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Heiland, Belebung erfleht, entziehst Du Dich nicht. D was giebst Du mir darin für ein Vorbild, auch die schwachen Glie der Deiner Gemeinde nicht zu verachten, sondern an dem Tage, ohne zu vergleichen und zu mäkeln, mich mit ihnen allen Eins zu wissen, die Deinen Tod öffentlich zu verkündigen begehren. Da steht neben einem in Deinen Kämpfen ergrauten Streiter ein an scheinendes Weltkind von dem wenigstens ich nichts anders weiß; neben dem vornehmen Jüngling ein altes armes Mütter lein, neben dem Gelehrten eine unwissende Dienstmagd, und zu jeder dieser Seelen kommst Du, ja, kommst Du so innig und wefentlich, daß Du Dich dem Munde ihrer Seele zu schmecken giebst. Durch diesen Gedanken ist mein fleischlicher Hochmuth und mein fleischliches Richten schon mehr als einmal tief gedemüthigt wor den; denn wie leicht erdreiste ich mich, den Seelen abzusprechen, daß sie eine Gemeinschaft mit Dir haben, und doch wird's offen bar, daß in so mancher Seele, wo man es nicht geahnet hat, noch ein geheimer Zug zu Dir hingeht und unerschütterlich fest steht es, was Du gesprochen hast: «Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.»

wie

Und wen Du nicht hinausstößt, Du, der Herr dürfte ich, der sündige Mitknecht, den hinauszustoßen mich unterfangen! An dem Tage will ich alle Schwächen meiner Brüder und zumal derer, die Du mir zunächst gestellt hast, übersehen ler nen und ihre Fehler vergeben. Das Wort Gottes sagt es mir, daß Dir kein Opfer gefällt, so lange das Herz, das bei Dir um Ver. gebung fleht, noch nicht vergeben gelernt hat). Mit einem neuen Herzen will ich ihnen allen entgegengehn, wenn ich, ge labt von Deiner Liebe, von Deinem Altar komme. Es sind nicht bloß meine Brüder, es sind auch Deine Brüder, Herr. O wenn ich sie um keines andern Grundes willen lieben und ehren könnte, laß sie mich lieben und ehren darum, daß sie von Deis nem Leib und Blute gespeist und erquicket worden sind, daß Du sie nicht hinausgestoßen hast, als sie zu Dir kamen.

Gieb mir Gnade, mein Gott, daß ich einen neuen Bund mit Dir aufrichte, und ob ich auch auf's Neue wieder strauchele, meine Füße werden doch allmählig festere Tritte thun lernen. Im Innersten fühle ich es ja, wie vor allem dies, daß Du so

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Herablassungsvoll gegen mich bist troh meiner Befleckungen, mein Herz weich und fähig macht, Dich aufzunehmen. Ich gehe darum auch mit Zuversicht zu Deinem Altar, mit der Zuversicht, daß es ein Manna für mein Herz seyn wird, mit der Zuversicht, daß Du mich gern kommen siehst und willkommen heißest und daß darum auch meine Hoffnung nicht zu Schanden werden wird. Dazu hilf mir, lieber Gott, um Deines grundlosen Erbarmens willen. Amen.

Wen hast Du Dir geladen,
Mein Heiland mild und gut,
Zu Deinem Tisch der Gnaden?
Nicht die voll Kraft und Muth,
Die Reichen nicht und Satten
Dir dran willkommen sind,
Die Kranken und die Matten
Man ba beisammen find't.

Wohlan, so darf ich's wagen
Und tret' auch mit heran,
Müßt' billig wohl verzagen,
Ging's nur die Starken an;
Doch wo die Blind' und Lahmen
Willkommne Gåste sind,

Da komm' in Gottes Namen
Ich mit herzu geschwind.

Wer kann es denn auch sehen,

Daß Kranke nur allhier,

Voll Wunden und voll Wehen,
Voll Beulen und Geschwür,

Da über alle Glieder

und jede Mißgestalt
Bis zu der Erde nieder
Dein Gnadenmantel wallt.

