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gung wohl vereinbar. Wollen wir wahrhaft christlich denken und handeln, so werden wir nicht auf Vernichtung der entgegengesetzten Parthei ausgehen; in welcher doch auch religiöser Geist lebt und Glauben und Liebe, sondern auf Verständigung, die zu einer höhern Einheit führet; wir werden bedenken, wie schwer es sey, einen festen Standpunkt in diesen Dingen zu erringen, die so viele Seiten der Betrachtung darbieten; wir werden von dem strengen Kirchenthume immer wieder zu der Schrift zurückkehren, die doch allein der Quell ist und das Leben, und keine Hülfsmittel ihrer Erklärung verschmähen; wir werden die Einheit des Religions- und des Kirchenglaubens als das höchste Ziel betrachten, wir werden versuchen und trachten, den Glauben mit dem Wissen zu versöhnen, oder durch die Wissenschaft zu rechtfertigen, damit nicht blos einem kleinen Häuflein, sondern Allen Genüge geschehe und gedienet werde; wir werden endlich nicht vergessen, dass es ein gewisses allgemeines Gefühl der Wahrheit giebt, das über der Beurtheilung jeder positiven Religionsform liegt, eine solche doch auch die christliche ist; endlich werden wir es freudig bekennen, dass auf einem höheren Standpunkte selbst jene starren Gegensätze verschwinden, dass Gott Alles in Allem ist, der die Welt beseligen will durch Jesus Christus, seine Person und sein Werk für Alle, die an ihn, den treuen sich aufopfernden Hirten seiner Heerde glauben. Am meisten aber werden wir an das Leben uns halten, um den wahren Glauben in seiner wunderbaren Kraft zu erkennen; denn todt ist der Glaube ohne die That, aber ein guter Baum kann nur gute Früchte tragen. Denn unser Wissen bleibt Stückwerk; hier schauen wir nur wie durch einen Spiegel; dort erst werden wir ihn erkennen, wie er ist, von Angesicht zu Angesicht. Ja, gnädiger und liebreicher Gott, erhalte und stärke uns in solcher Gesinnung bis an das Ende dieser Tage. O wie durstet unsere Seele nach Heil, wie schmachtet unser Verstand nach Aufklärung, unser Herz nach Befriedigung. Aber du hast uns hier nach deinem unerforschbaren Rathschlusse nicht das volle Licht geschenkt, nach dem unsere Seelen, wie

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die Kelche der Blumen beim Erwachen des Tages sich richten. Nur ein Strahl deines Wesens ist uns gegeben in der Person und Lehre Jesu Christi, die du uns sandtest. An ihr lass uns halten, und in ihr Freunde bleiben immerdar, doch so, dass wenn wir auch in der Form des Glaubens aus einander gehen und nicht Eine Ansicht theilen können, wir doch in dem Gehalte der christlichen Lehre und des christlichen Lebens, das aus Einer heiligen Quelle fliesst, uns als Brüder erkennen und in Liebe begegnen. Denn du, Gott des Reichthumes und der Fülle, willst Einheit aber nicht Einförmigkeit, und wie die sichtbare Natur unendliche Mannichfaltigkeit zeigt in ihren Schöpfungen, und doch Alles dem grossen Zwecke des Lebens und der Entwickelung dienet, so hat auch das unsichtbare Geisterreich viele Ordnungen und viele Bevölkerungen, und doch ist in ihm Alles dem grossen Fortschritte und der völligen Offenbarung des Guten und des Heiligen unterworfen. Darum reiche der eine dem andern die Hand, und fördere seine Schritte. Von der Freundschaft derer, die uns verstehen und die uns gleichen, erhebe sich unsere Seele zur Liebe derer, die uns ferne stehen und uns fremde scheinen, damit wir dem gleichen, der auch für die leiden konnte, die ihn hassten, und der uns geliebet hat, ehe wir ihn liebten. Zwar scheint diese Erde, so oft ein Schauplatz des Hasses, des Elendes und des Neides, nicht zum Tempel der Liebe und der Freundschaft erlesen. Aber die Sehnsucht danach tragen wir Alle in unseren Herzen; und so wirke jeder an seinem Theile, wenn er auch die Zeit der Erfüllung nicht schauet. Du aber, gnädiger Gott, verleihe das Gedeihen und das Vollbringen, und nimm uns nach den Kämpfen dieser Erde auf in jenes Daseyn, in welchem viele Missklänge, die wir hier unten vernehmen, verklungen sind, und wo wir vereint mit unserem himmlischen Freunde Christo in einem Leben rascheren Fortschrittes und milderer Gegensätze und reineren Athems klarer zu sehen hoffen in deinem ewigen Reiche. - Amen.

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IV.

Predigt,

gehalten

in der königl. preuss. evangel. Gesandtschaftscapelle zu Neapel,

den 9. September 1832.

Text: 1. Thess. 5, 16.

