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sonst als der schärfste Zug im chinesischen Volkscharakter hervortrat, wird sich auf die Dauer angesichts der unzweifelhaften Ueberlegenheit der åbendländischen Cultur nicht mehr so rein erhalten können wie bisher.1) Es ist zu fürchten, daß wenn heute selbst ein neuer Hongwu erstünde, er China nicht vor dem zerseßenden Einflnß der abendländischen Cultur hüten könnte, welche auf tausend Wegen Eingang sucht. Ja ein starker, energischer Herrscher würde dem Lande wahrscheinlich mehr schaden, als nüßen, denn er würde es für seine kaiserliche Pflicht halten, den Anmaßungen der europä ischen Barbaren endlich eine Schranke zu setzen und der Stoß, der dadurch unvermeidlich kommen würde, könnte den alten Bau in einem einzigen Augenblick stürzen machen, während das jezige System der Umwege und Ausflüsse ihn wenigstens noch für einige Zeit aufrecht erhalten kann. Ob andrerseits unter den gegenwärtigen Verhältnissen ein fremdenfreundlicher Kaiser möglich wäre, ist eine Frage, die man fast mit Bestimmtheit verneinen kann. Das Beispiel Japans beweist hier nichts, denn Japan ist gerade in seinen Beziehungen zum Auslande von jeher der Gegensatz zu China gewesen Es ist am wahrscheinlichsten, daß China noch längere Zeit so wie bisher laviren wird, daß aber ein Zusammenstoß mit den fremden Mächten heftiger als alle vorhergehenden auf die Dauer nicht zu vermeiden ist." (S. 53 f.)

Wir haben diesen Auslaffungen einen breiteren Raum gegeben, weil sie auch für die Beurtheilung des Verhaltens Chinas gegen das Evangelium und für die Zukunft der dortigen Mission wichtige Fingerzeige geben.

Die Auswanderung ist in China nichts Neues.,,Sie ist im Gegentheil so alt wie die chinesische Geschichte selber und hat in dieser Geschichte seit mindestens 2000 Jahren eine sehr hervorragende Rolle gespielt." (Ausland S. 801.) China hat durch seine Colonisation einen Culturkampf geführt, durch welchen es seine Nachbarn sich unterworfen hat.

1) Consul Medhurst, wahrscheinlich der Sohn des bekannten Missionars, ein durch seinen langen Aufenthalt in Schanghai mit den chinesischen Verhältnissen durchaus vertrauter Mann, sagt in seinem sehr instructiven, viele Vorurtheile gegen China beseitigenden Buche: The Foreigner in Far Cathay (London 1872), auf das wir seiner Zeit zurückkommen werden: And here it may be remarked parenthetically that the succession of collisions with Western powers, which has marked the history of China during the past thirty years, has done her grievous harm. They have gradually but effectually undermined the prestige of the rulling powers and so have led directly to the series of devastating rebhellions, which have revaged the country of late years, sappet its resources and brought the governement to the helpless condition, in which it now practically lies."

Nicht auf den kriegerischen Eigenschaften seiner Bewohner, sondern auf seiner Culturmacht und seiner Colonisationspolitik beruhten zum größten Theil die asiatischen Eroberungen Chinas. „Man kann nachweisen, daß die Chinesen den größten Theil des heutigen China, ein Land von 70,000

Meilen, durch Colonien gewonnen haben, welche sie aus ihren ursprünglichen Siten im Nordwesten des Landes aussandten und die sie vorwie gend in friedlicher Culturarbeit den rohen Urbewohnern des Landes abgewannen, um sie mit der Zeit sich ganz zu eigen zu machen.“ (Ausland S. 801.) Von der Mandschurei bis nach Tongking hinab hat China durch seine colonisirende Auswanderung in politischer wie geistiger Beziehung Eroberungen gemacht.