Wohlan, in dem Gewande
Wag ich's und komme auch,
Bei Dir geht's nicht nach Stande
Und nicht nach Menschenbrauch.
Wen Andrer Thür abweiset,

Läßt Du zu Deiner ein,
Und wer der Lehte heißet,
Läßst Du den Ersten seyn!

85.

Beim Austritt in's Leben.

So läuft das Schifflein aus
Auf weite, offne See,

Schon schwind't das Vatcrhaus,

Jezt auch die lehte Höh'.

Hinweg von euch, ihr friedlichen Gelände,
Den bangen Blick ich in die Ferne sende.

Doch Seele, schau nur, schau!

Was hebt sich dort am Rand
Empor aus fernem Grau

Für neues Wunderland?

Dhaft nur glücklich du die Fluth durchmessen,
Wie bald ist Abschied, Meer und Sturm vergessen!

Pf. 119, 9. Wie wird ein Jüngling seinen
Weg unsträflich gehn? Wenn er sich hält nach Deinen
Worten.

Müßte ich mir sagen,
Meinigen mich in den

So soll also das Schifflein die stille Bucht verlassen,
darin es sicher lag, und soll seinen Weg durch die weiten Wasser
fahren. wer wird mir helfen, daß es alle Klippen vermeis
det, daß es die Stürme besteht, daß es sicher einläuft in den
Hafen, dahin es zu steuern hat! Ich fühle, wie es vor allen
Dingen nothwendig ist, daß man auch bei seinem weltlichen
Beruf wisse, man sei auf Gottes Wegen.
daß meine eigene Eitelkeit oder die der
Weg hineingeführt hat, den ich mun einschlage, so wäre es
gleich beim Beginn der Laufbahn mit der Zuversicht aus. Ich
gehe aber auf den Wegen, die mir Gott der Herr vorgezeichnet
hat und darum gehe ich an seiner Hand. Es soll des Tages
Werk mir ein Gottesdienst werden und meine Werkstätte mein
Tempel. Befestige, mein Gott, mein flatterhaftes Herz, daß
ich alles Schielen zur Rechten und zur Linken ablege, alle Buh-
lerei mit dem Genuß der Welt wie mit ihrem Lobe, und daß ich
in allem Werk, auch in dem des täglichen Berufes, Dich allein
in's Auge fasse. Ein Schüße, wenn er scharf zielet, drückt das
39

Tholud, Stunden der Andacht. 2te Aufl.

eine Auge zu, damit die ganze Kraft in dem andern bleibe; mach mein Auge einfältig, daß ich in aller Arbeit nur Dein Wohlgefallen im Auge behalte. Dein Lob kann allein mich groß machen, durch Menschenlob wird man, wie durch seinen Schatten, weder größer noch kleiner. Das Zeugniß eines guten Gewissens vor Gott sei an jedem Abend mein Lohn für den Schweiß des Tages. Meine Arbeit soll den Segen aus der Erde graben, aber mein Gebet soll ihn vom Himmel herabholen.

laß mich den zarten, unsichtbaren Faden niemals aus den Augen verlieren, der von allem Werk der Menschen nach dem :: Himmel geht und womit es an Deine Hand gebunden ist, damit es niemals aus meinem Sinne komme, daß mehr als an meinem -Fleiß und an meiner Geschicklichkeit, mehr als an dem Lob und dem Beistande der Menschen, an Deinem Segen gelegen ist.

