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Nicht die Dinge verwirren die Menschen,

sondern die Dogmen.

Epiktet: Encheiridion, 5. Kap.

DER DREIEINIGE GOTT

IN RELIGIONSHISTORISCHER

BELEUCHTUNG

VON

DR. DITLEF NIELSEN
UNTERBIBLIOTHEKAR AN DER UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK
ZU KOPENHAGEN

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Herausgegeben mit Unterstützung vom
dänischen Unterrichtsministerium und Carlsbergfond.

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten.

Copyright 1922 by Gyldendalske Boghandel,

København.

Nielsen & Lydiche (Axel Simmelkiær), Kopenhagen.

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Ls ich vor 20 Jahren im Auslande die Untersuchungen an

Asgefangen hatte, die in der vorliegenden Arbeit einen var

läufigen Abschluss bekommen haben, fragte mich ein bayrischer Student, was ich denn eigentlich studierte. Ich untersuche, wie alt die Dreifaltigkeit ist. O, entgegnete er, die ist gerade so alt wie die Einfältigkeit. Diese Antwort ist typisch für weite Kreise der modernen gebildeten Welt, denen die christliche Religion in ihrer überlieferten kirchlichen Gestalt fremd geworden ist. Sie sehen in der christlichen Glaubenslehre nur unnütze Priesterspekulationen, die der gesunden Vernunft widersprechen. Andererseits ist das Dogma von der Dreieinigkeit für viele Menschen mit dem heiligsten religiösen Gefühl verbunden, es ist die Hauptlehre der christlichen Religion, das Panier Judentum und dem Islam gegenüber, und hat noch heute eine ungeheure Macht über die Geister.

Nun muss dieses Dogma wohl einmal einen Sinn gehabt haben, aber wenn man seinem Ursprung historisch nachgeht, macht man gewöhnlich bei dem Neuen Testament oder dem neutestamentlichen Zeitalter Halt. Man weiss, dass die Lehre von der Einheit der drei göttlichen Personen eine künstliche theologische Spekulation aus dem 4. nachchristlichen Jahrhundert ist, die weder im Neuen Testament noch in der neutestamentlichen Zeit belegt ist, aber woher kommen die drei göttlichen Personen, Vater, Sohn und heiliger Geist?

Wie ist eine Gestalt wie der heilige Geist zu erklären, der neben dem Vater und dem Sohne sich so wunderlich ausnimmt?

Der Sohn hat ja nach der christlichen Glaubenslehre von der Urzeit ab neben dem Vater im Himmel existiert und muss also nicht allein einen himmlischen Vater, sondern auch eine himmlische Mutter gehabt haben. Warum erscheint aber in der zu erwartenden göttlichen Dreiheit Vater-Sohn- Mutter der heilige Geist an Stelle der Muttergöttin? Woher stammt die merkwürdige Lehre von der Inkarnation oder Fleisch werdung des Gottessohnes? Woher die Jungfraugeburt, der Opfertod als Sühne für die Schuld der Menschen und die leibliche Auferstehung? Woher kommt die mysteriöse Sakramentslehre des Christentums, das Essen und Trinken des Leibes und des Blutes des göttlichen Sohnes im heiligen Abendmahl, die Wiedergeburt in der Taufe, wie überhaupt die eigentümliche Auffassung vom Mensch als Kind Gottes, die für das Christentum im Gegensatz zum Judentum und dem Islam so charakteristisch ist u. s. w.? Auf alle diese Fragen geben uns die alt- und neutestamentliche Wissenschaft oder die Dogmengeschichte keine befriedigende Antwort.

Die traditionelle kirchliche Auffassung von der geschichtlichen Vorbereitung der christlichen Dogmen im Alten Testament hat die moderne Wissenschaft längst aufgegeben. Das Judentum zu Christi Zeit verehrte nicht drei göttliche Personen, sondern nur Einen Gott und hatte keine Sakramentslehre. Dagegen hat die neutestamentliche Wissenschaft verschiedene Stadien in der Entwicklungsgeschichte des jungen Christentums schon im ersten nachchr. Jahrhundert erwiesen.

Die literarische Kritik hat die Einheit des Neuen Testaments aufgelöst. Das Neue Testament ist nicht mehr ein einheitliches Offenbarungsdokument, kein vom Himmel gefallenes Buch, sondern ein Ausschnitt der altchristlichen Literatur, eine Sammlung von Schriften, in verschiedenen Zeiten und Orten unter den gewöhnlichen historischen Bedingungen solcher Literatur entstanden, worin verschiedene Auffassungen vom Christentum und von Jesu Person zum Vorschein kommen. Innerhalb der Evangelien-Literatur stellt z. B. die alteste Schrift, die dem Markusevangelium zugrunde liegt, eine menschliche Jesus-Gestalt dar, diese Gestalt wird in den späteren Matthäus- und Lukasevangelien durch wunderbare Geburt und andere Legenden zu einer Art Halbgott verwandelt, bis sie schliesslich im noch späteren Johannesevangelium völlig als Gott, als ein von der Urzeit neben dem Vater im Himmel existierender göttlicher Sohn erscheint.

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