wohl gar den Tod/ verlangen macht: Ich begehre aufgez löset / und bey Christo zu seyn !

es geschicht ihnen kein Uebels dadurch, daß sie sich zu rechter Zeit endigen. Auch ist der nicht unglücklich, dem dies fer Faden seiner Verrichtungen, zu seiner Zeit, abgerissen wird. Denn es ist die Natur, welche die Zeit ausmiffet, und einem jeden Dinge sein Ziel bestimmt. Einigen zwar etwas mehr, als denen die von Alter sterben: doch aber ists immerzu die allgemeine Natur, so alles regieret, und durch eine stetige Bewegung aller Dinge, die Welt erfrischet und verjünget.

Nun, was dem Ganken zuträglich ist, dasselbe ges schicht zu rechter Zeit, und ist allezeit gut. Auch kan das Ende des Lebens nichts Böses seyn, weil es nichts schåndliches ist; denn es ist weder in unser Gewalt, noch wider die Regeln der Gesellschafft. Vielmehr ists was Gutes, weil es der ganzen Welt insgemein zuträglich ist, welche auf solche Weise verneuet wird.

XXIV.

e) Derjenige wird von GOtt regiert, und von seis nem Geist getrieben, der einerley Absicht, und einerley Sinn, mit GOtt hat.

XXV.

Dreyerlen nimm stets in acht: Einmal: theils in Abficht deiner Verrichtungen ; daß du nichts ohne Bes dacht, oder umsonst verrichtest, und auf eine andere Wei fe, als die Gerechtigkeit selber es würde gethan haben: theils in Absicht deiner Zufälle ; daß du dir vorstellest, wie fie, entweder von einem blinden Zufall, oder von der göttlichen Versehung herrühren. Nun aber muß man wes der die Versehung GOttes tadeln, noch über einen ohns gefehrigen Zufall sich beklagen.

Zweytens, must du betrachten, was ein jedes
Ding

t) Dis kömmt überein/mit den Worten des Apostels: Welche der Geist GOttes treibt ; die sind GOttes Kinder.

Ding war, ehe es seine Seele, und sein Leben bekam? was
es ist, nachdem es dasselbe bekommen, woraus es zusam,
men gefehet ist, und in was vor Stücke es wieder wird
aufgelöset werden?

Drittens, folt du dir vorstellen, als wenn du über
die Wolcken erhaben, von dannen die menschliche Din
ge, und ihre Mannigfaltigkeit beschauetest? Ja, als
wenn du zugleich in die unzehlbare Menge der Geister sås
hest, die in der Lufft herrschen? damit, so offt du dich in
deinem Sinn erhebest, du dir vorstellen mögest, wie eis
nes dem andern gleiche, auch von so kurzer Dauerhaff-
tigkeit sey, daß man nicht Ursach hat, sich deswegen zu
blehen.

XXVI.

Vertreibe die Einbildung, so bist du geborgen. Was
hindert dich aber, dieselbe zu vertreiben?

XXVII.

Indem du dich über etwas entrüftest, haft du veri
geffen, daß alles zum Besten der allgemeinen Natur ge
schicht; und daß die Fehler anderer Leute, dich nicht ans
gehen. Desgleichen, das alles was geschicht, allezeit
so geschehen ist, und künfftig also geschehen wird. Weis
ter, daß unter allen Menschen eine genaue Verwands
schafft ist, welche nicht so wohl aus ihrem Fleisch und
Blut, als daraus entstehet, daß sie alle einerley Geistes
theilhafftig find.

Ja, du hast alsdenn auch vergessen, daß die See-
le eines jeglichen, f) gleichsam ein GOtt, und ein
Auss

f) Gleichsam ein GOtt. So redeten die Heyden / von der
Seele/oder von dem Gemüth/ und Gewissen des Menschen;
einige nanten es GOtt/ einige eine Göttlichkeit; andere eis
nen Zeugen GOttes. Wir lassen ihnen den Irrthum / und
halten uns an die Christliche Wahrheit/ in den Worten des
Apostels: Wiffet ihr nicht/ daß eure Leiber GOttes

Ausfluß aus der Gottheit ist. Auch, daß nichts unser eigen sen; sondern, daß deine Kinder, dein Leib, und deis ne Seele, von GOTT kommen. Daß alles in der Eina bildung bestehe. Und endlich, daß du nur die gegenwoårs tige Zeit allein besigest, und also auch dieselbe nur allein verlieren könnest.