Von dieser älteren Auswanderung in der erobernden und colonisirenden Form, die von der Regierung selbst auf alle Weise begünstigt wurde, unterscheidet sich nun aber die moderne freiwillige überseeische Emigration, ohne Antrieb und Förderung seitens der Regierung, die erst seit c. 15 Jahren formell erlaubt ist. Da die letztere für uns von weit höherem Interesse ist, so übergehen wir dieses Orts die ersten Capitel des zweiten Abschnitts des vorliegenden Werkes, in welchen der Verfasser „die Besiedelung der Mandschurei“ (S. 75 ff.),,die Besiedelung der Mongolei“ (S. 84 ff.) ,,die Chinesen und die Bergvölker des Westens und Südens“ (S. 102 ff.) ,,die Chinesen im Amurland und auf Sachalin“ (S. 108 ff.), in,,Korea, Japan und den Liukiu-Inseln“ (S. 112 ff.),,,die Besiedelung von Formosa“ (S. 120 ff.), „die Chinesen auf den Philippinen“ (S. 129 ff.),,,in Hinterindien“ (S. 136 ff.) und der „malaiischen Halbinsel" (S. 198 ff.) behandelt und begnügen uns bezüglich dieser Gebiete nur mit wenigen Notizen. Abgesehen von der Mandschurei und Mongolei, die als ziemlich chinesisirt zu betrachten sind, giebt es nach den Berechnungen Dr. Razel's im Amurland 20,000, auf Formosa 3,000,000, auf den Philippinen 18,000, in Hinterindien 1,600,000, auf der malayischen Halbinsel 150,000 Chinesen (S. 257).1) Auf den meisten der gannnten Colonisationsgebiete geht der

1) „In (allen) diesen Grenzländern, welche rings um China herum als mehr oder weniger ausgeprägte chinesische Colonien sich ausbreiten, gewissermaßen vorgeschobene Posten des Chinesenthums geworden sind, leben mindestens 25 Millionen Chinesen und die Mehrzahl dieser Bevölkerungen ist auf Einwanderungen zurückzuführen, die innerhalb der letzten 200 Jahre stattgefunden haben. Große Theile der Mandschurei, die Mongolei, Formosa's sind auf diese Weise so vollständig chinesisch geworden, daß man fie jetzt bereits zum eigentlichen Chiua, zum Kern des chinesischen Reiches zählt.“ (Ausland. 802).

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chinesische Einfluß aber weit über diese Zahlen hinaus, da nicht nur der Handel und mit diesem der Reichthum vorwiegend in den Händen der Chinesen sich befindet, sondern selbst die chinesisch: Sprache verbreitet ist und chinesische Sitte und Cultur Eingang gefunden hat.

Schon im 17. Jahrhundert begann auch eine Auswanderung nach dem indischen Archipel (S. 221 ff.), die eine Zeit lang so mächtig an schwoll, daß ihr theils von den eingebornen Fürsten, theils von der Colonialregierung durch Verbote entgegengearbeitet werden mußte, wenn große Theile der indischen Inseln nicht ebenso chinesisirt werden sollten wie Formosa. Heut rechnet man c. 10,000, die jährlich nach dem Archipel gehen und in Summa 310,000, die besonders auf den Inseln der Osthälfte desselben sich aufhalten und theils colonisirend thätig sind, überall aber eine nicht unbedeutende Macht darstellen.') Fava, ist das chinesen= reichste Gebiet, darnach sind sie besonders stark auf Borneo's West- und Nordküste vertreten. In Sumatra sind sie weniger zahlreich, hingegen auf Banka, Biliton, Rio, Bali leben sie in Menge.

Auch Australien hat seine Chinesencolonien (S. 248 ff.). Allein in der Colonie Viktoria zählte man 1871 17,935 Chinesen. In Polynesien sind die Sandwich-Inseln und Tahiti von Chinesen aufgesucht; auf den ersteren gibt es ihrer zwischen 2 und 3000, die sich meist aller Privilegien freier Bürger und eines gewissen Wohlstandes erfreuen, während in Tahiti nur c. 600 Kulis eingeführt worden sind.

