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begrabenen Leiber, sondern auch durch die unfägliche Ans zahl Thiere, welche täglich von andern Thieren, und zum Theil von uns selbst verzehret werden. Die Menge ist groß, so in dem Eingeweide dererjenigen begraben wird, die fich davon nehren; und gleichwohl ist es alles zeit derselbige Ort der fie aufnimmt; denn sie werden zum Theil in Blut verkehrt, theils in Feuer und Lufft, aufgelöset.

XXII.

Das einzige Mittel, die wahre Beschaffenheit eis nes jeden Dinges zu erkennen, ist, sie zu theilen in ihre 1) Materie und Form.

XXIII

Man muß sich weder verwirren, noch durch den Strohm der Begierden hinreiffen lassen; sondern unsere Neigungen müssen die Gerechtigkeit zur Richtschnur, und unsere Gedancken, die Vernunfft zum Grunde haben.

XXIV.

Odugrosses Welt-Gebäude! Alles was dir zutrags lich ist, dienet mir auch. Was dir gelegen ist, kömmt mir weder zu früh noch zu spät. m) Natur, alles was mir deine Zeit gebieret, ist mir wie eine zeitige Frucht! alles kömmt von dir, alles ist in dir, alles kehret zu dir. Jener schreibt im Trauer Spiel: Otheure Stadt ber Cecropen! Solte ich denn nicht vielmehr zu dir sas gen: n) Odu theure Stadt GOttes!..

XXV.

Das ist/zu betrachten die Materie/oder den Zeug daraus ein Ding zusammen gefehet ist/ und die Form/das ist/feine ei gentliche Beschaffenheit an and vor sich selbst/nach welcher ein Ding von allen andern Dingen entschieden ist

5) O Natur/alles was mir deine Seit gebieret. Die Natur hat so wohl ihre unterschiedliche Zeiten als das Jahr. Die Zeiten der Natur find/Kindheit/Jugend/ Alter. ») Oduthenre Stadt GOttes ! Denn wer überzeuget ist

XXV.

o) Democritus hat gesagt: Thue wenig, so du wilt geruhig seyn! Aber wäre es nicht besser gewes fen zu sagen: Thue alles was nothwendig ist, und was die Vernunfft von einem Menschen erfordert, der zue Gesellschafft gebohren ist? denn darinn findet man bey, Des die Zufriedenheit, daß man wohl thut; und die Ruhe, indem, daß man wenig thut. Gewiß, so wir von unfern Wercken und Worten das Unnöthige abschnite ten, würden wir mehr Zeit übrig, und weniger Beküm merniß haben. Drum soll man sich bey jeden Dinge fra gen: Ist dieses oder jenes nicht von der Zahl der un nöthigen Dinge? Nun folte man nicht allein die uns nüßen Wercke, sondern auch die unnöthigen Gedancken, wegthun denn, indem ich mich der unnöthigen Gedan cken entschlage, beuge ich damit allen unnöthigen Wer cken vor.

XXVI.

Versuche es, wie es dir anstehet zu leben, als ein frommer Mann; ich will fagen, als ein Mensch, welcher alles vor gut nimmt, was ihm die Schicking wiederfah ren låst; der sich vergnügt zu thun was recht ist, und seinen Geift dadurch in Friede und Ruhe feget.

XXVII.

p) Du hast jenes gesehen; siehe auch dieses an!

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daß diese Welt/ die Stadt GOttes sey/und er derselben Bür. ger/der ist versichert/daß alles zu seinem Besten fev/ was ihm begegnet/ und daher nimmt er es ohue Marren angi •) Dis ist ein unvergleichliches Capittel / darinn gelehret wirds wie man seine Gedancken/ Worte und Wercke einrichten foll. p) Duhastienes gesehen. Antoninus stellet sich alles un glück vor/ so ihm jemals zugestoffen/um/ aus dein Undencken des Vergangenen/eine Arteney ju bereiten/ wider das Künff. tige. Solches bereitet er sich gedultig zu empfangen/mit die.

beunruhige dich daben nicht; sondern sen schlecht und recht. Hat sich jemand wider dich versündiget? Er beleidiget sich dadurch selbst! Ist dir etwas wiederfahren? Wohl! war es dir von der allgemeinen Natur bestimmt! mit einem Worte: das Leben ist kurk. Man muß es nach den Res geln der Gerechtigkeit und der Vernunfft zubringen: doch fey måßig bey der Pflege deines Leibes, und bey aller Ers quickung des Gemüths!

XXIIX.

4) Es sen die Welt, Unordnung oder Ordnung, es ist doch die Welt. Aber wie kanst du dir einbilden, daß in dir selber eine gewiffe Ordnung und Zierde ser, und daß hingegen in der groffen Welt, davon du ein kleis nes Stück bist, nichts als Unordnung und Zerrüttung. gefunden werde? zumahlen, da in derselben auch die Dinge, so am meisten mit einander zu streiten scheinen, in der vollkommensten Harmonie und Verbindung stehen?