XXIIX.

Du folt dir öffters folche Leute vorstellen, die sich über etwas sehr entrüster haben; auch die, welche, nachdem sie zu groffen Ehren gelanget, hernach in grosses Elend ges ftürket, mit vielen Feinden umgeben, oder durch anders weitiges Glück oder Unglück, find geplaget worden.

Bey dergleichen Vorstellung aber, frage dich selbst: Wo find alle diese Leute geblieben? Ist es doch iso mit ihs nen nichts anders, als Rauch, Asche, und ein Mähr lein; wo ich sie anders noch ein Mährlein nennen darff. Weiter erinnere dich, was g) Fabius Catulinus, etwa auf seinem Land-Gute; was Lucius Lupus, und Stertinius zu Baja; was Tiberius, und Velius Rufus, ju Caprea gemacht haben? Mit was unruhi ger Bemühung, sie solchen Dingen nachgejaget, welche ihnen ihr irrender und verführischer Wahn, als Sachen vorstellete, die ihrer Sorgfalt und Hochschäßungen werth

waren;

Wie viel vernünfftiger würden sie gehandelt has

ben

Tempel find / und daß der Geist GOTTES in euch wohnet? g) Fabius Catulinus 2. Diese Herren stehen hie mit dem Tiberius/ in einer Reihe; wannenher der Herr Decier nicht uneben urtheilet / daß sie einerley Lebens-Urt auf ihren Land-Gütern/ mit dem Tiberius geführet haben ; welcher fich nach Caprea begab / um der Luft / desto ungestöhrter zu pflegen/auch deswegen einen besondern Hoff-Bedienten ange nommen hatte/welchen er den Meister der Wollust nannte,

ben, wenn sie sich bey aller Gelegenheit gerecht, mäßig, und denen Göttern gehorsam in Einfalt, auffgeführet hats ten? denn, h) der Hochmuth ist nie unerträglicher, als wenn er durch eine falsche Demuth genehret und aufgeblas fen wird.

XXIX.

i) Wenn dich jemand fraget, wo du die Götter ges fehen, oder woher du abgenommen habest, daß würcklich eine Gottheit sey, die du anbetest? so antworte ihnen zu erst. k) Daß sie ganz sichtbar find. Zum andern: Ich habe meine Seele auch nie gesehen, und verehre sie doch. So verhält sichs auch mit den Göttern, deren Macht ich beständig erfahre. Denn daraus erkenne ich beydes, daß fie sind, und verehre sie.

[ocr errors]

1) Die Glückseligkeit des Lebens, wird dadurch befördert, wenn man betrachtet, was ein jedes Ding in ihm

[ocr errors]

h) Der Hochmuth ist nieunerträglicher. Er zielet hiemit auf die beständige Verstellung des Tiberius/welcher sich freundlich und leutselig/vor den Leuten anzustellen wuste aber doch in seinem Hergen ein hochmüthiger / und tyrannischer Bösewicht war.

i) Dis zeiget den Unverstand / und Unverschämtheit der Ohn, göttercy.

k) Gang sichtbar. Denn GOttes unsichtbare Wesen / wird aus den vor Augen schwebenden Wercken der Schöpffung er feben/wie Paulus/ Röm. 1. bezeuget.

1) Bestehet die wahre Glückseligkeit in diesen Dingen/wie sie den mehrentheils darin begriffen ist: so folget/daß die Christliche Lehre die allervollkommenste/ und wahre sey/ weil sie uns zu dieser Glückseligkeit/ die beste Anleitung giebt. 1. Sie lehret uns die Eitelkeit alles Jrrdischen/samt seiner Verläng nung. 2. Sie dringet auf die Reinigkeit des Herzens/in allen Thaten. 3. Sie erfordert beståndige gute Wercke. 4. Ja was noch mehr ist/sie rüstet uns aus/ mit Glauben und Vertrauen aufGOtt/auch mit LiebeGottes und des Nächsten.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »