Die vorliegende Studie ist aus einem im Bildungsverein Tüsseldorf“ gehaltenen Vortrage über „das biblische Paradies“ erwachsen. Damit ist schon der Zweck dieser Schrift gekennzeichnet: Gebildete Laienkreise über eine Frage zu orientiren, die vom religiösen wie wissenschaftlichen Standpunkte aus gleich großes Interesse beansprucht. Fachmänner finden hier und da neue Auffassungen, insbesondere in Begründung des Schlußresultates, aber auch, wie dies bei einer schon vielfach bearbeiteten Frage nicht anders möglich ist, längst bekannte Thatsachen und Mittheilungen, deren ich indessen zur Ausführung meines Themas bedurfte. Da ich lediglich der Frage nahe trete, wo dachte sich der Verfasser von Genesis II, 8-15 die Lage des hier geschilderten Paradieses, so find alle von der vergleichenden Philologie und der Ethnographie behandelten Fragen nach der Urheimath des Menschengeschlechtes hier nicht in Betracht zu ziehen. Erst wenn bezüglich dieser Fragen einmal sichere, feststehende Resultate vorliegen werden, dürfte es angebracht erscheinen, den biblischen Bericht mit diesen Resultaten in Vergleich zu stellen.
Einleitung: Nothwendige Voraussetzungen für unsere Frage.
Die Frage nach Lage und Beschaffenheit des Genesis II, 8—15 geschilderten Paradieses hat, nach der Fülle der darüber bestehenden Literatur zu urtheilen, zu allen Zeiten das gleiche, tiefgehende Interesse der nach ihrer Urgeschichte forschenden Menschheit erregt. Sichere Anhaltspunkte zur geographischen Bestimmung des „Gan
Ratholit. 1901. I. 1. Heft.