Ich trete nun hinaus in einen wilden, wüsten Haufen, unter dem aber auch Deine Engel verkleidet herumwandeln. Laß mich ihrer Etliche finden. O Herr, das ist mein inniges Gebet: Laß mich nicht alleine gehen! Hältst Du es indeß dennoch in Deiner Weisheit für besser, daß ich keinen Freund auf Erden habe und allein stehen soll, nun, so thue mir die unsichtbaren Schähe Deiner Freundschaft desto freier und reichlicher auf, und lehre mich, durch Deinen geheimen Umgang gestärkt, vor den Kindern der Welt zu Deiner Ehre wandeln. «Böje‹ Gesellschaft verdirbt gute Sitten», hat schon die Weisheit der Heiden gesagt1). Laß mich die Gefahr nie aus den Augen verlieren; wer in der Welt wandelt, der wandelt auf Eis und zwischen Dornen hindurch. Gieb mir einen prüfenden Geist, damit ich erkenne, welches Geistes Kinder die sind, mit denen ich zu thun haben werde. Man kann ja nicht durch die Welt kommen, wenn man nicht mit der Taubeneinfalt auch etwas von der Schlangenklugheit befißt. Du verlangst ja ausdrücklich, daß die Kinder des Lichts nicht bloß weise, sondern auch klug seien, wie die Kinder dieser Welt 2). Wir sollen vorsichtiglich wandeln. 3).

Siche vor und hinter dich,
Menschen sind gar wunderlich,
Disteln stechen, Nesseln brennen,
Wer kann alle Herzen kennen?

1) 1. Kor. 15, 33.

2) Lut. 16, 8.

3) Eph. 5, 15.

- Das habe ich auch mir zu sagen. Ich vertraue zu leicht. Man : schlägt die Hand wohl schnell ein, aber man zieht sie nicht schnell wieder heraus. Indeß der Feinde schlimmsten trägt man doch - gewiß immer im eigenen Herzen. Adam fiel im Paradiese, Lucifer im Himmel und Lot blieb fromm unter den Sodomitern. Die Gleichgültigkeit gegen die kleinen Sünden und Versehen, die Schmeichelstimme des eigenen Herzens, die sogleich ihr Wies genlied anstimmt, wenn das Gewissen aus dem Schlaf auffährt, : der listige Schlangenspruch mit seinem: Sollte wohl Gott ge= = sagt haben? das sind gewiß die gefährlichsten Feinde des Mens Eschen. Mit Rauch fängt das Feuer an. Ogieb mir, lieber Herr, ein scharfes Gewissen, damit ich auch schon vor den kleinen Sünden erschrecke. O es sind ja nicht bloß die groben Sünden, die einen Menschen zu Schanden machen können, sondern viel leicht noch vielmehr die feinen und die kleinen, wie Taulerus so cschön schreibt, daß der Hirsch die groben Jagdhunde, wenn sie - ihn fassen wollen, von sich schleudert und am Baume zerschmetz tert, aber die kleinen, die hängen sich unten an ihn und reißen die Eingeweide aus seinem Leibe. Laß es mich nicht vergessen, daß vor allem andern Gewerbe Du mir das zuertheilt hast, daß ich Dein Kriegsmann und Dein Streiter sei. Das muß ich ime mer voranstellen, und « kein Kriegsmann» sagt Dein Apostel <flicht sich in Händel der Nahrung, auf daß er gefalle dem, 5 der ihn angenommen hat» 1). Meine Hände und Füße sollen wohl das Tagewerk thun, aber mein Herz soll darüber schweben. Die Dornen, welche den Waizen erstickten, der schnell aufging, das sind die Sorgen dieser Welt gewesen 2). O ja, die können einen wohl so in sich verwickeln, daß man nicht wieder los kann und wenn die üppig zu wuchern anfangen, dann -ist's um Kraft und Wachsthum des Waizens geschehen, da bleibt der Halm stehen mit der Aehre, aber die Körner, die sucht man vergebens! Mit der Zerstreuung fängt man an, mit der Zerstörung endet man.

1

Hat die tägliche Zerstreuung

Glücklich erst das Band vernicht't,
Das der Geist mit stiller Weihung
Um das Heer der Kräfte flicht,

1) 2. Kim. 2, 4.

2) Matth. 13, 22,

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