XXIX.

Böse Sitten! weibisch seyn; hartnäckigt seyn; vies hisch seyn; kindisch seyn; thöricht seyn; falsch seyn; läps pisch seyir; betrügerisch seyn; tyrannisch seyn!

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r) So der ein Freindling in der Welt zu nennen

ist,

fer Betrachtung: Es ist nichts Neues. Du hast jenes schon erfahren/ ertrage dieses auch! 9) Es sey die Welt. Antoninus widerleget hier den thdrich ten Bahn der Epicurer/ als ob die Welt durch GOTTES Vorsehung nicht regieret würde/ und beweiset aus der ordent. lichen und wunderwürdigen Beschaffenbeit des menschlichen Leibes / als der kleinen Welt / wie gewiß und ohnfehlbar die adttliche Provident die groffe Welt regiere.

r) Antoninus will in diesem Capittel lehten/wie thdricht es sey,

fich derjenigen Natur zu widerseßen / welche so lange Zeit her

ist, der nicht kennet was in der Welt ist, so ist derjenige auch ein Fremdling, welcher nicht weiß was in der Welt vorges het; der ist ein Flüchtling, welcher sich dem bürgerlichen Rechte entzeucht; der ist blind dem die Augen des Gemüths verschlossen sind; der ist arm, der eines andern bedürfftig ift; und der keinen Vorrath zu der Nothdurfft dieses Les bens bey sich hat. Der macht sich selbst zum Geschwür der Welt, welcher sich von der gemeinen Art der Natur abziehet, also daß er sich über dem, so ihm begegnet,beleidige finder. Dieselbe Natur fo dieses hervor bringt, hat dich auch gemacht. Der wird ein abgeriffenes Glied der Stadt, welcher seine Seele, von der Seele der übrigen Bürger abfondert, die doch gemeinschafftlich seyn solte; Ein solcher sage ich, wird in dieser groffen Stadt ein uns nüßes Glied, und löset das Band der menschlichen Gesell fchafft auf.

XXXI.

8) Dieser philofophiret ohne Rock; Jener philos fophiret ohne Bücher; dieser ist halb nackend, und spricht: ich habe kein Brodt, aber ich philosophire doch! Ein andes rer: Es fehlt mir an allem, aber ich höre dennoch nicht auf su philofophiren!

XXXII.

t) Bleib bey dem was du gelernet hast, und bes Fümmere dich um nichts anders; Sondern bringe dein Leben zu in guter Ruh; als einer, der alle seine Sachen D3

Des

die Welt regieret hat; das ist GOtt ; oder fich der allgemef> nen Pflicht zu entziehen: das ist die Liebe der Menschen. Dieses Capittel zeiget / wie natürlich dem Menschen die Liebe der Wissenschafften/ und der Wahrheit sey.

t) Bleib bey dem. Ist der Rath des Apostels : 1. Cor. VII. 24. Ein jeder bleibe in dem/worinnen er beruffen ist.

denen Händen GOTTES befohlen hat. u) Sen auch weder ein Sclave der Menschen, noch ihr Tyrann.

XXXIII.

Zum Exempel: Stelle dir die Zeiten Vespasianus vor; da wirst du eben dasselbe sehen was heut zu Tage geschicht. Menschen die sich verheyrathen; die Kinder zeugen, franck werden; sterben; kriegen; feyren; handeln, die ackern; schmeicheln; hochmüthig sind; argwohnen; die andern nachstellen; die des Nächsten Tod wünschen; die unzufrieden sind und murren; die lieben; Schäße fammlen; nach der Bürgermeister, oder nach der Königlichen Würde streben; u. f. w. wo find alle diese Leute geblieben? Sie sind nicht mehr vorhanden! Steige herunter auf die Zeiten des Trajanus, da wirst du abermahl dasselbige sehen. Die Menschen felbiger Zeit find auch gestorben; Durchlauffe die übris gen Zeiten, samt aller Völcker Weise, und siehe, wie viel Menschen, nachdem sie ihrem Verlangen hißig nachgejaget, plößlich gestorben, und in die Elementen, daraus fie gezogen waren, aufgelöset worden sind? Abs sonderlich must du deinem Gedächtnisse vorstellen diejes nigen, welche du selbst gekannt haft, und gesehen, wie sie denen Dingen, die doch eitel waren, nachgehänget; wie fre hingegen dasjenige, was ihnen anständig war, zu vollziehen versäumet haben, worauf sie sich doch vornemlich hårten befleißigen, und ihr einziges Vergnügen darinnen suchen sollen. Es ist auch werth zu bedencken, daß die Zeit und Mühe, so man auf ein Ding wendet, nach der Sachen Werth, muß abgemessen werden: Denn dars aus wird dieser Vortheil und Trost erwachsen, daß dich niemahl

u) Sey auch weder ein Sclave. Abermahl kommt folches überein mit der Erinnerung Pauli/1.Cor. VII.23. Ihr feyd theuer erkauffet; werdet nicht de:Jenschen Knechte:

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