Einzeldarstellungen aus allen Gebieten des Wissens 15 Die babylonische Geisteskultur ☐☐ in ihren Beziehungen zur ¤ ¤ Don Dr. Hugo Winckler Prof. a. d. Universität Berlin 1907 Verlag von Quelle & Meyer in Leipzig Der alte Orient und der Begriff der Weltgeschichte. Eine große Erweiterung unseres Wissensstoffes pflegt auch einen starken Einfluß auf die allgemeinen Grundsätze auszuüben, nach denen man die betreffenden Wissensgebiete beurteilt. Die Theorie, die festlegung der allgemein gültigen Gesetze der Entwickelung, wird aus den Tatsachen abgeleitet; deshalb muß sie folgerichtig ihre Grundlagen stets aufs neue prüfen, wenn völlig neue Tatsachen, solche, die man darum als „umwälzende" zu bezeichnen pflegt, bekannt werden. Das Wissen vom Menschen als einem geselligen Wesen hat im 19. Jahrhundert eine Bereicherung erfahren, welche eine gleiche Umwälzung mit sich brachte, wie sie Dampf, Eisentechnik und Elektrizität auf technischem Gebiete hervorgebracht haben. Nach zweierlei Richtung ist das der fall räumlich und zeitlich. Während man bis dahin sich darauf beschränkt hatte, als das Menschengeschlecht, soweit man es überhaupt einer Beurteilung seiner Entwickelung für würdig hielt, die klassischen und die an sie anschließenden westeuropäischen Völker anzusehen, hat erst das 19. Jahrhundert den ganzen Erdenrund als die Schaubühne zu würdigen begonnen, auf der die Entwickelung der Menschheit sich abspielt. Das ist geschehen durch die Erforschung aller Kulturen, der fortgeschrittenen wie der rückständigen, und durch das Eindringen in den Geist von Völkern, auf welche der Europäer bis dahin nur als minderwertig herabgesehen hatte. Es ist das Verdienst der jungen Wissenschaft der Ethnologie, gezeigt zu haben, daß die Würdigung einer Kultur oder einer bestimmten Kulturerscheinung nicht Windler, Babylonische Geisteskultur. |