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Das Recht der Uebersetzung vorbehalten.

HABEN WIR

DEN ÄCHTEN SCHRIFTTEXT

DER

EVANGELISTEN UND APOSTEL?

VON

CONSTANTIN VON TISCHENDORF,

DER THEOL., DER PHILOS. UND DER RECHTE D.

MIT EINER LITHOGRAPHIRTEN TAFEL

LEIPZIG,

GIESECKE & DEVRIENT.

1873.

Zu den herrlichsten Besitzthümern der gebildeten Welt gehört die Literatur des Alterthums. Was die bevorzugten Geister des menschlichen Geschlechts im hohen Alterthume geschaffen, die Weisheit Platos, der Scharfsinn des Aristoteles, die Forschungen Herodots, des Vaters der Geschichte, die erhabene Begeisterung Pindars, das ist nicht vergangen und vergessen, nein, wir besitzen's noch heute. Die grössten und mächtigsten Staaten sind untergegangen, die bedeutendsten Bauwerke und die gefeiertsten Kunstschöpfungen der alten Meister sind bis auf Ausnahmen, bis auf Ruinen feindlichen Mächten verfallen: aber was die weisesten und gelehrtesten Männer vor Jahrtausenden gedacht und geforscht und ergründet, was Homer und der König David, was viele heilige Sänger längst vor des Heilands Geburt gesungen, das halten wir noch heute in unseren Händen, das belehrt, erbaut, entzückt uns heute noch.

Das ist ohne Zweifel ein beneidenswerther Vorzug. Wem ist er zu verdanken? Dem Papier und dem Schreibrohr. Fragen wir nach denen, welche diese bescheidenen Werkzeuge der Unsterblichkeit grosser Autoren gehandhabt, so haben wir vorzugsweise, wenigstens für den entscheidenden Zeitraum des ganzen Jahrtausends vor der Erfindung der

Buchdruckerkunst, die Mönche des Mittelalters zu nennen. Das war wahrhaftig kein geringes, ja es war vielleicht ihr grösstes Verdienst, dass sie, jene stillen Bewohner der mittelalterlichen Klosterzellen, ihren besonderen Fleiss darauf verwendeten, alte Handschriften abzuschreiben; sie bewahrten, sie retteten dadurch so viele Geistesprodukte längst vergangener Zeiten für die kommenden Geschlechter.

Die Autoren selbst diktirten oder, was wol am häufigsten geschah, schrieben eigenhändig ihre Werke auf den Schreibstoff ihrer Zeit nieder. Dieser Schreibstoff war in den Jahrhunderten vor Christus und auch in den ersten drei Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung am gewöhnlichsten Papyrus, weit seltener in so früher Zeit Leder und Pergament. Das Pergament namentlich, fast ein ganzes Jahrtausend hindurch das wichtigste Schreibmaterial, kam erst seit dem vierten christlichen Jahrhundert vorherrschend in Gebrauch. Wäre die Wissenschaft auf die ersten, die Originalhandschriften, wenn auch nur auf längere Zeit hinaus beschränkt geblieben, so hätte sie daran, an den Werken die sie enthielten, einen sehr unsicheren Besitz gehabt es waren nichts weniger als Monumente von Stein und Erz. Denn das der Papyrusstaude, einem vorzugsweise ägyptischen Produkte, abgewonnene Schreibmaterial war von keiner absonderlichen Dauerhaftigkeit, es war vielmehr leicht genug zerstörbar. Allein die Originalhandschriften wurden bald nach ihrer Niederschrift mittelst Abschrift vervielfältigt, durch kundige Freunde der Wissenschaft sowol als durch Kalligraphen, die von ihrer Kunst ein förmliches Gewerbe machten und auch zu Schreiberschulen zusammentraten. Indem Abschrift von Abschrift genommen wurde, wuchs die Zahl der Exemplare; je interessanter ein Werk war, desto eifriger wurde es abgeschrieben, und so leisteten die alten Abschreiber der Welt einen ausserordentlichen Dienst: es ging durch ihre Hand die gesammte

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