Von besonderer Wichtigkeit ist endlich die Auswanderung nach dem Westen von Nordamerika, speciell nach Californien (S. 229 ff.), die erst innerhalb der letzten Jahrzehnte stattgefunden und jährlich etwa 8000 in San Francisco gelandet hat. Hier sind die Chinesen durch ihren Fleiß, ihre Genügsamkeit, Geschicklichkeit und Billigkeit) der dortigen Handwerkerund Arbeiterbevölkerung so gefährliche Coucurrenten, daß man allerlei Mittel

1) „Man muß bedenken, daß diese 2 Millionen (die zusammen im Archipel, der malaiischen Halbinsel und Hinterindien leben) vorwiegend im kräftigsten, arbeitsfähigsten Alter stehen und daß sie alle von dem Triebe beseelt sind, so rasch wie möglich zu Vermögen zu gelangen. Ihre wirthschaftliche Bedeutung ist daher keineswegs nach dieser Zahl zu messen, sondern sie wiegen ihren Leistungen nach eine viel größere Zahl von Eingebornen auf. Dieser Bruchtheil Chinesen arbeitet sicherlich mehr als alle Eingebornen Hinterindiens und des Archipels zusammen“ (Ausland S. 805.).

2) Der durchschnittl. Tagelohn eines Chinesen beträgt in Californien 3⁄4-11⁄2 Dollar, je nach der Arbeit, die er leistet — ein drittel des Lohnes, den der amerikanische Arbeiter beansprucht! Fast in demselben Verhältniß stehen die Preise der von chinesischen Handwerkern gelieferten Waaren zu den von den Amerikanern producirten.

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in Bewegung gesezt hat, die fremden Zuzügler abzuwehren. „Es find gerade die Funktionen, für welche sich in einem so dünnbevölkerten, weiten und reichen Lande und in einer so jungen Gesellschaft die geringste Neigung zu zeigen pflegt," welche die Chinesen übernehmen. Opposition des weißen Pöbels gegen die gelbe Einwanderung ist einstweilen nichts als Arbeitsneid.“ Damit stimmt vollkommen Rohlfs (Ausland N. 38) überein, der sich aufs entschiedenste gegen das Geschrei erklärt:,,die Völkerwanderung (?) neuer asiatischer Horden nach Califor nien soll und muß aufhören; gefeßlich wenn irgend möglich, sonst mit Gewalt.“ „Neuerdings haben bei der Nachricht, daß wieder für Tausende von Chinesen bereits Pläge auf den Dampfern Hongkong-San Francisco belegt seien, die californischen Blätter ein wahrhaft fanatisches Geschrei angestimmt, als ob der Racenkampf vor der Thür stehe und die Einwan derungs-Gesellschaften haben sich sogar genöthigt gesehen, ihren Freunden in Hongkong zu empfehlen, für einige Zeit mit der Herübersendung von Auswanderern inne zu halten."

Von einem,,Sklavenhandel“ kann bei dieser Einfuhr nicht geredet werden 1), während die Ueberführung chinesischer Kulis in die spanisch - amerikanischen Länder (S. 238 ff.), wesentlich diesen Charakter getragen hat und zum Theil noch trägt. In Cuba gibt es 34,828,,Asiaten" (unter ihnen 57 Weiber!), die mit wenig Ausnahmen nicht anders denn als Sklaven behandelt werden. - Im übrigen Westindien sowie in Guiana besteht die Mehrzahl der Kulis nicht aus Chinesen, sondern aus Indiern. — Nächst Californien und Cuba ist endlich Peru ein hervorragendes Ziel der chinesischen Kuliausfuhr (S. 245 f.); auch hier war das Loos der chine sischen Arbeiter bisher ein trauriges; dennoch beläuft sich ihre Zahl auf wenigstens 50,000.

Bezüglich Afrikas erwähnt Dr. Razel nur, daß,,ein Agent der Kap Colonie sich auf der Reise nach China befinde, um mit Unterstützung der Regierung chinesische Arbeiter anzuwerben, welche dem Mangel an Arbeitskräften in der Colonie abhelfen sollen“ (S. VIII). Unsers Wissens giebt es dort bereits und nicht mehr ganz vereinzelt Chinesen. Was die Znkunft betrifft, so ist die Idee einer Besiedelung Afrikas durch Chinesen (Galton in einem Briefe an Sir Bartle Frere, Times vom 6. Juni 73) gewiß nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Nächst den Euro

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1) Oft schließen die Auswanderer einen Vertrag, nach welchem sie sich verpflichten, die Kosten der Ueberfahrt von dem Lohne, den sie am Orte ihrer Bestimmung verdienen, in einer bestimmten Zeit zurückzuzahlen.

päern und Nordamerikanern hat sicherlich kein Volk der Erde so viel Beruf, den Naturvölkern die fruchtbaren Länder abzugewinnen, die sie sich nicht zu verdienen wissen und sie der Cultur zuzuführen, als der Chinese" (S. 266).

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Soviel über den Umfang der chinesischen Auswanderung. Was den Charakter der Auswanderer betrifft, so werden ihre wirthschaftlichen Tugenden allerseits sehr herausgestrichen. Der Chinese auch in der Fremde ist fleißig, sparsam, nüchtern, genügsam, geschickt, ausdauernd, anpassungsfähig1) (S. 205. 220. 239. 157. 186. 177); freilich auch servil (177), wenigstens wo er in der Minorität ist, und aussaugerisch. Sie finden alles heraus, was einen Gewinn in ihren Händen lassen könnte, sie sind Meister in der Kunst des Forderns und Ausbeutens, um nicht zu sagen des Aussaugens." (Urtheil Bowrings S. 167). Ihr Hauptlaster ist die Spielwuth. Was die Chinesen auch in der Fremde zu einer colonisatorischen Macht erhebt, das ist, daß sie ein arbeitendes Volk sind. ,,Sie sind das härtest und ausdauernst arbeitende, ja man fann sagen, sie sind das arbeitende Volk in Ost- und Südasien."),,Die Arbeit in Verbindung mit Sparsamkeit und praktischem Verstand hat aus den Chinesen das reichste Volk Asiens gemacht.“ „Daß der Malaie an Muth und Ehrgefühl, der Mandschur; Mongole oder Tunguse an biederem Sinn, der Hindu und Birmane an feinem Kunstgefühl voransteht, würde für die Culturentwicklung nur auf ihrer höchsten Spiße eine Bedeutung erlangen. Da aber diesen Völkern die Grundlage wahrer Cultur, die Schäzung der Arbeit, abgeht, so bleiben ihre verschiedenen Vorzüge unwirksam, die chinesische Cultur ragt vielleicht nur sehr flach und stumpf empor, aber es liegt ihr ein Fundament der Dauerhaftigkeit zu Grunde“ (S. 161 f.). Man kann sagen, daß das Urtheil der Europäer über die Chinesen sich nm so besser gestaltet hat, je inniger der Verkehr zwischen beiden wurde.. Sie stimmen in der Hochschäßung des Fleißes, der Anstellig

1) 3. B. Ueber die Chinesen in Singapore heißt es in der „Preuß. Expedition nach Ostasien" I. 198: „die europ. Kaufleute, welche die Chinesen als Kassirer, Compradors, Buchhalter, Waarenaussucher und Aufseher gebrauchen, wissen ihren Fleiß, ihre Ehrlichkeit, Treue, Stätigkeit und Intelligenz nicht genug zu rühmen. Der europ. Handel läßt sich in diesen Gegenden ohne Chinesen kaum denken. . Die wichtigsten Geschäfte wie Buchführung und Kassenverwaltung werden ihnen anvertraut.“

2) Unser Verfaffer erklärt hieraus nicht blos „die allmähliche Aufsaugung aller Völker, mit denen sie in dauernde Berührung kamen,“ sondern auch „die wunderbare Dauer, ihres Reichs“ und „die nicht weniger erstaunliche Erhaltung und Ausbreitung ihrer nationalen Eigenart“ (S. 261).

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