,,Seyd allezeit fröhlich.“

Es ist vielleicht nichts gewöhnlicher, meine Zuhörer, als die Religion Christi als eine Religion der Leiden darzustellen, welche, von allen Freuden der Welt und des menschlichen Daseyns abziehend, nichts als Entsagungen gebiete, nichts als Geduld und Ergebung lehre, und nur in den Schmerzen und in der Verfolgung Ehre und Ruhm finden lassen wolle. Der Stifter des Christenthumes selbst, so haben manche heimliche und öffentliche Gegner unseres Glaubens sich ausgesprochen, war ein Feind der Welt und ihrer Lust; streng und ernst mahnte er ab von allem, was die Sinne ergötzt und das Herz erfreuet, und wies ununterbrochen hinauf von dem Sichtbaren zu dem Unsichtbaren. Seine Bahn war die der Leiden und des Todes, nicht der Freuden und des Wohlgefallens; harter Kampf mit mächtigen Feinden war sein tägliches Loos; des Menschen Sohn hatte nicht, wo er sein Haupt hinlegte; und nur die Dornenkrone des Dulders, nicht die irdische Freudenkrone kam auf dieses vielgeprüfte Haupt. Und so ward auch das blutige Kreuz, an dem er sein irdisches Leben aushauchte, ein Sinnbild des neuen Glaubens. Die Schüler Jesu hielten

es für einen Gewinn und einen Ruhm vor Gott, gleich ihrem vorangegangenen Meister für das, was sie verkündeten, zu leben und zu sterben, eingedenk seines Ausspruches: wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folget mir nach, der ist mein nicht werth: achteten sie für nichts das Glück, woran der Mensch hienieden sein Herz hängt, und pflanzten unter Hass, Spott und Leiden ihrer alten Glaubensgenossen nicht minder als der heidnischen Welt das Evangelium von Christo unter allerlei Volk und in Vieler Herzen. Hierin, so fährt jene Stimme fort, sind sie nur zu ähnlich den Propheten des alten Bundes, welche die Geschichte uns als beklagenswerthe Personen darstellt; sie, die den Königen als strenge Sittenprediger verhasst, bei einem grossen Theile des Volkes als feurige Bekämpfer alter Vorurtheile und priesterlichen Stolzes unbeliebt, in vergeblichen Klagen und in trauriger Verlassenheit ihr Leben verseufzten. Gross ist die Reihe der Blutzeugen in den ersten christlichen Jahrhunderten, aber auch sie, meint man, so hoch sonst ihr Muth und ihre Ausdauer gestellt werden mögen, sahen das Leben nur von seiner düsteren, ernsten, abschreckenden Seite; sie gaben die gewisse Erde auf, um den ungewissen Himmel einzutauschen, und in der Hoffnung des Glaubens an eine selige Zukunft befangen, blickten sie verächtlich auf die Freudeu der Gegenwart. Solcher Beurtheilungen, solcher glaubenslosen Reden und Klagen, m. Fr., muss ein aufmerksamer Beobachter in dieser Zeit viele vernehmen. Sie sind gerade unter den Gebildeten, und denen, die ihnen ähnlich seyn wollen, am meisten verbreitet; sie haben zu dem Vorwurfe hingeleitet, dass die christliche Religion dem Leben, wie es nun einmal sey und seyn müsse, zu fern stehe; dass sie etwas Unnatürliches verlange, indem sie alle frohe Regungen zu unterdrücken, und die sinnlichen Freuden, gleich einem giftigen Gewächse, auszurotten gebiete; dass man daher den Vorschriften dieser Religion wohl mit der Einbildungskraft anhängen, und sie mit dem Herzen verehren, ihnen aber im Leben selbst wenigstens nicht durchaus Folge leisten könne. Manchen unter uns, m. Z., wird das Einseitige und Mangelhafte der erwähnten An

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schuldigungen von selbst einleuchten; sie werden es empfinden, dass solche durchaus mehr auf einer unklaren und unvollständigen Auffassung, als auf einer richtigen Würdigung des Wesens und Geistes christlicher Lehre beruhen. Aber je scheinbarer solche Ansichten vorgetragen werden; desto mehr verdienen sie eine genauere Erwägung, und eine solche wird sich am glücklichsten vollbringen lassen, wenn wir es versuchen, nach Anleitung unseres Textes:

die christliche Freudigkeit, oder den christlichen Frohsinn

in seinem Wesen, in seiner Quelle, nach seinen Eigenschaften und Aeusserungen zu betrachten. Wir beweisen aber am sichersten und unzweideutigsten, dass ein freudiger Sinn dem Christenthume nicht fremd sey, dadurch dass wir diese Freude des Christen nach ihren Grundzügen bezeichnen und darstellen 1. als eine wohlbegründete, 2. als eine dauernde, 3. als eine weltüberwindende. Jede dieser Eigenschaften wird uns den Vorzug dieser Gemüthsstimmung vor der blos weltlichen Freude, die wir gewöhnlich allein mit diesem Namen belegen, deutlich machen.

I.

Die christliche Fröhlichkeit unterscheidet sich zuvörderst dadurch von der gemeinen weltlichen Lust, dass sie eine wohlbegründete ist Wohlbegründet nennen wir dasjenige, was nicht dem Zufalle, der menschlichen Laune und vorübergehenden Bestimmungen sein Daseyn verdankt, sondern in der richtigen Ordnung der Dinge wurzelt. Verdienet aber irgend eine andere Gemüthsstimmung mit grösserem Rechte diesen Namen, als jene frohe und freie, in welche das Christenthum nach seiner wahren Bedeutung versetzt? Gehet sie doch aus von einer der Vernunft und dem unmittelbaren Gefühle entsprechenden Schätzung des Verhältnisses der Menschen zu Gott und Gottes zu den Menschen Ruhet sie doch in der Anerkennung eines Gottesreiches, als des höchsten Zweckes menschlichen Daseyns und Wirkens, in welchem nach und nach die Menschen aller Länder

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